Angst und Bange…

…wird mir, wenn ich auf gute und ambitionierte Projekte der nächsten Zeit schaue. Alleine die 18 Millionen für die Gneisenaubrücke….Ein wichtiges radverkehrspolitisches Projekt, aber ohne die Querungen von Bergheimer- und Vangerowstraße plus der Radbrücke über den Neckar etwas wertlos. Da kommen gut und gerne nochmal 3stellige Millionenbeträge dazu.

Das Regierungspräsidium hat uns aufgegeben, unseren Haushalt zu prüfen und zu konsolidieren. Aber wie?

Nicht jedem scheint klar zu sein, dass die Zeit des „nice to have“ vorbei ist. Wir müssen endlich Prioritäten setzen und unsere kommunalen Kosten offen diskutieren! Nicht alles geht mehr, wir werden uns zukünftig beschränken müssen.

Die Variante zum Neuenheimer Feld hatte aber den besten Kosten-Nutzen-Faktor. Kommt jetzt die Seilbahn?

Eine Straßenbahn-Variante zwischen Stadt und PHV ist vom Tisch

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Der Bau einer Brücke über den Neckar von Wieblingen ins Neuenheimer Feld hatte schon bei der Masterplan-Abstimmung keine Mehrheit gefunden. So überrascht es wenig, dass auch eine Straßenbahnbrücke an derselben Stelle im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität (AKUM) auf Widerstand stieß. Damit ist die aktuell aussichtsreichste Variante einer Straßenbahnverbindung zwischen Patrick-Henry-Village (PHV) und der Stadt vom Tisch.

Seit drei Jahren suchen Stadt und die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) nach einer geeigneten Straßenbahn-Streckenführung von PHV ins Zentrum. Dabei geht es nicht nur darum, die beste Strecke, sondern vor allem darum, die Strecke mit dem höchsten Kosten-Nutzen-Faktor zu finden, um eine Förderung vom Bund zu bekommen. Allein kann die Stadt das Projekt nicht stemmen. Von ursprünglich elf Varianten stehen inzwischen noch drei zur Diskussion. Rimbert Schürmann von der Firma „Planung – Transport – Verkehr“ (PTV) stellte alle drei Varianten im Ausschuss vor. Das Problem: Keine der Varianten ist bisher förderfähig. Das zweite Problem: Die Variante mit dem höchsten Kosten-Nutzen-Faktor führt von PHV in den Pfaffengrund zum S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen und von dort über eine Neckarbrücke, die noch zu bauen wäre, ins Neuenheimer Feld (wir berichteten).

Sören Michelsburg (SPD) zeigte sich irritiert darüber, dass diese Variante überhaupt in die Planung mit eingebracht wurde. „Der Gemeinderat hat das nicht beauftragt“. Er beantragte deshalb, diese Planung nicht weiter zu verfolgen. Stattdessen solle die Fachfirma eine Seilbahnvariante prüfen, die vom Neuenheimer Feld über den S-Bahnhof Wieblingen und die Wildwerke ins PHV führt. Der Antrag wurde mit zehn Ja-Stimmen, fünf Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen befürwortet.

Unterstützung für seinen Vorschlag bekam Michelsburg von den Grünen und von der Grün-Alternativen Liste (GAL). Christoph Rothfuß (Grüne) äußerte die Befürchtung, dass eine neue Straßenbahnbrücke über den Neckar zu Verzögerungen in der Umsetzung des bereits beschlossenen „kleinen Straßenbahnrings“ im Neuenheimer Feld führen könnte. Michael Pfeiffer (GAL) betonte, dass die Brücke zwar eine gute Variante sei, aber sich wohl kaum umsetzen lasse: „Wir hatten überall Bürgerentscheide, da bin ich Realist.“ Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck, der die Sitzung leitete, zeigte Verständnis dafür „dass Leute, die noch nie eine Neckarquerung wollten, das jetzt auch nicht wollen. Aber die Strecke ist saugut, das Problem ist die Brücke“.

Fachmann Schürmann zeigte sich grundsätzlich offen für die Betrachtung der Seilbahnvariante. Er betonte aber, dass die Straßenbahn-Brückenvariante „aus volkswirtschaftlicher Sicht“ immer die Beste sein werde. Schürmann warnte auch, dass es problematisch werde, eine andere förderfähige Variante zu finden, wenn es keine neue standardisierte Bewertung gebe. Alexander Föhr (CDU) unterstellte der SPD einen „Seilbahn-Fetisch“ und meinte: „Die Parteien, die immer die Wichtigkeit des ÖPNV hervorheben, die läuten hier heute eventuell das Ende der Straßenbahn nach PHV ein.“ Er sagte auch: „Wir haben drei Varianten, wenn wir überhaupt Erfolg haben wollen, dann sollten wir der Planung von allen dreien zustimmen. Jetzt schon die Tür zuzuschlagen, ist zu früh.“

Ähnlich sah das auch Marliese Heldner (Die Heidelberger): „Wir beschließen hier nur die weitere Planung. Und keine dieser drei Varianten werden wir durchbringen, ohne dass es Widerstände gibt.“

Rhein-Neckar-Zeitung 01.04.2022

Waldpflegearbeiten im Mühltal wurden diskutiert

Begehung für Gemeinderäte angeboten

Im Handschuhsheimer Mühltal wurden im vergangenen Herbst und Winter Waldpflegearbeiten durchgeführt. Diesen war eine umfangreiche Information der Öffentlichkeit vorausgegangen, unter anderem mit einer Bürgerveranstaltung im Wald im September 2021. Die Waldpflegearbeiten im Mühltal waren Thema im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität am 30. März 2022. Dr. Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamtes, und Tilmann Friederich, stellvertretender Amtsleiter und Leiter der Abteilung Forst, sowie der hinzugezogene Diplom-Forstwirt Volker Ziesling von der Bürgerinitiative „Waldwende Heidelberg“ erläuterten Fragen aus dem gemeinderätlichen Gremium. Diskutiert wurde unter anderem, warum Wälder in Zeiten des Klimawandels bewirtschaftet werden sollten und welche Rolle der Wald als natürliche Senke von Kohlendioxid spielt. Um sich ein eigenes Bild von der konkreten Situation im Mühltal zu machen, bot Dr. Ernst Baader den Mitgliedern des Ausschusses eine geführte Exkursion ins Mühltal an.

Presseinformation der Stadt Heidelberg

Bahnstrecke MA-KA

Die DB plant eine neue Trasse von MA – KA, die primär den Güterverkehr abwickeln soll. Bei jeder neuen Trasse müssen auch landwirtschaftliche Flächen geopfert werden. Nun muss man sich fragen, was den größeren Nutzen hat? Ein Güterzug ersetzt ungefähr 52 LKW`s. Bei einer unteren Auslastung von 100 Zügen wären das 5200 LKW`s, die von der Straße wären. Dies wäre schon aus Verkehrssicherheitsgründen ein großer Gewinn und würde auch den PKW–Verkehr nicht mehr so stark behindern. Allerdings gehört zur Trassenprüfung, dass sie ökonomische, ökologische, kulturelle und soziale Aspekte berücksichtigt. Die Variante Wieblingen/Kirchheim weist durch seine hohe Biotopvernetzung eine besonders hohe Schutzbedürftigkeit auf. Für mich ein deutliches Ausschlusskriterium.

Neues Bündnis sucht Mitstreiter

Das Bündnis ist gerade im Entstehen. Bisher beteiligen sich Wohnbau- und Wohnmietgruppen, Initiativen und Organisationen sowie Parteien und Vereinigungen – wie die GAL – in Heidelberg. Es möchte sich für eine solidarische Stadtentwicklung, soziales Wohnen und klimagerechtes Bauen einsetzen. Eine Chance für eine Änderung in der Wohnungspolitik, in der die Menschen und nicht die Rendite im Fokus stehen, bietet die Entwicklung von PHV in Heidelberg.

Das Bündnis ist offen für alle und freut sich über Aktive, die sich gesellschaftlich in der Wohnungspolitik engagieren wollen.

Rhein-Neckar-Zeitung  24.03.2022:

Aktionsbündnis Waldwende HD: Aufruf an den Gemeinderat

Am 30. März wird Volker Ziesling, Diplom-Forstwirt und Ansprechpartner der Greenpeace-Waldgruppe Mannheim-Heidelberg, beim Umwelt-Ausschuss Ihre Fragen zur Waldbewirtschaftung beantworten. Artensterben und Erderhitzung gefährden den Fortbestand der Menschheit auf unsererem Planeten und Wald ist einer der Schlüssel für die Lösung dieser beiden Probleme. Der Wald in Deutschland ist in den nächsten 20 bis 30 Jahren der effizienteste und billigste Zusatz-Kohlenstoffspeicher, den wir haben, und verschafft uns einen Zeitjoker, damit wir noch rechtzeitig auf Erneuerbare Energien umsteigen können. Die Stadt Heidelberg hat zu Recht den Klimanotstand ausgerufen, und dem müssen jetzt Taten folgen, auch in der Frage, wie der Heidelberger Stadtwald in Zukunft bewirtschaftet wird.

Unsere Betrachtung des Waldes als Gesamtökosytem orientiert sich unter anderem an den Thesen und Erfahrungen von Lutz Fähser (Lübecker Stadtwald) und Prof. Dr. Pierre Ibisch (Direktor Centre for Econics and Ecosystem Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung). Das Forstamt orientiert sich an der sogenannten multifunktionalen Forstwirtschaft, die jedoch in ihrem Kern zu sehr am ökonomischen Leitgedanken und auf Holzproduktion ausgerichtet ist.

 

Das Verständnis unserer Bürgerinitiative zu den Fällungen im Mühltalwald war es, dass in den beiden Nadelholzbeständen (i6, k6, i9) tatsächlich nur Nadelhölzer entnommen werden. Damit hatten wir uns einverstanden erklärt. Denn diese sind nicht standortgemäß und haben im Klimawandel schlechte Überlebenschancen. Damit war im Gegenzug klar war, dass keine Laubbäume gefällt werden sollten außer einige wenige, die der anzulegenden Seilbahntrasse im Weg seien.

Der Bestand h9 – anscheinend gleichzusetzen mit b9, was wir erst bei der erneuten Begehung mit dem Forstamt im Dezember erfuhren – wurde im Protokoll von Herrn Friederich vom 29.10.2021 ausgelassen (siehe „Ergebnisprotokoll_Waldbegang_2021-10-29„). Einen kleinen Eindruck vom jetzigen Zustand dieses Bereichs zeigt das Foto „Faellungen“. Auch die Karte der Durchforstungsmaßnahmen haben wir erst verspätet im November erhalten, als die Fällarbeiten bereits begonnen hatten (siehe „Karte_Durchforstungsmaßnahmen„).

 

Als wir die ab Ende November stattfindenden Fällungen verfolgten, mussten wir feststellen, dass diese nicht dem uns vom Forstamt vermittelten Eindruck entsprachen. Im Zuge dessen fand die erneute Begehung zur Klärung mit dem Forstamt am 10.12.2021 statt. Es kam jedoch zu keiner eindeutigen Klärung der Sachlage mit dem Forstamt, woraufhin wir uns entschieden, das von uns entwickelte Beteiligungsprojekt nicht mit dem Forstamt durchzuführen.

Die Bestände b7 und b10 sind tatsächlich nicht durchforstet worden und dies empfinden wir auch als positiv. Wir würden jedoch in unserer Glaubwürdigkeit gegenüber unseren Unterstützern einbüßen, wenn wir das Beteiligungsprojekt trotz der in viel größerem Maße stattgefundenen Durchforstungsmaßnahmen umsetzen würden.

Entgegen der Aussage in der Informationsvorlage zu den Waldpflegearbeiten im Mühltal entspricht es nicht der Wahrheit, dass Vertreter der Bürgerinitiative am Beteiligungsprojekt teilnehmen (siehe „Informationsvorlage_Waldarbeiten_Muehltal„). Bei den damit gemeinten Leuten handelt es sich um Teilnehmer an den Waldbegehungen, die vollkommen unabhängig von der Bürgerinitiative sind.

Die Bürgerinitiative hat eine Pressemitteilung zu ihrem erklärten Verzicht auf das Beteiligungsprojekt verfasst, die am 26.01.2022 auf der Website (www.waldwende-heidelberg.de) veröffentlicht wurde und auch an die regionale Presse geschickt wurde (siehe „PM_Buergerbeteiligungsprojekt„).

Zu der Beschlussvorlage zum Forstwirtschaftsplan 2022 wollen wir nur kurz auf Produktbereich 1 „Waldpflege, Holznutzung, CO2-Bindung“ eingehen:

Die Mehrheit der Holzprodukte verlängert die Kohlenstoffspeicherung keineswegs. Durch Transport und Verarbeitung wird CO2 frei, zudem sind die wenigsten Holzprodukte nachhaltig. Ein Großteil wird zu Papier, Verpackungsmaterial und Zellstoff verarbeitet, der nach wenigen Wochen dem Müll zugeführt wird. Ein anderer Teil wird als Brennholz genutzt, nur ein geringer Teil geht in die Möbel- und Bauholzindustrie. Dabei ist ferner zu bedenken, dass selbst Möbel in heutigen Zeiten keine lange Nutzungsdauer mehr haben.

Situationsabhängig ist die Substition von anderen Werkstoffen mit Holzprodukten natürlich vorzuziehen. Es ist jedoch falsch, dies als Klimaschutzaspekt darzustellen, wenn wir auf intakte Wälder im Zuge des Klimawandels in der wärmsten Region Deutschlands zählen müssen. Das Werkstoffproblem kann nicht von der Forstwirtschaft allein gelöst werden, sondern nur, wenn alle beteiligten Wirtschaftsbereiche an einem Strang ziehen.

Zugebenermaßen eine Mammutaufgabe für den Gemeinderat, aber genau dieses interdisziplinäre Denken und Handeln erwarte ich von den politischen Vertretern der Stadt, wenn wir auch noch in Zukunft auf diesem Planeten existieren wollen.

Falls Sie am Umweltausschuss teilnehmen, wäre es gut, wenn Sie sich vorher Fragen an Herrn Ziesling überlegen würden. Hier ein paar Vorschläge:
* Wie können wir die Kohlenstoffspeicherung im Wald erhöhen?
* Warum wird der Heidelberger Stadtwald nicht nach „Naturland“ zertifiziert?
* Was muss getan werden, um die Biodiversität im Wald zu verbessern?
* Stimmt es, dass im Amazonas, in rumänischen Urwäldern und anderswo mehr Wald vernichtet wird, wenn wir im Heidelberger Stadtwald weniger Bäume fällen?
* Welche Funktion hat der Wald im Wasserhaushalt?
* Haben Buchen überhaupt noch eine Chance im Klimawandel?
* Muss Wald wirklich „gepflegt“ werden, um klimaresilient zu werden?
* Ist es klimafreundlich, Holz als Kohlenstoffspeicher zu betrachten?
Ihnen fallen sicher noch mehr Fragen ein!

Aktionsbündnis Waldwende Heidelberg