Das eigene Konsumverhalten über einen begrenzten Zeitraum zu überprüfen und zu hinterfragen war die Motivation von Judith Marggraf, sich an der „Woche mit Hartz IV“ zu beteiligen. Ein Erfahrungsbericht.
Ich habe an dieser Aktion teilgenommen, weil das für mich eine kurze und unkomplizierte Möglichkeit war, das eigene Konsumverhalten zu überprüfen und das in Beziehung zu setzen mit den Möglichkeiten von Menschen, denen es nicht so gut geht wie mir. Sowas ist eine sehr nachdrückliche und lehrreiche Erfahrung!
Ich bin so vorgegangen: In der letzten Ferienwoche habe ich ganz genau alles aufgeschrieben, was ich an Lebensmitteln eingekauft habe und das dann durch 7 geteilt. Das ergab einen Betrag von 4.40 €. Natürlich hatte ich Vorräte zuhause, habe aber in der Woche auch Dinge eingekauft, die länger als eine Woche halten (Butter, Reis, Eier, Kaffee …)
Ich glaube, dass ich persönlich und alleine das mit 4,67 € schaffen könnte. Ich esse nicht viel Fleisch, habe einen kleinen Hausgarten der mich mit etwas Salat, Gemüse und Obst versorgt. Außerdem gehöre ich zu einer Generation, die eher wenig Fertigprodukte benutzt, auch mal einfach Leitungswasser trinkt und selbstverständlich Reste verwertet.
Anders sieht das aus, wenn mein 14-jähriger Sohn zuhause ist: Da wird schon mal mehr Fleisch gegessen, es braucht die TK-Pizza, das Geld für den Döner in der Mittagspause und ähnliches … Da wird es dann auch mit dem doppelten Betrag knapp und ist eher nicht zu schaffen.
Anders sieht es auch aus, wenn ich arbeite: Mal schnell die Butterbrezel auf dem Weg, ein süßes Stückchen nach der Arbeit, oder abends, nach einer Sitzung ein kleiner Imbiss, weil ich zuhause nicht mehr mit Kochen anfangen will … Das ist Entlastung und auch ein Stück Lebensqualität, aber mit 4,67 € nicht zu schaffen!
Mein persönliches Fazit: Ich glaube „satt werden“ kann man mit 4.67 € am Tag. Das erfordert aber Planung und ziemlich bewusstes Einkaufsverhalten. Was dann fehlt ist nicht der „Luxus“, sondern all die vielen Kleinigkeiten, über die man sich keinen Kopf macht, wenn ausreichend Geld da ist. Und das ist ganz schön einschränkend!
Alleine für diese Erfahrung hat sich für mich die „Woche mit Hartz IV“ gelohnt: Es geht nicht um die Frage, ob der Betrag um 0,60 € angehoben werden sollte oder ob ich irgendwo die Butter um 2 Cent günstiger kaufen kann. Viel wichtiger war für mich zu merken, wie viel Selbstbestimmung und Leichtigkeit mir abhanden käme, wenn ich Tag für Tag aufpassen müsste, mein Budget nicht zu überschreiten.
Judith Marggraf
GAL Stadträtin
