Masterplan Neuenheimer Feld Bergheim verliert, Wieblingen gewinnt

Rhein-Neckar-Zeitung 07.10.2021:

Die angrenzende Stadtteile durften sich zu den Verkehrskonzepten für das Neuenheimer Feld äußern. Handschuhsheim sieht Chancen, Neuenheim macht sich Sorgen.

So stellt sich Kerstin Höger die Zukunft des Campus Neuenheimer Feld aus der Vogelperspektive vor. Die Ernst-Walz-Brücke bleibt das Nadelöhr für Busse, Bahnen und Autos. Höger sieht aber auch neben der neuen Radbrücke am Wehrsteg eine Fünfte Neckarquerung in Holzbauweise für Radler und Fußgänger vor (unterer linker Bildrand). Visualisierung: Höger

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Jetzt haben die Stadtteile das Wort: Was halten die Vertreter von Handschuhsheim, Neuenheim, Bergheim und Wieblingen von den Verkehrslösungen, die die Planungsteams von Astoc und Kerstin Höger in ihren Entwürfen für einen Masterplan Neuenheimer Feld vorschlagen? Darum ging es am Dienstagabend im voll besetzten Dezernat 16. Die vorgeschlagenen Konzepte stießen dabei auf ein geteiltes Echo: Während die Wieblinger begrüßen, dass eine Fünfte Neckarquerung über den Altneckar weitgehend vom Tisch ist und die Handschuhsheimer froh sind, dass der befürchtete Nordzubringer von der Autobahnabfahrt Dossenheim durch das Handschuhsheimer Feld wohl nicht kommen wird, sorgen sich die Neuenheimer und die Bergheimer, dass sie weiterhin im Stau ersticken. Die Einschätzungen der Stadtteilvereine im Überblick:

Welche Grundannahmen bilden die Basis für die Verkehrskonzepte? Die Stadt rechnet mit einer Zunahme der Bevölkerung in der gesamten Region um sechs Prozent bis 2050, in Heidelberg gar um 20 Prozent. Im Betrachtungszeitraum könnten im Neuenheimer Feld 12.300 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen und der Verkehr insgesamt um 35 Prozent zunehmen. Vor diesem Hintergrund forderten die Projektträger von Stadt, Land und Universität, dass im Campus auch in Zukunft 7100 Autostellplätze vorgehalten werden, die Parkgebühren sollten nur um den Inflationsausgleich steigen. Zehn unterschiedliche Verkehrsvarianten wurden von den Gutachterbüros IVAS und VCDB modelliert und berechnet, sowohl Astoc als auch Höger wählten dieselbe Variante mit leichten Unterschieden (siehe Artikel unten).

Was sagen die Bergheimer zu den Konzepten? Jo-Hannes Bauer gab für den Stadtteilverein das Statement ab. Für ihn sind die vorgeschlagenen Verkehrslösungen eine „verpasste Chance“. „Ich sehe keine Vorschläge, die Bergheim in irgendeiner Weise entlasten.“ Der komplette Autoverkehr werde nach wie vor über die Ernst-Walz-Brücke geführt. Indem die Parkgebühren kaum erhöht werden sollen, würden Autofahrer nicht abgeschreckt. Hinzu komme, dass wegen der fehlenden Fünften Neckarquerung noch mehr Busse und Straßenbahnen durch Bergheim fahren müssten.

„Die Haltestelle Betriebshof“, so Bauer, „wird dadurch noch stärker belastet“. Für Bergheim sei dies eine schlechte Nachricht. Noch häufiger als sonst werde die Kreuzung Mittermaier / Bergheimer Straße von Bahnen blockiert. Der Stau werde dadurch in diesem Bereich noch schlimmer als heute. „Für uns ist das alles eine deutliche Verschlechterung“, so Bauers Fazit. Ähnlich sehen das auch Michael Braum, Direktor der Internationalen Bauausstellung (IBA), und Felix Berschin, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland Heidelberg (VCD). Bergheim bleibe so der „Verkehrsmülleimer“ Heidelbergs, so Berschin.

Die Kreuzung Mittermaier-  / Bergheimer Straße könnte noch stärker belastet werden, als sie es heute schon ist, fürchtet der Stadtteilverein Bergheim. Foto: Philipp Rothe

Stefan Stockmann vom Stadtteilverein Bergheim wies überdies darauf hin, dass der Autoverkehr an zentralen Kreuzungen je nach Variante Astoc oder Höger nur um ein oder drei Prozent im Vergleich zu heute abnehme. Ein klein wenig Entlastung erhoffen sich die Bewohner des Stadtteils hingegen von der geplanten Fuß- und Radwegebrücke östlich des Wehrstegs. Aber ein Zuhörer wies auch darauf hin, dass man im Masterplanprozess ein Sommer- und ein Winterszenario berechnen müsste. „Schließlich fahren ja nicht alle bei schlechtem Wetter Rad.“

Wie reagieren die Handschuhsheimer? Jürgen Grieser, zweiter Vorsitzender des Stadtteilvereins empfindet die bisherigen Ergebnisse des Masterplanverfahrens als „bemerkenswert“, vor allem da sich die beiden Entwürfe so ähnelten. „Der Prozess hat sich gelohnt“, so Grieser. Astoc habe sich der Idee des klimafreundlichen und flächenschonenden Entwurfs von Höger angeschlossen. Grieser begrüßt, dass das Gespenst vom Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld vom Tisch ist.

Und er ist auch ein Fan des Straßenbahn-Campusrings, wies aber darauf hin, dass eine Haltestelle näher an das Mathematikon gelegt werden müsse, da sich dort das wichtigste Nahversorgungszentrum für viele Handschuhsheimer befinde. Ein Park-and-Ride-Platz südlich von Dossenheim, wie von Astoc vorgeschlagen, sei überflüssig. Hinter der Ablehnung steht die Befürchtung, dass durch solch einen Parkplatz der Weg für einen Nordzubringer durch das Handschuhsheimer Feld geebnet werden könnte – zuerst genutzt von einem Shuttlebus, später vielleicht sogar von Autos. Grieser ärgert sich überdies, dass am Rande des Campus Stellplätze geplant sind. Dadurch werde weiterhin Autoverkehr angezogen. Grieser: „Bisher wird nur die letzte Meile im Umweltverbund zurückgelegt.“

Eine Fuß- und Radwegebrücke über den Altneckar, wie von Höger vorgeschlagen, wäre für den Handschuhsheimer hingegen ein guter Kompromiss, um den S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen, den SRH-Campus und das Neuenheimer Feld umweltfreundlich miteinander zu verbinden. Albrecht Kern vom Verein Urban Innovation kritisierte hingegen Griesers Ablehnung des Park-and-Ride-Platzes: „Ich bin fassungslos, dass ein Vertreter aus Handschuhsheim eine Variante bevorzugt, die die Dossenheimer Landstraße weiterhin so stark belastet.“

Eine weitgehend autofreie Campusmitte stellt sich auch das Planungsteam Astoc vor. So wie auf dieser Visualisierung könnte die Kirschnerstraße mit Straßenbahnhaltestelle (im Hintergrund) aus der Fußgängerperspektive aussehen. Der Radverkehr wird auf der Straße geführt. Visualisierung: Astoc

Welche Sorgen haben die Neuenheimer? Andreas Knorn, Vorsitzender des Stadtteilvereins, zeigte sich enttäuscht: „Wir haben jetzt zwei Entwürfe, die beinahe identisch sind.“ Knorn kritisierte, dass einige Interessengruppen zu viel Druck aufgebaut hätten. Die Planungsteams hätten somit keine Wahl gehabt, als die nun gewählte Variante zu favorisieren, sonst wären sie im weiteren Prozess ausgeschieden. „Schon seit Jahren häuft sich der Verkehr in Neuenheim“. Staus in der Dossenheimer Landstraße und in der Berliner Straße seien an der Tagesordnung. Eine Fünfte Neckarquerung oder ein Nordzubringer würden den Stadtteil deutlich entlasten. Knorn bedauert, dass weiterhin der gesamte Verkehr über die Ernst-Walz-Brücke im Süden und den Hans-Thoma-Platz im Norden abgewickelt werden soll.

Warum freuen sich die Wieblinger? Am wichtigsten ist für die Bewohner des Stadtteils, dass die Fünfte Neckarquerung für Autos, Busse und Bahnen vom Tisch ist. Dagegen kritisiert Inge Winkler-Hauser, dass Kerstin Höger am S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen einen Mobilitätshub vorsieht, der neben einer Schnellbushaltestelle auch Parkplätze beinhaltet. „Damit wird der Pendlerverkehr nach Wieblingen gelockt“, so Winkler-Hauser. Auch eine schlanke Fuß- und Radwegebrücke, wie Höger sie gerne hätte, sei ein Verstoß gegen das Naturschutzgesetz.

Der Bau und die nächtliche Beleuchtung hätten negative Auswirkungen auf den Artenschutz und brächten nur eine geringe verkehrliche Entlastung. Nach den Berechnungen von Astoc würde der Autoverkehr im Neuenheimer Feld dadurch nur um 400 Fahrten reduziert. Bei 120.000 Wegen, die täglich im Campus zurückgelegt werden, sei dies zu gering, angesichts der 6,5 Millionen Euro Investitionskosten. Ingrid Herrwerth vom Stadtteilverein Wieblingen wie auch viele andere Redner forderten, dass noch mehr regionale Verkehrslösungen Eingang in den Masterplanprozess finden sollten.

Was ist der kleinste gemeinsame Nenner? Alle Stadtteile sind sich in einem Punkt einig. Es müsse im weiteren Prozess noch viel mehr getan werden, um den Autoverkehr weit vor den Toren Heidelbergs abzufangen. Die Menschen müssten zum Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel bewegt werden.

Info: Die Entwürfe können noch an diesem Donnerstag von 16 bis 17 Uhr im Dezernat 16, Emil-Maier-Straße 16, studiert werden. Ebenfalls nur noch an diesem Donnerstag kann man sich online an der Diskussion beteiligen: www.masterplan-neuenheimer-feld.de

Hintergrund: Wie wird der Campus autofrei?

So ähnlich sich die Verkehrskonzepte von Astoc und Kerstin Höger auch sind, gibt es doch ein paar kleine Unterschiede. Die Eckpunkte:

> Straßenbahn: Der „kleine Campusring“ über die Straßen „Im Neuenheimer Feld“, Hofmeisterweg und Kirschnerstraße bildet bei beiden Teams den wichtigsten Kern des Verkehrskonzepts. Die Idee dahinter: Fahrgästen aus Richtung Weinheim und aus dem Patrick-Henry-Village soll es ermöglicht werden, ohne Umstieg von ihrem Wohnort direkt ins Neuenheimer Feld zu kommen. Mit welcher Linienführung dies geschehen soll, ist unterschiedlich. Höger schlägt zum Beispiel vor, die Linie 26 aus Kirchheim immer im Wechsel einmal zum Bismarckplatz und einmal ins Neuenheimer Feld fahren zu lassen. Mehrere Linien sollen im Campus fahren.

> Autofreie Campusmitte: Um die Straße „Im Neuenheimer Feld“ zu entlasten, soll nördlich davon eine neue Straße gebaut werden. Der meiste „motorisierte Individualverkehr“ soll allerdings zu den Parkhäusern am Rand des Gebiets gelenkt werden. Allein die Patienten und ihre Angehörigen sollen mit ihren Autos zu den Kliniken fahren dürfen, ebenso wie Familien, die den Zoo besuchen.

> Mobilitätshubs: An den Parkhäusern mit E-Ladesäulen sind Fahrradabstellplätze, Leihfahrräder, E-Roller und später vielleicht auch mal Haltestellen für autonom fahrende Minibusse vorgesehen.

> Reduzierung der Stellplätze: Beide Teams glauben, dass die Anzahl der Stellplätze im „Feld“ noch einmal deutlich reduziert werden könnte. Dafür müsste es aber noch unattraktiver werden, mit dem Auto anzureisen. Die Parkgebühren müssten steigen.

Antrag der GAL – Mobile Verkaufsstände

Wir freuen uns, dass unser Antrag mehr mobile Verkaufstände in Heidelberg zu genehmigen, die ersten beiden Hürden (Haupt- und Finanzausschuss und Ausschuss für Wirtschaft und Wissenschaft) geschafft hat. Am 22.07. wird im Gemeinderat darüber entschieden.

Rhein-Neckar-Zeitung 16.07.2021:

Stadt Heidelberg regt Änderungen im Regionalplan Rhein-Neckar an

Neue Baufelder nur in Orten mit ÖPNV-Anschluss / Höhere Baudichte / Mehr Klimaschutz

Der Verband Region Rhein-Neckar schreibt den Einheitlichen Regionalplan Rhein-Neckar fort. Aufgenommen werden neue Wohn- und gewerbliche Bauflächen in Städten und Gemeinden. Das sieht die Stadt Heidelberg in Teilen kritisch und gibt diesbezüglich eine Stellungnahme ab, die sie im Stadtentwicklungs- und Bauausschuss am 29. Juni 2021 vorgelegt hat.

Standorte für neue Bauflächenpotenziale

Viele neue Wohnbauflächenpotenziale befinden sich entgegen den Leitsätzen zur Bauflächenausweisung im Regionalplan in nicht gut erschlossenen Lagen und ohne fußläufige Distanz zu Haltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Die Stadt Heidelberg hält diese Lagen für nicht geeignet, neue Baufelder auszuschreiben.

Das Problem: Die Stadt Heidelberg ist bereits jetzt sehr stark von Pendlerbewegungen betroffen und befürchtet, dass die Anzahl der einpendelnden Beschäftigten weiter ansteigt. Daher fordert sie, neue Wohnbauflächen ausschließlich an Standorten mit einem Anschluss an den Schienenpersonenverkehr zu schaffen.

Bauliche Dichte

Die Stadt Heidelberg wünscht sich eine flächenschonende Ausweisung von Baugebieten in der Region. Zum Schutz des Bodens sollte eine Mindestdichte bei der Siedlungsflächenentwicklung vorgeschrieben werden. Die Änderung des Regionalplans enthält derzeit keine Zielwerte für bauliche Dichten mehr. Der Vorschlag der Stadt Heidelberg: Die Mindestdichte sollte deutlich über der heutigen Berechnungsgrundlage für Oberzentren von 45 Wohnungen pro Hektar (beispielsweise Fläche von 100 x 100 Metern) liegen.

Die Stadt Heidelberg besitzt bereits eine sehr hohe Dichte bei einem gleichzeitig starken Bevölkerungswachstum. Von allen Stadtkreisen Baden-Württembergs ist die Stadt Heidelberg von 2004 bis 2019 mit 12,8 Prozent am stärksten gewachsen. Da die Bevölkerung schneller angestiegen ist als die Fläche, hat die Baudichte in der Stadt zugenommen. Es leben also mehr Menschen insgesamt auf einem Hektar. Der relative Flächengebrauch pro Einwohnerin und Einwohner hat damit abgenommen. Die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Hektar je 1.000 Einwohner ist von 22,3 Hektar (2004) auf 20,5 Hektar (2019) zurückgegangen. Dieser Rückgang je 1.000 Einwohner beträgt 7,9 Prozent und ist zugleich der höchste Rückgang aller Stadtkreise. Grund dafür ist die konsequente Innen- vor Außenentwicklung der Stadt Heidelberg.

Klimaschutz und Klimaanpassung

Die Stadt Heidelberg regt eine Erweiterung der Aussagen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung an. Außerdem fordert sie die Auseinandersetzung mit dem Thema der Integration und Ausweisung von Vorranggebieten für die erneuerbare Energieerzeugung zum Beispiel mittels Freiflächen für Photovoltaikanlagen auf Ebene des Regionalplans. Das soll dazu beitragen, die Klimaziele zu unterstützen und den Weg dorthin gleichzeitig regionalverträglich zu steuern.

Presseinformation der Stadt Heidelberg vom 30.06.2021

Gutachten zeigt: weitere Maßnahmen über den bis herigen Aktionsplan hinaus notwendig, um das Ziel der klimaneutralen Stadt zu erreichen

Größter Beitrag zum Klimaschutz durch grüne Fernwärme und Altbausanierung
Gutachten zum Klimaschutz-Aktionsplan

Heidelberg engagiert sich seit Jahrzehnten für den Klimaschutz. Seit Ende der 80er Jahre konnte in Heidelberg der CO2-Ausstoß pro Kopf bereits um 30 Prozent reduziert werden. Die jüngste Etappe auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt leitete der Gemeinderat vor knapp zwei Jahren mit dem Klimaschutz-Aktionsplan ein. Er enthält Zielvorgaben, Handlungsschwerpunkte und konkrete Maßnahmen sowie Vorschläge aus den Reihen des Heidelberger Gemeinderates. Die Verwaltung hat nun ein Gutachten des ifeu-Instituts vorgelegt, das aufzeigt, wie hoch die CO2-Reduktion der einzelnen Maßnahmen sind. Die wesentlichen Maßnahmen mit hohem Einfluss auf die CO2-Bilanz Heidelbergs sind die weitestgehend CO2-neutrale Gestaltung der Heidelberger Fernwärme sowie die Verdoppelung der Altbausanierungsrate. Durch die Umsetzung aller stationären Maßnahmen des Klimaschutzaktionsplans ohne Verkehr könnte laut Prognose die CO2-Bilanz um bis zu 14 Prozent gesenkt werden. Das Gutachten zeigt zugleich, dass weitere Maßnahmen über den bisherigen Aktionsplan hinaus notwendig sind, um das Ziel der klimaneutralen Stadt zu erreichen.

In der Studie wurden bislang noch keine Maßnahmen im Verkehrsbereich berücksichtigt. Die Gutachter des ifeu-Instituts bezeichnen außerdem den bereits eingeleiteten Ausbau der Photovoltaik-Kapazitäten um 25 Megawatt als wichtige Maßnahme für den Ausbau erneuerbarer Energien. Bei der Berechnung der Gesamtemissionen ergeben sich hierdurch Einsparungen von 10.000 Tonnen CO2, die aufgrund bundeseinheitlich angewandter Bewertungsverfahren jedoch nicht unmittelbar in die Heidelberger Bilanz eingehen.

Die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens wurden am 30. Juni 2021 im Ausschuss für Klima, Umwelt und Mobilität des Heidelberger Gemeinderats vorgestellt. Klima-Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain sagte dazu:

„Das Gutachten zeigt uns klar, dass unsere Anstrengungen noch nicht ausreichen, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. Mir ist wichtig: Wir befinden uns auf dem richtigen Weg und tun schon viel. Unsere bisher beschlossenen Maßnahmen sind gut und erzielen Effekte. Wir müssen aber noch mehr machen. Dazu haben wir bereits die Weichen gestellt. Das Ifeu ist bereits beauftragt, uns weitere Maßnahmen zur Erreichung unserer Ziele aufzuzeigen. So können wir Ende des Jahres mit dem Gemeinderat über eine Erweiterung unseres Pakets diskutieren.“

Im Bereich der Fernwärme sind zwei große Maßnahmen vorgesehen. Bis 2030 soll die in Heidelberg bezogene Fernwärme CO2-neutral sein. Die Stadt hat hierfür vor allem in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Heidelberg bereits erhebliche Investitionen geleistet, unter anderem mit einem Holzheizkraftwerk und vier Biogas-betriebenen Blockheizkraftwerken. Derzeit im Bau ist der Energie- und Zukunftsspeicher im Energiepark Pfaffengrund der Stadtwerke. Der Speicher verbessert die Möglichkeit, regenerative Energiequellen wie Solar- und Windenergie in die Wärmeversorgung einzubinden.

Die Stadt möchte außerdem die Eigenerzeugungsquote für die Fernwärme von derzeit 25 Prozent auf 33 Prozent im Jahr 2025 erhöhen. Wichtige Bausteine dafür sind neben dem Energiespeicher unter anderem der Bau von weiteren dezentralen Blockheizkraftwerken.

Im Bereich der Altbausanierung strebt die Stadt im Rahmen des Klimaschutz-Aktionsplans an, die Sanierungsrate von Bestandsgebäuden zu erhöhen. Die Gutachter schätzen die Sanierungsrate auf ein Prozent. Das bedeutet, dass derzeit von 100 Gebäuden pro Jahr eines energetisch saniert wird. Diese Rate soll im privaten Bereich auf 2,5 Prozent und bei städtischen Gebäuden auf 3 Prozent erhöht werden.

Die Gutachter weisen darauf hin, dass die Stadt bereits weitere Maßnahmen umgesetzt hat, die über den Klimaschutz-Aktionsplan hinausgehen und die bislang ebenfalls nicht bilanziert wurden: Dazu zählt der Beschluss, die Dächer aller Neubauten der Stadt und städtischer Gesellschaften für Photovoltaik-Anlagen zu nutzen. Seit 1. Januar fördert die Stadt Photovoltaik-Anlagen auf privaten Dächern und an Fassaden

Eine Presseinformation der Stadt Heidelberg vom 02.07.2021

 

Rhein-Neckar-Zeitung 24.06.2021:

https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberg-der-klimaschutzaktionsplan-bringt-deutlich-weniger-als-erhofft-_arid,693706.html

Masterplanverfahren Im Neuenheimer Feld: Entwürfe werden ab September diskutiert / Öffentliche Präsentation der Entwürfe durch Planungsbüros

Gemeinsame Presseinformation der Stadt Heidelberg, der Universität Heidelberg und des Landes Baden-Württemberg:

Masterplanverfahren Im Neuenheimer Feld: Entwürfe werden ab September diskutiert / Öffentliche Präsentation der Entwürfe durch Planungsbüros

Seit Anfang des Jahres läuft die Konsolidierungsphase des Masterplanverfahrens Im Neuenheimer Feld. Die zwei Planungsbüros Astoc und Höger erarbeiten dabei je einen Entwicklungsentwurf im konkurrierenden Verfahren. Das bedeutet: Beide konkretisieren unabhängig voneinander und im vertraulichen Rahmen ihre Ideen für die Entwicklung des Gebiets. Mitte Juli 2021 übergeben die Büros ihre Entwürfe an die drei Projektträger Stadt Heidelberg, Land Baden-Württemberg und Universität Heidelberg. Während der Sommerferien werden die Pläne auf fachlicher Ebene auf Herz und Nieren geprüft. Auf dieser Grundlage startet dann nach den Sommerferien die öffentliche Beteiligung mit der Vorstellung und Diskussion der Pläne.

Alle Verfahrensbeteiligten haben sich darauf verständigt, dass die Planungsbüros ihre Entwürfe der Öffentlichkeit vorstellen. Das erfolgt nach der Sommerpause, am 23. September. Ziel ist es, eine intensive und fundierte Debatte auf Basis einer gesicherten Faktenlage zu führen. Dies ist erst nach eingehender fachlichen Prüfung der Entwürfe durch die Projektträger und die Experten möglich.

Die Projektträger von Universität, Stadt und Land formulieren hierzu in einer gemeinsamen Stellungnahme:

„Um die Entwürfe angemessen diskutieren zu können, ist zuerst ein gründlicher Faktencheck Voraussetzung. Eine oberflächliche Sichtung oder erste Einschätzungen reichen nicht aus, um die Realisierbarkeit und die Potenziale der Vorschläge bewerten zu können. Wir werden die Entwürfe im Sommer eingehend fachlich überprüfen, bevor wir im September mit einer umfassenden und gesicherten Grundlage in die Debatte einsteigen.

Die Planungsbüros hatten den Wunsch, ihre Entwürfe selbst der Öffentlichkeit vorstellen zu können. Dem haben alle Verfahrensbeteiligten zugestimmt, auch wir als Projektträger. Wir werden vor der Präsentation durch die Planungsteams öffentlich keine Stellung zu den Entwürfen beziehen. Das ist Ausdruck unseres Respekts vor dem vereinbarten Verfahren und der damit beginnenden Öffentlichkeitsbeteiligung ab September. Wir möchten diese Diskussion fachlich fundiert führen.“

Die fachliche Überprüfung und Einschätzung der Entwürfe erfolgt im Verlauf der Sommerferien sowohl durch die Projektträger als auch durch ausgewiesene externe Experten und lokale Fachvertreter. So wird beispielsweise geprüft, ob alle notwendigen Nutzungen untergebracht und alle Vorgaben umgesetzt sind. Die Öffentlichkeitsbeteiligung erstreckt sich ab 23. September über mehrere Wochen in mehreren Beteiligungsformaten.

 

Rhein-Neckar-Zeitung 30.06.2021:

Gemeinderat beschließt Start der nächsten Phase

Die Fortschreibung des Modells Räumliche Ordnung (MRO) hat eine wichtige Stufe genommen: In seiner Sitzung am 24. Juni 2021 hat der Gemeinderat die Ergebnisse der Analysephase zur Kenntnis genommen und mit großer Mehrheit den Start der Konzeptphase beschlossen.

Was ist das Modell Räumlicher Ordnung?

Das Modell Räumliche Ordnung (MRO) ist ein wichtiges städteplanerisches Instrument. Es steuert die gesamte räumliche Entwicklung der Stadt Heidelberg. Hierfür legt es im Stadtplan Flächen fest, auf denen zum Beispiel neue Wohnungen und Arbeitsplätze entstehen können, oder zeigt auf, welche Flächen nicht bebaut werden sollen und welche räumlichen Achsen betont werden sollen. Ein sparsamer Umgang mit Grund und Boden sowie die umweltverträgliche Mobilisierung von Innenentwicklungspotenzialen sind wichtige Ziele des MRO.

Warum wird das MRO fortgeschrieben?

Das MRO wurde erstmals 1999 vom Gemeinderat beschlossen. Die dynamische Entwicklung der vergangenen Jahre – von Konversion über Wohnraumbedarf bis Klimaschutz – macht jetzt eine Fortschreibung notwendig. Die neue Fassung betrachtet den Zeitraum bis 2035. Sie wird eng mit den anderen gesamtstädtischen Planungen wie dem Stadtentwicklungskonzept, der Wohnraumbedarfsanalyse und dem Verkehrsentwicklungsplan abgestimmt, die den gleichen Zeitraum betrachten. Die Fortschreibung erfolgt in drei Schritten: Bestandsanalyse, Konzeptphase und Empfehlungen. Die erste Phase ist nun abgeschlossen.

Welche Ergebnisse liefert die Analysephase?

Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Siedlungsentwicklung in Heidelberg in den Jahren 2000 bis 2020 erfolgreich umgesetzt wurde. 75 Prozent aller neugebauten Gebäude entstanden im Innenbereich. Möglich machten das die Konversionsflächen. Daher ist auch der Flächenverbrauch deutlich geringer als im Landesdurchschnitt (8,7 gegenüber 37 Quadratmeter pro Einwohner). Weiter ergab die Analyse, dass Heidelberg für die bis 2035 vorausgesagte Bevölkerungsentwicklung noch über ausreichend Wohnbauflächenreserven verfügt. Es gibt aber auch immer konkurrierende Ansprüche an die verfügbaren Flächen, unter anderem mit Blick auf den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Hinsichtlich Freiräumen zeigt die Analyse, dass mit 57 Prozent mehr als die Hälfte des Stadtgebietes naturschutzrechtlich geschützt ist. Die Flächen des städtischen Biotopvernetzungsprogramms konnten in den letzten 20 Jahren verdoppelt werden. Der Anteil an Freiflächen insgesamt hat durch Siedlungsentwicklung allerdings abgenommen – insgesamt um 35 Hektar, davon 24 Hektar im Innenbereich.

Wie geht es weiter?

Nach der abgeschlossenen Analysephase folgt nun die Konzeptphase. In dieser werden langfristige Entwicklungstendenzen und Handlungsempfehlungen entwickelt. Unter anderem sollen Schwerpunkträume für die künftige Siedlungs- und Freiraumentwicklung herausgearbeitet werden. Auch Themen wie die Vernetzung von Freiräumen, die Nutzungsmischung von Wohnen, Wirtschaft und Wissenschaft oder mögliche Synergieeffekte durch regionale Kooperationen werden dabei untersucht. Diese Konzeptphase dauert voraussichtlich bis Ende 2022. Schließlich werden die Ergebnisse in der dritten Phase zu einem neuen Modell Räumliche Ordnung zusammengeführt.

Presseinformation der Stadt Heidelberg vom 25.06.2021

Konsolidierungsphase des Masterplanverfahrens Im Neuenheimer Feld gestartet

Gemeinsame Presseinformation der Stadt Heidelberg, der Universität Heidelberg und des Landes Baden-Württemberg:

Konsolidierungsphase des Masterplanverfahrens Im Neuenheimer Feld gestartet

Luftbild, by Venus, Stadt HD

Das Masterplanverfahren Im Neuenheimer Feld ist in die nächste Phase eingetreten. Die zwei Planungsbüros Astoc und Höger erarbeiten ab diesem Frühjahr je einen Entwicklungsentwurf im konkurrierenden Verfahren. Das bedeutet: Beide konkretisieren unabhängig voneinander und im vertraulichen Rahmen ihre Ideen für die Entwicklung des Gebiets.

Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck: „Die jetzige Phase ist ein ‚Wettbewerb der Ideen‘. Die beiden Büros treten mit ihren Entwicklungsentwürfen gegeneinander an. Am Ende soll der Gemeinderat entscheiden, welcher Entwurf zu einem Masterplan weiterentwickelt wird. Damit das gelingen kann, müssen die Entwürfe genau berechnet werden und realisierbar sein, und zwar mit einer Detailtiefe, dass sich künftige Bauvorhaben an ihnen ausrichten können. Je konkreter, desto besser. Ich bin gespannt, welche Lösungen die Büros präsentieren.“

Derzeit laufen die Vorbereitungen: Die Büros haben Gelegenheit, nochmal Rückfragen zu verschiedenen Themen zu stellen, beispielsweise an die Nutzerinnen und Nutzer des Campus. Zudem werden noch weitere gutachterliche Grundlagen erarbeitet und den Büros zur Verfügung gestellt – zur technischen Infrastruktur und Logistik, zu Umweltbelangen und zum Verkehr. Die beauftragten externen Verkehrsgutachter (IVAS/VCDB) zum Beispiel berechnen aktuell auf Grundlage der im Gemeinderat beschlossenen Bausteine die Mobilitätsvarianten, damit die Büros am Ende belastbare und vergleichbare Lösungen für den Verkehr vorlegen können.

Wenn die Vorbereitungen abgeschlossen sind, startet im Frühjahr der konkurrierende Teil: Jedes Büro für sich wird dann seinen Entwicklungsentwurf im Detail ausarbeiten. Um in dieser Zeit die Vertraulichkeit der Entwurfsideen beider Teams zu gewährleisten, sind weitere Rückfragen oder Kontakte mit den Akteurinnen und Akteuren des Masterplanverfahrens nicht gestattet. Wenn die Entwürfe fertig sind, werden sie voraussichtlich im Sommer der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben einer öffentlichen Veranstaltung und einer Forumssitzung mit Expertinnen und Experten sowie lokalen Fachvertreterinnen und -vertretern ist aktuell eine Online-Beteiligung angedacht. Hier sollen alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit erhalten, ihre stadtteil- und themenbezogenen Anregungen und Hinweise in den Masterplanprozess einfließen zu lassen. Die konkrete Ausgestaltung der Beteiligungsangebote soll im Frühjahr mit dem Koordinationsbeirat abgestimmt werden.

Projektträger des Masterplanverfahrens sind die Universität Heidelberg, das Land Baden-Württemberg und die Stadt Heidelberg.

Ergänzend:
www.masterplan-neuenheimer-feld.de

Masterplan INF – SEVA beauftragt ASTOC und HÖGER

Aus dem Blog des Stadtteilvereins Handschuhsheim:
23.7.2020 Dieter Teufel … Danach stand die abschließende Entscheidung über die Planung der Konsolidierungsphase im Masterplan NHF an. Zuvor fand eine längere Diskussion statt. Sören Michelsburg (SPD), Derek Cofie-Nunoo (GRÜNE), Christoph Rothfuß (GRÜNE), Bernd Zieger (Linke), Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (BL) und Michael Pfeiffer (GAL) sprachen für den im SEVA verabschiedeten Gemeinschaftsantrag, der die Beauftragung der zwei Büros ASTOC und HÖGER vorsieht.

Sie legten dar, dass noch viele Fragen in den Bereichen Verkehr, Dichte der Bebauung, Verkehrsberechnungen für 2035 mit Parkgebühren und ÖV-Takten von 2015 ungeklärt seien, die jetzt in der einjährigen Konsolidierungsphase geklärt werden sollen. Da die Entwürfe von ASTOC und HÖGER sich stark unterscheiden, sollen beide weiterentwickelt und dann am Ende das bessere Konzept ausgewählt werden. Michael Eckert (FDP), Sven Geschinski (AFD), Timethy Bartesch (AFD), Wolfgang Lachenauser (HEIDELBERGER) und Werner Pfisterer (CDU) sprachen sich gegen den Gemeinschaftsantrag aus, Werner Pfisterer mit der Aussage: „Wir brauchen dringend eine Brücke und wir brauchen eigentlich im Prinzip auch einen Nordzubringer“.

Dr. Arnulf Weiler-Lorentz dagegen erinnerte daran, dass durch den Masterplan das in den letzten 60 Jahren gebaute Bauvolumen (u.a. Verlegung fast aller Kliniken aus Bergheim ins Neuenheimer Feld) jetzt in nur 30 Jahren noch einmal fast verdoppelt werden soll ! Außerdem widerlegte er verschiedene „Gerüchte“ im Verfahren, u.a. die Aussage, das Büro HÖGER habe die Vorgaben nicht erfüllt. Die grundsätzliche Frage sei, ob wir es uns in einer Welt, die endlich und begrenzt ist, deren Ressourcen und deren Aufnahmefähigkeit für Abfallstoffe wie CO2 begrenzt sind, in Zukunft überhaupt noch leisten können, eine nicht-ökologische Planung durchzuführen. Deshalb präferiere er eindeutig das Konzept HÖGER. Sören Michelsburg (SPD) betonte u.a. den engen Zusammenhang zwischen städtebaulicher Entwicklung und Verkehrsplanung: „Wenn ASTOC z.B. Tausende von PKW-Stellplätzen in Parkhäusern plant, dann sind diese Flächen städtebaulich nicht mehr anderweitig nutzbar.“

Sören Michelsburg (SPD) stellte den Antrag, die Entwicklung von Home-Office und Digital-Learning auf den zukünftigen Flächenbedarf der Universität zu prüfen. Christoph Rothfuß (GRÜNE) brachte den Antrag ein „Die Verwendung von Parkgebühren, ÖV-Takten des Jahres 2015 usw. für das Jahr 2035 bei den Verkehrsberechnungen für das Team Höger wird korrigiert.“ Gegen diesen Antrag wehrte sich Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck vehement. Hintergrund ist, dass die Verwaltung beabsichtigt hatte, die von einem externen Büro angefertigten falschen Verkehrsberechnungen des Konzepts HÖGER ohne Korrektur dem weiteren Verfahren zugrunde zu legen. Der Gemeinderat beschloss jedoch beide Anträge mit großer Mehrheit.

Bei der entscheidenden Schlussabstimmung (Foto) stimmten SPD, GAL, BL, LINKE, Waseem Butt, Björn Leuzinger, ein Großteil der GRÜNEN und der OB mit einer großen Mehrheit von 28 zu 12 bei 5 Enthaltungen für den durch die SPD und die GRÜNEN ergänzten Gemeinschaftsantrag. Damit ist in den nächsten Monaten der Weg frei für ein faires Verfahren im Wettbewerb hin zu einer optimalen klima- und umweltfreundlichen Entwicklung des Unicampus und seiner Umgebung. Es wird in diesem Jahr weiter darauf ankommen, dass sich viele Menschen in der Bürgerbeteiligung im Masterplanverfahren einbringen und die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen.