Haushalt 2013/2014, Stadtblattartikel von Gabriele Faust-Exarchos am 3.12. 2012

Die Änderungswünsche zum Haushalt sind eingebracht, die hohe Neu-Verschuldung wird von allen Fraktionen kritisch gesehen. In Konsequenz müssen jetzt alle Ausgaben ernsthaft auf den Prüfstand.

„Sparen ist die richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung“ sagte Theodor Heuss und beide Extreme finden sich im Entwurf. Nach wie vor fehlen eindeutige Prioritäten, die dabei helfen könnten, zwischen notwendigen und gewünschten Aufwendungen zu entscheiden.

Solange noch ein Kind ohne ein warmes Mittagessen lernen muss , ein alter Mensch in Armut lebt und junge Familien und Alleinerziehende existentiell an den Rand gedrückt werden, ist für mich die Priorität klar: kein Geiz im Sozialbereich.

Luxusprojekte können wir uns nicht leisten! Ich wünsche mir weitere interfraktionelle Gespräche mit einem guten Ergebnis.

Haushalt 2013/ 2014, Einbringen der Änderungsanträge im Gemeinderat am 29.Nov.2012, Gabriele Faust-Exarchos

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Herren Bürgermeister,
sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

erst seit gestern Abend weiß ich, dass ich heute hier stehen werde. Judith Marggraf kann leider nicht anwesend sein.
Ich übernehme diesen Part gerne und darf hier für die Grün-Alternative Liste und „HD-pflegen und erhalten“ unsere Anträge zum Haushalt einbringen.

Vorab möchte ich festhalten:
einen Sparhaushalt hat uns der Herr OB hier nicht vorgelegt – ganz im Gegenteil!

Kaum ein Bereich, der nicht bedacht wird:
Wir sanieren unsere Schulen weiter, bauen Betreuungsplätze aus, wir investieren in Gebäudeunterhalt und Straßensanierung, in Bürgerbeteiligung und Sportstätten, Konversion und IBA eingeschlossen. Auch bei den freiwilligen Leistungen, sprich: den Zuschüssen, sind verblüffend viele Erhöhungen schon von der Verwaltung „eingepreist“, die Bauinvestitionen im Kulturbereich, (Dischingerstraße, Halle 02, Feuerwache, Karlstorbahnhof) waren noch nie so hoch….
Dies ist kein einfaches Laissez-faire, sondern wohl der pragmatischen Einsicht geschuldet, dass drei wichtige Wahlen anstehen und mit niemandem hier ein rigider Sparkurs umzusetzen wäre. Ist das so?

Aber wir sehen die wachsende Verschuldung und das Abschmelzen der Rücklagen mit Sorge.
Wenn der Aufwandsdeckungsgrad laut Kämmerei bei 95% liegt, haben wir in unserem Haushalt ein strukturelles Problem.
Wenn deshalb unsere Rücklagen, wie prognostiziert, bis 2014 um fast die Hälfte ‚aufgebraucht‘ sein werden, ist es dringend erforderlich, sich diesem Problem jetzt zu stellen!

Hier hilft es nicht, Schulden per se zu verteufeln, es hilft auch nicht, bei den freiwilligen Zuschüssen durch Antragskürzungen ein Milliönchen in Kleinbeträgen zusammen zu kratzen, hier muss klug, mit Bedacht und möglichst im Konsens ein Weg zwischen Einnahmeerhöhungen und Ausgabenreduzierung gefunden werden.

Wir regen an und würden es begrüßen, wenn die Verwaltung vor der Aufstellung des nächsten Haushaltes zu entsprechenden Konsensgesprächen einladen würde!

Nun aber zu dem, worum es heute vorrangig gehen soll: den Änderungsanträgen.
Wir reisen diesmal vorerst mit „kleinem Gepäck“, denn im Bereich der Zuschüsse im Kultur- und Sozialbereich sehen wir durchaus Möglichkeiten einer überparteilichen Einigung, weshalb wir für den Moment weder mit Vorankündigungen noch mit Vorfestlegungen Gesprächsspielräume einengen wollen. Selbstverständlich behalten wir uns vor, falls notwendig, eigene Anträge zusätzlich zu stellen. Ebenso selbstverständlich ist für uns, darauf zu achten und uns dafür einzusetzen, dass vom Gemeinderat beschlossene und von vielen Bürgern und Bürgerinnen mitentwickelte Pläne, wie beispielsweise künftige aus dem ‚Kommunalen Integrationsplan‘ resultierende Maßnahmen und das ‚Interkulturelle Zentrum in Gründung‘ finanziell im Haushalt abgesichert werden.
Wir suchen immer noch nach einem Weg, wie für unsere Stadt klare Ziele und Prioritäten definiert werden könnten, die transparent die Weiterentwicklung unseres politischen Handelns aufzeigen und überprüfbar machen.

Wir haben für uns zwei Schwerpunkte gesetzt:
Armut und Stadtentwicklung/Stadterhalt
(mit einem Antragsvolumen von knapp 400T€/a)

Die Beitragsfreiheit im 1. KiTa-Jahr für Familien der untersten Einkommensstufe ist die logische Fortführung unserer Anträge aus den letzten beiden Haushalten. Diese zusätzliche städtische Leistung kommt pro KiTa-Jahr rund 250 Familien zugute und schließt die Lücke zwischen SGB II und den deutlich besseren städtischen Einkommensgrenzen.
Die großen Mehrheiten bei den letzten Entscheidungen zu diesem Thema lassen uns auch diesmal auf breite Zustimmung hoffen.

Der Antrag, die Einkommensgrenzen für den HD- Pass zu erhöhen hat den gleichen Hintergrund: den Lückenschluss und in diesem Fall genauer: die Vereinheitlichung der Einkommensgrenzen.

Das Sozialticket für die Metropolregion geistert nun schon seit Jahren durch die Gremien, es ist eine aus unserer Sicht wichtige Maßnahme, um die Mobilität und Teilhabe armer Menschen zu sichern. Hierfür Geld in die Hand zu nehmen, kann auch die Verhandlungen der Verwaltung mit dem VRN befördern. Wir danken in diesem Kontext insbesondere dem „Bündnis gegen Armut und Ausgrenzung“ für sein Engagement und die im Rahmen der Armutswoche formulierten Vorschläge, an deren Umsetzung weiterhin gearbeitet werden muss, auch was die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum betrifft.

Bei unserem 2. Schwerpunkt „Stadtentwicklung/ Stadterhalt“
sind uns die Erhaltungssatzungen in den Stadtteilen besonders wichtig. Denn auch in den Außenstadtteilen geht zunehmend ortsbildprägende Bausubstanz verloren, uns läuft tatsächlich die Zeit davon. Wir wollen keine Konkurrenz zwischen einzelnen Stadtteilen provozieren – deshalb wünschen wir uns zusätzliche Mittel für das Stadtplanungsamt zur Gewährleistung von zeitnahen Untersuchungen.

Ein 5-Jahres-Programm für die Sanierung bzw. den Grundausbau von Straßen soll insbesondere der Transparenz in diesem Bereich dienen. Auf der Basis des Straßenzustandskatasters sollen mit allen Beteiligten abgestimmte Prioritäten festgelegt werden.

Sehr viel spezieller ist der Antrag zur Neugestaltung des Neuenheimer Marktplatzes: Die Bauarbeiten am neuen Bürgerzentrum und die Leitungsverlegungen der Stadtwerke in der Lutherstraße bieten die Chance einer konzeptionellen Neugestaltung dieses öffentlichen Raumes. Natürlich kann man alles auch einfach wieder flicken, für uns stellt sich aber die Frage, wie ernst wir es mit dem IBA Postulat meinen, Zitat: „Städte erleichtern durch räumliche Nähe Kommunikation und Innovation, z.B. auch in den Stadtteilen. Es wäre schön, wenn wir hier etwas Geld und Mut aufbringen könnten.

Für die Kinderbeauftragten wünschen wir uns eine Aufstockung des Feuerwehrtopfes „Kinderfreundliche Verkehrsplanung“ um 50.000 €.

Wir sind gespannt und freuen uns auf die jetzt folgenden Debatten und Verhandlungen. Es wäre wünschenswert, dass wir in weiten Teilen gemeinsam ein gutes Ergebnis für unsere Stadt auf den Weg bringen könnten!
Ein wichtiger Begleiter dabei ist die Kämmerei, die uns auch diesmal wieder schnell und schier unermüdlich mit Informationen versorgt, weshalb ich mit einem speziellen Dank an Herrn Heiß und sein Team schließen möchte.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Identitätsstiftend, Stadtblattartikel von Judith Marggraf am 26.11. 2012

Identitätsstiftend werden für die nächsten Jahre weder die Bahnstadt noch die Konversionsflächen sein. Gleichwohl sind das natürlich die großen und reizvollen Herausforderungen für die Entwicklung unserer Stadt in die viel Kreativität, Geld und manpower fließen wird und soll.

Gut beraten sind wir, dabei die Pflege, den Erhalt und auch die Weiterentwicklung dessen nicht zu vernachlässigen, was Heidelberg heute ist.

Ausstehende Erhaltungssatzungen in den Stadtteilen, marode Straßen, fehlende Geräte auf Spielplätzen, Lücken im Radwegenetz – nicht so sehr die großen Projekte, eher die kleinen Dinge sorgen für Lebensqualität und den Wohlfühlfaktor auf den wir so stolz sind.

Hier für das notwendige Gleichgewicht zu sorgen wird uns die nächsten Jahre fordern.

Beratungen zu Kulturförderung, Stadtblattartikel von Wassili Lepanto am 19.11. 2012

Erfreulicherweise verlaufen die Beratungen zur Kulturförderung – trotz des allseitigen Drucks zur Ökonomisierung – in einem wohltuend konstruktiven Dialog. Stadträte aller Parteien zeigen sich durchaus aufgeschlossen gegenüber den vorliegenden Anträgen aus zahlreichen Kultur- und sozialen Einrichtungen, ja sie signalisieren die Bereitschaft für Zuschusserhöhungen.

Als Künstler weiß ich, wie schwierig es Anfang der 80er Jahre war, z.B. für die Heidelberger Künstlergruppe „79“ (Forum für Kunst), eine kleine Hilfe von der Stadt für einen Versammlungsraum zu erhalten.

Heute ist die Stadt in der Lage, vielen sozialen und kulturellen Adressen immer neue Verbesserungen zukommen zu lassen. Dass in den kommenden Haushalt ein beachtliches Volumen an Kulturförderung zur Abstimmung gebracht werden kann, ist nicht zuletzt auch der Stadtverwaltung und besonders OB Dr. Würzner zu danken.

Armut? Heidelberg? Stadtblattartikel von Gabriele Faust-Exarchos am 12.11. 2012

Ja, rund 12 000 Menschen leben hier unter dem Existenzminimum. Besonders Kinder und Jugendliche tragen ein hohes Armutsrisiko, 12 % unter 15 Jahren sind auf Sozialgeld angewiesen, ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist eingeschränkt.

Auch wenn immer betont wird, Heidelberg stehe so gut da, gibt es noch großen Handlungsbedarf. Als Kommune können wir z.B. für bezahlbaren Wohnraum in allen Stadtteilen sorgen und ein ÖPNV-Sozialticket für arme Menschen einführen, wie die GAL schon lange fordert.

Reden wir uns mit „Wissen schafft Stadt“ die Stadt schön, anstatt sofort mit dem vorhandenen Wissen konkrete Maßnahmen für Benachteiligte umzusetzen? Die sozialen Projekte leisten konkret eine wichtige Arbeit, teils im Ehrenamt, deshalb sollten wir ihre maßvollen Förderanträge im Haushalt entsprechend unterstützen.

Marienhof, Stadtblattartikel von Judith Marggraf am 5.11. 2012

Schade, dass wir den Marienhof nicht als Vorrangfläche für Industrie und Gewerbe aus dem Regionalplan nehmen konnten. Schade, dass 70ha bester Boden und beregnungsfähige Fläche wieder nur auf Zeit zur landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen und die Betriebe nicht wissen, ob sie den jungen Leuten die Nachfolge empfehlen können. Schade, dass wieder eine Entscheidung für Flächenverbrauch und Zersiedelung getroffen wurde. Schade, dass die Zukunft unserer landwirtschaftlichen Betriebe uns keinen Gedanken wert ist!

Ich halte die Entscheidung der Gemeinderatsmehrheit gegen den Marienhof für wenig klug und für gar nicht nachhaltig.

Wenn hier kein Umdenken eintritt, können wir unsere Landwirte bald unter Biotopschutz stellen – und dann werden wir merken, dass man Gewerbesteuer nicht essen kann.

Schlossgespräche, Stadtblattartikel von Wassili Lepanto am 24.10. 2012

Diese Veranstaltung ist im Grunde eine medienwirksame Plattform zur besseren Akzeptanz und Durchsetzbarkeit von zeitgenössisch-moderner Architektur in historischen Stadtkernen.

Vor allem wirbt das Plenum für jene „Moderne“, die immer noch auf das Provokative setzt und wie Protest gegen die gewachsene Ordnung der alten Städte wirkt. Ob seriell monoton, postmodern-beliebig oder elitär-modernistisch, diese ’neuen‘ Formen werden mit medialer Macht verkauft als bestens in das historische Bild passend.

Diese Offensive will neben den amtlich Bau-Zuständigen auch jene Heidelberger Bürgerschaft erreichen, der man eine „Ängstlichkeit“ gegenüber neuer Architektur vorwirft.

Der kulturbewusste Bürger von Heute will aber seine Stadt vor solchen Konfrontationen bewahren! Er will Vielfalt statt Uniformität, Dekoration statt Abstraktion,Wärme statt abweisender Container-Architektur!

Nazi Demo abgesagt

Wie diejenigen, die heute morgen am Bahnhof waren, mitbekommen haben, ist die Nazidemo abgesagt worden. Die offizielle Begründung war, dass der Versammlungsleiter krank geworden ist und keinen Ersatz gefunden hat.
Die Nachricht ging um 7 Uhr bei der Stadt ein, so dass sowohl die Polizei als auch viele Gegendemonstranten um 9 Uhr trotzdem da waren.
Um 11.Uhr wurde dann die Kundgebung der Gegendemonstration beendet, die Polizei zog um 12 Uhr endgültig ab.
Es waren einige hundert Menschen am Bahnhof – und vergeblich war es nicht, denn es hat gezeigt, dass in Heidelberg kein Pflaster für Naziaufmärsche ist.
Alle die da waren oder noch später „vorbeigeschaut“ haben- danke für euer Engagement. Aber wir alle müssen wachsam bleiben und allen Anfängen wehren. Und die Taktik der Nazis mit häufigen Anmeldungen mühsam werden kann. Da ist eine gute Organisation gefragt, die im Zeitalter von Internet und Handy sicher noch besser möglich ist.

Keine Chance für Nazis in Heidelberg

„Leider“ schon wieder – vielleicht weil sie die Niederlage am 3. Oktober nicht so recht verwunden haben – haben Nazis für Samstag den 3.11 von 10 bis 16 Uhr eine Kundgebung und Demonstration angemeldet. Unter dem Motto „Gegen die Kumpanei von Staat, Stadt und Antifa“

Von 9 bis 16 Uhr ist vor dem Hauptbahnhof eine Gegendemonstration angemeldet. Bisher vor allem von SPD, DGB und den Grünen.
Die Stadt wird wohl, da sie es für rechtlich aussichtslos hält, kein Verbot erlassen.

Am 3. Oktober waren es 1800-2000 Gegendemonstranten und 80 Nazis. Und sie konnten nicht wie geplant marschieren. Das geht aber nur, wenn wieder so viele kommen und damit hoffentlich den Nazis ein für allemal klar machen, dass es in Heidelberg keine Naziaufmärsche geben wird. Wieder so viele Menschen zu errreichen wird in den laufenden Herbstferien sicher nicht so einfach sein.

Wir als GAL beteiligen uns natürlich an dem Bündnis und rufen alle Mitglieder, Sympathisanten und Wähler auf, am Samstag zur Kundgebung an den Hauptbahnhof zu kommen und die geplante Nazidemo zu verhindern. Kommt wirklich alle…..

Laufende Infos auf unserer Homepage, sicher in der Presse und auf den HP der anderen Organisationen- vielleicht auch der Stadt.

Die Schere zwischen Arm und Reich…, Stadtblattartikel von Gabi Faust-Exarchos am 15.10. 2012

geht weiter auf: laut Armutsbericht verfügen 10 % der Deutschen über mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens. „Eigentum verpflichtet“, sagt das Grundgesetz (Art.14, 2)!

Spenden aus privatem Reichtum sind gut, längst überfällig ist aber eine gerechtere Verteilung und Besteuerung von Vermögen. Die vorrangige Aufgabe des Staates, soziale Belange und Teilhabe aller zu sichern, wird nicht erfüllt.

Das Armutsrisiko bleibt hoch, Rentenansprüche werden gekürzt und dadurch immer mehr Menschen ausgegrenzt. Schon jetzt sind 15 % der über 65-Jährigen im Land armutsgefährdet. Was können wir in Heidelberg konkret tun?

Einladung: “Armut im Alter“, Aktionswoche des Bündnisses gegen Armut (15.- 21.Okt.). Programm:

www.das-heidelberger-buendnis.de