Körperwelten: das Un-Glücksempfinden

Bei der Bewertung dieser Ausstellung stehen für mich Fragen nach Sinn und Ästhetik im Vordergrund. Die medizinisch-wissenschaftlichen Aspekte der auf Effekte zielenden Posen sind höchst zweifelhaft. Biologisch-funktionale Zusammenhänge des menschlichen Körpers werden damit nicht erhellt.

Leichen auf einem Pferd, beim Geschlechtsakt, mit einem Papagei auf der Schulter wirken nicht aufklärend, sondern geschmacklos und absurd. Dieser Dauerausstellung fehlt die ethische Legitimität. Sie als Bereicherung des Anatomie-Unterrichts oder gar der öffentlichen Museumslandschaft ansehen zu wollen, ist banal und verletzt das humanistische Menschenbild.

Will man Kindern das zumuten? Enthäutete Leichen mitten in der Stadt zur Schau zu stellen? Die große Mehrheit der Bürger empfindet es ohnehin schockierend. Es darf in Heidelberg keine Plätze und Räume geben, die Bürger so abstoßen, dass sie sie meiden müssen, wie es viele Leserbriefe zeigen.

Nicht jede destruktive Abnormität ist zumutbar. Sollten wir unsere Sinne nicht lieber auf das Eigentlich-Ästhetische, auf weniger anfeindende und umstrittene Objekte ausrichten, die unser Glücksempfinden ansprechen?

Interkulturelles Zentrum

Gerade kam das Sommerprogrammmit tollen Angeboten: Literatur, Film und Foto, Diskussionen, Konzerte und Theater….

Darf ich mich trotzdem wundern? Gerade erreichte uns nämlich auch ein Antrag des Ausländer- und Migrationsrates. Es fehlen Räume für den AMR und die ihm verbundenen ‚Communities‘, man weiß nicht wo man sich ohne große Kosten treffen und austauschen kann.

Ich dachte ja eigentlich, dass das IZ, für das der AMR sich jahrelang verkämpft hat, auch für ihn da sei, Räume für Organisation und Kommunikation all der Migrantenorganisationen in unserer Stadt bietet.

Das scheint aber nicht der Fall zu sein, stattdessen haben wir ein Zentrum für ‚Interkultur‘ und nach wie vor ein räumliches Defizit für die Arbeit all der MSO’s, die sich für Integration und Selbstorganisation von Migrantinnen und Migranten einsetzen.

Die Stadt lässt sich das IZ rund eine halbe Million Euro im Jahr kosten, Tendenz steigend. Es kann nicht sein, dass wir jetzt wieder von vorne anfangen, Räume für die Arbeit der politisch aktiven Migranten und ihre Organisationen zu suchen!

Friedensarbeit gefragt

Die Flüchtlingsproblematik beschäftigt uns in Heidelberg in der Kommunalpolitik, wie auch die Bundesrepublik und ganz Europa. Gerade jetzt verlangt die neue USA-Regierung von uns mehr Anstrengung für die Friedenssicherung der NATO, obwohl, wie es in diesen Tagen durch die Presse ging, die NATO dreimal soviel Geld für die Aufrüstung ausgibt als Russland. Am 17.2. vermeldeten Medien, dass Deutschland 26 Milliarden für die Verteidigungszwecke ausgibt. Weit weit liegt die Zeit zurück, in der die Studenten, die jungen Grünen und die Jusos-SPD auf die Straße gingen und sich leidenschaftlich für den Weltfrieden einsetzten. Heute scheint die Jugend lediglich zu bewegen, dass die Lokale und Diskotheken bis in die frühen Morgenstunden geöffnet sind mit alldem Lärm und der Randale auf Kosten der Bürger, – mit Zustimmung des Gemeinderats! Frucht des Studenten-u. Bürgerengagements damals war die Entstehung der ersten atomfreien Zone am 15.2.1967 im Vertrag von Trafelolko in Mexiko. Und heute macht sich die Bundesrepublik Gedanken, ob sich Deutschland auf die Atommächte Frankreich und England verlassen kann und deshalb den Schutz der USA benötige – ein beängstigender Gedanke.

Winter in Griechenland / Heidelberg hat Platz!

Die griechischen Inseln erscheinen den Sommertouristen aus Europa wie ein Paradies und für die vielen Geflüchteten aus dem Nahen Osten, die vor Zerstörung und Gewalt in ihren Ländern geflohen sind, sind sie ein Sinnbild des Friedens. Auf europäischem Boden erhofften sie sich ein Ende ihres Leids und ihrer Klagen, welche sie in ihren zerbombten Dörfern und Städten erleiden mussten. Doch engster Raum, unbeheizte Zelte, Eiseskälte, schlammiger Boden, kein fließendes Wasser und kein Strom, sind heute die Realität. Die Hilfsorganisationen schauen entsetzt, sie sehen nirgendwo Hilfe.

Nach den Ratsbeschlüssen der EU soll Deutschland (bis September 2017) 17.200 Flüchtlinge aus Griechenland und 10.300 aus Italien aufnehmen. Wann soll dies geschehen, wenn nicht jetzt?

Der Asylarbeitskreis Heidelberg berichtet, es gebe genügend Platz in den Gemeinschaftsunterkünften unserer Stadt. Die Aufnahme von mindestens 300 Geflüchteten (Relocation-Flüchtlinge) ist möglich. Es ist Zeit aktiv zu werden!

Idomeni – ein Flüchtlingslager in Nordgriechenland

Ein Bericht an die Spender meines kleinen Crowdfundings

(Wir bitten um Beachtung der weiteren Spendenmöglichkeiten und der Petition zum Asylantragsverfahren auf dieser Seite.)

Liebe Spender, Interessierte und wen der Bericht sonst noch erreicht

Vorab.
Er ist ziemlich lang geworden, aber er wurde beim Schreiben immer länger und weglassen schien mir schwierig. Es hat auch ein bisschen gedauert, aber die letzten 2 Wochen hat mich meine Arbeit „gefressen“.
Bitte beachtet auch, dass wir in der ziemlich ruhigen Woche nach Ostern dort waren, die Entwicklungen davor und danach kenne ich auch nur aus Erzählungen von Dritten, das Bericht ist also auch eine Momentaufnahme.

Ursprünglich geplant war, nachdem meine beiden 14 Jahre alten Söhne beschlossen hatten, ( ich war nur der Organisator) die Osterferien mit praktischer Mithilfe in Idomeni zu verbringen, einfach über ein privates Crowdfunding ein bisschen Geld zur Unterstützung von Aktivitäten vor Ort zu haben. Wofür ich ungefähr 100 Menschen aus meinem sozialen und beruflichen Umfeld eine knappe Woche vor der Reise anschrieb.
Und es kamen dann innerhalb der knapp 2 Wochen über 20.000 € zusammen. Das hat mich ziemlich umgehauen, da ich natürlich mit viel weniger gerechnet hatte.
Vielen Dank im Namen derjenigen, die mit dem Geld was zu essen bekommen haben- Nahrungsmittel waren der größte Anteil. Ein Stück bin ich auch stolz, dass ich so viele engagierte Menschen und auch Institutionen kenne und auch wie das über verschlungene Pfade weitergegeben wurde und so viel Resonanz fand. Das ist richtig gut. Entschuldigt auch, wenn ich auf viele persönliche Mails nicht reagiert habe, aber das war echt einfach zuviel.

Bezüglich des Erlebten und einer wirklichen Einschätzung bin ich immer noch am sortieren, daher will ich einfach versuchen die Fakten und das Erlebte chronologisch darzustellen.

Am Ostersamstag sind wir 3 morgens nach Skopje geflogen. Da wir uns so kurzfristig entschieden hatten und Ostern auch Hauptreisezeit ist, gab es keine sinnvollen freien Busplätze mehr und das fliegen war auch nur unwesentlich teurer. Und es sind statt 26 Stunden nur 3. In Skopje/Mazedonien haben wir am Flughafen ein Auto gemietet und sind dann nach einem kurzen Abstecher in die Stadt in Richtung griechischer Grenze gefahren.

Ein Wort zu Skopje und Mazedonien, aus dem ja viele der sogenannten „Balkanflüchtlinge“ kamen. Ich war noch nie in Mazedonien und es ist gefühlt weit von Mitteleuropa weg. Eine auffällige extreme Armut, bettelnde Kinder an den Ampeln, zerfallende Bauten und daneben ein absurd wirkender Hochglanz, es wundert nach dem ersten Anschein nicht, dass Menschen aus solchen schwierigen Verhältnissen ein besseres Leben suchen, oft und gerade für ihre Kinder.

Die Einreise nach Griechenland war unproblematisch und direkt nach der Grenze und ca 5 km neben dem offiziellen Autobahnübergang auf dem Gelände des Grenzbahnhofes liegt das inzwischen „berühmte „ Flüchtlingslager neben dem kleinen 200 Einwohner Dorf Idomeni. Wir machten einen ganz kurzer Abstecher Richtung Lager, eine winzige Landstraße ins Nirgendwo. Auf einmal viele Menschen auf der Straße, eine große Fläche voller kleiner Backpacker Zelte, umgeben von viel Müll und staubigen Äckern, 2-3 Polizeiautos und dann in der Ferne die riesigen Zelte und den Stacheldraht der Grenze.
Für mein europäisches Auge und aus der Ferne sieht es aus wie ein großes Festivalgelände oder ein Friedenscamp vor 30 Jahren oder etwas ähnliches. Das Elend und die über dem Lager liegende Unruhe und Verzweiflung sieht man vom Rande aus erst mal nicht.

Wir fahren, da es schon später Nachmittag ist weiter ins 15 km entfernte Polikastro, den nächsten größeren Marktflecken und dort zum Parkhotel. Das Hotel ist, das hatte ich vorher im Internet und vor allem auf facebook gelesen, ist da eine wichtige Infoquelle, ist die Logistik und Organisationszentrale der volunteers, quasi ihr „Wohnzimmer“. Gewohnt wird in leerstehenden Häusern in der Umgebung, kleinen Hotels und Pensionen in der Nähe oder in angemieteten Häusern und Appartements. In diesem Sinne und auch ansonsten ist das Lager für diese ansonsten wirtschaftlich „tote„ Ecke Griechenlands ein echtes Konjunkturprogramm.
Wir schlagen unser Zelt im Garten des Hotels auf.

Eine kurze Darstellung der „volunteerstrukturen“:
Neben den gut organisierten NGOs wie MSF (Medicines sans frontieres); Save the children oder auch dem UNHCR gibt es viele kleine Gruppen und Organisationen aus ganz Europa, die vor Ort arbeiten. Daneben gibt es einen fließenden Übergang zu nicht irgendwo angebunden volunteers, auch einzelne oder kleine Gruppen die einfach wie wir nach Idomeni kommen, um irgendwie zu helfen.
Es sind pro Tag ca 2-300 Menschen in und um das Lager aktiv in der Versorgung, der Hilfe und der Schaffung von Hilfestrukturen. Es sind sehr unterschiedliche Menschen allen Alters, aus allen Ländern und den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Gutsituierte deutsche Rentner, spanische Studenten, italienische Aktivisten, Amerikaner, Norweger und Palästinenser. Auch Menschen, welche seit Monaten unterwegs sind oder die Hilfe zur „Berufung“ gemacht haben, in Lesbos, im Dschungel bei Calais oder sonst wo schon aktiv waren. Oder zeitweise ausgestiegen sind und Geld sammeln, immer wieder vor Ort sind oder irgendwo in Europa Flüchtlingsinitiativen gegründet haben. Viele nette und spannende Menschen, mit denen man schnell eine Ebene findet, alle getragen von dem gemeinsamen Willen – wir machen was und wir sind die Guten. Manche sind nur ein paar Tage da, andere Monate.
Gesprochen wird englisch und es kann passieren dass man mit 3 deutsch sprechenden Menschen zusammensteht und immer noch englisch spricht… Hannes meinte er hätte in der Woche wirklich viel Englisch gelernt.
Das Ganze bedingt einen laufenden, extrem dynamischen und durch eine laufende Kommunikation geprägten hochkomplexen Organisationsprozeß.
So gibt es feste Projekte und Projektgruppen, Einführungsabende für die neuen, eine Organisationsbüro im Park Hotel, eine Whats APP Chat Plattform mit ca laufend 200 Mitgliedern, wobei aber täglich 20 dazu kommen und 20 ausscheiden.
Beispielsweise gibt es eine „warehouse“ in dem täglich Unmenge Klamotten sortiert werden, die dann wieder an Gruppen gegeben werden, welche sie im Lager ausgeben, eine „tent group“ die nachts ankommende Flüchtlinge sofort mit Campingzelten versorgt und verschiedene Teezelte, Kinderspielzelte und eben auch Gruppen die die Essenversorgung sicherstellen. Auch die Essensgruppen selbst sind wieder gut vernetzt und organisieren z.B. einen gemeinsamen Einkauf.
Der griechische Staat ist bis auf ein paar Polizisten, welche den Grenzübergang sichern und den Verkehr kontrollieren nicht präsent und versorgt auch die ca 10.000 Flüchtlinge (ich glaube eine genaue Zahl weiß keiner) überhaupt nicht.
Zwei Sätze zu den in der Presse immer wieder vorgetragenen Behauptungen, linke Aktivisten unter den volunteers würden die Flüchtlinge zu „Grenzstürmungen“ anstacheln. Das ist im wesentlichen eine falsche Behauptung. Ich habe eine lange Debatte mit Delegierten der Gruppen und Einzelnen im Park Hotel mitbekommen, die sich daraus entspann, dass Flüchtlinge – es gibt einen harten Kern von vielleicht 3-400 – meist jungen Männern – Menschen, die versuchen über öffentlichwirksame Aktionen eine Grenzöffnung zu erzwingen – Unterstützung bei geplanten Aktionen anfragten.
Obwohl die volunteers alle sehr politische Menschen sind und grundsätzlich die Flüchtlinge in ihren Anliegen unterstützen war es ein breiter Konsens, dass man den Flüchtlingen bezüglich Grenzöffnung keine falschen Hoffnungen machen darf, dass man auch Aktivitäten nur als Schutz gegen Polizei etc begleitet und dass es keinen Sinn macht Aktionen selbst zu initiieren. Das war auch eine Lehre aus dem Mitte März stattgefundenen Marsch um die Grenzanlage herum mit der „berühmten“ Flußüberquerung, die durch alle Medien ging. ( Die immer wieder zitierten ertrunkenen Flüchtlinge waren gar nicht bei dem Marsch dabei sondern hatten es in der Nacht auf eigene Faust probiert) .Aber es treffen auch Wut und Hoffnungslosigkeit der jungen Männer auf gleichaltrige politisch aktive Helfer und Unterstützer aus , man würde sagen „autonomen Zusammenhängen“. Aber unter den Vounteers sind das eher wenige.
Die Gruppe der Aktivisten unter den Flüchtlingen macht laufend Aktionen, Straßenblockaden, Angriffe auf den Grenzzaun, Hungerstreiks, Blockade der Essensversorgung um das ganze Lager in „Geiselhaft“ zu nehmen. Die große mediale Aufmerksamkeit trägt natürlich ihren Teil dazu bei, denn man ist sich immer sicher, dass die Aktivitäten durch die Weltpresse gehen und es vielleicht dadurch einen Erfolg gibt. Tatsächlich bringt das aber laufend Unruhe und betrifft bei der Größe des Lagers auch immer nur einzelne Stellen.

Zurück zur humanitären Hilfe:
Es gibt 4-5größere Essensversorgungsstrukturen, UNHCR, eine arabisch/britisch finanzierte Stiftung und die „reinen“ volunteer Strukturen. (Aid Delivery Mission, Hummus Rights Projekt, Hot kitchen, Banana group- die ersten zwei findet man auf facebook mit einer ausführlicheren Darstellung).
Wir 3 haben uns dann vor allem (nur 1 Woche da, keine größerer Gruppenanschluss im Vorfeld) beim Hummus Rights Projekt eingeklinkt. Das hieß täglich von 16 bis 21 Uhr an der Herstellung von 3000 Wraps mitwirken und Tüten packen und dann am morgen von 10-12 diese dann an ca 2.000 Menschen verteilen.
Ein Wrap besteht aus 2 Teigfladen, Öl, Hummus (Kichererbsenbrei) und Gurken und Kartoffelstücken. In einer angemietete Bar mitten in Polikastro produzierten täglich ca 15 bis 20 Menschen in Fließbandarbeit diese mehreren tausend Wraps. Ein Wrap, ein hartgekochtes Ei, ein kleines Wasser und ein Apfel und eine Orange waren der Inhalt einer Tüte, die es pro Person gab.
Die Verteilung war eine komplexe Prozedur. Zwei lange Schlangen- Männer und Frauen getrennt, ein Ausgabetisch und viele viele Helfer, Flüchtlinge und volunteers, welche die Schlangen organisierten. Gerade weil mindestens 5-800 Menschen laufend in jeder Schlange standen , versuchen sich viele vorzudrängeln, schicken die kleinen Kinder vor, liehen sich Kinder die dazwischen reinschlüpften damit es mehrere Tüten gibt… und es hat nie für alle gereicht. Und so ganz gerecht bekam man es auch nicht hin und dann gab es manchmal auch Aggressionen und Geschrei unter den Flüchtlingen, Verbundenheit der Volksgruppen und Familien und ein Verdrängen anderer. Dann die Sprachbarrieren. Da war viel „Ordnungsdienst“ angesagt, obwohl man doch eigentlich nur eine Verteilung organisieren will. Aber die riesige Zahl, die z.T. deutlich psychisch angeschlagenen und oft erkennbar traumatisierten Menschen, die vielen Kinder mit Kriegs und Straßen und Überlebenskampferfahrung, das ist ein schwierige Mischung.
Überhaupt die Kinder – im Lager wimmelt es von Kindern und gefühlt sind 30 % der der Bewohner Kinder unter 10 Jahren. Die Hygienebedingungen sind schlecht, es gibt Wasserstellen und Dixietoiletten, aber keine Waschstellen. Entsprechend sehen die Kinder aus und es gab, vor allem wegen der vorangegangenen Regenperiode viele Atemwegserkrankungen. Ein Grund für die vielen Kinder im Lager ist auch, dass die Preise für die Schlauchbootpassage Türkei Griechenland (wegen Konkurrenz ?) im Spätherbst auf 500 € für Kinder gegenüber 4.000 €vorher stark gesunken sind.

Hannes und Joscha haben auch mehrfach bei Malaktivitäten mitgemacht, bei denen mit den Kindern gemalt wurde.
Zur medizinischen Versorgung kann ich nicht soviel sagen, da ich dort nicht aktiv war, aber ich habe mitbekommen, dass viel medizinisches Personal im Lager unterwegs war. Die aber wirklich gut zu tun hatten, auch wenn die große NGO MSF einiges abdeckt.
Das Lager selbst – es lässt sich schwer in Worte fassen und emotional sowieso kaum „begreifen“.
Viele, viele Menschen, aber das kenne ich von anderen großen Lagern, der Geruch von Feuern, hier vielfach gemischt mit dem Gestank verbrennenden Plastiks. (Auch wenn es inzwischen Holz gab, jeden Tag kamen 1-2 LKWs mit 14 Tonnen Holz ins Lager) . Dann alle denkbaren Zelte und Wohnformen, Sehr große Hauszelte der großen NGOs, kleinere von UNHCR und 1000ende kleiner Campingzelte, sehr viele der kleinen Schnellaufbauzelte von Quechua. Da hat wohl mal jemand günstig ein paat tausend gekauft oder gespendet bekommen. Aber auch in den alten Bahhofsgebäuden oder abgestellten Güterwaggons hausen tausende. Das Wetter war in der Woche meist gut, kein Regen, dafür der Beginn der heißen Zeit ohne Schatten und auf staubigen Äckern. Das kann noch schwierig werden. Aber es gibt überall Dixies, die auch laufend gereinigt werden, Wasserstellen mit Trinkwasser, Müllsammer und eine Müllabfuhr – wo ist das Elend ?
Wenn überall die Kochfeuer qualmen sieht man nicht auf den ersten Blick, dass Essen knapp ist und manche hungrig. Man sieht nicht gleich dass es keine Waschmöglichkeiten und nur Ansätze von Hygiene gib und kaum oder gar keine Privatsphäre. Es ist eben kein selbst gewählter idyllischer Campingurlaub.
Auch wenn man das denken könnte, wenn man dem Familienpicknick mit Sonneschirm nach der Wrap Verteilung zuschaut oder den Fußballspielenden Kindern. Aber über dem Lager liegt eine merkwürdige Atmosphäre der Unruhe, der Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, der aggressiven Aktivitäten und des depressiven Herumhängens.
Bei jedem kurzen innehalten neben den Späßen mit den Kindern oder den Gesprächen mit Flüchtlingen oder volunteers spürt man diese eigene Atmosphäre, die einem schnell wieder die verzweifelte Lage der Menschen vor Augen führt. Und es gibt auch die verschiedenen Ecken des Lagers, die Ecke mit sozialen Einrichtungen wie dem Info-Tent, dem Kinderspielzelt, dem Fußballplatz, einem großen Mutter Kind Zelt oder den Teeausgabestellen. Und näher beim früheren Tor sitzen die Aktivisten mit Transparenten, die durchs Lager führende Bahnlinie blockierend und zum Teil im Hungerstreik.

Und dann die vielen Volunteers, Besucher, NGO Mitarbeiter, und natürlich die Presse. Alle möglichen Fotografen und Kamerateams – ständig wird man um Interviews nachgefragt. Hannes war nach seinem ersten Kamerainterview ziemlich genervt….Öffentlichkeit ist für das Anliegen der Flüchtlinge sicher gut, aber manchmal ist es auch zuviel.
Dazu die paradoxen Ungleichheiten – bei schönem Wetter kommt ein fahrender griechischer Eismann, ein Gruppe/Institution baut für die Kinder – allerdings nur an einem Tag,- Hüpfburgen auf. Nachts gibt’s an ein paar Stellen Musik und „Fete“, wie die Jungs meinten. Daneben die Schlangen für die Kleider oder Essensverteilung, deprimierte Gesichter, man spürt die Verzweiflung.
Aber entgegen aller Horrorgeschichten habe ich mich nie unsicher gefühlt, auch Hannes und Joscha waren zeitweise ohne mich mit anderen volunteers im Lager unterwegs.
Die Infrastruktur des Lagers verbessert sich laufend und in der Woche, in der ich da war, war das schon sichtbar. Wege und Flächen wurden geschottert, Wasserstellen verbessert, der Müll wurde deutlich weniger. Auch fangen immer mehr Familien an, selbstständig zu kochen, nachdem es Holz gibt und Kochgeschirre und Essen aufgetrieben wurden. Auch tauchen die ersten Zigarettenverkäufer und Straßenstände auf, in der Woche mit stark zunehmender Tendenz.

Gleichzeitig nimmt die Bewohnerzahl wohl tendenziell ab, die Lücken zwischen den Zelten werden größer. Viele Geflüchtete verlassen das Lager. Und es bleibt eigentlich nur in ein Militärlager der Griechen umzuziehen und den Asylantrag vor Ort zu stellen. Zwar gibt es immer wieder die Gerüchte, die Grenze ginge auf, aber das glauben nur de allergrößten Optimisten. Eine Asylantrag in Griechenland ist aber einfach schwierig. Man soll sich über Skype anmelden können, aber das funktioniert wohl überhaupt nicht. Wenn selbst deutsche Behörden wie das BAMF es nicht schaffen und abgestürzt sind, dann ist natürlich das griechische Asylsystem erst recht völlig überlastet.
Die griechischen Militärlager sind wohl sehr unterschiedlich, manche eher gute Lager mit festen Häusern, andere elende Zeltstädte mit sehr schlechter Versorgung und die Menschen fühlen sich und sind auch fast wie eingesperrt. Zudem dürfen volunteers nicht rein.
Aber das Hauptproblem ist die Perspektivlosigkeit, da die meisten ja nicht in Griechenland bleiben wollten und es sehr unklar ist, wie es mit den Asylverfahren werden wird.
Griechenland ist strukturell und finanziell überfordert. Idomeni ist auch wohl deswegen nicht geräumt weil es immer noch viel zu wenig Plätze in staatl. Unterbringungen gibt. Von daher halten sich die Griechen mit fast allem sehr zurück und nicht umsonst hatte der Europäische Gerichtshof festgestellt, dass das griechische Asylsystem systemische Mängel hat und Deutschland hatte deswegen die Dublin Abschiebungen gegenüber Griechenland ausgesetzt.
Aber es gibt nichts anderes, außer man hat viel Geld und kann andere Schlepperrouten auftun.

Im Lager gibt es ein „Info-tent“ in welchem die Flüchtlinge, die natürlich stark verunsichert sind, rechtlich informiert werden. Da ich mich ja im Asylrecht bisschen auskenne, hatte ich dort auch mitgeholfen und eine Zusammenfassung für die Familienzusammenführung nach Deutschland geschrieben und den Beratern gegeben.

Und was habe ich mit dem vielen Geld gemacht ?
Erst mal war ich überrascht und überfordert, denn ich hatte gar nicht genug EC Karten und Kreditkartenkapazitäten um das alles in Polikastro abzuheben. Da waren diverse Abhebelimits im Weg.
Unterstützt habe ich im wesentlichen die Lebensmitteleinkäufe. Zum einen das Banans-projekt die täglich Bananen an Kinder und Mütter verteilten. Zum anderen „unser“ Hummus Projekt, für das ich einige Tage die Lebensmittel finanzieren konnte. Dann noch kleinere Beträge an die Kinderprojekte und auch an das Rechtsberatungszelt oder für das zentrale Orgabüro. (Die meisten wollen bei ihren Spenden ja das leuchten in den Kinderaugen sehen und übersehen die wichtigen Strukturdinge). Es war dann am Ende noch Geld übrig, dass ich jetzt an das Hummusprojekt, mit dem ich weiter in Kontakt stehe, fließen lasse.
Ich hoffe, dass ich so im Sinne aller Gebenden gehandelt habe.

Ein Fazit der Reise –
Es waren gute Osterferien und sinnvolle und allen Unkenrufen zum Trotz braucht man weder besonders viel Mut noch ist es was ganz Tolles. Es war ganz einfach hinzufahren und sich mit einem sinnvollen Tun einzuklinken in vorhandene Strukturen. Und es ist auch ein bisschen beruhigend, dass so viele Menschen gibt, die was tun und dafür Zeit und Geld investieren. Zivilgesellschaft funktioniert punktuell doch, wenn Staaten versagen.
Die Situation im Lager ist sozial und gesundheitlich nicht einfach und ohne die Essensprojekte müssten auch sicher Menschen hungern. Die Flüchtenden sind erst mal aus Situationen, in denen Ihnen Bomben auf die Köpfe fallen und sie ständig um ihr Leben fürchten müssen, raus. Aber das ist auch alles.
Das Bedrückendste ist die Ungewissheit, die völlig unklare Perspektive, das monatelange „Warten“ – auf was eigentlich – im Niemandsland des griechischen Nordens vor einem Zaun. Dazu kommt dass Familienmitglieder vielleicht schon in Mitteleuropa sind – da kommt man nicht hin – und andere noch in der Türkei oder in einem Bürgerkriegsland – die bekommt man nicht raus.
Und die politische Geiselhaft in der die Menschen sitzen, denn die EU muss ja beweisen, dass die Balkanroute dicht ist. Und da nützt auch die ganze Berichterstattung und die dramatischen Bilder in den Medien wenig. Es ist immer auch ein kleines bisschen Solidarität, einfach da zu sein, was kleines Praktisches zu helfen. Das ist ein Wert.
Und natürlich hat mich auch der große Erfolg meines kleinen crowdfundings überrascht und wirklich gefreut. Sicher auch ein gutes Zeichen von Solidarität in diesen Zeiten.

Und die eigentlich kleine private Reise hat jetzt doch so ihre Nachwehen. Am 26.4 hat die GAL mich zu einer Veranstaltung mit Bericht (20 Uhr, Heidelberg Ort noch unklar) eingeladen. Der Freundeskreis Asyl will was in Karlsruhe machen und nächsten Dienstag bin ich im Morgenfernsehen des ZDF (Volle Kanne) zu Gast.
Anbei noch zwei Bilder , mehr würde den Rahmen einer Mail sprengen.

Lieben Gruß

Jörg Schmidt-Rohr
Hannes und Joscha Morgenthaler

Freiburgerstraße 68, 69239 Mannheim, Tel 0173 3008579, jschmidtrohr@gmail.com

Wie CETA und TTIP gestoppt werden können

„Mehr Demokratie e.V.“ berichtet im Sondernewsletter 02/2016, wie TTIP und CETA gestoppt werden können:

(…) Niesco Dubbelboer und Arjen Nijeboer sind gegen CETA und TTIP. Die beiden Niederländer stehen für Millionen Menschen in ganz Europa, die die Handelsabkommen der EU mit Kanada und den USA stoppen wollen. Aber anders als viele kritische Europäer/innen haben Niesco und Arjen ein Druckmittel in der Hand: Sie werden einen Volksentscheid organisieren, der CETA, vielleicht auch TTIP, zu Fall bringt. Das wäre ein Wunder? Genau. Und das geht so: CETA kommt nur einstimmig zu Stande. Es müssen also alle EU-Mitgliedstaaten zustimmen. Ein Rechtsgutachten bestätigt das. Stimmt nur ein Mitgliedstaat gegen das Abkommen, ist es gescheitert.

Stellen Sie sich vor: Das niederländische Parlament ratifiziert CETA – dann sammelt die Initiative in sechs Wochen genug Unterschriften, um einen Volksentscheid darüber zu erzwingen. Die Abstimmung bindet die Regierung zwar nicht rechtlich, aber politisch. Beteiligen sich über 30 Prozent der Wahlberechtigten an der Abstimmung, wird die Regierung sich an das Ergebnis halten – das haben die Parteien bereits erklärt. Sagen die Niederländer „Nein“, ist Schluss mit CETA. (…)

Sagen die Niederländer „Nein“ zu CETA, dann ist wahrscheinlich auch TTIP erledigt. Sicher trauen sich dann auch andere Mitgliedstaaten, etwa Portugal, Österreich und Griechenland, ihre Kritik deutlich zu äußern. (…)
Wenn wir ihnen jetzt helfen – dann können sie einen riesigen Stein ins Rollen bringen. (…) Gemeinsam können wir CETA und TTIP stoppen – es beginnt in den Niederlanden, mit diesen zwei Männern. Ein geeignetes Druckmittel haben die beiden in der Hand, es fehlt einzig am Geld. Schon mit 10, 30 oder 50 Euro tragen Sie viel dazu bei, eine schlagkräftige Kampagne in den Niederlanden zu organisieren.

Der vollständige Sondernewsletter samt Angaben zum Spendenkonto ist zu finden auf https://www.mehr-demokratie.de/md-info_2016-02.html


Im Übrigen hat Sigmar Gabriel am 24.02. in einer Antwort auf eine Petition, mit der sich über 100.000 Menschen für einen Einblick für alle in die TTIP-Unterlagen ausgesprochen hatten, geantwortet: „Ich weiß, dass sich mit TTIP viele Sorgen verbinden. Um es klar zu sagen: Ich werde keinem Freihandelsabkommen zustimmen, das Arbeitnehmerrechte beschneidet, Standards bei Verbraucher- oder Umweltschutz absenkt oder den Gestaltungsspielraum der Städte und Gemeinden einschränkt.“ https://www.change.org/p/angela-merkel-und-sigmar-gabriel-einblick-f%C3%BCr-alle-in-die-ttip-unterlagen-ttiptransparenz/responses/33563


Wer wissen möchte, welche Gefahren Kommunen durch TTIP und CETA drohen, kann dies in der pdf-Datei nachlesen.

Foto:

Wir halten europaweit gegen TTIP & CETA zusammen

Ein Jahr Verkürzung der Sperrzeiten in der Altstadt: Erfahrungsbericht der Stadtverwaltung

Mit Wirksamkeit zum 01. Januar 2015 hat die Stadt Heidelberg die Sperrzeiten in der Altstadt der Landesregelung von Baden-Württemberg angepasst. Am 23. Februar ab 18 Uhr wird der Bezirksbeirat Altstadt über den Erfahrungsbericht, der bei der Verabschiedung der Sperrzeitverkürzung gefordert wurde, informiert.

Von Dezember 2000 bis 2014 galten wochentags Sperrzeiten ab 02:00 Uhr, in den Nächten zu Samstag und Sonntag ab 03:00 Uhr. Seit dem 01.01.2015 gilt die Landesregelung mit Sperrzeiten wochentags ab 03:00 und in den Nächten zu Samstag und Sonntag ab 05:00 Uhr.

Die Beschwerden der Anwohner in der Altstadt häufen sich seither, und sie erfahren nun objektive Bestätigung durch die Berichte des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) und der Polizei und der Stadtverwaltung. Letzere berichtet unter Punkt V.: „Weiter muss festgestellt werden, dass Störungen in der Zeit zwischen 3:00 Uhr und 5:00 Uhr, welche vor der Sperrzeitverkürzung in der Regel nur im Bereich der Discobetriebe mit erlaubten längeren Öffnungszeiten stattfanden, sich nun auf sämtliche Straßenräume ausdehnen, wo Gaststättenbetriebe von der Sperrzeitverkürzung Gebrauch machen.“ Und sie resümiert: „Die aktuellen Zahlen und Stellungnahmen deuten darauf hin, dass die seit dem 01.01.2015 auch in der Altstadt geltende landesweite Sperrzeitregelung zu keiner wahrnehmbaren Entzerrung des Personenaufkommens im öffentlichen Raum geführt hat. Die Beobachtungen des Kommunalen Ordnungsdienstes weisen vielmehr darauf hin, dass durch die Sperrzeitverkürzung bis 05:00 Uhr nun auch verstärkt zwischen 3:00 Uhr und 5:00 Uhr alkoholisierte Ruhestörer und laut sich unterhaltende Gäste oder Passanten in den Altstadtstraßen anzutreffen sind und die Nachtruhe der Anwohner empfindlich stören. Dabei ist häufig ein hohes Aggressions- und Gewaltpotential festzustellen.“
Der KOD beklagt, dass „Die Nachhaltigkeit der Streifen des Kommunalen Ordnungsdienstes (…) nach 03:00 ihre Kapazitätsgrenzen erreicht (haben)“.
Die Polizei stellt u.a. fest, dass „polizeiliche Kräfte über einen längeren Zeitraum im Gebiet der Heidelberger Altstadt gebunden sind. Für die Bevölkerung bedeutet die Verkürzung der Sperrzeit mehr Lärm und einen Anstieg der für sie besonders wahrnehmbaren Ordnungsstörungen.“

Die Informationsvorlage der Stadt sowie die Stellungnahmen von KOD, Polizei, DEHOGA, LindA, Verein Alt-Heidelberg sind abrufbar über http://ww1.heidelberg.de/buergerinfo/vo0050.asp?__kvonr=23438&voselect=5322 .

Foto: http://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-Neue-Sperrzeiten-noch-in-diesem-Jahr-_arid,5989.html

Wechsel von Stadtrat Michael Pfeiffer zur GAL

Wir begrüßen Michael Pfeiffer ganz herzlich bei der GAL.

Wir haben ihn in unserer Fraktionsgemeinschaft jetzt seit eineinhalb Jahren begleitet. Er hat sich vom ersten Tag seiner Gemeinderatszeit engagiert für seine Themen, aber deutlich auch für die Themen der gen.hd eingesetzt. Leicht hatte er es dabei nicht: der persönliche shit-storm nach der Wahl, der Übertritt seines vermeintlichen Kollegen Butt zur CDU, wenig bis keine Unterstützung aus den eigenen Reihen. Wir haben sein Engagement, sein Bemühen und sein Durchhaltevermögen mit großer Achtung zur Kenntnis genommen.

Dass er die persönliche Anstrengung jetzt satt hat und sich dahin orientiert, wo er in der zurückliegenden Zeit politisch und persönlich Unterstützung erhielt, ist mehr als verständlich.
Schade, dass die gen.hd sich jetzt als Lifesstyle-Gruppierung überlebt hat. Wir haben Derek Cofie-Nunoo bei vielen Themen als kompetenten und interessanten Partner geschätzt. Es ist ihm aber nicht gelungen, seiner Richtung eine dauerhafte Struktur zu geben.

Wir freuen uns jetzt einfach! Mit Michael Pfeiffer haben wir jemanden dazu gewonnen, der sein Credo ‚Politik von Bürgern für Bürger‘ gemeinsam mit uns aufs Beste umsetzen kann.

Wer jetzt orakelt, Michael Pfeiffer habe sich ’schlucken lassen‘ wird weder der Person noch der Persönlichkeit gerecht.

P.S.: Der zugehörige Artikel in der RNZ vom 9./10. Januar 2016 findet sich in der angehängten pdf-Datei.

Bericht aus Idomeni: Flüchtlingshilfe an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien

Eine Freiburger Gruppe junger Aktivisten und Volunteers befindet derzeit in Idomeni, Griechenland, an der Grenze zu Mazedonien, um Flüchtlingen zu helfen. Gerade dort wird die Not besonders deutlich. Hier sind ungefilterte und sehr aktuelle Informationen von diesem Einsatz:

– Aus Idomeni –
Liebe Alle,

Seit 3 Tagen sind wir, die erste Crew aus Freiburg in Idomeni an der griechischen Grenze zu Mazedonien. Drei weitere Autos sind heute angekommen und in Thessaloniki. Wir treffen sie vermutlich später.
Wie ihr sicherlich wisst, kommen hier am Grenzübergang nur Menschen aus dem Irak, Afghanistan und Syrien nach Mazedonien und von dort aus weiter mit Zügen u. Bussen nach Serbien. Täglich kommen aus Athen ca. 3500 Menschen in Bussen an und passieren hier die Grenze. Vor einigen Wochen waren es noch durchschnittlich 8000 täglich. Seit der Räumung des Camps, nachdem der Grenzübergang für Menschen aus den nicht SIA-Ländern geschlossen wurde, kann hier allerdings niemand sagen wie es sich weiter entwickelt. Das Procedere ist extrem bizarr. Das Camp, mit beheizbaren Zelten, betonierten Wegen etc. darf nicht genutzt werden. Die NGO’s die jetzt hier vor Ort sind, sind in drei kleinen Zelten. Das UNHCR ist mit einem kleinen Container da, die Hauptkoordination hat Praksis, eine griechischische Organisation, die mit dem UNHCR zusammenarbeitet. Eine Gruppe freiwilliger Köche aus Thessalouniki kocht täglich ca. 1000 kleine Portionen Essen. Es gibt ein kleines Zelt, das von Freiwilligen, Internationalen und Griechen am laufen gehalten wird. Dort werden Klamotten ausgegeben und Tee gekocht. Die Temperaturen liegen zum Teil bei minus 10 grad nachts.

Die Refugees werden in Bussen an die Grenze gefahren. An einer Tankstelle kurz vor der Grenze werden die Busse gestoppt und die Leute müssen zum Teil ewig warten, ohne die hier gestellte Infrastruktur nutzen zu dürfen. Nach und nach werden die Busse dann an den Übergang gefahren und die Geflüchteten werden unter extremen Zeitdruck über die Grenze gescheucht. Wir versuchen also in kürzester Zeit Leute die hier zT noch mit FlipFlops und leichten Pullovern ankommen einigermaßen auszustatten. Die meisten Menschen die hier ankommen, sind tatsächlich aus SIA. Darunter viel mehr Kinder, Frauen und Babies, als wir dachten. Die mazednoische Grenzpolizei lässt alle 20 Minuten 60 Personen durch 24/7. So zumindest die offizielle Angabe. Es ist allerdings immer wieder sehr willkürlich. Gestern nacht (Silvester) war die Grenze ab Mitternacht geschlossen und die Leute stranden dann hier, ohne Info, ohne Platz zum Pennen. Gleichzeitig fiel die Temperatur innerhalb eines Tages in den Minusbereich und es gab den ersten Schnee.

Gestern hat das UNHCR (illegalerweise) Zelte ausgeheizt, dass die Leute nicht erfrieren. Die Polizei ist darauf bedacht, das hier alles schnell abzuwickeln, sodass sich weder Organisation, noch Protest in irgendeiner Form etablieren kann. Diese drei kleinen Zelte waren das Ergebnis langer Verhandlungen von Seiten der NGO’s. Sie sind also hier, um die Leute notdürftig zu versorgen, was schon unglaublich viel Kraft kostet. Die Infrastruktur die da wäre, um das gut zu machen darf allerdings nicht genutzt werden. Absurdes Szenario. Nach Einschätzungen vor Ort wird mittelfristig die Campstruktur wieder genutzt werden können. Die konkrete Anfrage und Forderung diesbezüglich werden gerade von den lokalen NGO’s formuliert.

Menschen die nicht die „richtige“ Nationalität haben. Das heißt nicht zur SIA-gruppe gehören werden kostenpflichtig zurück nach Athen gefahren. Dort sind die Lager aber wohl auch völlig überfüllt. Über die grüne Grenze zu gehen und es auf eigene Faust zu versuchen ist extrem gefährlich. Wir hatten Kontakt zu einer UnterstützerInnengruppe in Mazedonien, die dringend davon abrät diese Reise alleine und unvorbereitet anzutreten. Die Unterstützung dieser Leute ist extrem wichtig, aber bisher sehr schwierig. Locals schätzen die Lage auch al sehr hoffnungslos ein.

Wir haben uns hier in der Nähe ein kleines Haus angemietet, in dem wir mit anderen Freiwilligen im Moment wohnen.
Soweit der Stand. Wir sind insgesamt ganz schön durch und versuchen vorerst die vorhandene Struktur mit am laufen zu halten.
Wir melden uns mit den weiteren Entwicklungen.

Unsere Actionnr.: 004915210640117
Leitet die Mail ruhig in den entsprechenden Netzwerken weiter.

Liebe Grüße,
Team Carpe Diem aus Freiburg
Update 04.01.16

Seit 2 Tagen sind wir jetzt zumindest vorläufig vollständig. Das Equipment der Maulwürfe und die restlichen Sachspenden aus Freiburg sind mit 8 weiteren Menschen hier in Idomeni angekommen. Die letzten zwei Tage haben wir weiterhin damit verbracht die Kleiderausgabe an der Grenze weiter mitzutragen und das Kochen vorzubereiten.

Insgesamt kommen definitiv weniger Menschen und Busse hier an, als noch vor 2,3 Tagen. Zwischenzeitlich gab es Schätzungen von 1000 Menschen, gestern und heute (03.01/04.01) kamen allerdings kaum Busse an. Grund ist wohl das schlechte Wetter auf dem Meer und auch auf der Straße zwischen Athen und hier.

Die Situation für die Leute, die hier an der Grenze abgewiesen werden, ist dafür umso beschissener. Viele Menschen, vor allem junge Männer stranden hier ohne einen Cent in der Tasche. Eigentlich müssen sie kostenpflichtig mit den privaten Busunternehmen wieder zurück nach Athen. Die Busfahrer lassen sie so lange in der Kälte warten (teilweise Stunden), bis sie dann doch nachgeben und die 20 Euro für den Rückweg zahlen. Einige haben allerdings gar kein Geld mehr. Was in diesem Falle passiert ist uns nicht hundertprozentig klar. Ein junger Kerl aus dem Iran berichtete, dass er in Abschiebehaft genommen würde, wenn er nicht zahlen könnte. Wir haben ihm die Fahrt finanziert.
Viele harren dann allerdings hier im Umland in den Wäldern und alten Baracken aus und versuchen entweder auf eigene Faust über die Grenze zu kommen oder sich schleppen zu lassen. Viele brechen an der Grenze oder kurz danach völlig hoffnungslos zusammen.
Die Versorgung dieser Menschen ist extrem schlecht. Eine kleine Gruppe fährt immer wieder rum und verteilt Tee und warme Sachen. Wahrscheinlich werden wir versuchen mit dem Essen dort anzudocken.

Wir sind immer wieder auch an der Grenze präsent, um die Praxis der Grenzpolizei zu beobachten und versuchen nach unseren Möglichkeiten zu intervenieren. Die griechische Polizei hat einen Arabisch-Dolmetscher angestellt, der extrem militärisch auftritt, die Leute zusammenscheucht, rumbrüllt und die Einschüchterungs- und Drecksarbeit für die Polizei macht. Der Din-A4 Registrierungswisch, der die Nationalität der Menschen bescheinigt, wird an der Grenze an die mazedonische Polizei übergeben, wenn sie davon ausgehen, dass das Papier eine Fälschung ist (was wohl an der Protokollnummer zu erahnen ist) prüft der Dolmetscher anhand des arabischen Dialektes die Nationalität. Die Polizei vertraut diesem Urteil blind. Wir haben Situationen beobachtet, in denen wir mit ziemlicher Sicherheit sagen können, dass dieses Urteil falsch war. Situationen in denen Familien getrennt wurden und der Mann oder Bruder nicht passieren durfte. Die mazedonische Polizei behält die Papiere ein. In einem Fall konnten wir die Polizei nach 20 Minuten Gerede überzeugen noch mal genauer zu prüfen und ein völlig aufgelöster Familienvater konnte, nachdem er abgewiesen wurde und die Bereitschaftspolizei die Grenze geräumt hatte, doch noch passieren und hoffentlich seine Familie noch einholen. Die Selektierung, wie auch das Öffnen und Schließen der Grenzen obliegt immer wieder der Willkür der Grenzpolizisten.
Insgesamt wird die Stimmung nachts sehr viel rauer als tagsüber. Polizei und Geflüchtete sind viel gestresster und durcher. Es spielen sich dann teilweise wirklich üble Szenen ab.

Das UNHCR, wie auch die hier vorhandenen NGO’s (Praksis/ Ärzte ohne Grenzen/ Save the children) verhalten sich insgesamt sehr zurückhaltend. Man will es sich mit der Polizei nicht verscherzen. Einzelpersonen agieren immer wieder über ihre institutionellen Grenzen hinaus, helfen in Einzelfällen, beobachten die Grenze oder geben uns informelle Infos weiter. Insgesamt bedarf es allerdings immer wieder Freiwilliger, die das UNHCR auf bestimmte Situationen aufmerksam machen, oder die Menschen zu dem kleinen UNHCR-Container bringen (der auch völlig abseits der Szenerie aufgestellt ist). Das ist immer wieder extrem frustrierend.

Bezüglich der Menschen, die abgewiesen werden verweist das UNHCR immer wieder auf die Möglichkeit in Griechenland Asyl zu beantragen (das ist nur in Athen und Thessaloniki möglich) oder die Rückkehr-Programme des IOM (International Organisation of Migration) zu nutzen. Wir haben allerdings nicht das Gefühl, das sie diese Infos genug an die Leute bringen.

Mitte Januar kommt die holländische KüFa Rampenplan hier her, mit der Möglichkeit für bis zu 3000 Leute zu kochen. Wie hier weiter Leute ankommen lässt sich noch schwer prognostizieren und liegt wohl auch daran, wie der Winter sich weiter entwickelt. Einige Freiwillige reisen in einigen Tagen wieder ab. Die Infrastruktur hier mit Haus zum Wohnen und out of Action sein steht noch. Wir teilen das Haus mit Leuten von der Reisegruppe 4, mit Volunteers aus Spanien, Polen und Russland. Es gibt ein relativ gutes Netz an Kontakten zu Locals, Squats, NGO’s, autonomen lokalen Strukturen. Je nach dem wie sich das weiter hier entwickelt, ist es cool wenn Leute aus Freiburg oder anderswo hier her kommen und supporten.

Wir halten euch auf dem Laufenden.
Liebe Grüße
Team aus Freiburg

Es werden noch volunteers gesucht.

Die Situation für die Flüchtenden aus anderen Nationen, die hier an der Grenze abgewiesen werden, ist besonders prekär. Viele Menschen, vor allem junge Männer stranden hier ohne einen Cent in der Tasche. Sie werden zumeist gezwungen mit Bussen zurück nach Athen zu fahren. Viele kehren allerdings zurück und harren hier im Umland von Idomeni in den Wäldern und alten Baracken aus und versuchen entweder auf eigene Faust über die Grenze zu kommen oder sich schleppen zu lassen. Doch in Mazedonien werden sie meist von Polizei und Mililtär aufgegriffen, zusammengeschlagen, ausgeraubt und nach Griechenland zurück geschoben. Die Versorgung dieser Menschen ist extrem schlecht. Eine kleine Gruppe versucht diese zu erreichen und verteilt Tee, Lebensmittel, warme Sachen und Infos.
* Für die Unterstützung dieser Menschen wird dringend eine Ablösung gesucht!

Einige unabhängige Freiwillige sind außerdem an der Grenze präsent, um die Praxis der Grenzpolizei zu beobachten und versuchen nach unseren Möglichkeiten zu intervenieren. Die Selektion, wie auch das Öffnen und Schließen der Grenzen obliegt oft der Willkür der Grenzpolizisten. Insgesamt wird die Stimmung nachts sehr viel rauer als tagsüber. Polizei und Geflüchtete sind viel gestresster. Es spielen sich dann teilweise wirklich üble Szenen ab.
* Auch hier werden noch Menschen gebraucht!

Momentan ist eine KüFa aus Freiburg vor Ort. Mitte Januar kommt noch eine holländische KüFa hierher. Das Essen wird vor allem benötigt um die Menschen, die auf einer Raststätte 20km vor Idomeni zurückgehalten werden, zu versorgen. Dies geschieht scheinbar aus politischem Kalkül, um größere Gruppen und damit mögliche Proteste an der Grenze zu unterbinden. Die Flüchtenden warten dort z.T. bis zu 30 Stunden. Sie erhalten offiziell keinerlei Versorgung. NGOs sind nur sporadisch für wenige Stunden am Tag vor Ort. Die einzige Möglichkeit ist zumeist die überteuerte Tankstelle.
* Es werden Menschen zur Unterstützung beim Schnippeln und Kochen benötigt!

Die Infrastruktur für Volunteers hier ist gut. Es gibt ein Haus zum Wohnen und damit die Möglichkeit auch mal „out of action“ zu sein. Im Haus wohnen momentan internationale Volunteers. Es gibt gute Vernetzung und Kontakte zu Locals, Squats, NGO’s, Unterstützer*innen z.B. in Mazedonien und autonomen lokalen Strukturen. Es gibt eventuell auch die Möglichkeit Unterstützung für Fahrtkosten zu bekommen.

Wenn ihr unterstützen wollt, dann meldet euch unter 004915210640117 oder 00306955432009 .
Oder schreibt eine Mail an solidarity_with_refugees-fr@riseup.net .

Foto: Martin Leveneur
Idomeni, at the Greek border with FYROM.
Idomeni, at the Greek border with FYROM.

Ehrpusselig …

… darf man auch mal sein! Da schreiben doch unsere grünen Freunde in einer Presseerklärung zur Gemeinderatssitzung am 12.11., dass sie sich freuen, „dass der Gemeinderat sich dazu durchringen konnte, dem Collegium Academicum einen Platz auf den für Wohnen vorgesehenen Flächen auf Patton einzuräumen“. Was sie geflissentlich verschweigen ist, dass der Antrag dazu von meinem Kollegen Mumm, also von der GAL kam. Auch die Einigung mit der SPD, die das Ganze ’nur‘ geprüft haben wollte, hat Hans-Martin Mumm bewerkstelligt! Ohne ihn hätten die Grünen nix zum Freuen gehabt …