Gerd Guntermann im Interview über die Krim und die Ukraine – Redner auf der Friedenskundgebung
Am 24.02. fand auf dem Bismarckplatz in Heidelberg eine Demo für die Solidarität mit der Ukraine statt. Der Mannheimer Morgen interviewte unseren GAL Vorstand Gerd Guntermann, der auch Mitglied der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft ist, und der die Krim und die Ukraine von mehreren (Rad-)Reisen kennt. Auch war er Redner auf der Friedenskundgebung.
Hier Gerd Guntermanns Redebeitrag vom 24.02. auf dem Bismarckplatz in Heidelberg:
„Eine russische Bekannte machte mich telefonisch darauf aufmerksam: in Russland kann man seit einiger Zeit Autoaufkleber sehen: „W Berlin!“, „Nach Berlin!“
In diesem Zusammenhang meinte vor einigen Jahren eine Bekannte aus unserer Partnerstadt Simferopol, Hauptstadt der 2014 vom Moskauer Regime annektierten ukrainischen Krim: „Putin wird sich auch die ganze Ukraine schnappen!“ Ich konnte mir das nicht vorstellen, wollte aber nicht als Besserwessi erscheinen und entgegnete nichts. Sie hatte recht.
Jetzt lebt sie in Kiew und sagt, dass es ein fürchterliches Blutvergießen geben wird, denn die russischen Invasoren werden auf erbitterten Widerstand von Militärs und Partisanen treffen.
Bekannte aus Saki, einem Badeort an der Küste der Krim, registrieren aktuell permanent Bombengeschwader, die vom nahegelegenen Militärflughafen aufsteigen und nach Norden zum ukrainischen Festland abdrehen.
Die Ukraine wird vom größten Militäraufgebot in Europa seit Ende des 2. Weltkriegs überrollt, über 200 000 Soldaten, die von Russland und den anderen Nachbarregionen Belarus, Transnistrien, der Krim, dem Schwarzen und Asowschen Meer in Marsch gesetzt wurden, um die Ukraine als Staat zu zerstören – mit der Folge unzähliger Opfer.
Das, was Stalin nach Ende des 2. Weltkriegs in der Ukraine weiterführte durch Sowjetisierung und Russifizierung, nach dem Holodomor, der Ausrottung der ukrainischen Bevölkerung durch Hunger in den 30er Jahren, das verfolgt Putin weiter: die Missachtung staatlicher Eigenständigkeit der Ukraine, ja selbst die Missachtung der ukrainischen Nation.
Geht man seit der Annexion der Krim auf die Märkte dort, findet man entsprechende Devotionalien: T-Shirts mit Putins Konterfei und dem Aufdruck „Die Krim ist unser!“ neben solchen mit Stalins geschönter Visage und dem Aufdruck: „Nashe djela pravoe, mi pobjedim!“ „Unsere Sache ist richtig. Wir werden siegen!“ Dieses hässlichste meiner T-Shirts liegt ganz unten in meinem Kleiderschrank.
Dieser Spruch passt auch gut zu Putins Vokabular, zu einem kriegsbesessenen Psychopathen, der es schlau und gerissen verstanden hat, alle gesellschaftlich relevanten und geduldeten russischen Gruppierungen unter sich zu vereinen: Militär, Kommunisten, Nationalisten, orthodoxe Kirche, Oligarchen, Politterroristen wie Kadyrow in Tschetschenien und den belarusischen Tyrannen Lukashenka. Menschenrechte, die Zivilgesellschaft und freie Medien bleiben dabei auf der Strecke.
„W Berlin!“, „Nach Berlin“: Das Moskauer Regime legt es darauf an, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit zu destabilisieren und zu zersetzen, mit allen Mitteln, mit hybrider Kriegsführung und direktem Krieg.
Ich denke jetzt an Emir-Ussein Kuku, einem tatarischen Politaktivisten aus Bachtschissaray, einem wunderschönen krimtatarischen Städtchen unweit Simferopol: wie andere seiner Mitkämpfer sitzt er für viele Jahre in einem russischen Arbeitslager.
Weg mit dem lupenreinen Kriegsverbrecher!
Solidarität mit der Ukraine, es lebe die Ukraine!“
Bericht vom Mannheimer Morgen am 26.02.2022 – hier als .pdf
- Posted by GAL (ck)
- On 1. März 2022