Schade,

wir hätten uns wirklich gewünscht, dass eine Koalition der Vernunft sich dafür entscheidet, den Betriebshof am alten Standort zu ertüchtigen. Die Bergheimer Straße hat technische und logistische Vorteile und die Behauptung, dass der Platz nicht reiche, wird auch durch ständige Wiederholung nicht richtiger. Nein, wir hätten die alte Feuerwache dafür nicht gebraucht, nur die Einsicht, dass nicht jede Straßenbahn nach Betriebsschluss in den Betriebshof zurück muss! Jetzt wird es eine Entscheidung geben, die ökologisch fragwürdig ist und die Stadt viel Geld kosten wird. 100% bezahlbarer Wohnraum auf 50% der Fläche, dazu eine Grünfläche inmitten eines verkehrsumtosten Areals – da helfen auch teilbegehbare Dächer und unklare Entwicklungskonzepte für Bergheim West nicht so wirklich. Und was den – theoretisch wünschenswerten – Erhalt des ‚Dezernat 16‘ angeht, müsste man ja mal eine bauliche Sanierungsperspektive vorlegen. Sicher nicht preiswert!
Dennoch: Respekt für die Entscheidung der SPD! Bei einem gordischen Knoten die Rolle des zu übernehmen ist undankbar und das muss man aushalten.

Neben der Providenzkirche …

… soll das nicht mehr sanierungsfähige Gemeindehaus als ein Treffpunkt für die Altstadt neu errichtet werden. Finanziell sei es erforderlich, den Neubau der Hochschule für Kirchenmusik damit zu verbinden. Deren Gebäude in der Weststadt ließen sich nur mit längerer Unterbrechung des Lehrbetriebs erneuern. Bei dem Protest gegen das Bauvorhaben tut sich ein benachbartes Café hervor, wo auch die Unterschriften eingesammelt werden. Wer es anders haben will, sollte sagen, wo und zu welchen Kosten es Alternativen gibt.
Die Altstadtgemeinde und die Landeskirche wollen allenfalls die Hälfte des Grundstücks bebauen. Die großen Bäume und die zu schützende Bepflanzung blieben unberührt. Das Gelände werde künftig zugänglich sein. Ein Architektur-Wettbewerb werde die Einhaltung dieser Zusagen öffentlich überprüfbar machen. Zu verlangen ist, dass die vielfältige Geschichte – Herrengarten, Friedhof, Seidenfabrik – archäologisch erforscht und gestalterisch dokumentiert wird.

„Schöne Werbung“

In der Hauptstadt der deutschen Romantik werben wir mit Leichenschmaus. Direkt neben der Werbung für biologische Nahrung und internationale Spezialitäten lädt man Sie ein, die „knackfrischen Leichen“ optisch zu goutieren. „Wir können auch garantieren, dass der Plastikanteil Ihnen nicht zu sehr auf den Magen schlägt.“ Der Anblick plastinierter Leichen beim Mittagessen bleibt auf jeden Fall prägender als der auf das Heidelberger Schloss. So eröffnet sich der Blick des Neubürgers auf die Stadt im Jahr 2018.

Als ich 1986, also vor etwa 30 Jahren, nach Heidelberg kam, hatte ich als junger Architekturprofessor gerade eine Ausstellung über den Maler und Städtebauarchitek-ten Le Corbusier für Frankfurt realisiert. Meine Wertschätzung der Moderne war immer gepaart mit einer Wertschätzung für die historisch gewachsene Stadt. Was schien mir also geeigneter als in Heidelberg zu leben? Seitdem habe ich an vielen Hochschulen und in vielen Städten gearbeitet und gelehrt, – über das „bauhaus“ und über den Städtebau vor dem Krieg, den ich als Modell nahm. Es ist keine leere Romantik, dass so viele junge Leute hierher kommen. Sondern sie haben entdeckt, dass „Heidelberg pflegen und erhalten“ in unserer Zeit durchaus modern ist. Moderner als plastinierte Leichenteile.

Parkgebühren

In der letzten GR-Sitzung wurde eine Vorlage der Verwaltung abgelehnt, in der vorgeschlagen wurde, die Parkgebühren an Parkscheinautomaten in der Stunde von 1,50 € auf 1,80 € anzuheben. Dies hätte dem städtischen Haushalt in den nächsten zwei Jahren Mehreinnahmen in Höhe von 300.000 € gesichert und nicht wirklich jemandem wehgetan. Die Argumente der Kollegen aus dem Mitte/Rechts-Lager konnte ich nicht nachvollziehen und fand sie geradezu lächerlich. „Der Handel befürchtet, die Kundschaft würde dann nach MA fahren“ (Parken 1. Stunde 2 €) oder „das Falschparken würde dadurch gefördert“. Ich halte meine Kollegen, die diese Aussagen gemacht haben, für klug genug um zu wissen, dass ihre geäußerten Bedenken nicht wirklich ernst zu nehmen sondern reine Lobbyarbeit sind. Für 30-60 Cent Ersparnis und anfallenden Spritkosten von 3 € plus 40 Minuten Fahrzeit fahre ich nicht nach Mannheim. Wenn der Handel sein Angebot attraktiv gestaltet, kommt die Kundschaft. Ich kaufe in meiner Stadt ein, auch dann noch, wenn ich 30 Cent mehr beim Parken zahlen müsste.

Für den Betriebshof…

…sollte am kommenden Donnerstag im Gemeinderat dringend eine Entscheidung gefällt werden. Das sind wir den MitarbeiterInnen der RNV, der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und nicht zuletzt auch unserer Stadt schuldig.
Immer neue Standorte ins Gespräch zu bringen und langwierige Planungsprozesse zu fordern – meist nach dem Motto „egal wo, Hauptsache nicht hier oder dort“ entwickelt sich langsam zu einer Lokalposse ohne jeden erkennbaren Nutzen!
Die GAL ist nach wie vor der Überzeugung, dass der bisherige Standort die beste Option ist: zentral im Verkehrsnetz gelegen, Ein- und Ausfahrten in zwei Richtungen und entgegen aller gegenteiligen Behauptungen auch für die längeren Stadtbahnen und den geplanten Zuwachs ausreichend. Die Pläne von 2014 – die auf große Zustimmung in Bergheim und im Gemeinderat (!) trafen – sind ja seither nicht falsch geworden und auch damals hat die RNV schon ‚auf Zuwachs‘ geplant.
Wir haben nur 4 von 48 Stimmen. Gefordert sind deshalb einige Andere.

Die Literaturtage …

… wurden bis 2016 von einer Arbeitsgruppe aus Verlagen, Buchhandlungen und Kultureinrichtungen veranstaltet. Dann kam diese auf ehrenamtliches Engagement gegründete Konstruktion an ihr Ende. 2017 und 2018 übernahm das Kulturamt die Regie und war dabei sehr erfolgreich. Parallel dazu wurde ein neues Trägerkonzept erarbeitet, das 2019 starten soll. Denn auf Dauer kann das Festival nicht von einem städtischen Amt durchgeführt werden.
Im September lag dem Kulturausschuss ein kalkulierter Zuschuss von jährlich 180 T€ vor. Der Mehrbedarf betrifft Positionen, die für andere Festivals selbstverständlich sind: Barrierefreiheit, Klimatisierung, bessere Werbung und ein Geschäftsführungshonorar. Aus (fast) allen Richtungen gab es großes Lob für die Literaturtage, aber keine Bereitschaft, sich vor dem Haushalt festzulegen. Jetzt stehen im Planentwurf zwei runde Nullen für 2019 und 2020. Wir dürfen gespannt sein, welche Fraktionen den Lippen- auch Antragsbekenntnisse folgen lassen.

Aus der Geschichte lernen! #GemeinsamfürEuropa

Am 9. November, einem in unserem Land sehr geschichtsträchtigen Tag, findet vor dem Bürgerzentrum in Kirchheim um 17:30 Uhr eine Kundgebung statt, die Werte wie Menschlichkeit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie zum Thema haben wird. Beginn der Veranstaltung, die von Gewerkschaften, politischen Gruppierungen und bürgerlichen Initiativen organisiert wurde, ist um 17:00 Uhr in der ev. Petrus-Kirche, Hegenichstraße, in der Pfarrer Kliesch mit einigen Liedern, Fürbitten und einem Friedensgebet die Teilnehmer*innen einstimmen wird. Mit einem Kerzenzug gehen wir zum Bürgerzentrum in dem um 19:00 Uhr die AfD eine Veranstaltung durchführt. Ihnen soll mit Beiträgen zum 9. November (1918 Novemberrevolution, 1923 Hitler-Ludendorff-Putsch, 1938 Reichspogromnacht und 1989 Mauerfall) vor Augen geführt werden, auf welch gefährlichem Weg sie sich befindet. Wir wollen friedlich und dem geschichtsträchtigen Tag angemessen auftreten und der AfD keine Chance geben, wieder in ihre Opferrolle zu schlüpfen. Heidelberg steht für Diversität und dem Gemeinderat ist es auch wichtig, diese Vielfalt nach außen zu tragen und gegen das Böse zu verteidigen.

Erfreulich ist…

…der Blick in die Werkstatt der Planungsteams zur zukünftigen Entwicklung des Neuenheimer Feldes. Bei allen 4 Teams findet sich eine klare bauliche Kante zum Handschuhsheimer Feld entlang des Klausenpfades und eine Bestätigung der Ringerschließung durch eine Straßenbahn. Das beruhigt viele BürgerInnen, bestätigt die Haltung der Stadt in den vergangenen Jahren und könnte jetzt von Uni und Klinikum gut als gemeinsame Basis akzeptiert werden.
Es geht ja nicht um Sieg oder Niederlage unterschiedlicher Konzepte, sondern um ein vertrauensvolles, zukunftsorientiertes gemeinsames Planen. Es wäre schön, wenn diese Zwischenergebnisse dazu beitragen, Misstrauen und Vorbehalte im weiteren Prozess zu minimieren!
Wie es weiter geht mit den Ideen der Verlagerung des Zoo’s, einem Nordzubringer, einer Schwebebahn, Hochhäusern oder auch einer 5. Neckarquerung warten wir jetzt einfach mal ab. Wir wissen doch, dass Kröten geschluckt werden müssen – schauen wir gemeinsam, dass die Kröten möglichst klein sind!

Die Große Koalition …

… ist gar nicht mehr so groß. Städte mit Immobilienbesitz des Bundes sollten aber nicht auf deren alsbaldigen Zerfall setzen. Denn Finanzminister Scholz will jetzt im Gegensatz zu seinem Vorgänger Schäuble beim Verkauf von bundeseigenen Grundstücken den Kommunen entgegenkommen. Der neue Chef der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) Christoph Krupp soll das umsetzen. Diese Konstellation gilt es zu nutzen, um eine zukunftsfähige Entwicklung von Patrick-Henry-Village als sozial gemischtem Wohnquartier zu ermöglichen. Die Bima könnte auf einen Verkaufspreis ganz verzichten, oder sie würde als Projektpartner beteiligt.

Herrliche Neckar(t)Orte

Wieder einmal hat der Verein NeckarOrte ein Stück am Neckar ausgewählt. Dieses Mal den Bereich unter der Ernst-Walz-Brücke in Neuenheim und diesen mit wenig finanziellem Aufwand, viel Arbeit und Kreativität zu einer Sahneschnitte umgewandelt und erobert.
Was Dirk Rulffes und sein Team am letzten Wochenende präsentierten, konnte sich sehen lassen. Es ließ nicht nur die zirka 2.000 Besucher*innen, sondern auch die Sonne strahlen. Ein vielfältiges Programm mit Live-Musik, Fotoausstellung, Kunst- und Lichtinstallationen, Pilates, Akrobatik, Skater Contest, Vorträge und Live-Graffiti ließ keine Wünsche offen. Das espressoBike, Getränke und Speisen (gegen Spende) rundeten das Konzept zum WohlfühlOrt ab. Neckarorte sieht sich als Initialzünder für einen „neuen Raum am Fluss“ mit Anregungen und Wünschen aller interessierten Bürger. Vorerst werden nur die neuen Graffities an das schöne Spektakel erinnern. Ein großes Dankeschön an alle Initiatoren. Für dieses Projekt setze ich mich gerne ein.