Kerchemer Wind

Liebe Kirchheimerinnen und Kirchheimer, liebe Heidelbergerinnen und Heidelberger,

viel zu lange herrschte Stillstand im Gewerbegebiet Bieth. Doch dies wird sich nun ändern, da entlang des westlichen Schlosskirschenweg und der Straße „Im Bieth“ ein Handwerkerhof entstehen wird, auf dem sich 5 Handwerkerbetriebe niederlassen werden. Wir begrüßen die Handwerker ganz herzlich und freuen uns, dass Kirchheim durch diese Maßnahme das Gewerbe gestärkt wird und neue Ausbildungsplätze für junge Menschen geschaffen werden.

Am 16. Mai fand eine Besprechung auf dem Wirtschaftsweg zwischen Friedenskreuz und Bruchhausen statt, bei dem mit den Landwirten darüber gesprochen werden sollte, an welchen Stellen denn Bäume bzw. kleine Bänke auf dieser Strecke möglich wären. Das Angebot seitens des Umwelt- und Landschaftsamtes Hecken zu pflanzen wurde mit der Begründung abgelehnt, dass dort dann Autoreifen und ähnlicher Müll abgelagert würde. Obstbäume wurden mit der Begründung abgelehnt, dass das Laub die Ernte verunreinigen würde. Bänke zur Aufenthaltsqualität wurden mit der Begründung abgelehnt, dass sich dann dort Jugendliche mit Fastfood treffen und ihren Müll abladen. Letztendlich blieb von dem ursprünglichen Antrag, eine Baumallee zu pflanzen lediglich übrig, dass eine ca. 20 m lange Hecke, ein ca. 250m langer Blühstreifen sowie 2 zusätzliche Bäume zu dem Baum gepflanzt werden, der schon relativ nahe am Friedenskreuz steht. Wir hätten uns für die Erholungsuchenden, die dort spazieren gehen, etwas mehr Aufenthaltsqualität gewünscht, haben uns aber nun mit der „kleinen Lösung“ arrangiert.

Bleiben Sie gesund.

Ihre Meinung interessiert uns. Welche Themen sind für Sie wichtig? Sollten Sie Anregungen oder Fragen haben, dann schreiben Sie uns oder rufen Sie an. Auf unserer Homepage www.gal-heidelberg.de erfahren Sie mehr über unsere Aktivitäten und Ziele.

Ihre Kirchheimer Stadträtin Judith Marggraf und Ihr Stadtrat Michael Pfeiffer
Grün-Alternative Liste

Kerchemer Wind

Liebe Kirchheimerinnen und Kirchheimer, liebe Heidelbergerinnen und Heidelberger,

erfreuliches gibt es zu berichten aus dem „Bieth“. Entlang der Durchfahrtsstraße wurden 33 neue Bäume entlang des Spielplatzes und der Straße auf den Grünflächen gepflanzt.

Außerdem liegt uns ein Schreiben der Stadtverwaltung vor, dass die von uns beantragte zusätzliche Haltestelle für die Linie 720 positiv bewertet wurde. Allerdings ist noch nicht klar, wann die Haltestelle eingerichtet werden kann, da hierfür noch Gespräche mit RNV und VRN erforderlich sind. Immerhin haben wir nun seit 30 Monaten Wartezeit endlich mal eine Rückmeldung erhalten.

Unserem ursprünglichen Antrag, vom Friedenskreuz beginnend eine Baumallee mit großkronigen Bäumen in Richtung Sandhausen zu pflanzen, um einerseits insbesondere der Kirchheimer Bevölkerung und den Radfahrenden eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu ermöglichen und andererseits eine lineare Biotopvernetzungsstruktur für Vögel und Insekten als Lebensraumverbesserung zu erreichen, stand der Landesbauerverband ablehnend gegenüber. Begründung: in diesem Bereich würde herabfallendes Laub die dort angebauten Kräuter, Petersilie und Spinat extrem verunreinigen.
Auf diese Bedenken haben wir reagiert und statt einer Allee nur noch eine Baumreihe, vornehmlich mit Obstbäumen und nicht durchgängig, sondern nach Rücksprachen mit den Landwirten beantragt. Es war auch vorgesehen, zwischen die Bäume die ein oder andere Bank zur Erholung zu stellen.
Im zuständigen Ausschuss meldeten sich 2 Mitglieder von Bündnis 90/ die Grünen und ein Mitglied von „die Heidelberger*in“ und hielten flammende Reden für die betroffenen Landwirte und somit gegen die Bäume. Als es 2020 bei der Erweiterungsfläche von PHV um insgesamt 18 ha bestes Ackerland ging, die perspektivisch Bauland werden sollen, hatten diese Stadträte keine Bedenken, ebenso wie bei der Zustimmung, die Wolfsgärten, ebenfalls fruchtbare Ackerfläche, für ein Ankunftszentrum zu opfern. Man muss das nicht immer verstehen, denn unsere Baumreihe würde lediglich einen schmalen Streifen betreffen, auf dem auch andere Produkte angebaut werden könnten. Überrascht hat uns auch die Aussage eines Kollegen der Grünen, dass man davon abkommen muss, überall Bäume pflanzen zu wollen. Letztendlich erklärte Herr Dr. Baader, Leiter des Landschaftsamtes, die von Herrn Jörn Fuchs geschätzten 2 Millionen € für völlig abwegig. Ein Baum würde ca. 250 € kosten.

Straßenbahn ins PHV
Im letzten Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität wurde über die beste Straßenbahnlinie für das PHV gerungen. Nach Prüfung aller Varianten blieben nach Meinung der RNV und der Stadtverwaltung noch 3 Varianten übrig. Um Fördergelder zu erhalten muss bei der Prüfung der Faktor 1 erreicht werden. Keine der Strecken hätte diesen Faktor erreicht. Die beste Variante, die in den Plänen mit 1.4 benannt wurde, hätte den Faktor 0,81 und würde von PHV über Eppelheim, den S-Bahnhof Pfaffengrund-Wieblingen direkt über den Neckar ins Neuenheimerfeld führen. Es wäre die teuerste Strecke und würde keine direkte Verbindung zum Hauptbahnhof bzw. zum Bismarckplatz bieten. Außerdem würde sie über das hochwertige Fauna-Flora-Habitat Gebiet vom Altneckar führen, in dem viele geschützte Tierarten leben. Der Bau der hierfür erforderlichen Brücke würde dieses hochwertige Naturschutzgebiet zerstören, was aber seltsamerweise „die Heidelberger*in diesem Fall nicht zu stören scheint. Wir sind überzeugt davon, dass bei einer Zustimmung für diese Variante zunächst ein Bürgerentscheid (bisher wurden bei allen Bürgerentscheiden die Gemeinderatsbeschlüsse wieder aufgehoben) kommen würde und, sollte der Bürgerentscheid verlieren, ein langwieriger Gerichtsprozess zwischen Stadt und Naturschutzverbänden den Bau der Brücke über viele Jahre verzögern oder eben verhindern würde. Daher sprechen wir uns klar gegen diese Variante aus, die unserer Meinung nach nicht zukunftsfähig ist und außerdem noch „schön“ gerechnet wurde um sie attraktiv zu machen. Fakt ist, dass, egal wie die weitere Planung mit einer Straßenbahnlinie weitergehen wird, logischerweise sowieso wie in der Bahnstadt zunächst eine Busverbindung die neuen Mitbürger* in die Stadt bringen wird. Ob der Bus dann mit oder ohne Strom bzw. Wasserstoff fährt ist hierbei nur zweitrangig und hätte keines Antrags bedurft.

Abendbrotkonzert im Rahmen des Heidelberger Frühling
Mit etwas Erfreulichem haben wir unseren Beitrag begonnen und mit etwas Erfreulichem möchten wir ihn auch beenden. Am 12.April teilte Zahira (Gesang und Gitarre) ihre Musik im Kirchpark an der Petruskirche mit rund 40 vorwiegend jüngeren Menschen. Die Kirchengemeinde hatte aufgrund des lauen Abends das Konzert spontan aus der kalten Kirche in den Park verlegt – und das war super! Stimme und Musik passten wunderbar in das schöne Ambiente, Amseln sangen mit und einige Katzen hörten auf den Mauern rundum offensichtlich genüsslich zu. Was für ein schöner Abend! Dass es zum Ausklang auch noch leckeres Finger Food (Danke an die helfenden Hände!) gab, rundete das Konzert wunderbar ab.
Schön, dass solche ‚kleinen‘ Angebote auf so viel Resonanz stoßen – gerne mehr davon bei uns in Kerche!

Bleiben Sie gesund.

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Ihre Kirchheimer Stadträtin Judith Marggraf und Ihr Stadtrat Michael Pfeiffer
Grün-Alternative Liste GAL

Kerchemer Wind

Liebe Kirchheimerinnen und Kirchheimer, liebe Heidelbergerinnen, liebe Heidelberger,

es ist manchmal schon zum Haare raufen, wenn man mit offenen Augen durch Kirchheim geht und die Verkehrssituation betrachtet.
Die Hardtstraße ist schon seit vielen Jahren völlig unlogisch und irreführend ausgeschildert.

Hinter dem Provisorium der Montessorischule/ Jugendverkehrsschule wurde der komplette Weg bis zur Königberger Straße durch Verkehrszeichen 250 gesperrt, so dass rein rechtlich gesehen nicht einmal mehr Fahrräder dort fahren dürfen. Das war zwar von der Stadt nicht gewollt, aber die Beschilderung ist nun mal so und wurde, obwohl wir schon vor mehreren Monaten darauf hingewiesen hatten, bis heute nicht geändert. Dafür ist auf der anderen Seite des Weges überhaupt kein Schild, so dass auch schon öfter mal ein motorisierter Zweiradfahrer den Weg nutzte.

Am 22. Februar hat sich die Stadt dann aber ihr Meisterstück geleistet. Um die (noch nicht vorhandene) Baustelle der neuen Kindertagesstätte Stettiner Straße, das Wiesengrundstück gegenüber der Agip-Tankstelle an der Schwetzinger Straße, abzusichern, wurde beginnend am Harbigweg/Königsberger Straße bis zur Schwetzinger Straße der komplette Fuß- und Radweg gesperrt. Diese Sperrung soll bis November 2023 Bestand haben.
Die Umleitungsstrecke für den Fuß- und Radverkehr wurde folgendermaßen beschildert:
Von der Königsberger Straße sollte man bis zur Kreuzung Breslauer Straße fahren, von dort nach links auf die Breslauer Straße abbiegen und bei der nächstmöglichen Einmündung wieder nach links in die Glatzerstraße abbiegen. Anschließend nach rechts in die Oppelner Straße, die wieder in die Breslauer Straße mündet. Dort sollte man wieder nach links abbiegen um dann wieder nach links in die Schwetzinger Straße zu gelangen. Wer sich das letztendlich so ausgedacht hatte konnte nicht eindeutig geklärt werden. Erfreulich war, dass das Verkehrsmanagement zeitnah auf unsere Mail reagierte und die Absperrung und auch die Umleitung veränderte.
Es stehen zwar immer noch einige Verkehrszeichen sinnfrei in der Gegend und einige zusätzliche Hinweisschilder wären sicherlich noch aufzustellen, aber es ist nun schon besser.
Der Skandal an dieser Sperrung der Stettiner Straße ist, dass seit nunmehr über 3 Wochen (Stand 17.03.2022) keine Bauarbeiten durchgeführt wurden, die diese Sperrung zu einem so frühen Zeitpunkt gerechtfertigt hätte. In einem Telefongespräch mit dem Verantwortlichen der Baustelle wurde zugesichert, die Absperrung weitgehendst aufzuheben, wenn erkennbar keine Bauarbeiten stattfinden, die den Fuß- und Radverkehr behindern würden. Das war ein leeres Versprechen und wir werden dranbleiben, um die Sperrung, die sicherlich notwendig sein wird, wenn der Bau losgeht, auf das Mindestmaß an Zeit zu beschränken. Die Stettiner Straße ist sowohl für Fußgänger als auch für Radfahrer eine der wichtigsten Verkehrsachsen in Kirchheim. Was würde wohl passieren, wenn die Mittermaier Straße oder Römerstraße wegen Bauarbeiten 3 Wochen gesperrt würde, ohne dass irgendwelche Baumaßnahmen stattfinden würden?
Leider haben Radfahrer und Fußgänger noch immer nicht den Stellenwert bei der Verwaltung wie der motorisierte Verkehr. Dies zeigt sich hier wieder nur zu deutlich. Wir haben auch eine Mail an unseren Oberbürgermeister geschrieben. Über die Antwort werden wir berichten.
Unsere Empfehlung für Sie und Ihre Kinder auf dem Weg in die Stadt. Fahren sie auf der Stettiner Straße bis an die Baustelle und biegen dann links ab. Danach geradeaus über 2 Kreuzungen bis zur Sprungbude und dort rechts über den kleinen Fuß- und Radweg zum Messparkplatz. Dann die Unterführung durch und rechts abbiegen Richtung Amt für Abfallwirtschaft. Danach wieder links abbiegen in die Unterführung zu der Kleingartenanlage.

Im Bezirksbeirat Kirchheim gab es einige wichtige Themen zu besprechen. Die Entwicklung des Ortskerns Kirchheim wurde heftig diskutiert. Nach Ansicht der Stadt ist Kirchheim i.S. Nahversorgung gar nicht so schlecht aufgestellt. Bedauerlich ist der Leerstand mancher Geschäftsräume. Letztendlich geht es unserer Meinung nach jedoch weniger um die Geschäfte als mehr um die Aufenthaltsqualität in Kirchheim und da gibt es noch viel zu tun. Hierbei sollte man nicht nur an die Schwetzinger Straße denken, sondern ganz Kirchheim betrachten. Für Sie mal ein kleines Beispiel, wer da so alles im Boot ist, wenn beispielsweise eine Bank aufgestellt werden soll. Außer dem Stadtteilverein (den man hoffentlich miteinbezieht) sind das Amt für Stadtentwicklung (passt die Bank optisch zum Ensemble der Umgebung bzw. Stadtteilbild?), das Verkehrsmanagement (darf die Bank dort stehen-behindert sie niemanden usw.) und das Landschafts- und Forstamt (die Bank aufstellen) beteiligt.
Letztendlich hat man sich darauf geeinigt, dass Stadtteilverein, Bezirksbeirat und Kirchheim bewegt gemeinsam überlegen, wie und wo man den Stadtteil aufwerten kann und man sich dann wieder an die Stadt wenden wird. Um etwas zu bewegen müssen dicke Bretter gebohrt werden und es bedarf die Geduld und Beharrlichkeit.
Zur Konversionsfläche Airfield wird die Stadtverwaltung ein Konzept vorlegen. Hierbei geht es insbesondere um einen Landwirtschaftspark und einen Landschaftspark. Einigkeit herrschte darüber im Bezirksbeirat, dass es dort kein Gewerbegebiet geben darf. Landwirt Thomas Jost äußerte, dass sowohl Landwirtschaft als auch Naherholungsbereiche als wichtige klimatische Ausgleichsflächen zu bewerten sind. Bis diese Pläne konkret werden kann die Stadt sich vorstellen, auch eine Zwischennutzung zu prüfen, die jedoch den weiteren Planungsverlauf nicht behindern darf.
Für die neue Strecke der Deutschen Bundesbahn DB wurden dem BBR Pläne vorgelegt. Eine Strecke geht hierbei auch durch Kirchheimer Boden. Wenn Sie dieses Thema besonders interessiert dann gehen Sie im Internet auf: www.mannheim-karlsruhe.de

Leider war der städtische Mitarbeiter, der über unseren Antrag Baumallee Friedenskreuz berichten sollte, nicht anwesend. Jörn Fuchs hat die Kosten für dieses Projekt auf 2 Millionen € geschätzt. Wir werden uns bei der Stadtverwaltung erkundigen und Ihnen danach berichten.

Linie 720
Am 11. März erreichte uns ein Schreiben, in dem die Stadtverwaltung mitteilte, dass unser Antrag „Zusätzliche Haltestelle 720 Im Bieth“, den wir am 17. September 2019 geschrieben hatten, am 28. Juni 2022 im Bezirksbeirat Kirchheim behandelt werden soll. Wir sind gespannt, ob es diesmal klappt und was die Verwaltung nach zu berichten hat..

Ehrenamtsmedaille statt Bürgerplakette

Auf der Suche nach einer neuen Bezeichnung für die bisher verliehene Bürgerplakette wurde die Ehrenamtsmedaille vom Gemeinderat beschlossen.
Die ersten mit dieser Auszeichnung Geehrten aus Kirchheim war unser langjähriger Stadtteilvereinsvorsitzender Jörn Fuchs, der sich seit über 30 Jahren im Stadtteilverein Kirchheim und seit 2010 als dessen Vorsitzender engagiert. Außerdem war er Mitbegründer von „Kirchheim sagt „Ja“ für geflüchtete Menschen (2015) und seit 2012 – 2020 Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Heidelberger Stadtteilvereine.
Ebenfalls geehrt wurde Herr Bernd Rechkemmer, der als Prädikant und Sterbebegleiter in der Bonhoeffergemeinde aktiv ist und Gottesdienste im Mathilde-Vogt-Haus gestaltet und Seniorekreise leitete. Während der Pandemie organisierte er Malaktionen mit Schulen und Kindergärten, um älteren Menschen auf kreative Weise Nähe und Gemeinschaft zu vermitteln.
Die Grün-Alternative Liste hat mit ihrem Votum der Verleihung der Ehrenamtsmedaille für die beiden Ehrenamtsträger sehr gerne zugestimmt und gratuliert und bedankt sich bei Herrn Fuchs und Herrn Rechkemmer ganz herzlich für ihr großes Engagement. Ohne das Ehrenamt, sei es im Bereich des Sports, der Kultur, der Hilfsorgansationen und der Brauchtumspflege wäre unsere Gesellschaft nicht lebensfähig.

Bleiben Sie gesund.

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Ihre Kirchheimer Stadträtin Judith Marggraf und Ihr Stadtrat Michael Pfeiffer
Grün-Alternative Liste

Das sind die Entscheidungen fürs Wohnen in Patrick-Henry-Village

Anteil geförderten Wohnraums bleibt bei 50 Prozent. Günstigste Mieten sollen auf 8,50 Euro gedeckelt werden. Siedlung darf frühestens 2030 erweitert werden.

Das Patrick-Henry-Village im Südwesten von Heidelberg. Foto: Kay Sommer

Von Holger Buchwald Rhein-Neckar-Zeitung

Heidelberg. Die Entwicklung der ehemaligen US-Siedlung Patrick-Henry-Village (PHV) zu einem neuen Stadtteil ist eine historische Chance für Heidelberg und den angespannten Wohnungsmarkt. Darin sind sich alle Stadträtinnen und Stadträte einig. Und genau deshalb hat sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung die Entscheidung über das wohnungspolitische Konzept für diese 97 Hektar große Fläche nicht leicht gemacht. Mehrere Stunden dauerte die Debatte, die Fraktionen brachten etliche Änderungsanträge ein.

Während der Fraktion „Die Linke“ der im Konzept anvisierte Anteil des geförderten Wohnraums nicht hoch genug ist, konnte sich die Mehrheit beim strittigen Punkt der Flächenentwicklung auf einen Kompromiss einigen. Mindestens bis 2030 bleibt der neue Stadtteil innerhalb der Grenzen der ehemaligen US-Siedlung. Erst wenn alles bebaut ist, darf der Gemeinderat nach sorgfältiger Abwägung der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekte notfalls die Erweiterungsfläche von elf Hektar freigeben.

Das „Bündnis Ankunftszentrum, Flüchtlinge, Flächenerhalt“ demonstrierte vor der Gemeinderatssitzung letzten Donnerstag gegen die Erweiterung von PHV auf Ackerflächen im Westen der Siedlung. Foto: Philipp Rothe

 

 

 

„Wir haben eine sehr gute Kompromisslösung gefunden“, sagte Stadträtin Nicole Marmé (CDU), als sie den gemeinsamen Antrag ihrer Fraktion mit SPD, Grünen, „Heidelbergern“, FDP und Grün-Alternativer Liste (GAL) einbrachte: „Wir haben alle Federn gelassen, finden uns aber auch in diesem Konzept wieder. So kann ein ordentlicher Start für PHV gelingen.“ Die wichtigsten Eckpunkte der Entscheidung im Überblick:

> Der Anteil günstigen Wohnraums: Insgesamt 5350 Wohnungen sollen nach einer Modellrechnung im neuen Stadtteil entstehen. Zu je einem Drittel sind Ein- bis Zwei-Zimmer-Appartements, Drei-Zimmer-Wohnungen und größere Einheiten vorgesehen. Bei 30 Prozent soll es sich um geförderte Mietwohnungen handeln. Geplant sind zudem 20 Prozent im „preisgedämpften“ Segment. Die Hälfte der Wohnungen im Stadtteil dürfen hingegen frei finanziert werden. Je zu 50 Prozent sollen Miet- und Eigentumswohnungen entstehen. Während die große Mehrheit des Gemeinderates diesem Vorschlag der Verwaltung folgte, übte insbesondere „Die Linke“ Kritik daran. „Die Hälfte der Bevölkerung hat Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein“, so Fraktionschefin Sahra Mirow. Ein Drittel der Menschen in Heidelberg könne sich nicht mit ausreichendem Wohnraum versorgen. Mirow: „Es ist von stadtweiter Bedeutung, was hier geschieht.“ Mirows Fraktionskollege Bernd Zieger kritisierte die hohen Preise, die für Eigentumswohnungen in PHV im Gespräch sind: „6000 Euro pro Quadratmeter, da kostet eine 80 Quadratmeter-Wohnung fast eine halbe Million.“

> Die Mietpreise: Eine endgültige Entscheidung über die Höhe der Quadratmeterpreise wurde vertagt. Auf Antrag von SPD, Linke und Bunte Linke wird die Verwaltung im nächsten Haupt- und Finanzausschuss einen Vorschlag vorlegen, wie die Miete im geförderten Segment auf 8,50 Euro pro Quadratmeter gedeckelt werden kann. Im „preisgedämpften“ Bereich ist im PHV-Konzept von zehn Euro pro Quadratmeter die Rede.

> Erbbaurecht: Ebenfalls vertagt wurde ein Vorschlag von SPD, Grünen und Linken, den mit zwölf Millionen Euro aus dem aktuellen Doppelhaushalt hinterlegten Grundstücksfonds dazu zu verwenden, möglichst große Anteile der ersten Baufelder in PHV-Süd von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) anzukaufen und in Erbpacht zu vergeben. Auch nach 2022 sollten weitere Grundstücke zu diesem Zweck angekauft werden. „Das betrifft ganz zentral die Entwicklungsgesellschaft“, warnte hingegen Baubürgermeister Jürgen Odszuck. Daher habe dieser Punkt mit der Entscheidung über das wohnungspolitische Konzept wenig zu tun. Odszuck befürchtet Auswirkungen auf das Finanzierungskonzept. Bei den anderen Konversionsflächen war es den unterschiedlichen Entwicklungsgesellschaften nämlich gelungen, den Bau der neuen Quartiere durch geschickte Ankäufe und Vermarktungen selbst zu finanzieren – ohne den städtischen Haushalt zu belasten.

> Mehr Flexibilität: Anders als ursprünglich von der Verwaltung vorgeschlagen, wird der Anteil des geförderten und preisgedämpften Wohnraums für die einzelnen Quartiere nicht vorgeschrieben. Appartements im preisgedämpften Bereich seien vor allem in Bestandsgebäuden möglich.

Kerchemer Wind

Liebe Kirchheimerinnen und Kirchheimer, liebe Heidelbergerinnen und Heidelberger,

zunächst einmal wünschen wir Ihnen ein gutes neues Jahr und hoffen, dass es besser wird als das vergangene.

Manchmal muss man sich schon sehr über die Wahrnehmung von Herrn Geschinski (AFD) wundern. Beklagt er doch, dass das neue Pflegewohnheim im Schlosskirschenweg nur 3 Besucherparkplätze hat und jammert über eine lebensfremde Verkehrsideologie. Zunächst einmal zur Richtigstellung, es gibt gar keine Parkplätze, sondern lediglich 3 E-Auto-Ladestationen. Mehr Parkplätze auf dem Areal hätte zu einer geringeren Gebäudegröße oder aber zu einem zugeparkten Vorplatz geführt. Auf dem beigefügten Foto ist unschwer erkennbar, dass in einer Entfernung von bis ca. 100m der südliche Fahrbahnrand ausreichend Abstellfläche bietet (ohne auf dem Gehweg parken zu müssen) und auch direkt vor dem Heim eine große Anzahl von Parkbuchten vorhanden sind. Wo ist das Problem? Vielleicht sollte Herr Geschinski erst einmal richtig recherchieren, bevor er, wie bei der AFD leider so oft, Halb- und Unwahrheiten verbreitet.

Der Masterplan PHV, das Wohnraumkonzept und die Nutzung weiterer 18ha landwirtschaftlicher Flächen als Baugebiet werden am 10. Februar im Gemeinderat auf der Tagesordnung stehen. Die Sitzung findet um 16:30 Uhr im Rathaus statt und wir würden uns freuen, wenn viele Bürgerinnen und Bürger, die gegen diesen unnötigen Flächenfraß sind, vor der Sitzung den Mitgliedern des Gemeinderates ihre Meinung dazu sagen. Wir sind der Auffassung, dass so fruchtbarer Boden nicht ohne Not zugebaut werden darf. Dem Argument, dass diese Fläche benötigt wird, um PHV zu einem lebendigen Stadtteil zu entwickeln, fehlt jegliche Grundlage. Gerade auf dieser Fläche wurde ein besonders hoher Anteil an bezahlbarem Wohnraum eingeplant. So spielt die Verwaltung soziale Bedürfnisse gegen ökologische Notwendigkeit aus. Es ist erschreckend, dass seitens der Kirchheimer Bevölkerung so eine Maßnahme anscheinend klaglos akzeptiert wird. Wir können und wollen uns gar nicht vorstellen, was beispielsweise in Rohrbach oder Handschuhsheim los wäre, wenn diese Planung dort umgesetzt werden sollte. In Kirchheim scheint das ohne großen Widerstand zu funktionieren.

Ende 2021 fand eine digitale Umfrage zum Einzelhandelskonzept in Heidelberg statt, bei dem die Bevölkerung ihre Wünsche für den entsprechenden Stadtteil äußern konnte. Interessant finden wir, dass aus keinem anderen Stadtteil so viele Rückmeldungen kamen wie aus Kirchheim (15). Dies zeigt uns, wie wichtig gerade in unserem Stadtteil nicht nur ein besserer Einzelhandel sondern auch insgesamt ein besseres Angebot sowohl an Geschäften als auch an Aufenthaltsqualität gewünscht wird. Über diesen Link können Sie sich das Ergebnis anschauen. https://live.politaktiv.org/web/heidelberg/home , danach auf Kirchheim clicken. Wir sind gespannt, wie es weitergeht und welche Vorschläge die Verwaltung umsetzen wird.

Zum Schluss noch eine gute Nachricht für Kirchheim. Nach den Pfingstferien wird die Straßenbahnlinie 26 bis nach Handschuhsheim, Haltestelle Burgstraße weiterfahren. Diese Maßnahme macht die Linie 26 sicherlich für viele noch attraktiver.

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Ihre Kirchheimer Stadträtin Judith Marggraf und Ihr Stadtrat Michael Pfeiffer
Grün-Alternative Liste Heidelberg

Süddeutsche Erdgasleitung: Terranets BW GmbH startet Voruntersuchungen

Die Terranets BW GmbH plant den Bau der 250 Kilometer langen „Süddeutschen Erdgasleitung“, die auch über Heidelberger Gemarkung verlaufen soll. Im Vorfeld des Planfeststellungsverfahrens hat das Unternehmen beim Regierungspräsidium Karlsruhe ein sogenanntes „Scoping-Verfahren“ beantragt. Dabei handelt es sich um ein Vorverfahren, bei dem die umweltrelevanten Themen ermittelt werden und das Unternehmen von behördlicher Seite unter anderem darüber unterrichtet wird, welchen Umfang und welche Detailtiefe die Umweltprüfung haben muss. Das Scoping-Verfahren ist am 13. Januar 2022 offiziell gestartet.

Als untere Verwaltungsbehörde des Landes wird auch die Stadt Heidelberg – neben weiteren Fachbehörden, Naturschutzvereinen und Verbänden – im Rahmen des Scoping-Verfahrens angehört und um Einschätzung gebeten. Die Stadt sieht die Planungen zur Erdgasleitung kritisch: Zum einen steht die Frage der Erforderlichkeit eines fossilen Energieträgers im Raum, zum anderen müssen die Eingriffe in Natur und Landschaft sowie Beeinträchtigungen der Landwirtschaft vermieden werden. Der Gemeinderat hat sich im Juli 2021 einstimmig gegen die derzeit vorgesehene Trassenführung ausgesprochen. Die Stadt Heidelberg wird sich in das Verfahren intensiv einbringen.

Parallel zum Scoping-Verfahren bereitet das Unternehmen eine Bestandsaufnahme und Bewertung von Natur und Landschaft entlang der geplanten Trasse vor. Dazu zählen unter anderem geologische Untersuchungen, Vermessungsarbeiten sowie die Bestandsaufnahme und Kartierung von Schutzgebieten und vorhandenen Pflanzen- und Tierarten. Für diese Voruntersuchungen wird die Terranets BW GmbH demnächst auf die betroffenen Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern entlang der Trasse zukommen, um die entsprechenden Angaben einzuholen. Über die Datenerhebung will das Unternehmen Anfang des Jahres auf der Projekthomepage www.terranets-sel.de und in den Medien informieren.

Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung hatte die Terranets BW GmbH Ende 2021 mehrere „Infomärkte“ in den betroffenen Kommunen veranstaltet, bei denen Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen zur Planung eingeben konnten. Als Ergebnis sollen im weiteren Verlauf des Verfahrens auch Trassenalternativen in der anstehenden Umweltverträglichkeitsprüfung betrachtet werden.

Pressemitteilung der Stadt Heidelberg 19.01.2022

GAL fordert: Potentielle Erweiterungsflächen für PHV frühestens 2030 ins Auge fassen

Letzte Woche fand am 12.01.2022 eine gemeinsame Sitzung des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses, des Ausschusses für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität, des Ausschusses für Soziales und Chancengleichheit und des Haupt- und Finanzausschusses statt.

Zu TOP 2  „Wohnungspolitisches Konzept für das Patrick-Henry-Village (PHV)“ hat die GAL einen eigenen sowie zusammen mit den Grünen und der SPD einen weiteren Sachantrag gestellt. Der GAL ist möchte, dass das wohnungspolitische Konzept für PHV auf die Bestandsfläche von 97,2 ha angepasst wird. Eine Entscheidung über die Nutzung weiterer Flächen (7 plus 11 ha) soll der Gemeinderat frühestens 2030 treffen. Davor ist eine Bewertung ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte der bisherigen Entwicklung vorzunehmen. Begründung: Der Gemeinderat hat am 18.06.2020 beschlossen: „Im gesamten Entwicklungsbereich A, der derzeit landwirtschaftlich genutzt wird, kann frühestens 2030 gebaut werden.“ Wenn jetzt ein wohnungspolitisches Konzept beschlossen wird, bei dem die 18 ha Erweiterungsfläche integraler Bestandteil sind, hebelt der Gemeinderat seinen eigenen Beschluss aus.

Sachantrag GAL/FWV hier nachlesen

Sachantrag Grüne, SPD, GAL hier nachlesen

Die Rhein-Neckar-Zeitung berichtete am 15.01.2022 darüber:

Terranets sieht „keine Alternative zu unserer Erdgasleitung“

Katrin Flinspach, Geschäftsführerin von Terranets BW, spricht über den Zweck des geplanten Bauvorhabens und den Widerstand dagegen.

Die Süddeutsche Erdgasleitung könnte durch die Rohrbacher Weinberge führen. Bereits 2004 genehmigte das Regierungspräsidium Karlsruhe einen entsprechenden Raumkorridor. Wo genau die Leitung verlaufen würde, klärt jedoch erst ein Planfeststellungsverfahren. Foto: Rothe

Von Philipp Neumayr und Sarah Hinney

Heidelberg. Die Süddeutsche Erdgasleitung (SEL) soll künftig durch Heidelberg und seine Nachbarkommunen führen. Doch wie schon beim ersten Anlauf in den 2000er Jahren regt sich Widerstand gegen den Bau der Leitung. Katrin Flinspach ist Geschäftsführerin des Transportnetzbetreibers „Terranets BW“, der die Leitung plant und baut. Im RNZ-Interview erklärt Flinspach, wieso sie das Projekt für alternativlos hält, und warum sie optimistisch ist, Bürgerschaft und Politik doch noch davon zu überzeugen.

Frau Flinspach, Sonne, Wasser, Wind gelten als die Energien der Zukunft. Sie wollen eine Leitung zum Transport von Erdgas bauen. Warum?

Es geht um das Thema Versorgungssicherheit. Wir befinden uns in einer Übergangszeit und brauchen Erdgas als Brücke in ein komplett klimaneutrales System. Das unterstreicht auch der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP. Vor dem Hintergrund des Kohleausstiegs bietet der Energieträger Gas die Möglichkeit, die Stromnachfrage weiterhin zu bedienen, auch wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Das gilt gerade für uns im Süden des Landes. Seit Jahren verzeichnen wir eine steigende Nachfrage in unserem Netz. Es ist am Limit. Und das wird sich so fortsetzen.

Was macht Sie da so sicher?

Das zeigt uns die Bedarfsprognose unserer Kunden. Sie fließt in den nationalen Netzentwicklungsplan ein, den wir mit anderen Energienetzbetreibern alle zwei Jahre erstellen. Auf dieser Grundlage werden die erforderlichen Netzausbaumaßnahmen in ganz Deutschland definiert. Und wenn die Bundesnetzagentur diese Maßnahmen verabschiedet, sind sie von uns als Energienetzbetreiber verpflichtend so umzusetzen.

Erdgas besteht aus dem klimaschädlichen Gas Methan. Dieses wird bei der Förderung und beim Transport von Erdgas oft in großen Mengen freigesetzt. Experten sind sich inzwischen weitgehend einig, dass der Verbrauch von Erdgas deutlich sinken muss, will man die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen. Sie bezeichnen die SEL trotz alledem als „umweltfreundlich“. Wie kommen Sie darauf?

Sie ist deswegen umweltfreundlich, weil der leitungsgebundene Energietransport an sich wesentlich umweltfreundlicher ist als andere Formen des Energietransports, etwa mit dem Schiff. Wir müssen sehen, was wir an klimaschädlichen Emissionen einsparen können im Vergleich zu bestehenden Energieträgern wie Kohle oder Öl. Erdgas verursacht da deutlich weniger CO2. Zudem haben wir in Baden-Württemberg eine Sondersituation.

Nämlich?

Wir befinden uns in einer Energiesenke, haben die erneuerbaren Energien also nicht direkt vor der Haustür. Daher haben wir in der Vergangenheit ja viel auf Atomkraft und Kohle gesetzt. Die Atomkraftwerke gehen vom Netz, die Bundesregierung will den Kohleausstieg von 2038 auf 2030 vorziehen – und gleichzeitig fehlt es an großen Trassen, die den aus Wind produzierten Strom vom Norden in den Süden bringen.

Und der Bau einer Erdgasleitung ist die einzige Lösung, um dem zu begegnen?

Wir sind uns einig, dass Erdgas ein fossiler Energieträger ist und dass dieser am Ende des Tages aus unserem Energiesystem verschwinden sollte. Aber für den Übergang bietet er eben eine gute Ergänzung zu den erneuerbaren Energien und kann eine Brücke in die Zukunft bauen. Ich sehe im Moment keine Alternative zu unserer Erdgasleitung.

Wie erklären Sie sich dann, dass die vom Bau der Leitung betroffenen Gemeinden, die ja selbst auf eine zuverlässige Energieversorgung angewiesen sind, das Projekt so kritisch sehen?

Viele der Gemeinden entlang der SEL erkennen die Notwendigkeit der Gasleitung, einige Kommunen sind kritisch eingestellt. Das ist auch historisch bedingt, denn die Leitung wurde ja wegen Protesten schon einmal nicht umgesetzt. Aus unserer Sicht ist eine öffentliche Auseinandersetzung auch legitim. Wir sind uns, denke ich, alle einig darin, dass erneuerbare Energien die Zukunft sind. Es gibt nur verschiedene Meinungen, wie man dorthin kommt.

Sie versprechen einen ressourcenschonenden Netzausbau. Dieser wird aber nicht ohne Eingriffe in die Natur vonstattengehen. Können Sie verstehen, dass etliche Bürger besorgt sind?

Ja, ich verstehe die Sorge jedes Einzelnen. Deshalb haben wir sehr früh und transparent mit der Öffentlichkeitsbeteiligung begonnen. Wir wollten den Bürgern die Möglichkeit geben, sich einzubringen. Diese Veranstaltungen waren auch für uns wertvoll, weil wir viele Hinweise bekommen haben von Menschen, die sich vor Ort auskennen. Was aber oft vergessen wird: Dass wir als Leitungsnetzbetreiber eine Verantwortung tragen – für den Klimaschutz, aber auch für die Versorgungssicherheit.

In Heidelberg kommt der Widerstand vor allem von Winzern im Stadtteil Rohrbach. Sie sorgen sich, dass durch den Leitungsbau ihre jahrzehntealten Reben zerstört werden. Wieso muss die Leitung ausgerechnet durch ihren Wingert führen?

Wir untersuchen Alternativen. Wir wissen noch nicht, ob man das vermeiden kann.

Auch Landwirte fürchten, dass sich die Leitung negativ auf ihre Ernte auswirken könnte. Was sagen Sie denen?

Unsere Erfahrungswerte zeigen, dass es im Ertrag keine Einschränkungen gibt. Der Boden wird nach dem Verlegen der Leitung in der Reihenfolge wieder verfüllt, in der er auch entnommen wurde. Bei ähnlichen Projekten von uns habe ich mir danach die jeweiligen Trassen angesehen: Sie können den Leitungsverlauf anhand der Vegetation nicht erkennen.

Dort, wo die Erdgasleitung verlaufen soll, gibt es auch Kleingärtner, die seit Jahrzehnten ihr geliebtes Schrebergarten-Grundstück bewirtschaften – oft sehr kleine Parzellen mit alten Baumbeständen. Müssen diese Bäume der Leitung am Ende weichen?

Wenn die Leitung dort durchführt, müssten die Bäume weg. Allerdings kann daneben ein neuer Baum gepflanzt werden.

Daneben?

Ja, jeweils zweieinhalb Meter neben der Leitung müssen gehölzfrei bleiben.

Ein Garten, der zehn Meter breit ist, wäre dann also Geschichte?

Ihre Tomaten können Sie natürlich auch weiterhin anpflanzen. Ich verstehe, dass das für jeden Einzelnen persönlich schlimm ist und wir versuchen, den Eingriff so gering wie möglich zu halten. Aber wir müssen die Energie transportieren und dafür brauchen wir eben auch die entsprechende Infrastruktur.

Werden die Grundstücksbesitzer enteignet, sollten sie nicht kooperieren?

Unsere Dialogangebote sind uns wichtig und ernst gemeint. In den allermeisten Fällen haben wir es bisher geschafft, die Menschen zu überzeugen, und man hat sich geeinigt. Rein rechtlich sieht das Energiewirtschaftsgesetz die Möglichkeit von Enteignungen vor. In der Praxis würde dem Eigentümer nicht das Grundstück weggenommen. Er müsste lediglich die Leitung dulden.

Nicht nur die Bürger, auch der Heidelberger OB und der Stadtrat sind gegen den Bau. Die Verwaltung will durch ein neues Raumordnungsverfahren einen anderen Trassenverlauf erreichen. Da das Regierungspräsidium den Antrag abgelehnt hat, prüft man nun juristische Schritte. Was spricht dagegen, das Raumordnungsverfahren neu aufzurollen?

Darüber zu entscheiden, ist Aufgabe des Regierungspräsidiums. Ich glaube, es ist gut vertretbar, kein neuerliches Raumordnungsverfahren durchzuführen, sondern auf jenes von 2004 zurückzugreifen, das 2019 – nach einer erneuten Beurteilung – ja noch einmal bewusst bestätigt wurde. Das heißt nicht, dass bestimmte raumordnerische Interessen nicht berücksichtigt werden sollen. Dafür ist allerdings das Planfeststellungsverfahren da. Es bietet die Möglichkeit, in bestimmten Bereichen mit hohen Raumwiderständen gegebenenfalls einen neuen Trassenverlauf festzulegen.

Was würde es für das Projekt bedeuten, wenn der Bau der Erdgasleitung vor Gericht ausgetragen werden müsste?

Unser Ziel ist es, den Bau der Leitung im Einvernehmen mit allen Beteiligten durchzuführen. Wenn Rechtsmittel eingelegt würden, ginge das nur gegen den Planfeststellungsbeschluss. Man müsste sehen, inwieweit dies das Projekt verzögern würde. Natürlich wäre es unerfreulich für uns, und auch für die Bürger, denn es wäre ein Risiko für die Versorgungssicherheit. Da zählt jedes Jahr der Fertigstellung.

Die Leitung soll 2026 in Betrieb gehen. Wie viel Zeit können Sie sich vor diesem Hintergrund überhaupt für die Information und Beteiligung der Bürgerschaft nehmen?

Die Bürgerinfomärkte haben im November 2021 stattgefunden. Den Input, den wir dort bekommen haben, nehmen wir in die Planung auf. Jetzt steht das Scoping an, das heißt, wir stellen dem Regierungspräsidium eine Umweltverträglichkeitsstudie vor. Das Regierungspräsidium stellt dann den öffentlichen Trägern vor, was wir machen wollen. 2023 soll der Planfeststellungsantrag eingereicht werden. Wir werden davor die Bürger noch einmal informieren, welche Wünsche umgesetzt werden können und welche nicht.

Sollte die Leitung einmal im Boden liegen – wie lange müsste sie eigentlich in Betrieb sein, um wirtschaftlich profitabel zu sein?

50 Jahre. Da wir weiter einen sehr hohen Energiebedarf haben werden, gehen wir aber davon aus, dass sie länger als 50 Jahre in Betrieb sein wird.

Und wenn dem Erdgas irgendwann der Hahn zugedreht wird?

Das Gute an der Leitung ist: Sie kann auch klimaneutrale Stoffe wie Biogas und Wasserstoff transportieren. Das macht sie zukunftsfähig auch für die Zeit nach dem Erdgas und zu einem wichtigen Baustein für die künftige klimaneutrale Versorgung des Landes. Wenn wir uns nicht sicher wären, dass die Leitung zukunftssicher ist, würden wir nicht investieren. Aktuelle Umfragen zeigen, dass in unserem Bundesland künftig auch ein großer Wasserstoffbedarf besteht. Daher muss jetzt geplant werden. Die SEL wird die Leitung sein, die den Wasserstoff nach Baden-Württemberg bringt.

Was ist hierzulande eigentlich schwieriger: der Bau eines Windrades oder der Bau einer Erdgasleitung?

Ein Windrad habe ich ehrlich gesagt noch nicht gebaut. Aber ich denke, es gibt einen wichtigen Unterschied: Das Windrad ist auch nach dem Bau für alle zu sehen. Über die Erdgasleitung dagegen wächst auch wieder Gras.

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