Redebeitrag unseres Vorstandsmitglieds Gerd Guntermann am 18.09.2021 bei der „Menschenkette für Menschenrechte“/Seebrücke in Heidelberg

„Eigentlich sollte der folgende Text, Mail eines jungen Mannes, interniert in einem Flüchtlingslager auf Samos, von Khaled vorgetragen werden. Khaled ist einigen von uns bekannt. Er ist ebenfalls Flüchtling aus Afghanistan, hat aber heute einen seiner Arbeitstage in einem Pflegeheim in der Südstadt. Ich habe die Ehre, Khaled zu vertreten. Übersetzung vom Englischen ins Deutsche.

Brief von Amir:

„Jetzt sind 5 Jahre vergangen, und ich habe nicht verstanden, wie ich aufgewachsen bin, wie ich von einem Kind zu einem jungen Mann wurde.

Ich erinnere mich an den Tag im Winter, regnerisch und sehr kalt. Plötzlich stürzte die Welt auf mich – meine Familie und ich mussten fliehen, weil ich nicht in den Krieg ziehen und unschuldige Menschen töten wollte – ganz anders als bei denen, die mit ihren Familie einen Urlaub buchen und verreisen.

Angst, Gefahr, Missbrauch, Misstrauen und Tod waren meine Begleiter. Aber die Hoffnung auf ein neues Leben in Sicherheit und Frieden war stärker als alles andere.

Ich sah, wie Menschen an Grenzen erschossen, wie Babys und Kinder zu Waisen, wie Frauen und Männer mitten in den Bergen und auf dem Meer zu Witwen und Witwern wurden. Wie sie entführt wurden – ich habe es selbst erlebt. Wie Menschen auf Europas Friedhof, dem Mittelmeer, versanken…

Die Europäer kennen dieses Meer vom Reisen und Urlaub, wie schön es ist zum Schwimmen, Tauchen und für ein wunderbares Sonnenbad am StrandAber Leute wie ich kennen es von Beibooten, voller Angst und Gefahr.

Jetzt sitze ich – festgefahren – auf dieser Insel namens Samos. Mein Zuhause ist ein Gemeinschaftszelt in einem Wald, mitten im Nirgendwo auf der Weltkarte – im Winter, im Frühling, im Sommer, im Herbst. Die Jahre gehen vorbei, und ich habe nicht verstanden, wie ich ein junger Mann geworden bin. Eure Kinder und andere Jugendliche in meinem Alter kennen diese Transformation, um von der Schule, dem Schulabschluss, dem Zeitvertreib mit Familie und Freunden von einem Kind zu einem Teenager zu werden- ich weiss es von einem Gemeinschaftszelt auf Samos.

Als ich krank wurde und zum Arzt musste und ihn um Hilfe bat, sagte er voller Hass: „Komm nicht in meine Nähe, hau ab und stirb! Wir haben Dir keine Einladung geschickt, hierher zu kommen!“

Wenn Leute mich fragen, wie ich heiße, wer ich bin, was ich werden will, sage ich nie „Flüchtling“ – das ist der Name, den mir der Westen gibt. Die Mullahs haben uns die Freiheit und Europa die Menschenwürde genommen.

Was ist der Unterschied zwischen uns und Euch? Ihr seid Menschen – wir sind auch Menschen. Ihr habt das Recht zu leben – also haben wir es auch. Wenn Eure eigenen Kinder, Eure eigenen Familien in unserer Situation wären, würdet Ihr dann immer noch sagen: „Schließt die Grenzen, lasst sie sterben!“?

Meine Vorstellung von Europa war ganz anders. Ich dachte, dass es hier Menschenrechte gibt, dass ich endlich, nachdem ich mehrere Jahre lang jeden Tag und jede Nacht den Tod vor Augen hatte, getrennt von Familie und Freunden, hier endlich Schutz finden würde und die Chance hätte, die schlimmsten Erfahrungen zu verarbeiten und ein neues Leben in Sicherheit und Frieden wie andere Menschen führen zu können. Aber: ich wurde sehr, sehr enttäuscht. Wenn ich gewusst hätte, was hier in Europa auf mich wartet, hätte ich es vorgezogen, in den Bergen zu sterben, im Meer zu versinken, von einem Entführer oder Schmuggler erschossen zu werden.

Wir werden schlechter behandelt als Müll. Müll hat einen Ort, ich nicht. Als Staatenloser ist es schwer, zu fühlen, dass man irgendwohin gehört.Ich bin ein Mensch wie alle Menschen, ich habe das Recht zu leben, aber die Mullahs und die Europäische Union haben mir dieses Recht genommen.

Hier auf Samos lernte ich viele Menschen und Freunde kennen, die sich das Leben genommen haben. Sie konnten es nicht aushalten, wie Dreck behandelt zu werden und seit Jahren nur eine Nummer zu sein. Das ist die Menschenrechtskultur der Europäischen Union: sie wollen nicht dein Leben retten, sie halten dich unter den schlimmsten Bedingungen fest und machen dich psychisch so krank, dass du dir das Leben nimmst.

Es gibt Reisen, die wir nie machen wollten. Und doch nahmen wir sie auf uns, weil es der einzige Weg war, um zu überleben. Diese Reise wollte ich eigentlich nie machen. Aber ich habe es geschafft. Etwas hat überlebt. Manche Dinge können und werden nicht vergessen werden. Sie reisen mit uns bis zum Ende.“

Nachwort: Seit einigen Monaten ist Amir nicht mehr erreichbar.“

Radlerparade für mehr Platz und Sicherheit

Rhein-Neckar-Zeitung 21.09.2021:

Fünfte Heidelberger Radparade mit rund 500 Teilnehmern demonstrierte für ein besseres Wegenetz – Würzner: „Potenzial zur Fahrradhauptstadt“

Von Leon Zorn

Heidelberg. Einmal im Jahr regieren die Heidelberger Radfahrer auf den Autostraßen der Stadt – wenn auch nur für ein paar Stunden. Zum fünften Mal fand am Sonntag die Radparade statt, organisiert vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), dem Radsportverein Heidelberg, den Grünen, der SPD, dem Studierendenrat der Universität und erstmals auch der Grün-Alternativen Liste. Die Demonstration steht für eine Förderung der städtischen Radkultur und ist zugleich Auftakt des Stadtradelns, an dem sich Heidelberg zum ersten Mal beteiligt und bei dem es darum geht, drei Wochen lang möglichst viele Kilometer mit dem Rad zurückzulegen. Ganz nach dem diesjährigen Motto „Unsere Stadt radelt“ ging es mit 500 Teilnehmern auf eine 15 Kilometer lange Strecke quer durch Heidelberg.

Die Gruppe trifft sich zur Mittagszeit auf dem Universitätsplatz – eine beeindruckende Versammlung. „Der große Anlauf hat mich sehr überrascht, das hatte ich mir überhaupt nicht so vorgestellt“, meint Leonie Gorkisch, die zum ersten Mal bei der Parade dabei ist. Ordner sorgen am Platz für den nötigen Sicherheitsabstand. Ursprünglich war die Demonstration für den Radkulturtag im Mai eingeplant, dieser musste aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Nun kann sie endlich nachgeholt werden, Masken müssen nur dann getragen werden, wenn kein Abstand eingehalten werden kann: also an Start und Ende der Tour.

In gemütlichem Tempo und mit anregenden Gesprächen ging es das Neckarufer entlang.

Michael Fröhlich vom ADFC begrüßt die Gruppe sehr erfreut: „Dank euch zeigen wir jedes Jahr, dass Radfahren für uns Heidelberger wichtig ist. Wir senden ein Signal und fordern Unterstützung.“ Zwar sei in den letzten Jahren schon viel für den Ausbau des Radwegenetzes getan worden – dennoch ließe sich noch vieles verbessern: mehr Fahrradstraßen für besseres Vorankommen in der Innenstadt etwa. Außerdem mangele es in diversen Stadtteilen noch an Radstellplätzen, die man Parkflächen für Autos vorziehen solle. „Heidelberg muss sich vorwärtsbewegen – für einen klimafreundlichen, fortschrittlichen Verkehr“, so Fröhlich.

Die Teilnehmer, darunter viele Studenten, sind alle begeistert von der Aktion. „Wir zeigen der Stadt heute unser Gesicht als Radfahrer. Wir sind da und fordern Unterstützung!“, meint Student Philipp Nierle überzeugt.

Vom Uniplatz aus geht es für die radfahrenden Demonstranten durch die Altstadt und die Weststadt bis nach Wieblingen. Höhepunkte sind eine Durchquerung des Schlossbergtunnels sowie eine Fahrt über den Autobahnzubringer Rittel. „Ein schöner Zusatz zum guten Zweck, auch mal ein paar ganz andere Seiten Heidelbergs kennenzulernen“, meint Gorkisch begeistert.

Helferinnen und Helfer vom ADFC sorgen auf der ganzen Strecke für ein sicheres Vorankommen der Gruppe. Mit Musik, anregenden Gesprächen und Fahrradklingeln ist die gute Stimmung auch für Außenstehende spürbar. Auf der Strecke kommt man mit vielen Gleichgesinnten in Kontakt, lernt sich untereinander kennen.

Auch Oberbürgermeister Eckart Würzner ist unter den Radlern, auf der ganzen Strecke ist er dabei. „Heidelberg steht für Nachhaltigkeit und Fortschritt – dazu gehört auch zweifellos der Ausbau des Radverkehrs“, so Würzner: „Heidelberg hat definitiv das Potenzial zur deutschen Fahrradhauptstadt.“

Auch auf der B 37, hier auf der Höhe der Alten Brücke, hatten die Radler Vorfahrt. Mit 500 Teilnehmern kamen mehr Personen als von den Organisatoren ursprünglich erwartet. Fotos: Alexander Hoene

Die Tour endet auf der Neckarwiese, nahe der Ernst-Walz-Brücke. Fröhlich bedankt sich im Namen aller Organisatoren bei der Gruppe. Sicherlich werde die Tradition auch im nächsten Jahr fortgesetzt. An fahrradbegeisterten Menschen, die diesen Zweck unterstützen, scheint es jedenfalls nicht zu mangeln.

Schnell muss die Straße dann aber auch wieder für den regulären Straßenverkehr frei gemacht werden. Doch einige Teilnehmer bleiben noch da, um einer zweiten Demonstration zuzujubeln: Mit der „Kidical Mass“ starteten Heidelberger Familien eine Tour vom Universitätsplatz bis zur Stadtbücherei – um sich unter dem Motto „Platz da für die nächste Generation“ für kinderfreundliche und lebenswertere Städte einzusetzen. Auch Kinder sollen sich sicher und selbstständig mit dem Fahrrad in Heidelberg bewegen können. „Denn erst dann können wir von einem wirklich zukunftsfähigen Straßenverkehr sprechen“, so Fröhlich.

Kerchemer Wind

Liebe Kirchheimerinnen und Kirchheimer, liebe Heidelbergerinnen und Heidelberger,

viel hat sich politisch nicht getan in den letzten Wochen. Allerdings haben sich im Verkehrsbereich zwei Dinge geändert, über die wir Sie gerne informieren möchten.

Die 30er Zone wurde in der Schwetzinger Straße von der Alstater Straße bis zur Albert-Fritz-Straße erweitert. In diesem Bereich wäre ein Überholen ohne die Gefährdung von Radfahrern sowieso nicht möglich gewesen. Außerdem wurde in der Pleikartsförster Straße ein Schutzstreifen für Radfahrer eingerichtet, der beim ADAC – Kreisel beginnt und bis zum Sportgeländer der Freien Turner führt. Und um gleich klar zu stellen. Der Schutzstreifen darf befahren nur nicht beparkt werden. Er macht Sinn, da die nach Kirchheim fahrenden Radfahrer bisher verkehrswidrig auf der falschen Seite gefahren sind und es hierdurch im Kreuzungsbereich der Breslauer Straße nicht nur zu vielen gefährlichen Situationen sondern auch schon zu schweren Unfällen zwischen Autofahrern und Radfahrern kam. Wir wünschen uns, dass die Radfahrer von dem neuen Angebot regen Gebrauch machen. Er bedeutet mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer.

Bleiben Sie gesund.

Ihre Meinung interessiert uns. Welche Themen sind für Sie wichtig? Sollten Sie Anregungen oder Fragen haben, dann schreiben Sie uns oder rufen Sie an. Auf unserer Homepage www.gal-heidelberg.de erfahren Sie mehr über unsere Aktivitäten und Ziele.

Ihre Kirchheimer Stadträtin Judith Marggraf und Ihr Stadtrat Michael Pfeiffer
Grün-Alternative Liste

Rettungskette in Heidelberg am 18.09.2021

Gemeinsame Presseerklärung von SPD, Die Linke, Bunte Linke, die Grün-Alternative Liste Heidelberg, Bündnis 90/ Die Grünen und Heidelberg in Bewegung (HiB):

Wir unterstützen aktiv die Seebrücke Heidelberg bei der Rettungskette für Menschenrechte am 18.09.2021!

Am 18. September 2021 wird mit einer ideellen Menschenkette von Hamburg bis nach Venedig ein Zeichen für mehr Menschlichkeit und gegen das Sterben im Mittelmeer gesetzt. Die Route verläuft auch durch Heidelberg, und die Seebrücke Heidelberg hat in Zusammenarbeit mit vielen Organisationen und Initiativen folgende Treffpunkte in der Stadt, an welchen man sich ab 11:00 Uhr für das Bilden einer Menschenkette einfinden kann, ausgearbeitet:

• Wieblingen: Thaddenplatz
• Bergheim: Stadtbücherei
• Weststadt: Garten der Christuskirche
• Rohrbach: Altes Rathaus

Die SPD, Die Linke, die Bunte Linke, die Grün-Alternative Liste Heidelberg, das Bündnis 90/ Die Grünen und Heidelberg in Bewegung (HiB) unterstützen als im Gemeinderat Heidelberg vertretene Parteien und Listen die Seebrücke Heidelberg sowie die Aktion Rettungskette für Menschenrechte. Geschlossen rufen wir zu einer Beteiligung der Bürger*innen an der Aktion am 18.09. auf und hoffen auf eine zahlreiche Teilnahme. Kulturelle Beiträge und Reden werden die Botschaft kurz vor der Bundestagswahl einrahmen. Weitere Informationen lassen sich unter https://seebruecke-heidelberg.de/rettungskette/ und http://www.rettungskette.eu/de/home/ finden.

Heidelberg bekundet Bereitschaft, freiwillig afghanische Ortskräfte und weitere Schutzbedürftige aufzunehmen

OB Würzner: „Wollen Menschen hier ein sicheres Zuhause bieten“

Die Stadt Heidelberg bekundet ihre Bereitschaft, freiwillig afghanische Ortskräfte und weitere schutzbedürftige Afghaninnen und Afghanen aufzunehmen. Damit schließt sich Heidelberg einem Aufruf des Bündnisses Städte Sicherer Häfen an, zu dessen Gründungsmitgliedern die Stadt gehört. Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner informiert den Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, darüber in einem Brief.

„Die afghanischen Ortskräfte, die jahrelang deutsche Soldaten und Sicherheitskräfte unterstützt und sich für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben, sind nach deren Abzug aus Afghanistan und durch die Machtübernahme der Taliban akut in Gefahr, ebenso deren Angehörige und viele weitere Menschen.
Die erschütternden Bilder, die uns dieser Tage über die Medien aus Afghanistan erreicht haben, machen mehr als deutlich, dass wir helfen müssen. Deshalb wollen wir in Heidelberg zusammen mit anderen Städten im Bündnis Städte Sicherer Häfen die Bunderegierung aktiv dabei unterstützen, diesen Menschen hier Schutz und ein sicheres Zuhause zu bieten“, so Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner.

Über die Aufnahme von Geflüchteten entscheidet der Bund. Die Zuweisung erfolgt an die Länder nach dem Königsteiner Schlüssel.
Heidelberg ist wegen des Landesankunftszentrums in Patrick-Henry-Village eigentlich von der Zuweisung von Flüchtlingen zur kommunalen Unterbringung befreit. Die Stadt hat aber in der Vergangenheit immer wieder freiwillig Flüchtlinge aufgenommen. Seit 2015 waren es mehr als 500 Personen. Auch in jüngster Zeit hat Heidelberg mehrfach seine Bereitschaft zur freiwilligen Aufnahme von Geflüchteten im Rahmen der eigenen Möglichkeiten gegenüber den zuständigen Behörden erklärt.

Hintergrund:
Ortskräfte werden die Helferinnen und Helfer vor Ort genannt, die die Tätigkeit von Bundeswehr, Bundespolizei, Auswärtigem Amt und anderen deutschen Behörden beispielsweise als Übersetzer unterstützt haben.

Pressemitteilung der Stadt Heidelberg 20.08.2021

Gerd Guntermann, GAL Altstadt-Bezirksbeirat, demonstrierte mit dem BUND gegen Neubau des Königstuhl-Hotels

Bericht in der Rhein-Neckar-Zeitung 02.08.2021:

Protest gegen Königstuhl-Hotel „Rückschlag für den Klimaschutz“

Kritik: mehr Verkehrsaufkommen, Nachteile für Artenschutz.

Kleine Gruppe gegen großes Hotel: Rund ein Dutzend Demonstranten sehen das neu eröffnete Königstuhl-Hotel kritisch und fordern einen Teilabriss. Foto: Rothe 30.07.2021

Von Manfred Ofer, 02.08.2021

Heidelberg. Berechtigte Kritik oder Polemik? Wer am vergangenen Freitag in der Außengastronomie des Hotels Königstuhl saß, bekam unter Umständen neben einem malerischen Blick auch eine Protestkundgebung geboten. Dazu aufgerufen hatte die BUND-Kreisgruppe Heidelberg. Die Naturschützer sehen in dem Neubau des Hotels einen Rechtsbruch, den die Stadt hätte unterbinden müssen. Der zuständige Investor Wolfgang Scheidtweiler kann diese Kritik nicht nachvollziehen und verweist unter anderem darauf, dass bei der Errichtung alles mit der Naturschutzbehörde abgestimmt worden sei.

„Wir befinden uns vor einem Gebäude, das hier eigentlich nicht stehen dürfte“, machte Rainer Zawatzky zu Beginn der Demonstration deutlich. Der Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe hatte sich am Freitagnachmittag mit neun Mitstreitern vor dem neu gestalteten Gebäude eingefunden. Zawatzky bezog sich auf eine im Januar erfolgte Feststellung des Petitionsausschusses des baden-württembergischen Landtages.

Das Baugesetzbuch sei hier eindeutig, argumentierte er: Der Neubau des Hotels im Außenbereich eines Landschaftsschutzgebiets sei rechtswidrig, da es sich um kein „privilegiertes Vorhaben“ handele. Unter diese Bezeichnung würden vielmehr landwirtschaftliche Betriebe fallen. „Damit haben wir es hier definitiv nicht zu tun“, schloss Zawatzky. „Die zuständige Behörde der Stadt Heidelberg hätte das nicht genehmigen dürfen.“ Zumal er sich auch sicher sei, dass der neue Bebauungsplan, wäre er dem Gemeinderat damals zur Abstimmung vorgelegt worden, keine Mehrheit bekommen hätte. Stattdessen müsse man jetzt mit den Konsequenzen leben: mit mehr Umweltbelastung durch Auto- und Transport-Verkehr vor Ort sowie Lichtverschmutzung im großen Stil aufgrund der beleuchteten großen Fenster. Letztere würden nachtaktive Vögel und Fledermäuse gefährden.

Gerd Guntermann, Altstadt-Bezirksbeirat, schloss sich der Kritik seines Vorredners an. Er betonte, dass man nicht gegen den Erhalt der traditionellen Gastronomie sei. Der Hotelneubau sei allerdings illegal erfolgt und verstoße gegen eine Vielzahl von Natur-, Arten- und Landschaftsschutzregelungen. Die Erweiterung von vorher zwölf auf 62 Zimmer sei ein formaler Fehler, den sich primär die Stadt Heidelberg vorwerfen lassen müsse. „Die Stadt macht sich unglaubwürdig, da durch das höhere Verkehrsaufkommen ihre Bemühungen um den Klimaschutz einen Rückschlag erleiden“, sagte Guntermann und plädierte für einen Teilabriss, sofern die Rechtsprechung das zulasse.

Dies lehnt Wolfgang Scheidtweiler ab. Der verantwortliche Investor des Hotelneubaus widerspricht den am Protesttag vorgetragenen Ansichten und hebt unter anderem hervor, dass alle Maßnahmen in den vergangenen Jahren mit dem Baurechtsamt der Stadt abgestimmt worden seien. Es seien auch nicht mehr Parkplätze entstanden als das vor dem Projekt der Fall gewesen sei. Hohe Besucherzahlen hätten auch schon lange zuvor an diesem beliebten Standort zur Normalität gehört. Außerdem seien im Dachgebälk an der Süd- und Ostseite des Hauses Nistplätze für Fledermäuse und nach Westen hin Klappläden zur Vermeidung spiegelnder Flächen eingerichtet worden, um bedrohte Vogelarten vor Schaden zu bewahren. Die Vorwürfe des BUND seien darum aus seiner Sicht polemisch.

Neckarwiese und Angebote für Jugendliche

Die neue Neckarvorland-Satzung wurde letzte Woche im Gemeinderat beschlossen. Einen Tag zuvor hat bereits der Jugendgemeinderat einstimmig dieser zugestimmt. Die neue Regelung lautet ab 23 Uhr muss die Nachtruhe eingehalten werden. Danach darf man sich weiterhin auf der Neckarweise aufhalten, aber ohne Lärm und lauter Musik. Wann Musik zu laut ist, ist im Ermessen von Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) und Polizei. Wir hoffen, dass die Eskalationen der letzten Wochen vorbei sind, wieder Normalität einkehrt und die Jugend den Sommer nun auf der Neckarwiese genießen kann!

Auch freuen wir uns, dass für die Jugend so schnell im Gemeinderat kurzfristige Maßnahme beschlossen wurden. Der Heidelgarden (beim Tiergartenschwimmbad) und die Ochsenkopfwiese stehen als erste Flächen kostenlos zur Verfügung. Das Programm machen die Jugendlichen selbst, geplant ist u.a. ein Festival.

 

Sehr ärgerlich: der Andere Park wird sehr viel teurer

Die Kosten für den Anderen Park in der Südstadt sind enorm gestiegen. Die Stadtverwaltung vergab Aufträge, von denen sie schon vorher wusste, dass die Kosten aufgrund von Nachträgen steigen werden. Das findet nicht nur unsere Stadträtin Judith Marggraf sehr ärgerlich: „Dann bleibt uns als Gemeinderat wieder nichts anderes übrig, als die Kostensteigerungen abzusegnen.“ Das sei kein angemessener Umgang mit dem Gremium. Lesen Sie die gesamte Berichterstattung der Rhein-Neckar-Zeitung vom 27.07.2021 hier.