Unsere Ruperto Carola – Stadtblattartikel von Gabi Faust-Exarchos am 24.10. 2011

beendete ihr 625. Jubiläumsjahr mit einer würdigen Feier in Anwesenheit des Bundespräsidenten. Die Festgäste bescheinigten unserer Universität „Exzellenz“, großartige Leistungen in allen Wissenschaftsbereichen. Die Förderung des Nachwuchses in Forschung und Lehre wurde hervorgehoben. Glückwunsch!

Leider waren nur wenige Studierende anwesend, die ja den größten Teil der Universität repräsentieren und zu den Studienbedingungen sicherlich Ideen und Kritik hätten beisteuern können. Drei jungen Wissenschaftlerinnen wurden Preise verliehen. Gratulation!

Erst kürzlich besiegelten Rektor und Oberbürgermeister eine enge Kooperation bei der Profilierung Heidelbergs als Wissenschaftsstadt. Hierfür, auch mit Blick auf geplante Bauvorhaben und die Straßenbahn ins Neuenheimer Feld, wünschen wir „bonne chance“!

Kinostandort – Stadtblattartikel von Wassili Lepanto am 17.10. 2011

Seit der Auseinandersetzung um die Stadthallenerweiterung – die Ablehnung eines architektonischen Fremdkörpers durch Bürgerentscheid in der Altstadt – zeichnet sich ein Umdenken in unserer Stadt ab. Der Appell des Oberbürgermeisters an die Bürger, sich mehr für die Stadtpolitik zu engagieren, lässt auf eine neue, aktivere Kulturpolitik hoffen. Vorbildlich nehmen nun Stadtbürger an jedem öffentlichen Diskurs teil, das Veränderungen in unserer historischen Stadt thematisiert, so auch jetzt beim Kinoprojekt. Einhellige Meinung bei Bezirksbeiräten und Gemeinderatsausschüssen ist: Die Innenstadt braucht ein zukunftsfähiges Kino und zwar am heutigen Standort. Dieser Meinung sind sicher die allermeisten Bürger dieser Stadt. Deshalb auch unsere Bitte: Die Stadtverwaltung möge alles tun, auch unter finanziellen Opfern, um den Standort zu erhalten. Dieses Areal mit Kino, Theater, Park, Kunst und Gastronomie ist für Heidelberg identitätsstiftend, ja, es gehört zum Herzstück unserer Stadt, die Bürger wollen es so. Wir Räte und die Verwaltung wollen den Menschen dienen, und nicht, sie zu ihrem „Glück“ zwingen, wie im Falle eines Textilwarenhauses.

 

Wassili Lepanto

 

Gegen Armut und Ausgrenzung – Stadtblattbeitrag von Judith Marggraf am 12.10.2011

Gegen Armut und Ausgrenzung wenden sich in dieser Woche wieder zahlreiche Veranstaltungen des „Heidelberger Bündnis“. Zum diesjährigen Schwerpunktthema „Armut ist weiblich“ schreibt unsere Bezirksbeirätin Martina Weihrauch: „Schwerpunkt ist Armut von Frauen mit besonderen „Risikomerkmalen“, wie alleinerziehend oder im fortgeschrittenen Lebensalter. Schon die Auswahl dieser ‚Merkmale‘ spricht für sich. Die Stadt ist wohl auf diesem Gebiet tätig gewesen, die Zahlen des Berichts zur sozialen Lage sprechen allerdings dafür, dass hier dringend weitergearbeitet werden muss. Wir wünschen uns, dass dieses Thema nicht nur aus einem intellektuellen, distanzierten Fokus heraus betrachtet wird, sondern vor allem aus einem Blickwinkel des Respekts gegenüber den Betroffenen.“

Mietspiegel, Armutsbericht und Konversion – Stadtblattbeitrag von Wassili Lepanto am 05.10.2011

Mietspiegel, Armutsbericht und Konversion – drei aktuelle Themen die nur auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Für denzweiten Blick: Der neue Mietspiegel hält fest, dass die Mieten in Heidelberg in den letzten zweiJahren um 3% gestiegen sind. Im gerade in der Diskussion befindlichen Armutsbericht 2010steht unmißverständlich „Heidelberger Wohnkosten große Belastung für einkommensschwacheHaushalte“. Aus beiden Feststellungen ergibt sich eine ganz klare Anforderung für die aktuelleDiskussion um die Nutzung der amerikanischen Liegenschaften: Bezahlbarer Wohnraum mussgeschaffen werden! Wohnungen, die Krankenschwestern und Hausmeister, Verkäuferinnen undBusfahrer, Alleinerziehende und Senioren sich leisten können. Hier dürfen nicht – wie in derBahnstadt – die „Schwellenhaushalte“ im Vordergrund stehen, die unserem OB so am Herzenliegen! Wir dürfen einfach nicht vergessen, dass nicht nur Wissen Stadt schafft, sondern auch alldiejenigen, die zuarbeiten, Service sicherstellen, putzen, reparieren und bedienen. Nur gemeinsamsind wir Stadt!

Dafür wünsche ich mir einen breiten politischen Konsens und ein klares Bekenntnis der Stadt für
die zukünftigen Diskussionen.

Kinostandort – Stadtblattbeitrag von Wassili Lepanto am 19.9. 2011

 KINOSTANDORT Das Ende des Kinobetriebes Lux-Harmonie im Zentrum der Stadt ist für uns ein großer Verlust. Hier geht es nicht nur um Unterhaltung, sondern um sozialen Austausch und einen Begegnungspunkt, wo man ungezwungen und spontan zusammenkommt, in der kommunikativen Funktíon ähnlich den Stadtplätzen in Italien. Denn nicht nur das Kino ist da, sondern auch das Theater, Kunstgalerie und gastronomisches Angebot. An diesem Ort der Kommunikation können Menschen verweilen, sich erholen, und das direkt an der Lebensader der Stadt, der Hauptstraße, nicht mal 100 m entfernt vom Universitätsplatz und den Hauptkirchen der Stadt. Das ist ein Mittelpunkt unserer Stadt, ein Identitätsort der Stadt- u. Kulturgeschichte,Gründerort der deutschen Demokratie-Bewegung und unseres Theaters im frühen 19. Jh. Die Stadt sollte das Kino als Kultureinrichtung breiter Kreise mit hohem Studentenanteil an dieser Stelle erhalten, auch als Gegengewicht zu Einkaufen und Gastronomie. Diesen kulturellen Mittelpunkt, der sich auch im baulichen Maßstab in die Altstadt einfügt, aufzuopfern, egal aus welchem Grund, wäre gegen das Wohl der Stadt. Heidelberg, der ehem. Kulturhauptstadt und Kinohauptstadt Deutschlands, sollte gelingen, Rahmenbedingungen für den Fortbestand dieser Kulturinstitution zu schaffen, notfalls mit Subventionen, wie beim Theater. Die Wiederherstellung des Harmonie-Gartens (heute Parkplatz) als Grünanlage ist eine große Chance für die Aufwertung der Altstadt.

Kinohauptstadt – Stadtblattbeitrag von Gabi Faust-Exarchos vom 12.9. 2011

Kinohauptstadt ist Heidelberg schon lange nicht mehr. Die drohende Schließung des Lux / Harmonie zeigt einen kulturellen Notstand, der sich schon vor Jahren andeutete und dessen Verhinderung im Taumel um ein Textilkaufhaus anderen Interessen untergeordnet wurde. 

Für Standortwahl und Bau eines geplanten „Großkinos“ werden Jahre vergehen.Auf der einen Seite beklagen wir in der Altstadt das lärmende nächtliche Geschehen, auf der anderen Seite bieten wir der Jugend, den jungen Familien bald nicht mal mehr einen Kinobesuch als bezahlbare kulturelle Alternative.  Wir leisten uns ein tolles neues Theater und fördern Kreativwirtschaft. Aber auch ein Kino ist Wirtschaftsfaktor und Magnet, der Einzelhandel und Gastronomie stärkt. Die Belegschaft braucht jetzt Unterstützung, denn es geht um Arbeitsplätze und um Angebote für die Heidelberger Kinofans.  Jugendgemeinderat, Bezirksbeiräte und die Bürgerschaft sollten unbedingt beteiligt werden.

 

„GAL, SPD, Grüne, gen.hd, Bunte Linke und Koll. Lepanto haben recht behalten“

Bei den städtischen Finanzen für 2011 ist das eingetreten, was wir bei der Verabschiedung des Doppelhaushalts vorhersagten, trotz heftiger Kritik der Konservativen. Derzeit gibt es eine Verbesserung von rd. 10 Mio. €. Bei der Grundsicherung sparen wir mittelfristig weitere 18,4 Mio. €. Positiv werden sich auch die Veränderungen beim Bildungs- und Teilhabepaket auswirken. Die Verbesserungen werden zu jeweils einem Drittel für die SWH, zum Schuldenabbau und zur Verbesserung der Kleinkinderbetreuung verwendet.

Des Weiteren hat der Gemeinderat am 30.6.2011 beschlossen, die Haushaltssperre um 1,5 Mio. € zu senken – von uns ein klares Zeichen an die Beschäftigten der Stadt, die die Hauptlast des Doppelhaushalts zu tragen haben. Mit diesem Beschluss wurde unser Versprechen gegenüber den Beschäftigten eingelöst.

Für 2012 sieht alles noch besser aus. Das heißt aber nicht, dass man sich auf den Lorbeeren ausruhen kann. Wir müssen weiter große Anstrengungen unternehmen – vor allem beim Schuldenabbau.

„20 Jahre Abfallwirtschaft in Heidelberg – eine Erfolgsgeschichte“

Die Fortschreibung des Abfallwirtschaftskonzeptes machte deutlich, dass sich die vielen Einzelmaßnahmen zur Müllreduzierung bewährt haben. Mit den aufgezeigten Ergebnissen steht Heidelberg an 1. Stelle in Ba.-Wü. Im Konzept stehen zwar weitere Maßnahmen u.a. zur Reduzierung der Schadstoffe im Biomüll oder der weiteren Wertstofferfassung aus dem Restmüll, es fehlen aber v.a. Szenarien für die Neukonzeption abfallwirtschaftlicher Maßnahmen für die zukünftige Ausrichtung des Heidelberger Abfallentsorgung, v.a. wenn 2014 die Verträge mit dem Zweckverband Abfallwirtschaft Rhein Neckar auslaufen. Das bedeuten neue Orte für die Verbrennung (z .Zt. MVA Mannheim), Maßnahmen zu entwickeln für den Weiterbetrieb und Ausbau zur Energiegewinnung des Kompostwerkes. Optionen, Alternativen und zukünftige Ziele müssen stärker in das Abfallwirtschaftskonzept eingearbeitet werden. Daher Vertagung im Umweltausschuß.

Gabi Faust-Exarchos „625 Jahre Universitätsstadt – semper apertus!“

Unter dem Motto „Wissen schafft Stadt“ wird gerade diskutiert, wie Heidelberg als europäische Universitätsstadt in Zukunft aussehen kann. Dabei geht es um Stadtidentität, Urbanität und Wissen, um öffentlichen Raum und Lebensqualität.

Die schon vorhandenen Standorte der Uni, der geplante Bahnstadt- Campus und die Potentiale der US-Flächen sollten sich stärker zur Stadtgesellschaft öffnen und räumlich sowie funktional mit ihr verbunden werden. Durch Nutzungsmischung und Entflechtung könnten sich neue Perspektiven für eine nachhaltige Stadtentwicklung ergeben. Wir meinen, dabei sollten soziale Aspekte eine zentrale Rolle spielen, denn auch im akademischen Heidelberg benötigen die Menschen bezahlbaren Wohnraum und Hilfe bei Armut, soziale Treffpunkte und vor allem gleiche Bildungschancen. Es wäre gut, die Ziele und Ideen der aktuellen Fach-Diskussion bald durch Information und Beteiligung der Bevölkerung, auch stadtteilbezogen, zu überprüfen. Das könnten erste Schritte zu einem Gesamtkonzept sein, wie wir es schon lange fordern.

Haben Sie sich heute schon beteiligt?

Keine Lust, keine Zeit? Ach so, Sie konnten sich nicht entscheiden, ob Sie zum Arbeitskreis Bürgerbeteiligung, zum Bürgerforum Konversion oder zum stadtöffentlichen Diskurs zu „Wissen schafft Stadt“ gehen sollten. Nein, auch nicht? Sie wussten nicht, was Sie da sollten? Na, sich einbringen, endlich mal sagen, wie Sie es gerne hätten! Was, Sie wissen gar nicht wie Sie die Entwicklung der amerikanischen Liegenschaften oder eine ‚Wissenschaftsstadt‘ gerne hätten? Das ist Ihnen zu beliebig, da fehlt die Fragestellung….. Ok – ich glaube, jetzt verstehe ich Sie!

Natürlich ist es klasse, wenn 200 HeidelbergerInnen die Gelegenheit wahrnehmen und sich über Aufgabe und Ausmaß des Konversionsvorhabens informieren und natürlich ist es sinnvoll und richtig, die Idee einer Internationalen Bau Ausstellung (IBA) als Perspektive und Leitbild für die Stadtentwicklung frühzeitig vorzustellen und zu diskutieren. Aber ist das Bürgerbeteiligung? Oder eher ein notwendiges und selbstverständliches Informationsangebot? Ist es Bürgerbeteiligung, wenn Sitzungen öffentlich stattfinden? Und kann man aus mangelnder Anwesenheit von BürgerInnen schließen, dass sie sich nicht beteiligen wollen?

Ich sitze als GAL Stadträtin im Entwicklungsbeirat. Als eine von zwei Frauen im AK „Wirtschaft und Wissenschaft“ hatte ich mich bei der letzten Sitzung sehr auf eine Diskussion über Nutzungsideen und konkurrierende Nutzungsanforderungen gefreut. Aber das war gar nicht vorgesehen! Wir sollten Kärtchen mit Ideen beschriften. Nicht diskutieren. Heute bedauere ich, dass ich nicht aufgeschrieben habe, dass ich die Produktion von Maybach, einen großen Bio-Bauernhof und ein F&E Zentrum für alternative Baustoffe auf den amerikanischen Liegenschaften will – wäre sicher gut gekommen……

Wenn die Fragestellung fehlt, es keine Optionen oder Alternativen zu diskutieren gibt – an was soll man sich denn dann eigentlich „beteiligen“? Um beim Thema Konversion zu bleiben: Im Bericht auf rnf zum ‚Bürgerforum Konversion‘ äußert sich der OB sinngemäß, man wolle von den Bürgern hören, was die Stadt tun solle ….. Aber der Stadt gehören diese Liegenschaften gar nicht und noch ist nirgendwo eine Entscheidung getroffen worden ob und wenn ja, welche Flächen denn gekauft werden! An was für einer luftigen Diskussion sollen die Bürger sich eigentlich beteiligen?

Irgendwie erinnert mich das an die workshops zur Neckaruferpromenade. Da waren die BürgerInnen auch eingeladen, ihre Wünsche und Vorstellungen zu äußern: Viel Grün, Spielplätze, vielleicht einen kleinen Strand …… nur: Das war in dem Siegerentwurf zur Promenadengestaltung alles überhaupt nicht vorgesehen! Luftnummer? Placebo?

Ich möchte mich hier mal kurz selbst zitieren:

„Es war einmal ein jugendlicher Recke, der trat an, eine Stadt zu regieren. Er war voller Pläne: Bauen wollte er, Ärmel hochkrempeln, was bewegen. Da seine Mitbewerberin gewarnt hatte, man müsse in Menschen und nicht in Beton investieren, erfand er flugs die Familienoffensive. Die muss seither immer beweisen, dass in Menschen investiert wird und vor lauter Beweislast geht ihr manchmal die Puste aus….Dann ging es los: Ein Tunnel sollte sicherstellen, dass die Stadt am Fluss liegt, dem Land wurde ein Justizbollwerk geschenkt, ein Kongresszentrum sollte der Wissenschaft zu neuer Blüte verhelfen. Der Rat der Stadt war mehrheitlich begeistert: Endlich Action!

Ja, unser jugendlicher Recke bewegte die Stadt! Bürgerinitiativen schossen wie Pilze aus dem Boden…. Anfangs schimpfte er auf die Neinsager und Verhinderer, jetzt erfindet er die Bürgerbeteiligung. Die wird dann zukünftig immer beweisen müssen…und vor lauter Beweislast….“ (Stadtblatt, Januar 2011)

Ich will nicht Recht behalten! Und in der Stadtverwaltung gibt es viele maßgebliche Menschen, die die Idee der Bürgerbeteiligung sehr ernst nehmen und befürworten. Aber wir müssen aufpassen, dass hier kein Begriff seines Inhaltes entledigt und dann zu Tode geritten wird!

Judith Marggraf