Masterplan Im Neuenheimer Feld: Forum hat Entwürfe diskutiert

Wie soll sich der Campus Im Neuenheimer Feld weiterentwickeln? Mit dieser Frage hat sich einmal mehr das Forum Masterplan Neuenheimer Feld befasst. Am Mittwoch, 13. Oktober 2021, ist die zweitägige Sitzung zu Ende gegangen. Rund 50 Forumsmitglieder haben sich hier intensiv mit den beiden Entwicklungsentwürfen der Büros Astoc und Höger befasst und eine Reihe von Aspekten diskutiert, von Städtebau über Freiräume bis Verkehr. Rund 25 Gäste haben als Zuhörerinnen und Zuhörer vor Ort oder online die Sitzung verfolgt.

Im Einzelnen befassten sich die Forumsmitglieder unter anderem mit der Struktur der öffentlichen Räume, der Bildung von städtebaulichen Clustern, der Nachverdichtung im Bestand, der Aufenthaltsqualität im Freien, dem Erhalt des Baumbestands oder dem Wohnungsangebot. Wichtiges Thema war auch die verkehrliche Erschließung: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten die unterschiedlichen Bedürfnisse der Arbeitnehmer, Studierenden, Patienten und Besucher, das Zusammenspiel von innerer und äußerer Erschließung, die Straßenbahnanbindung mit nördlicher Erschließungsstraße, Erfordernisse der Logistik oder die Parkplatzanzahl und deren Orte.

Für die Gruppe der Experten brachte Professor Rudolf Scheuvens von der TU Wien eine Analyse ein. Er plädierte für eine Synthese der guten funktionsgerechten Vorschläge aus beiden Entwürfen: So könnten gute Lösungen des Büros Höger (Beispiel: Verkehr) mit guten Lösungen des Büros Astoc (Beispiel: Quartiere) kombiniert werden. Er betonte auch, dass an mehreren Punkten noch weitergearbeitet werden müsse, unter anderem am öffentlichen Raum oder der Lage der Entwicklungsflächen der Klinik.

Die Forumssitzung war das fünfte und letzte Format der Öffentlichkeitsbeteiligung in der aktuellen Phase des Masterplanverfahrens. Zuvor hatten bereits eine öffentliche Veranstaltung, eine Ausstellung sowie eine Online-Beteiligung stattgefunden. Über 3.200 Besucherinnen und Besucher nutzten das Online-Angebot und brachten insgesamt 186 Beiträge zu den beiden Entwürfen ein. Darüber hinaus gab es ein gemeinsames Stadtteilgespräch mit insgesamt rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den Stadtteilen Bergheim, Handschuhsheim, Neuenheim und Wieblingen.

Wie geht es weiter?

Alle Eingaben und Einschätzungen aus den verschiedenen Beteiligungsformaten werden nun dokumentiert, gesammelt betrachtet und durch die Projektträger zu einer Beschlussvorlage entwickelt. Ab dem Jahreswechsel 2021/22 wird in den Bezirksbeiräten und Ausschüssen über die Entwicklungsentwürfe und das weitere Vorgehen beraten. Voraussichtlich im Frühjahr 2022 soll dann der Gemeinderat entscheiden.

Ergänzend: Die gemeinsame Empfehlung der Experten und lokalen Fachvertreter sowie weitere Materialien sind auf www.masterplan-neuenheimer-feld.de unter „Informieren“ > Downloads zu finden

Presseinformation der Stadt Heidelberg vom 14.10.2021

Werke von Wassili Lepanto finden im Rathaus und dem Kurpfälzischen Museum neue Heimat – Empfang zum Gedenken an das Wirken des Künstlers und Altstadtrats

Werke von Wassili Lepanto finden im Rathaus und dem Kurpfälzischen Museum neue Heimat
Empfang zum Gedenken an das Wirken des Künstlers und Altstadtrats

Wassili Lepanto hat seine Wahlheimat Heidelberg auf zweierlei Art geprägt: als Maler, der in seinen Werken das Spannungsfeld zwischen Mensch und Natur erforschte und dabei auch immer wieder Heidelberg zu seinem Thema machte, und durch sein politisches Engagement, schließlich auch als Stadtrat, der 2009 mit seiner eigenen Wählervereinigung „Kulturinitiative Heidelberg Pflegen und Erhalten“ in den Gemeinderat eingezogen war. Nach seinem Tod 2018 hinterließ Dr. Vasilios Loukopoulos (Wassili Lepanto) der Stadt Heidelberg acht Werke, die das Kulturamt und das Kurpfälzische Museum in Abstimmung mit der Ehefrau des Malers, Leena Ruuskanen-Lepanto, auswählen durften. Der Gemeinderat hatte der Annahme am 8. Oktober 2020 einstimmig zugestimmt. Drei der Bilder hängen als würdige Dauerpräsentation an prominenter Stelle im OB-Referat und im Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters im Rathaus. Diese Gemälde hat Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner persönlich ausgewählt. Ein Empfang anlässlich des Vermächtnisses von Wassili Lepanto musste coronabedingt verschoben werden und fand nun am 14. Oktober 2021 im Spiegelsaal des Verwaltungsgebäudes Prinz Carl statt.

Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner: „Wassili Lepanto war nicht nur ein bekannter Künstler, sondern auch ein engagierter Bürger seiner Wahlheimat Heidelberg. Als leiser aber kraftvoller Kämpfer für die Stadtkultur, für den Erhalt unserer wunderschönen Altstadt und der natürlichen Umgebung konnte er viele seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger überzeugen. Auch in seiner Kunst, geprägt vom optimistischen Blick des Idealisten, verarbeitete Wassili Lepanto gerne Eindrücke unserer Stadt. Daher freue ich mich besonders, dass acht der Kunstwerke aus dem Nachlass Wassili Lepantos an die Stadt Heidelberg übergehen und im Rathaus sowie dem Kurpfälzischen Museum einen Teil zur Erinnerung beitragen, an einen außergewöhnlichen Künstler, Stadtrat und Menschen.“

Dr. Dagmar Hirschfelder, Sammlungsleiterin Gemälde und Graphik im Kurpfälzischen Museum, führte während des Empfangs in das Werk Wassili Lepantos und seine künstlerische Arbeit ein. Geprägt von der Studenten- und Ökologiebewegung der 1960er und 70er Jahre setzte er sich mit dem zerstörerischen Einfluss des Menschen auf seine Umwelt auseinander. Doch statt „mit mahnendem Duktus vor den Gefahren zu warnen, setzte er den negativen Weltuntergangsszenarien seine eigene hoffnungsvolle Welttheorie entgegen. Dabei berief er sich auf noch unzerstörte Natur- und Lebenszusammenhänge und entwickelte in seinen Bildern eine Ästhetik der Ordnung und Harmonie.“

Nicht selten setzte er dabei auch Heidelberg in Szene. So auch beim 1990 entstandenen Gemälde „Heidelberg – Eine Stadt des Südens“, das den Blick auf das Heidelberger Schloss und den Neckar von Osten zeigt. Das Werk befindet sich im Besitz des Kurpfälzischen Museums und verdeutlicht für Dr. Hirschfelder, wie Wassili Lepanto seine Wahlheimat Heidelberg empfand: „magisch und voller Harmonie“. Mit seinen um 1990 begonnenen hellweißen Heidelberg-Bildern hat der Künstler seiner Stadt eine einzigartige Hommage geschaffen: geistesverwandt mit der Heidelberger Romantik – und doch ein ganz modernes Porträt Heidelbergs.

Den literarisch geprägten Künstler würdigte auch Dorothea Paschen, selbst eine politische wie künstlerische Weggefährtin Lepantos, mit einer Lesung aus dessen letzter Publikation „Als Student in Heidelberg ’68… ,und zum Malen geboren’“, erschienen beim Heidelberger Mattes Verlag.

Wassili Lepantos Kunstgalerie, Friedrich-Ebert-Anlage 11, 69117 Heidelberg, wird heute von seiner Frau Leena Ruuskanen-Lepanto betrieben. Nähere Informationen im Internet unter www.wassili-lepanto.de.

Im Spiegelsaal des Prinz Carl wird in einer Feierstunde des 2018 verstorbenen Künstlers und Stadtrats Wassili Lepanto gedacht. Nach einer Würdigung durch Oberbürgermeister Eckart Würzner spricht Dagmar Hirschfelder vom Kurpfälzischen Museum über das Werk des Malers.
Foto: Philipp Rothe, 14.10.2021

Presseinfo der Stadt Heidelberg vom 15.10.2021

Bürgerplakette für Regine Buyer und Ellen Möller!

Am Mittwochabend wurde die Bürgerplakette 2020 der Stadt Heidelberg an ehrenamtlich Engagierte verliehen, die sich für Mitmenschen und das Gemeinwohl außerordentlich einsetzen. Wir schließen uns den Glückwünschen der Stadt an! Danke für Euer Engagement, ohne das eine Gesellschaft nicht Bestand haben kann! Unter den Ausgezeichneten findet sich auch ein GAL Mitglied: Herzlichen Glückwunsch Regine Buyer! „Sie leitet seit vielen Jahren die Gruppe Heidelberg-Wieblingen des BUND. Der Erhalt des Naturschutzgebietes Unterer Neckar/Altneckar und der Neckarwiese in Wieblingen sind ihr dabei eine Herzensangelegenheit. Sie war wesentlich an der Verwirklichung des Naturlehrpfades beteiligt und lädt regelmäßig Interessierte zu Exkursionen und Vorträgen ein. Dr. Regine Buyer engagiert sich zudem in der Arbeitsgemeinschaft Unterer Neckar, steht in Kontakt mit dem Wasserschifffahrtsamt und ist Mitglied des Bezirksbeirates.“, heißt es in der Laudatio.

Auch möchten wir der Kinderbeauftragten in der Altstadt, Ellen Möller, ganz herzlich gratulieren! Sie wurde zusammen mit Lilly Edler und Gisela Lasser ausgezeichnet. „Durch ihr besonderes Engagement gelang es ihnen zu Beginn der Corona-Pandemie, über 1.000 Alltagsmasken zu nähen und damit zunächst vor allem ältere Menschen in der Altstadt zu versorgen. Durch die erbetenen Spenden für die Masken kamen weit über 5.000 Euro zusammen, die sie wiederum gemeinnützigen Zwecken zukommen ließen. Neben der zeitaufwändigen Näharbeit kam es bei den Anfragen nach Masken zu wertvollen Gesprächen und zwischenmenschlichen Kontakten.“ , heißt es in deren Würdigung.

Mehr dazu auch hier in der Pressemittelung der Stadt Heidelberg

Dr. Regine Buyer 1. Reihe ganz links

Ellen Möller in der Mitte mit blauem Blazer

(Fotos: Philipp Rothe)

 

 

Wir fordern wie unsere Bezirksbeiräte*innen: die Werbetafel auf dem Radweg muss weg!

Im September wurde in der Kurfürstenanlage auf dem Radweg eine Werbetafel montiert (s.u. Artikel in der RNZ). Unser Bezirksbeirat Norbert Schön, der auch im Vorstand des ADFC tätig ist, sowie unsere Bezirksbeirätin Heike Hauck beziehen Stellung in RNZ Leserbriefen (s.u.). Unterstützung bekommen sie dabei von vielen anderen Leser*innen. Auch die GAL stellt sich hinter die Forderung: die Werbetafel muss weg! Oder zumindest so verschoben werden, wie sie ursprünglich geplant war. Es geht nicht, dass ständig die Radfahrer das nachsehen haben und schauen müssen, wie sie da irgendwie duchkommen. Bauliche Fehler müssen korrigiert werden, vor allem, wenn sie einfach rückgängig und umsetzbar sind. Es kann nicht sein, dass bauliche Verfehlungen Usus werden in dieser Stadt: ups, tut mir leid, leider waren die Pläne falsch und die Linde im Weg; ups, tut mir leid, das Hotel auf dem Königsstuhl wurde etwas größer als geplant; ups, tut mir leid, die Werbetafel in der Südstadt steht 14 m falsch, … Fehler passieren, aber dann bitte korrigieren!

RNZ 25.09.2021: Heidelberg. (jola) Als unser Leser Alexander Schilling die neue Werbetafel auf der Kurfürsten-Anlage entdeckt hat, traute er seinen Augen kaum: „Zu meiner großen Verwunderung musste ich feststellen, dass die Stadt Heidelberg im Augenblick gerade dabei ist, auf dem Fahrradweg an der Kurfürsten-Anlage stadtauswärts ungefähr auf Höhe der Stadtbücherei eine dauerhafte, beleuchtete Werbefläche zu installieren“, schrieb er uns. Zwar sei die Situation dort wegen der Bäume problematisch – der Erhalt der Bäume sei aber auch „ein Anliegen, das diese teilweise Einschränkung der Radwegsbreite durchaus rechtfertigt“.

„Aber durch die Aufstellung einer Werbetafel mitten auf dem Radweg, ein weiteres Hindernis an einer ohnehin unübersichtlichen Stelle zu schaffen, ist für mich in keiner Weise nachvollziehbar“, schreibt Schilling. Denn: „Die Breite des Radwegs wird bis zur Markierung auf 147 Zentimeter reduziert.“

Die Stadt erklärte auf RNZ-Anfrage, dass der Standort der Werbeanlage baurechtlich genehmigt wurde. Eine der Auflagen sei aber gewesen, einen Abstand von 2,5 Metern zum Fahrbahnrand einzuhalten. Das hat die Stadt nun selbst nachgemessen und festgestellt, dass der Abstand zur Fahrbahn nur rund zwei Meter beträgt. Auch Schillings Messung zum Abstand zur Begrenzungslinie des Radwegs hat die Stadt mit circa 1,47 Metern bestätigt. „Wir prüfen derzeit unter Beteiligung des Amts für Verkehrsmanagement, ob der ausgeführte Abstand ausreichend ist, oder ob eine Verschiebung aufgrund verkehrsrechtlicher Belange erforderlich wird.“

Das Unternehmen Ströer, das die Anlage aufgestellt hat, äußert sich auf RNZ-Anfrage einsilbig: „Alle Werbeträgerstandorte in Heidelberg sind im Vorfeld mit den relevanten Ämtern abgestimmt und haben eine gültige Baugenehmigung. Bezüglich der von Ihnen geschilderten Thematik befinden wir uns gerade im Austausch mit der Stadt.“

 

 

Redebeitrag unseres Vorstandsmitglieds Gerd Guntermann für Amnesty International bei „Fridays for Future“ in Schwetzingen am 24.09.2021

„Vielen Dank an Fridays for Future Schwetzingen, dass Ihr mir einen guten Grund gegeben habt, mal wieder nach Schwetzigen zu radeln. Das habe ich einige Jahre lang gemacht, als ich in der Schimper-Gemeinschaftsschule tätig war. Dort war der Lehrer-Parkplatz immer voll beparkt, während nur eine Handvoll Kollegen mit dem Rad kam. Ich weiß nicht, ob sich in der Zwischenzeit was geändert hat – eine Thematik, die ja auch mit dieser Veranstaltung zu tun hat.

Vor 2 Jahren haben Fridays for Future und Greta Thunberg übrigens den von Amnesty ausgelobten Preis „Botschafter des Gewissens“ bekommen.

Was haben Menschenrechte mit der Klimakrise zu tun? Ganz einfach: Die Klimakrise, die zunehmend zu einer Klimakatastrophe ausartet, bedroht die grundlegenden Menschenrechte auf sauberes Wasser, Ernährung und Wohnen. Weltweit verlieren immer mehr Menschen durch Überschwemmungen ihr zuhause oder hungern, weil Dürren ihre Ernten vernichten. In vielen Regionen des globalen Südens gibt es wegen Trockenheit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, aber auch in Europa bedrohen Extremwetterereignisse Leben und Gesundheit – Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen vor einigen Wochen lassen grüßen!

Indigene Völker sind besonders betroffen, weil ihre Lebensgrundlagen rapide zerstört werden. Ungleichheit, Diskriminierung und Ungerechtigkeit werden durch die Klimakrise befördert, denn ihre Folgen treffen Arme und Indigene am heftigsten.

Eine Veranstaltung wie hier wäre in vielen Ländern, z.B. in Belarus, Russland, China oder dem Iran undenkbar. Dort gehört wirklich Mut dazu, gegen die Klimazerstörung auf die Straße zu gehen. Zivilgesellschaftliches Engagement, Meinungs- und Versammlungsfreiheit geraten weltweit zunehmend unter Druck, Akteure werden kriminalisiert. Im letzten Jahr wurden weltweit über 220 Umweltaktivisten ermordet – diese Zahl ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Die meisten Morde geschahen in Lateinamerika, aber zwei auch im EU-Land Rumänien, wo die restlichen Urwälder in die Holzindustrie wandern. Gründe für die tötliche Gewalt, für die Naturzerstörung: Öl, Gas, Sojaplantagen, Viehzucht und Bergbau – dafür wird der Planet geplündert! Für unsere Konsumbedürfnisse, für den immensen Fleischverbrauch in den sogenannten entwickelten Ländern werden Regenwälder abgefackelt, um Soja und Palmöl zu produzieren. Für unsere Elektronik- und Elektrofahrzeughersteller braucht es Kobalderze aus dem Kongo, oft von Kindern unter menschenunwürdigen Bedingungen gefördert. In Südamerika werden die Wasserversorgung und sensible Ökosysteme indigener Gemeinschaften zerstört, damit Lithium abgebaut werden kann, nötig für Batterien und Smart-Phones (merkt Ihr was?). Und bei uns im Land: Braunkohleabbau, neue Autobahnen, Flächenverbrauch, bis es kracht.

Das, was bis jetzt an politischen Zusagen zur Reduzierung klimaschädigender Gase und fossiler Energien geäußert wurde, reicht nicht, um die Erhitzung unseres Planeten auf 1,5 Grad zu begrenzen. Diese Zusagen bedeuten: die globale Durchschnittstemperatur wird sich bis zum Jahr 2100 um 3 Grad erhöhen. Die menschliche Spezies hat aber nie in einer um 2 oder gar 3 Grad wärmeren Welt gelebt. Das wäre wahrscheinlich das Ende unserer Zivilisation, weite Teile der Welt wären unbewohnbar, Extremwetterereignisse würden zu weiterer Wasser- und Lebensmittelknappheit, Kriegen und Fluchtbewegungen führen – und zum Verlust von Demokratie, Freiheit und Sicherheit, auch bei uns!

Die Klimakrise ist ein Verbrechen durch Konzerne, die vom Raubbau an fossilen Energien profitieren, und von sie unterstützenden Regierungen, die schon vor 30 Jahren hätten umsteuern können. Sie hängt aber auch zusammen mit einer weit verbreiteten Gleichgültigkeit in den Industriegesellschaften.

Wollen wir weiter zusehen, wie Politik und Wirtschaft uns in diese Katastrophe laufen lassen, indem Wachstum, Wachstum und nochmal Wachstum propagiert wird? Auf einem begrenzten Planeten? Wollen wir zulassen, dass an einem Wirtschaftssystem festgehalten wird, das Klimakrise, Artensterben, Naturzerstörung, Ausbeutung von Menschen und obszöne globale Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich erzeugt? Meine Wenigkeit meint: Nein!

Wir, Jung und Alt, sind in der Pflicht, Ungerechtigkeiten im System zu erkennen und mit demokratischen Mitteln zu bekämpfen. Wenn wir das nicht schaffen, dann ist unsere Demokratie am Ende.

Das Ziel der Nachhaltigkeit, eine sozial-ökologische Wende, kann nur erreicht werden, wenn reale Strukturen und Machtverhältnisse verändert werden. Dazu brauchen wir Fridays for Future, politische Akteure, Umwelt- und Sozialverbände – und Lehrer. Denn Aufgabe von Lehrern, Ziel von Bildung sollte es doch sein, Schüler auf das Leben vorzubereiten – aber doch nicht auf ein Überleben unter Katastrophenbedingungen!

Jeder von uns ist Teil des Problems, aber jeder kann auch Teil der Lösung sein.
Was wir sofort, dringend, brauchen, ist: Verkehrswende, Energiewende, Agrarwende, Weg vom Überkonsum. Wenn wir das jetzt, in den kommenden 10 Jahren (verdammt kurze Zeit!) nicht schaffen, dann ist der Drops gelutscht, dann haben wir die einzige historische Chance vergeigt!

Jetzt haben wir noch die Freiheit, Teil der Lösung zu sein. Lasst uns diese Freiheit nutzen!“

Masterplan Neuenheimer Feld Bergheim verliert, Wieblingen gewinnt

Rhein-Neckar-Zeitung 07.10.2021:

Die angrenzende Stadtteile durften sich zu den Verkehrskonzepten für das Neuenheimer Feld äußern. Handschuhsheim sieht Chancen, Neuenheim macht sich Sorgen.

So stellt sich Kerstin Höger die Zukunft des Campus Neuenheimer Feld aus der Vogelperspektive vor. Die Ernst-Walz-Brücke bleibt das Nadelöhr für Busse, Bahnen und Autos. Höger sieht aber auch neben der neuen Radbrücke am Wehrsteg eine Fünfte Neckarquerung in Holzbauweise für Radler und Fußgänger vor (unterer linker Bildrand). Visualisierung: Höger

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Jetzt haben die Stadtteile das Wort: Was halten die Vertreter von Handschuhsheim, Neuenheim, Bergheim und Wieblingen von den Verkehrslösungen, die die Planungsteams von Astoc und Kerstin Höger in ihren Entwürfen für einen Masterplan Neuenheimer Feld vorschlagen? Darum ging es am Dienstagabend im voll besetzten Dezernat 16. Die vorgeschlagenen Konzepte stießen dabei auf ein geteiltes Echo: Während die Wieblinger begrüßen, dass eine Fünfte Neckarquerung über den Altneckar weitgehend vom Tisch ist und die Handschuhsheimer froh sind, dass der befürchtete Nordzubringer von der Autobahnabfahrt Dossenheim durch das Handschuhsheimer Feld wohl nicht kommen wird, sorgen sich die Neuenheimer und die Bergheimer, dass sie weiterhin im Stau ersticken. Die Einschätzungen der Stadtteilvereine im Überblick:

Welche Grundannahmen bilden die Basis für die Verkehrskonzepte? Die Stadt rechnet mit einer Zunahme der Bevölkerung in der gesamten Region um sechs Prozent bis 2050, in Heidelberg gar um 20 Prozent. Im Betrachtungszeitraum könnten im Neuenheimer Feld 12.300 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen und der Verkehr insgesamt um 35 Prozent zunehmen. Vor diesem Hintergrund forderten die Projektträger von Stadt, Land und Universität, dass im Campus auch in Zukunft 7100 Autostellplätze vorgehalten werden, die Parkgebühren sollten nur um den Inflationsausgleich steigen. Zehn unterschiedliche Verkehrsvarianten wurden von den Gutachterbüros IVAS und VCDB modelliert und berechnet, sowohl Astoc als auch Höger wählten dieselbe Variante mit leichten Unterschieden (siehe Artikel unten).

Was sagen die Bergheimer zu den Konzepten? Jo-Hannes Bauer gab für den Stadtteilverein das Statement ab. Für ihn sind die vorgeschlagenen Verkehrslösungen eine „verpasste Chance“. „Ich sehe keine Vorschläge, die Bergheim in irgendeiner Weise entlasten.“ Der komplette Autoverkehr werde nach wie vor über die Ernst-Walz-Brücke geführt. Indem die Parkgebühren kaum erhöht werden sollen, würden Autofahrer nicht abgeschreckt. Hinzu komme, dass wegen der fehlenden Fünften Neckarquerung noch mehr Busse und Straßenbahnen durch Bergheim fahren müssten.

„Die Haltestelle Betriebshof“, so Bauer, „wird dadurch noch stärker belastet“. Für Bergheim sei dies eine schlechte Nachricht. Noch häufiger als sonst werde die Kreuzung Mittermaier / Bergheimer Straße von Bahnen blockiert. Der Stau werde dadurch in diesem Bereich noch schlimmer als heute. „Für uns ist das alles eine deutliche Verschlechterung“, so Bauers Fazit. Ähnlich sehen das auch Michael Braum, Direktor der Internationalen Bauausstellung (IBA), und Felix Berschin, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland Heidelberg (VCD). Bergheim bleibe so der „Verkehrsmülleimer“ Heidelbergs, so Berschin.

Die Kreuzung Mittermaier-  / Bergheimer Straße könnte noch stärker belastet werden, als sie es heute schon ist, fürchtet der Stadtteilverein Bergheim. Foto: Philipp Rothe

Stefan Stockmann vom Stadtteilverein Bergheim wies überdies darauf hin, dass der Autoverkehr an zentralen Kreuzungen je nach Variante Astoc oder Höger nur um ein oder drei Prozent im Vergleich zu heute abnehme. Ein klein wenig Entlastung erhoffen sich die Bewohner des Stadtteils hingegen von der geplanten Fuß- und Radwegebrücke östlich des Wehrstegs. Aber ein Zuhörer wies auch darauf hin, dass man im Masterplanprozess ein Sommer- und ein Winterszenario berechnen müsste. „Schließlich fahren ja nicht alle bei schlechtem Wetter Rad.“

Wie reagieren die Handschuhsheimer? Jürgen Grieser, zweiter Vorsitzender des Stadtteilvereins empfindet die bisherigen Ergebnisse des Masterplanverfahrens als „bemerkenswert“, vor allem da sich die beiden Entwürfe so ähnelten. „Der Prozess hat sich gelohnt“, so Grieser. Astoc habe sich der Idee des klimafreundlichen und flächenschonenden Entwurfs von Höger angeschlossen. Grieser begrüßt, dass das Gespenst vom Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld vom Tisch ist.

Und er ist auch ein Fan des Straßenbahn-Campusrings, wies aber darauf hin, dass eine Haltestelle näher an das Mathematikon gelegt werden müsse, da sich dort das wichtigste Nahversorgungszentrum für viele Handschuhsheimer befinde. Ein Park-and-Ride-Platz südlich von Dossenheim, wie von Astoc vorgeschlagen, sei überflüssig. Hinter der Ablehnung steht die Befürchtung, dass durch solch einen Parkplatz der Weg für einen Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld geebnet werden könnte – zuerst genutzt von einem Shuttlebus, später vielleicht sogar von Autos. Grieser ärgert sich überdies, dass am Rande des Campus Stellplätze geplant sind. Dadurch werde weiterhin Autoverkehr angezogen. Grieser: „Bisher wird nur die letzte Meile im Umweltverbund zurückgelegt.“

Eine Fuß- und Radwegebrücke über den Altneckar, wie von Höger vorgeschlagen, wäre für den Handschuhsheimer hingegen ein guter Kompromiss, um den S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen, den SRH-Campus und das Neuenheimer Feld umweltfreundlich miteinander zu verbinden. Albrecht Kern vom Verein Urban Innovation kritisierte hingegen Griesers Ablehnung des Park-and-Ride-Platzes: „Ich bin fassungslos, dass ein Vertreter aus Handschuhsheim eine Variante bevorzugt, die die Dossenheimer Landstraße weiterhin so stark belastet.“

Eine weitgehend autofreie Campusmitte stellt sich auch das Planungsteam Astoc vor. So wie auf dieser Visualisierung könnte die Kirschnerstraße mit Straßenbahnhaltestelle (im Hintergrund) aus der Fußgängerperspektive aussehen. Der Radverkehr wird auf der Straße geführt. Visualisierung: Astoc

Welche Sorgen haben die Neuenheimer? Andreas Knorn, Vorsitzender des Stadtteilvereins, zeigte sich enttäuscht: „Wir haben jetzt zwei Entwürfe, die beinahe identisch sind.“ Knorn kritisierte, dass einige Interessengruppen zu viel Druck aufgebaut hätten. Die Planungsteams hätten somit keine Wahl gehabt, als die nun gewählte Variante zu favorisieren, sonst wären sie im weiteren Prozess ausgeschieden. „Schon seit Jahren häuft sich der Verkehr in Neuenheim“. Staus in der Dossenheimer Landstraße und in der Berliner Straße seien an der Tagesordnung. Eine Fünfte Neckarquerung oder ein Nordzubringer würden den Stadtteil deutlich entlasten. Knorn bedauert, dass weiterhin der gesamte Verkehr über die Ernst-Walz-Brücke im Süden und den Hans-Thoma-Platz im Norden abgewickelt werden soll.

Warum freuen sich die Wieblinger? Am wichtigsten ist für die Bewohner des Stadtteils, dass die Fünfte Neckarquerung für Autos, Busse und Bahnen vom Tisch ist. Dagegen kritisiert Inge Winkler-Hauser, dass Kerstin Höger am S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen einen Mobilitätshub vorsieht, der neben einer Schnellbushaltestelle auch Parkplätze beinhaltet. „Damit wird der Pendlerverkehr nach Wieblingen gelockt“, so Winkler-Hauser. Auch eine schlanke Fuß- und Radwegebrücke, wie Höger sie gerne hätte, sei ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz.

Der Bau und die nächtliche Beleuchtung hätten negative Auswirkungen auf den Artenschutz und brächten nur eine geringe verkehrliche Entlastung. Nach den Berechnungen von Astoc würde der Autoverkehr im Neuenheimer Feld dadurch nur um 400 Fahrten reduziert. Bei 120.000 Wegen, die täglich im Campus zurückgelegt werden, sei dies zu gering, angesichts der 6,5 Millionen Euro Investitionskosten. Ingrid Herrwerth vom Stadtteilverein Wieblingen wie auch viele andere Redner forderten, dass noch mehr regionale Verkehrslösungen Eingang in den Masterplanprozess finden sollten.

Was ist der kleinste gemeinsame Nenner? Alle Stadtteile sind sich in einem Punkt einig. Es müsse im weiteren Prozess noch viel mehr getan werden, um den Autoverkehr weit vor den Toren Heidelbergs abzufangen. Die Menschen müssten zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel bewegt werden.

Info: Die Entwürfe können noch an diesem Donnerstag von 16 bis 17 Uhr im Dezernat 16, Emil-Maier-Straße 16, studiert werden. Ebenfalls nur noch an diesem Donnerstag kann man sich online an der Diskussion beteiligen: www.masterplan-neuenheimer-feld.de

Hintergrund: Wie wird der Campus autofrei?

So ähnlich sich die Verkehrskonzepte von Astoc und Kerstin Höger auch sind, gibt es doch ein paar kleine Unterschiede. Die Eckpunkte:

> Straßenbahn: Der „kleine Campusring“ über die Straßen „Im Neuenheimer Feld“, Hofmeisterweg und Kirschnerstraße bildet bei beiden Teams den wichtigsten Kern des Verkehrskonzepts. Die Idee dahinter: Fahrgästen aus Richtung Weinheim und aus dem Patrick-Henry-Village soll es ermöglicht werden, ohne Umstieg von ihrem Wohnort direkt ins Neuenheimer Feld zu kommen. Mit welcher Linienführung dies geschehen soll, ist unterschiedlich. Höger schlägt zum Beispiel vor, die Linie 26 aus Kirchheim immer im Wechsel einmal zum Bismarckplatz und einmal ins Neuenheimer Feld fahren zu lassen. Mehrere Linien sollen im Campus fahren.

> Autofreie Campusmitte: Um die Straße „Im Neuenheimer Feld“ zu entlasten, soll nördlich davon eine neue Straße gebaut werden. Der meiste „motorisierte Individualverkehr“ soll allerdings zu den Parkhäusern am Rand des Gebiets gelenkt werden. Allein die Patienten und ihre Angehörigen sollen mit ihren Autos zu den Kliniken fahren dürfen, ebenso wie Familien, die den Zoo besuchen.

> Mobilitätshubs: An den Parkhäusern mit E-Ladesäulen sind Fahrradabstellplätze, Leihfahrräder, E-Roller und später vielleicht auch mal Haltestellen für autonom fahrende Minibusse vorgesehen.

> Reduzierung der Stellplätze: Beide Teams glauben, dass die Anzahl der Stellplätze im „Feld“ noch einmal deutlich reduziert werden könnte. Dafür müsste es aber noch unattraktiver werden, mit dem Auto anzureisen. Die Parkgebühren müssten steigen.

Redebeitrag unseres Vorstandsmitglieds Gerd Guntermann am 18.09.2021 bei der „Menschenkette für Menschenrechte“/Seebrücke in Heidelberg

„Eigentlich sollte der folgende Text, Mail eines jungen Mannes, interniert in einem Flüchtlingslager auf Samos, von Khaled vorgetragen werden. Khaled ist einigen von uns bekannt. Er ist ebenfalls Flüchtling aus Afghanistan, hat aber heute einen seiner Arbeitstage in einem Pflegeheim in der Südstadt. Ich habe die Ehre, Khaled zu vertreten. Übersetzung vom Englischen ins Deutsche.

Brief von Amir:

„Jetzt sind 5 Jahre vergangen, und ich habe nicht verstanden, wie ich aufgewachsen bin, wie ich von einem Kind zu einem jungen Mann wurde.

Ich erinnere mich an den Tag im Winter, regnerisch und sehr kalt. Plötzlich stürzte die Welt auf mich – meine Familie und ich mussten fliehen, weil ich nicht in den Krieg ziehen und unschuldige Menschen töten wollte – ganz anders als bei denen, die mit ihren Familie einen Urlaub buchen und verreisen.

Angst, Gefahr, Missbrauch, Misstrauen und Tod waren meine Begleiter. Aber die Hoffnung auf ein neues Leben in Sicherheit und Frieden war stärker als alles andere.

Ich sah, wie Menschen an Grenzen erschossen, wie Babys und Kinder zu Waisen, wie Frauen und Männer mitten in den Bergen und auf dem Meer zu Witwen und Witwern wurden. Wie sie entführt wurden – ich habe es selbst erlebt. Wie Menschen auf Europas Friedhof, dem Mittelmeer, versanken…

Die Europäer kennen dieses Meer vom Reisen und Urlaub, wie schön es ist zum Schwimmen, Tauchen und für ein wunderbares Sonnenbad am StrandAber Leute wie ich kennen es von Beibooten, voller Angst und Gefahr.

Jetzt sitze ich – festgefahren – auf dieser Insel namens Samos. Mein Zuhause ist ein Gemeinschaftszelt in einem Wald, mitten im Nirgendwo auf der Weltkarte – im Winter, im Frühling, im Sommer, im Herbst. Die Jahre gehen vorbei, und ich habe nicht verstanden, wie ich ein junger Mann geworden bin. Eure Kinder und andere Jugendliche in meinem Alter kennen diese Transformation, um von der Schule, dem Schulabschluss, dem Zeitvertreib mit Familie und Freunden von einem Kind zu einem Teenager zu werden- ich weiss es von einem Gemeinschaftszelt auf Samos.

Als ich krank wurde und zum Arzt musste und ihn um Hilfe bat, sagte er voller Hass: „Komm nicht in meine Nähe, hau ab und stirb! Wir haben Dir keine Einladung geschickt, hierher zu kommen!“

Wenn Leute mich fragen, wie ich heiße, wer ich bin, was ich werden will, sage ich nie „Flüchtling“ – das ist der Name, den mir der Westen gibt. Die Mullahs haben uns die Freiheit und Europa die Menschenwürde genommen.

Was ist der Unterschied zwischen uns und Euch? Ihr seid Menschen – wir sind auch Menschen. Ihr habt das Recht zu leben – also haben wir es auch. Wenn Eure eigenen Kinder, Eure eigenen Familien in unserer Situation wären, würdet Ihr dann immer noch sagen: „Schließt die Grenzen, lasst sie sterben!“?

Meine Vorstellung von Europa war ganz anders. Ich dachte, dass es hier Menschenrechte gibt, dass ich endlich, nachdem ich mehrere Jahre lang jeden Tag und jede Nacht den Tod vor Augen hatte, getrennt von Familie und Freunden, hier endlich Schutz finden würde und die Chance hätte, die schlimmsten Erfahrungen zu verarbeiten und ein neues Leben in Sicherheit und Frieden wie andere Menschen führen zu können. Aber: ich wurde sehr, sehr enttäuscht. Wenn ich gewusst hätte, was hier in Europa auf mich wartet, hätte ich es vorgezogen, in den Bergen zu sterben, im Meer zu versinken, von einem Entführer oder Schmuggler erschossen zu werden.

Wir werden schlechter behandelt als Müll. Müll hat einen Ort, ich nicht. Als Staatenloser ist es schwer, zu fühlen, dass man irgendwohin gehört.Ich bin ein Mensch wie alle Menschen, ich habe das Recht zu leben, aber die Mullahs und die Europäische Union haben mir dieses Recht genommen.

Hier auf Samos lernte ich viele Menschen und Freunde kennen, die sich das Leben genommen haben. Sie konnten es nicht aushalten, wie Dreck behandelt zu werden und seit Jahren nur eine Nummer zu sein. Das ist die Menschenrechtskultur der Europäischen Union: sie wollen nicht dein Leben retten, sie halten dich unter den schlimmsten Bedingungen fest und machen dich psychisch so krank, dass du dir das Leben nimmst.

Es gibt Reisen, die wir nie machen wollten. Und doch nahmen wir sie auf uns, weil es der einzige Weg war, um zu überleben. Diese Reise wollte ich eigentlich nie machen. Aber ich habe es geschafft. Etwas hat überlebt. Manche Dinge können und werden nicht vergessen werden. Sie reisen mit uns bis zum Ende.“

Nachwort: Seit einigen Monaten ist Amir nicht mehr erreichbar.“

Radlerparade für mehr Platz und Sicherheit

Rhein-Neckar-Zeitung 21.09.2021:

Fünfte Heidelberger Radparade mit rund 500 Teilnehmern demonstrierte für ein besseres Wegenetz – Würzner: „Potenzial zur Fahrradhauptstadt“

Von Leon Zorn

Heidelberg. Einmal im Jahr regieren die Heidelberger Radfahrer auf den Autostraßen der Stadt – wenn auch nur für ein paar Stunden. Zum fünften Mal fand am Sonntag die Radparade statt, organisiert vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), dem Radsportverein Heidelberg, den Grünen, der SPD, dem Studierendenrat der Universität und erstmals auch der Grün-Alternativen Liste. Die Demonstration steht für eine Förderung der städtischen Radkultur und ist zugleich Auftakt des Stadtradelns, an dem sich Heidelberg zum ersten Mal beteiligt und bei dem es darum geht, drei Wochen lang möglichst viele Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Ganz nach dem diesjährigen Motto „Unsere Stadt radelt“ ging es mit 500 Teilnehmern auf eine 15 Kilometer lange Strecke quer durch Heidelberg.

Die Gruppe trifft sich zur Mittagszeit auf dem Universitätsplatz – eine beeindruckende Versammlung. „Der große Anlauf hat mich sehr überrascht, das hatte ich mir überhaupt nicht so vorgestellt“, meint Leonie Gorkisch, die zum ersten Mal bei der Parade dabei ist. Ordner sorgen am Platz für den nötigen Sicherheitsabstand. Ursprünglich war die Demonstration für den Radkulturtag im Mai eingeplant, dieser musste aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Nun kann sie endlich nachgeholt werden, Masken müssen nur dann getragen werden, wenn kein Abstand eingehalten werden kann: also an Start und Ende der Tour.

In gemütlichem Tempo und mit anregenden Gesprächen ging es das Neckarufer entlang.

Michael Fröhlich vom ADFC begrüßt die Gruppe sehr erfreut: „Dank euch zeigen wir jedes Jahr, dass Radfahren für uns Heidelberger wichtig ist. Wir senden ein Signal und fordern Unterstützung.“ Zwar sei in den letzten Jahren schon viel für den Ausbau des Radwegenetzes getan worden – dennoch ließe sich noch vieles verbessern: mehr Fahrradstraßen für besseres Vorankommen in der Innenstadt etwa. Außerdem mangele es in diversen Stadtteilen noch an Radstellplätzen, die man Parkflächen für Autos vorziehen solle. „Heidelberg muss sich vorwärtsbewegen – für einen klimafreundlichen, fortschrittlichen Verkehr“, so Fröhlich.

Die Teilnehmer, darunter viele Studenten, sind alle begeistert von der Aktion. „Wir zeigen der Stadt heute unser Gesicht als Radfahrer. Wir sind da und fordern Unterstützung!“, meint Student Philipp Nierle überzeugt.

Vom Uniplatz aus geht es für die radfahrenden Demonstranten durch die Altstadt und die Weststadt bis nach Wieblingen. Höhepunkte sind eine Durchquerung des Schlossbergtunnels sowie eine Fahrt über den Autobahnzubringer Rittel. „Ein schöner Zusatz zum guten Zweck, auch mal ein paar ganz andere Seiten Heidelbergs kennenzulernen“, meint Gorkisch begeistert.

Helferinnen und Helfer vom ADFC sorgen auf der ganzen Strecke für ein sicheres Vorankommen der Gruppe. Mit Musik, anregenden Gesprächen und Fahrradklingeln ist die gute Stimmung auch für Außenstehende spürbar. Auf der Strecke kommt man mit vielen Gleichgesinnten in Kontakt, lernt sich untereinander kennen.

Auch Oberbürgermeister Eckart Würzner ist unter den Radlern, auf der ganzen Strecke ist er dabei. „Heidelberg steht für Nachhaltigkeit und Fortschritt – dazu gehört auch zweifellos der Ausbau des Radverkehrs“, so Würzner: „Heidelberg hat definitiv das Potenzial zur deutschen Fahrradhauptstadt.“

Auch auf der B 37, hier auf der Höhe der Alten Brücke, hatten die Radler Vorfahrt. Mit 500 Teilnehmern kamen mehr Personen als von den Organisatoren ursprünglich erwartet. Fotos: Alexander Hoene

Die Tour endet auf der Neckarwiese, nahe der Ernst-Walz-Brücke. Fröhlich bedankt sich im Namen aller Organisatoren bei der Gruppe. Sicherlich werde die Tradition auch im nächsten Jahr fortgesetzt. An fahrradbegeisterten Menschen, die diesen Zweck unterstützen, scheint es jedenfalls nicht zu mangeln.

Schnell muss die Straße dann aber auch wieder für den regulären Straßenverkehr frei gemacht werden. Doch einige Teilnehmer bleiben noch da, um einer zweiten Demonstration zuzujubeln: Mit der „Kidical Mass“ starteten Heidelberger Familien eine Tour vom Universitätsplatz bis zur Stadtbücherei – um sich unter dem Motto „Platz da für die nächste Generation“ für kinderfreundliche und lebenswertere Städte einzusetzen. Auch Kinder sollen sich sicher und selbstständig mit dem Fahrrad in Heidelberg bewegen können. „Denn erst dann können wir von einem wirklich zukunftsfähigen Straßenverkehr sprechen“, so Fröhlich.