Die Variante zum Neuenheimer Feld hatte aber den besten Kosten-Nutzen-Faktor. Kommt jetzt die Seilbahn?
Eine Straßenbahn-Variante zwischen Stadt und PHV ist vom Tisch
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Der Bau einer Brücke über den Neckar von Wieblingen ins Neuenheimer Feld hatte schon bei der Masterplan-Abstimmung keine Mehrheit gefunden. So überrascht es wenig, dass auch eine Straßenbahnbrücke an derselben Stelle im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität (AKUM) auf Widerstand stieß. Damit ist die aktuell aussichtsreichste Variante einer Straßenbahnverbindung zwischen Patrick-Henry-Village (PHV) und der Stadt vom Tisch.
Seit drei Jahren suchen Stadt und die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) nach einer geeigneten Straßenbahn-Streckenführung von PHV ins Zentrum. Dabei geht es nicht nur darum, die beste Strecke, sondern vor allem darum, die Strecke mit dem höchsten Kosten-Nutzen-Faktor zu finden, um eine Förderung vom Bund zu bekommen. Allein kann die Stadt das Projekt nicht stemmen. Von ursprünglich elf Varianten stehen inzwischen noch drei zur Diskussion. Rimbert Schürmann von der Firma „Planung – Transport – Verkehr“ (PTV) stellte alle drei Varianten im Ausschuss vor. Das Problem: Keine der Varianten ist bisher förderfähig. Das zweite Problem: Die Variante mit dem höchsten Kosten-Nutzen-Faktor führt von PHV in den Pfaffengrund zum S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen und von dort über eine Neckarbrücke, die noch zu bauen wäre, ins Neuenheimer Feld (wir berichteten).
Sören Michelsburg (SPD) zeigte sich irritiert darüber, dass diese Variante überhaupt in die Planung mit eingebracht wurde. „Der Gemeinderat hat das nicht beauftragt“. Er beantragte deshalb, diese Planung nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen solle die Fachfirma eine Seilbahnvariante prüfen, die vom Neuenheimer Feld über den S-Bahnhof Wieblingen und die Wildwerke ins PHV führt. Der Antrag wurde mit zehn Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen befürwortet.
Unterstützung für seinen Vorschlag bekam Michelsburg von den Grünen und von der Grün-Alternativen Liste (GAL). Christoph Rothfuß (Grüne) äußerte die Befürchtung, dass eine neue Straßenbahnbrücke über den Neckar zu Verzögerungen in der Umsetzung des bereits beschlossenen „kleinen Straßenbahnrings“ im Neuenheimer Feld führen könnte. Michael Pfeiffer (GAL) betonte, dass die Brücke zwar eine gute Variante sei, aber sich wohl kaum umsetzen lasse: „Wir hatten überall Bürgerentscheide, da bin ich Realist.“ Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, der die Sitzung leitete, zeigte Verständnis dafür „dass Leute, die noch nie eine Neckarquerung wollten, das jetzt auch nicht wollen. Aber die Strecke ist saugut, das Problem ist die Brücke“.
Fachmann Schürmann zeigte sich grundsätzlich offen für die Betrachtung der Seilbahnvariante. Er betonte aber, dass die Straßenbahn-Brückenvariante „aus volkswirtschaftlicher Sicht“ immer die Beste sein werde. Schürmann warnte auch, dass es problematisch werde, eine andere förderfähige Variante zu finden, wenn es keine neue standardisierte Bewertung gebe. Alexander Föhr (CDU) unterstellte der SPD einen „Seilbahn-Fetisch“ und meinte: „Die Parteien, die immer die Wichtigkeit des ÖPNV hervorheben, die läuten hier heute eventuell das Ende der Straßenbahn nach PHV ein.“ Er sagte auch: „Wir haben drei Varianten, wenn wir überhaupt Erfolg haben wollen, dann sollten wir der Planung von allen dreien zustimmen. Jetzt schon die Tür zuzuschlagen, ist zu früh.“
Ähnlich sah das auch Marliese Heldner (Die Heidelberger): „Wir beschließen hier nur die weitere Planung. Und keine dieser drei Varianten werden wir durchbringen, ohne dass es Widerstände gibt.“
Rhein-Neckar-Zeitung 01.04.2022
- Posted by GAL (ck)
- On 4. April 2022