Theaterkultur aus Idealismus, Stadtblattartikel von Wassili Lepanto am 5.2. 2012

Auch wir von der „Kulturinitiative“ und GAL freuen uns, dass Ute Richter, Intendantin
des Zimmertheaters, die Staufermedaille verliehen wurde.

Unsere Gratulation gilt auch Wolfgang Graczol und seiner Frau Anne zum 25. Jubiläum
ihres Taeter-Theaters.

Ihren Erfolg verdanken beide Bühnen der alltäglichen Nähe zu den Menschen. Durch die hohe Qualität ihrer Darbietungen vermögen sie den Besucher bestens zu unterhalten und zu bilden. Versuchen die Großstadt-Bühnen in ihren Palästen durch aufwändige Bühnenbilder, opulente Kostüme und aufdringliche Werbung Aufsehen zu erregen, so bestechen diese Heidelberger Privattheater durch ihre ganz eigene Anziehungskraft und ihren partizipativen Geist, jenseits des Mainstreams und eines avantgardistischen Elitarismus. Kultur und Aufklärung werden hier auf dem Silbertablett präsentiert.

Immer wieder sonntags…, Stadtblattartikel von Gabriele Faust-Exarchos am 30.1. 2012

… soll in der Innenstadt eingekauft werden, fordert der Verein „Pro HD“. Nach dem Verkaufs-Sonntag im November soll nun auch im Juni die Kasse klingeln – unter dem Deckmäntelchen eines „Tags des Helfers“.

Wir meinen, die HelferInnen von Rotem Kreuz bis Feuerwehr verdienten einen anspruchsvolleren Rahmen, jenseits kommerzieller Interessen, ihre wichtige Arbeit für die ‚soziale Stadt‘ zu präsentieren.

Wer denkt eigentlich an die Beschäftigten, die einen weiteren Sonntag auf Familienleben verzichten müssen? Zu Recht kritisieren die Personalräte diesen zusätzlichen Einsatz bei gleichzeitiger Personalreduzierung und bezweifeln den Nutzen für Einzelhandel und Stadt. Auch die Kirchen lehnen diese Ausweitung ab.

Interessenausgleich ein Fremdwort? BürgerInnen beteiligt?

Bildung geht uns alle an

Einladung zu einer Diskussionsrunde in die Mensa der IGH in Rohrbach am Freitag, dem 27.1., 19 Uhr.

Thema: Konzept der Gemeinschaftsschule, Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung, G8 oder G9 Gymnasien, Inklusion

Fahren Pferde Straßenbahn? Stadtblattartikel von Judith Marggraf vom 23.1. 2012

Humor hat Prof. Eitel und es ist gut, dass er unmissverständlich klar macht, dass es für den Heidelberger Reiterverein keine Perspektive auf Unigelände gibt.

‚Wenn du nicht mehr weiter weist, gründe einen Arbeitskreis‘ – das ist kein Humor, sondern die ratlose Antwort der Stadtspitze auf die seit mehr als 2 Jahren ungeklärte Situation des Reitervereins…..Halten wir fest: Der Reiterverein ist eine private Einrichtung, die städtisches Gelände gepachtet hatte. Der Vertrag ist ausgelaufen, das Gelände wird anderweitig benötigt.

Die Stadt kann helfen und unterstützen, eine Lösung muss der Verein selbst suchen und finden! Hier scheint es aber deutlich an Dynamik zu fehlen – die Geduld der Partner wird langsam sehr strapaziert.

Thema Hauptstraße, Stadtblattartikel von Wassili Lepanto am 16.1. 2012

Das Thema der Hauptstraße ist nicht nur verkehrstechnischer, sondern auch ästhetischer Natur.

Eine historische Straßenbahn ohne Überleitung, behindertengerecht, eingleisig und leise, zwischen dem Karlstor und dem Bismarckplatz, würde die geschwungene Linie der Hauptstraße positiv unterstreichen und die Reihung der Geschäftsfassaden visuell beleben. Busse ohne festgelegte Schienenbasis bringen Unruhe und Unsicherheit mit sich, da die Fußgänger immer neue Ausweichmöglichkeiten suchen müssten; schwierig, besonders wenn man den Bus im Rücken hat!

Eine historisierte Straßenbahn (ein bis zwei Wagen lang), ein mobiles Objekt zwischen Kunst und Design, brächte eine attraktive Note mit in das Stadtbild ein, auch wäre sie eine entscheidende Hilfe für die Mobilität im Herzen der Altstadt für bewegungsmäßig eingeschränkte Menschen.

Zugleich wäre sie ein natürliches, sanftes Ordnungsmittel zur Abdämmung der allabendlichen, straßenbreiten Vereinnahmung der Hauptstraße durch Jugendgruppen (leider manchmal alkoholisiert und lautstark grölend) und auch ein Transportmittel für späte Stadtbesucher, um schnell zu den zentralen Anschlussstellen zu gelangen.

Beitrag von Herrn Hahn beim Neujahrsempfang

Sechs Hoffungen oder Erwartungen an die Soziale Stadtentwicklung hat der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Statistik, Herr Hahn, in seinem Beitrag beim Neujahrsempfang der GAL benannt:

1. Soziale Stadtentwicklung erhält die erforderlichen Ressourcen
2. Soziale Stadtentwicklung wird als Daueraufgabe angesehen
3. Soziale Stadtentwicklung ist eine Aufgabe für alle Stadtteile und nicht nur für benachteiligte Stadtquartiere
4. Soziale Stadtentwicklung fordert von den Bürgern Eigenverantwortung
5. Viele Akteure der Zivilgesellschaft bringen sich intensiv ein
6. Es findet ein breiter öffentlichen Diskurs um die Ziele und Maßnahmen einer Sozialen Stadt- und Stadtteilentwicklung statt

Anbei die ganze Rede

Neujahrempfang der GAL am Freitag, den 6. Januar 2012
Soziale Stadtentwicklung in Heidelberg
Joachim Hahn, Amt für Stadtentwicklung und Statistik.

Guten Tag meine sehr geehrten Damen und Herren.
Vielen Dank für die Einführung. Ich möchte mich ganz herzlich für die Einladung bedanken, heute über „Soziale Stadtentwicklung in Heidelberg“ sprechen zu dürfen.
Wenn ich die gedachte Abfolge der Beiträge heute richtig interpretiere, kommt mir die Funktion eines Intermezzos zu, eines Zwischenspiels während des Umbaus der Kulissen von der theoretischen, grundsätzlichen Ebene hin zu konkreten Projekten vor Ort. Nach dem sehr beeindruckenden Vortrag von Herrn Professor Strunk keine leichte Aufgabe.
Ich will versuchen diese Brücke zu schlagen und eine Plattform zu bereiten für die nachfolgenden Berichte der Projekte. Dabei ist meine Perspektive die eines Stadtentwicklers, die sich durchaus von der anderer Fachdisziplinen zu unterscheiden mag.
Städte leben. Sie entwickeln sich über Jahrhunderte. Sie verändern sich, wachsen oder – seit Neuestem – schrumpfen, gewinnen und verlieren an Bedeutung. Städte sind Lebensräume, in denen – wie in einem Brennglas gebündelt – gesellschaftliche Veränderungen am unmittelbarsten und am auffälligsten zutage treten. Die Optionen der Zukunft wie auch die Brüche und Disparitäten des Heute sind auch in Heidelberg städtische Realität.
Gerade der kürzlich aktualisierte Bericht zur Sozialen Lage in Heidelberg macht deutlich, dass auch in der wohlhabenden Stadt Heidelberg verfestigte Inseln der Armut und Ausgrenzung existieren. Rund 11.300 Heidelberginnen und Heidelberger sind armutsgefährdet oder arm. Das sind rund 7,7 % der Heidelberger Bevölkerung. Im Vergleich zu anderen Städten ist der Anteil geringer, aber trotzdem sind es über 11.000 einzelne Schicksale. Die Risiken mit Armut konfrontiert zu werden, sind zudem zwischen den sozialen Gruppen ungleich verteilt., Alleinerziehende, Kinder und AusländerInnen – und zwar in dieser Reihenfolge -sind mehr als andere Bevölkerungsgruppen armutsgefährdet. Auch räumlich ist ein krasses Nord Süd-Gefälle vorhanden. Insgesamt nimmt die Kluft in der Heidelberger Gesellschaft wie in der bundesdeutschen kontinuierlich zu.
Diese wenigen Zahlen zu machen deutlich: Städte brauchen Solidarität. In Heidelberg und anderswo. Francois Mitterand, der ehemalige französische Staatspräsident, hat einmal gesagt: „Es gibt keine und es kann keine politische Stabilität ohne soziale Gerechtigkeit geben.“ Dabei setzt die Solidarität das Individuum als bewusst und selbstständig handelnde Person voraus. Solidarität ist ein Akt bewusster Mitmenschlichkeit, der auf der Einsicht beruht, dass wir Menschen auf einander angewiesen sind.
Stadtentwicklung gestaltet das aktuelle und künftige Zusammenleben von Menschen und ist damit mehr als nur räumliche Entwicklungsplanung: Sie hat ebenso einen sozialen Bezug und eine soziale Verpflichtung. Es geht dabei immer um die Frage, in welcher Weise die Menschen ihre Ansprüche an angemessene Lebensbedingungen verwirklichen können, ohne die Lebenschancen der kommenden Generationen zu gefährden. Viele Politikfelder wie etwa die Verkehrs-, Wirtschafts- und Umweltpolitik berühren das soziale Zusammenleben unmittelbar und müssen Bestandteil einer umfassenden gleichgewichtigen Stadtentwicklungspolitik sein.
In diesem Sinne ist Soziale Stadtentwicklung ein Kernanliegen des Stadtentwicklungsplanes. So haben wir die Auftaktveranstaltung zur Erarbeitung des neuen Stadtentwicklungsplanes 1994 mit „Solidarische Stadt“ übertitelt.
Folgerichtig fordert der Stadtentwicklungsplan, dass Heidelberg eine Stadt des sozialen Ausgleichs sein soll, die Armut bekämpft, Ausgrenzung verhindert und sozialräumliche Spaltungstendenzen überwindet. Das Zusammenleben aller in der Stadt und die gegenseitige Toleranz sollen gefördert werden. Alle sollen die Optionen einer offenen Gesellschaft nutzen können und besonders die möglichen Verlierer oder Opfer des gesellschaftlichen Wandels sollen unterstützt werden. Verantwortung und Verpflichtung der Stadtgesellschaft ist es, bei den Bürgerinnen und Bürgern ein soziales Bewusstsein für „Menschen am Rande der Gesellschaft“ zu entwickeln und damit deren Ausgrenzung und Abstieg entgegen zu wirken.
Zielsetzungen, die auf eine Soziale Stadtentwicklung hinführen finden sich auch an zahlreichen anderen Stellen. Ich bin sicher, Sie alle kennen den Stadtentwicklungsplan gut genug, dass ich mit diesem kleinen Verweis hier enden kann.
Mit Blick auf das neue Jahr 2012 will ich sechs Hoffnungen oder Erwartungen zur Sozialen Stadtentwicklung in Heidelberg im Jahr 2012 aussprechen.
1. Soziale Stadtentwicklung erhält die erforderlichen Ressourcen
2. Soziale Stadtentwicklung wird als Daueraufgabe angesehen
3. Soziale Stadtentwicklung ist eine Aufgabe für alle Stadtteile und nicht nur für benachteiligte Stadtquartiere
4. Soziale Stadtentwicklung fordert von den Bürgern Eigenverantwortung
5. Viele Akteure der Zivilgesellschaft bringen sich intensiv ein
6. Es findet ein breiter öffentlichen Diskurs um die Ziele und Maßnahmen einer Sozialen Stadt- und Stadtteilentwicklung statt

Zur ersten Hoffnung: „Soziale Stadtentwicklung erhält die erforderlichen Ressourcen“.
Es ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dass finanzielle und personelle Ressourcen, notwendig und verfügbar sind. Ich habe die Hoffnung, dass bei den Beratungen über den nächsten Doppelhaushalt auch die Weichen für eine gesicherte Zukunft der beiden Quartiersmanagementprojekte gestellt werden. Sowohl das Stadtteilmanagement Emmertsgrund als auch der Treff am Turm benötigen eine tragfähige finanzielle Absicherung.
Soziale Stadtentwicklung wird als Daueraufgabe akzeptiert.
Sie benötigt einen langen Atem und Kontinuität. Auf der einen Seite verschärfen sich die Problemlagen, zum anderen ist Soziale Stadtentwicklung kein einzelnes Projekt. Sie ist vielmehr ein integrierte Herangehensweise, die die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Menschen vor Ort ernst nimmt und einbindet. Ich hoffe dass diese Einsicht bei der berechtigten Frage nach Effizienz einer konkreten Maßnahme nicht zu sehr in den Hintergrund rückt.
In diesem Sinne ist soziale Stadtentwicklung eben nicht auf die berüchtigten „Sozialen Brennpunkte“ zu reduzieren. Sie muss eine gesamtstädtische Aufgabe und „Haltung“ sein, die eine Entwicklung mit und nicht über die Menschen einleitet.
Viertens benötigt eine soziale Stadtentwicklung die Eigeninitiative und die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger. Die Rolle der Kommune muss sich dabei von der patriarchalen Fürsorge zu einer Selbsthilfe und Selbstorganisation unterstützenden Ermöglichungskultur verändern. Die bisher noch vorherrschende Zielgruppenarbeit muss immer mehr von stadtteil- und gemeinwesenorientierten Projekten abgelöst werden.
Der Trägerverein für das Stadtteilmanagement Emmertsgrund ist ein sehr gutes Beispiel. Die Erfolge zeigen, dass der Weg richtig war. Mit der jüngsten Entscheidung des Gemeinderates den Betrieb des grundsanierten Bürgerhaus Emmertsgrund ebenfalls dem Trägerverein für das Stadteilmanagement Emmertsgrund zu übertragen, wird eine weitere Stufe der Zusammenarbeit erreicht. Unter dem Motto „Das Bürgerhaus Emmertsgrund geht auf Empfang“ wird gemeinsam mit weiteren Partnern dort ein Bündnis für Ausbildung, Beschäftigung und Integration geknüpft. Auch der Treff am Trum zeigt, was mit bürgerschaftlichem Engagement erreicht werden kann.
In der Bahnstadt soll von Anfang an ein Nachbarschaftstreff die zukünftigen Bewohner mit niederschwelligen Angeboten bei der Bewältigung des sicherlich nicht ganz einfachen Alltagslebens in einem auf Jahre von durch Baustellen geprägten Quartier unterstützen. Er soll den Pionieren dabei helfen, möglichst schnell Heimat in der Bahnstadt zu finden und gelingende Nachbarschaften aufzubauen. Die europaweite Ausschreibung eines in der Startphase professionellen Trägers wird noch in diesem Monat starten. Nach drei Jahren soll der Träger den Nachbarschaftstreff aber in die Hände der zukünftigen Einwohner legen und diese die Angebote eigenverantwortlichen bestimmen.
Soziale Stadtentwicklung braucht fünftens möglichst viele Akteure aus der Zivilgesellschaft, denn nur durch das Zusammenwirken vieler Institutionen und gesellschaftlicher Bereiche mit ganz unterschiedlichen Blickwinkeln, Interessen und Aufgaben kann eine Entwicklung gelingen, die unsere Stadtteile lebenswert macht bzw. erhält.
Letzte Anforderung: Damit soziale Stadtentwicklung gelingt benötigen wir einen offen und öffentlichen Diskurs über die Ziele und die Maßnahmen in dieser Stadt, in den Stadtteilen und den einzelnen Quartieren. So bindet das Integrierte Handlungsprogramm Emmertsgrund die Betroffenen von Anfang an eng bei der Formulierung der Ziele und Maßnahmen ein.
Die Aufgaben sind nicht einfach, aber wenn viele Menschen mitmachen, kann das Jahr 2012 ein gutes Jahr für die „Soziale Stadtentwicklung in Heidelberg werden
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches und glückliches Jahr 2012 und Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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Licht am Ende des Tunnels! Stadtblattartikel von Gabi Faust-Exarchos am 9.1. 2012

Endlich hat auch der OB erkannt, dass sein Tunnelprojekt nicht finanzierbar ist. Die Signale aus Stuttgart so lange nicht wahrnehmen zu wollen, hat Heidelberg viel Geld und Zeit gekostet.

Die GAL lehnte den Tunnelbau seit Jahren mit Blick auf Kosten und Finanzierbarkeit ab und bezweifelte vor allem den verkehrspolitischen Nutzen.

Die damalige Mehrheit im Gemeinderat war leider nicht willens, alternative Vorschläge wie die von uns favorisierte „Stadt am Fluss –Light“ oder die von BürgerInnen entwickelten Konzepte ernsthaft zu diskutieren.

Deshalb jetzt: Zügige Umsetzung des beschlossenen Mobilitätspakets, Ausbau des Straßenbahnnetzes und Verbesserung des ÖPNV durch eine Verkehrsplanung, die alle Stadtteile gut andient und zu allen Tageszeiten Mobilität sicherstellt.

Soziale Stadtentwicklung Thesen von Prof Strunk

Kurze inhaltliche Zusammenfassung des Referats von Prof Strunk auf dem Neujahrsempfang der GAL am 6. Januar 2012

Ich formuliere eine Zusammenfassung und dies in 10 Punkten.

1. Wir brauchen eine andere Umgangsweise mit den Agenten, die mit Grund und Boden in der Stadt handeln. Ihr Einfluss ist zu groß und behindert die Entwicklung einer sozialen Stadtent-wicklung.
2. Die kommunale Politik im föderalen System muss gestärkt werden. Hier findet das Leben im Alltag statt. Deshalb muss das Gewicht kommunaler Politik gegenüber Landes- und Bundes-politik erheblich gestärkt werden.
3. Für diese Stärkung brauchen die Kommunen eine bessere finanzielle Ausstattung. Das setzt eine Veränderung des gegenwärtigen Steuersystems voraus.
4. Für die Gestaltung des Stadtraumes brauchen wir eine menschengerechte Mustersprache. Das bedeutet, dass die Gestaltung städtischer Räume sehr viel stärker entlang den Bedürfnis-sen der Einwohnerinnen und Einwohner organisiert werden muss.
5. Das Bekenntnis zur Inklusiven Gemeinde als politische Aufgabe im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention muss verstärkt zum Alltag werden in einer „Designpraxis für Alle in der Stadt“.
6. Transparenz und Informationsgleichstand in allen Planungsverfahren, die die Gestaltung des städtischen Raumes betreffen, ist zwingend notwendig.
7. Eine soziale Stadtentwicklungsplanung wird sich als eine Organisation von Wertkonflikten verstehen müssen. Die gegenwärtigen Planungsansätze (Flächennutzungsplan, Bebauungs-plan und andere Instrumentarien) sind gewissermaßen Planung 2. Ordnung. Im Vordergrund muss die Planung 1. Ordnung stehen und dies ist das Organisieren von Wertkonflikten.
8. Ebenfalls ist bei einer sozialen Stadtentwicklungsplanung die Beteiligung der Betroffenen nachhaltig zu organisieren. Das betrifft vor allen Dingen jene Menschen, die im kommunalen Gemeinwesen nicht so viel Macht haben wie diejenigen, die über Geld und Einfluss verfügen.
9. Das setzt voraus, dass die Planerinnen und Planer in der Stadtverwaltung im Zweifelsfall eine Parteilichkeit für die „kleinen Leute“ entwickeln.
10. Schlussendlich müssen wir über ein menschenfreundliches Wachstumsverständnis nachden-ken und diesem auch folgen. Wie war es auf dem Kongress des deutschen Städtetages 1971 in der Hauptversammlung („Münchner Appell der deutschen Städte“) zu hören: „Schluss mit dem Götzendienst an den Zuwachsraten!“

Andreas Strunk
Wernau, den 6. Januar 2012

Alle Jahre wieder,saust der Presslufthammer nieder

Ein Schauspiel in der Bahnhofstraße
Von unserem Mitglied Dietrich Hildebrandt

Denen, die in der Bahnhofstraße wohnen, bietet der Abriss der ehemaligen Justizgebäude ein aufregendes und auch beklemmendes Schauspiel. Wer diesen Abriss nicht von seinem Wohnzimmerfenster aus beobachten kann, sollte sich die Zeit nehmen, vorbeizukommen und einfach mal zuschauen.

Mit einem großen Aufgebot an schwerem Gerät, Bagger in verschiedenen Größen, die wie Riesensaurier agieren, ist die Abrissfirma angerückt. Wer sieht, wie einfache, leichte Metallschienen natürlich von einem Bagger umgeschichtet werden müssen, also die Arbeit mit großem maschinellen Aufwand und mit nur einer Arbeitskraft verrichtet wird, könnte leicht zu falschen Schlussfolgerungen gelangen. Auf der anderen Seite überwiegt nämlich die einfache archaische Handarbeit. Die Gebäude zu ihrer Zeit mit modernsten Methoden mit industriell vorgefertigten Bauteilen in kurzer Zeit hochgezogen, müssen nun mit mühevoller handwerklicher Kleinarbeit und Einsatz von Muskelkraft abgebaut werden. Dass sie eher wie Pavillons aussahen, also wie Gebäude, die man zu irgendeiner Weltausstellung errichtet und dann wieder abreißt, könnte darüber hinwegtäuschen, dass sie von Anfang an durchaus für eine längere Zeit der Verwendung vorgesehen waren und auch entsprechend stabil gebaut wurden. Wie auch? Wer hätte geplant, dass sie nach nur 40 Jahren wieder abgerissen werden?

Man sagt, die Energiebilanz sei nicht besonders gut gewesen. Das wird stimmen. Aber wie ist es mit der Energiebilanz von Abriss und Neubau? Vielleicht hätte es eine Solaranlage auf dem Dach auch erstmal getan. Dass die in den alten Gebäude arbeitenden Menschen vor schädlichem Asbest bewahrt werden müßten, war das immer wieder klagend vorgetragene Argument für den Abriss und für einen Neubau. Jetzt erklärt man den besorgten Anwohnern, die nach Schutz vor dem durch den Abriss freigesetzten Asbest fragen, es gebe überhaupt kein Asbest mehr! Das mit dem Asbest ist nicht das einzige Manöver, mit dem das ganze Projekt mit vereinten Kräften der Landesjustizverwaltung, der Baufirma und der Heidelberger Stadtverwaltung durchgezogen wird.

Die Gebäude, die jetzt abgerissen werden, sind bekanntlich 1968 gebaut worden, auf einem Gelände, dass durch die Verlegung des Bahnhofs frei geworden war. Manche fanden sie häßlich. Kann sein. Aber das ist die Architektur, die zu der Zeit modern war. Die Frage ist nur, wie kann es sein, dass ein Gebäude schon nach 40 Jahren aufgegeben wird, und alle Beteiligten erklären, dass sie davon einen Gewinn haben?
Nehmen wir an, eine Familie baut sich ein Haus, ein Eigenheim. Vielleicht nach 35 oder 40 Jahren wird sie ihr Heim schuldenfrei gestellt haben.Und dann wird es einfach abgerissen und ein neues gebaut? Selbstverständlich nicht!

Aber wieso geht sowas im Falle des Justizgebäudes?

Einmal weil öffentlicher Raum privatisiert wird, und zwar so viel wie nur eben geht, und dafür wird rücksichtslos eine Straße mit gewachsenem Baumbestand geopfert, die im urbanen Zentrum der Stadt ein Schmuckstück hätte werden können. Darüber hinaus muß das Justizzentrum, um die Vermarktung des privatisierten Raumes so gewinnbringend wie möglich zu machen, so wenig wie möglich Quadratmeter verbrauchen. Das wird also im Vergleich zur Umgebung ein riesiger plumper Quader. Zum zweiten, was das Land betrifft, wird gar nicht so viel gespart, ganz im Gegenteil. Die Strabag AG finanziert den Bau vor, das ist alles, und sie läßt sich das natürlich auch gut bezahlen. Inzwischen ist das Monopoly ja schon im Gang und das Gebäude an eine Investmentfirma verkauft, deren Geschäftsziel die bloße produktionslose Rendite ist.
Es geschieht, was oft geschieht. Es wird Gebrauchswert vernichtet, um den Tauschwert zu erhöhen. Meistens heißt das „Wachstum“!

„Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder“ hieß ein in den 70er Jahren weit verbreitetes Kinderbuch. In wundervollen detailreichen Bildern schilderte der Autor Jörg Müller die „Veränderung der Landschaft“ und die Veränderung der Städte, die dann insgesamt so aussehen wie bald die Bahnhofstraße.
Bemerkenswert ist, dass Jörg Müller Schweizer ist. Das heißt, nimmt man die Schweiz als Beispiel, so braucht man gar nicht die Zerstörungen des Bombenkrieges, um zum neuen Bauen zu finden. Das Vorhandene wird zum bloßen Hindernis und kann, und muss auch so weggeräumt werden.
So wird der wirklich sehenswerte Abriss in der Bahnhofstraße zum Sinnbild eines Städtebaus unter Bodenspekulation. Man sollte sich den Anblick nicht entgehen lassen.