Neben der Providenzkirche …

… soll das nicht mehr sanierungsfähige Gemeindehaus als ein Treffpunkt für die Altstadt neu errichtet werden. Finanziell sei es erforderlich, den Neubau der Hochschule für Kirchenmusik damit zu verbinden. Deren Gebäude in der Weststadt ließen sich nur mit längerer Unterbrechung des Lehrbetriebs erneuern. Bei dem Protest gegen das Bauvorhaben tut sich ein benachbartes Café hervor, wo auch die Unterschriften eingesammelt werden. Wer es anders haben will, sollte sagen, wo und zu welchen Kosten es Alternativen gibt.
Die Altstadtgemeinde und die Landeskirche wollen allenfalls die Hälfte des Grundstücks bebauen. Die großen Bäume und die zu schützende Bepflanzung blieben unberührt. Das Gelände werde künftig zugänglich sein. Ein Architektur-Wettbewerb werde die Einhaltung dieser Zusagen öffentlich überprüfbar machen. Zu verlangen ist, dass die vielfältige Geschichte – Herrengarten, Friedhof, Seidenfabrik – archäologisch erforscht und gestalterisch dokumentiert wird.

„Schöne Werbung“

In der Hauptstadt der deutschen Romantik werben wir mit Leichenschmaus. Direkt neben der Werbung für biologische Nahrung und internationale Spezialitäten lädt man Sie ein, die „knackfrischen Leichen“ optisch zu goutieren. „Wir können auch garantieren, dass der Plastikanteil Ihnen nicht zu sehr auf den Magen schlägt.“ Der Anblick plastinierter Leichen beim Mittagessen bleibt auf jeden Fall prägender als der auf das Heidelberger Schloss. So eröffnet sich der Blick des Neubürgers auf die Stadt im Jahr 2018.

Als ich 1986, also vor etwa 30 Jahren, nach Heidelberg kam, hatte ich als junger Architekturprofessor gerade eine Ausstellung über den Maler und Städtebauarchitek-ten Le Corbusier für Frankfurt realisiert. Meine Wertschätzung der Moderne war immer gepaart mit einer Wertschätzung für die historisch gewachsene Stadt. Was schien mir also geeigneter als in Heidelberg zu leben? Seitdem habe ich an vielen Hochschulen und in vielen Städten gearbeitet und gelehrt, – über das „bauhaus“ und über den Städtebau vor dem Krieg, den ich als Modell nahm. Es ist keine leere Romantik, dass so viele junge Leute hierher kommen. Sondern sie haben entdeckt, dass „Heidelberg pflegen und erhalten“ in unserer Zeit durchaus modern ist. Moderner als plastinierte Leichenteile.

Rundgang zum neuen Bauen in der Altstadt

Bei schönstem Herbstwetter ging es am Sonntag, 21.10.2018, durch die Altstadt mit unserem Stadtrat Hans-Martin Mumm sowie mit Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) und Dr. Katharina Weiler. Bausünden und positive Beispiele an Neubauten wurden den knapp 60 Interessierten gezeigt und die Hintergründe im Telegrammstil erklärt. Das war sehr informativ, kurzweilig und unterhaltsam!

 

 

 

 

Linkspolitisches Hausprojekt in der Alstadt sucht Unterstützer

Liebe Unterstützer*innen solidarischer Wohn- und Lebenskonzepte,

wir – das Solidarische Kollektiv OBG (SoKo OBG) – sind ein gerade entstehendes linkspolitisches Hausprojekt in der Heidelberger Altstadt. Wir wollen Euch hier kurz vorstellen, was wir machen und wie Ihr uns unterstützen könnt.

Wir wohnen zu neunt als Wohnkollektiv in einem schönen verwinkelten Altbauhaus – das ein Ort für unsere Freund*innen, Nachbar*innen und uns als ein alternatives Pendant zu seinem Umfeld ist. Wer Heidelberg kennt weiß nämlich, dass die Altstadt vor allem von Burschenschaften und luxussanierten Altbauten geprägt ist. Wir wollen dieses Haus als bezahlbaren Mietraum erhalten und es der Verwertungslogik des Miet- und Immobilienmarktes entziehen. Das Erdgeschoss wollen wir zu einem offenen Raum für Veranstaltungen und als Vernetzungsort für linke Aktivist*innen und unsere Nachbar*innen umgestalten.

Das Hausprojekt wird innerhalb des Mietshäuser Syndikats (MHS) realisiert, einem Verbund aus 130 selbstorganisierten Wohnprojekten. Die Finanzierung stützt sich auf ein geniales und bewährtes Modell: Durch eine Kombination aus Direktkrediten und Bankkrediten wird der Hauskauf ermöglicht. Durch die regelmäßige Mieteinnahmen werden die Darlehen und Kredite getilgt. Direktkreditgebende sind Personen, die das Projekt unterstützen und ihr Geld lokal in nachhaltigen Projekten anlegen. Eine unschlagbar einfache Art und Weise regional wirksam die Wohnungspolitik positiv zu beeinflussen und sozial verträglichen Wohnraum zu schaffen! Ob 500 oder 10.000€, über die Höhe des Darlehens wird selbst entschieden, ebenso über Zinsen (bis 1,5%) und die Laufzeit des Vertrags. Direktkredite sind Nachrangdarlehen, d.h. unter anderem, sie müssen nur nachrangig nach dem Bankkredit bedient werden.

Die jetzigen Eigentümer wollen schon bis Oktober an uns verkaufen. Deshalb ist gerade jetzt die Finanzierung besonders wichtig, denn das Gelingen des Projektes hängt nun vor allem davon ab, dass wir genügend Direktkredite bekommen, um den Hauskauf umzusetzen.

Wenn Ihr also Geld auf der Seite liegen habt oder Menschen kennt, die uns finanziell unterstützen wollen, zögert nicht uns zu kontaktieren: direktkredite@kollektiv-obg.de
Auf unserer Homepage gibt es weitere Informationen zu unserem Projekt und aktuellen Veranstaltungen rund ums Haus: www.kollektiv-obg.de

Unterstützt uns, damit wir zu einer Stadtpolitik beitragen können, die aus der Heidelberger Altstadt mehr macht als nur Burschenschaften, Eliteuni und Tourismus!

Mit solidarischen Grüßen

euer SoKo OBG

Rundgang durch die Altstadt mit GAL Bezirksbeirat Gerd Guntermann

Los geht es am Friedrich-Ebert-Platz. Gerd Guntermann begrüßt am Freitag, 21. September, um 18.00 Uhr die Teilnehmer, unter ihnen Vertreter von LINDA, der Schlossberg-Initiative, der IG Verkehr, Stadtrat Weiler-Lorenz sowie Kinderbeauftragte und Bezirksbeiräte.

Guntermann wohnt seit 38 Jahren in der Altstadt und kennt sie wie seine Westentasche. Er engagiert sich als GAL Bezirksbeirat, ist im Vorstand der GAL und in diversen anderen Heidelberger Gruppen aktiv. Beim Rundgang fällt auf, die Menschen kennen ihn hier, ständig wird er herzlich gegrüßt.

Wie der Friedrich-Ebert-Platz vor der Umgestaltung ausgesehen hat, dran erinnert Guntermann: ein Platz mit vielen großen Bäumen. Jetzt, so sagt er, treibt es einem Tränen in die Augen, wenn man die Bäume anschaut. Zwei Reihen kleiner Bäume säumen links und rechts den Platz. Viel größer werden die wohl auch nicht werden, da der Untergrund nicht mehr hergibt, da sich unter dem Friedrich-Ebert-Platz eine Tiefgarage befindet.
Bezirksbeirat Gerd Guntermann spricht die geplante Bepollerung der Altstadt an. Er ist vehementer Verfechter der versenkbaren Poller, die künftig den Verkehr in der Altstadt beruhigen und sicherer machen sollen. Vorbild hierfür ist Salzburg, da diese Stadt viele Parallelen mit Heidelberg aufweist, u.a. ist sie auch geprägt vom Tourismus und hat eine ähnliche Topographie. Sowohl der Arbeitskreis für ein Verkehrsberuhigungskonzept Altstadt als auch der Bezirksbeirat Altstadt ist mit großer Mehrheit für diese Maßnahme. Nicht zuletzt aufgrund des tragischen Unfalls des 10-jährigen Ben Bews liegt es jetzt an der Stadt schnell zu handeln.
Guntermann erklärt noch, dass hier im vorderen Bereich der Plöck keine Poller angebracht werden können, da sich hier die Zu- und Abfahrten der Parkhäuser befinden.

Nächster Halt ist der Spielplatz an der Ecke Plöck / Märzgasse. Hier wünscht sich der Bezirksbeirat, dass die Märzgasse entlang des Spielplatzes verkehrsberuhigt und umgestaltet wird, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen. Zufrieden ist Guntermann mit der Landfriedstraße hinter dem Spielplatz, die erst vor kurzem verkehrsberuhigt wurde. Jetzt dürfen nur noch auf der einen Seite Autos halb auf dem Gehweg parken, die gegenüberliegende Seite ist ganz tabu. Kinder können nun sicher zur Schule und den Spielplätzen gelangen.

Weiter geht es die Märzgasse entlang, über die Hauptstraße zur Karpfengasse. Der Anlieferverkehr der Hauptstraße muss über Poller reguliert werden, fordert Guntermann, da die Zeiten einfach nicht eingehalten werden. In der Karpfengasse wohnt er in einem der GGH Gebäude hinter dem C&A. Er berichtet über ein positives Projekt: Hinter dem C&A liegt eine kleine Grünfläche, die dem C&A gehört, nicht genutzt wird und völlig verwahrlost und verdreckt war. Guntermann nahm Kontakt mit der Heidelberger C&A Leitung auf und erreichte, dass diese die Fläche säubern und zurück schneiden ließ. Nun sieht das Ganze schon prima aus und alle Anwohner ringsum freuen sich. Demnächst ist sogar ein gemeinsames Frühstück auf dem Platz geplant. Hier hat sich gezeigt: kleiner Einsatz – große Wirkung, man muss nur mit den Leuten reden. Toll, dass Gerd Guntermann sich hier eingesetzt hat!

Der Rundgang geht weiter zur Stadthalle. Die Teilnehmer sind sich einig, dass es kaum vorstellbar ist, wie es aussehen würde, wenn die damals geplante Stadthallenerweiterung gekommen wäre. Die Grünfläche daneben wäre überbaut und die Frischluftzufuhr zur Altstadt unterbunden. Gerd Guntermann erzählt hier vom Anlieferlärm bei der Stadthalle bis spät in die Nacht sowie über die Parksituation entlang der Neckarstraße. Auch hier fordert er Poller und kritisiert, dass sich die Umsetzung zeitlich verzögern wird. Geplant sind die Poller wohl für frühestens 2021.

Von der Stadthalle führt uns der Rundgang weiter durch den Marstall zur Krahnengasse. Hinter dem Archäologischen Institut, das derzeit wegen Bauarbeiten eingepackt ist und dadurch relativ gut aussieht, befindet sich laut Guntermann „der hässlichste Platz in der Altstadt, ein geschotterter Parkplatz“. Zwar ist er gut versteckt, aber es stimmt, dieser Platz würde eine Aufwertung vertragen.

Zum Abschluss geht es hoch zum Universitätsplatz. Unterwegs wird diskutiert: Wie viel Tourismus verträgt die Altstadt noch? Wie viele mehr Busse? Die Situation oben auf dem Schloss und auf dem Neckarmünzplatz ist für die Anwohner unerträglich. Ein ständiges An- und Abfahren.
Auch am Universitätsplatz ist die Verkehrssituation für die Anwohner schrecklich. Bis zu drei Busse gleichzeitig stehen hier hintereinander mit laufendem Motor und verdecken zudem die ganze Ladenfront. Auch nachts, wenn Jugendliche auf den Moonliner warten, ist oft nicht an Schlaf zu denken. Eine Verlegung der Haltestelle etwas Richtung Norden, hin zur Triplex Mensa, wäre vielleicht eine Lösung.

Bezirksbeirat Gerd Guntermann beendet die Führung mit einem Wunsch an die Stadt, der eigentlich ganz einfach ist: „Es wäre schön, wenn die Stadt für uns Bürger in der Altstadt endlich mal etwas tun würde!“

Wassili Lepanto …

… mit seinem politischen Eigensinn, seiner Fähigkeit zuzuhören und seiner leisen Stimme wird uns fehlen. Wenn es darauf ankam, konnte er seine Stimme aber auch sehr wirksam erheben. Sein Konzept war nicht, alles zu lassen, wie es ist. Ihm kam es darauf an, Heidelberg „als einen Ort des Widerstands zu zeigen, als den einzigen Ort, in dem die Natur der Urzeiten noch waltet, in dem die Natur so stark ist, daß sie den Versuchen der Menschen, sie zu verderben, widerstand.“ So steht es in seinem Tagebuch „Vorfrühling“ (1993, S. 12).
Er kam 1968 in bewusster Entscheidung aus Griechenland nach Deutschland, um zu studieren und seinen Weg als Künstler zu gehen. Seine Landschaften hängen in vielen Heidelberger Häusern; 2006 widmete ihm das Kulturamt eine Retrospektive: „Ökologische Kunst“. Seine Malerei lässt die Stadt nicht so, wie sie ist, sondern taucht Heidelberg in ein griechisches, mediterranes Licht. Ein stärkerer Wille zur idealisierenden Veränderung ist kaum vorstellbar.

Europaplatz und Sperrzeiten

Wir freuen uns, dass unser Antrag, den neuen Bahnhofvorplatz-Süd “ Europaplatz “ zu nennen, im Gemeinderat so große Zustimmung gefunden hat. Umso mehr haben wir uns darüber geärgert, dass es 22 Stadträt*innen gab, die schon wieder die Interessen der durch akuten Lärm und Verunreinigungen geplagten Anwohner*innen in der Altstadt mit Füßen getreten haben. Statt der Verwaltungsvorlage(1 Uhr unter der Woche und 3 Uhr am Wochenende) zuzustimmen, provozieren sie weiterhin die Menschen, die dort leben. Die flankierenden Maßnahmen (Lärmkümmerer, Monitore in Gaststätten mit Busabfahrtszeiten-da schau ich aufs Handy-, 3 KOD-Stellen usw.) sind Alibimaßnahmen, die viel Geld kosten und lediglich dazu dienen, das eigene Abstimmungsverhalten zu rechtfertigen. Wenn ich höre, dass die Altstadt lebendig bleiben soll, dann dreht sich mir der Magen. Die Altstadt ist lebendig. Tagsüber durch Touristen und Heidelberger, die dort einkaufen, Kinder auf Spielplätzen und abends die tollen Lokale und Kneipen. Als Gast in diesem Stadtteil muss man aber auch das Recht auf Ruhe und Gesundheit der Anwohner respektieren.

GAL ist fassungslos

Pressemitteilung der Grün Alternativen Liste (GAL) vom 26.07.2018.

Eine knappe, über alle Parteigrenzen hinausgehende Mehrheit hat den von Lärm geplagten Altstadtbewohnern erneut eine schallende Ohrfeige versetzt. „Es macht uns fassungslos, wie man eine so ignorante und dumme Entscheidung treffen konnte“ empört sich Judith Marggraf.
Die GAL hat sich von Anbeginn für restriktive, längere Sperrzeiten ausgesprochen: Die Berichte der Polizei und der städtischen Mitarbeiter hatten bezeugt, dass mit steigendem Alkoholpegel die Ansprechbarkeit der Gäste sinkt: je später, desto weniger. Neben den Lärmgutachten waren es diese Erfahrungen, die das Verwaltungsgericht bewogen hatten, die verkürzten Sperrzeiten aufzuheben.
„Die im CDU-Antrag avisierten Begleitmaßnahmen sind für die Katz.“ ist sich Hans-Martin Mumm sicher „Die drei Vollzugsdienststellen sind vielleicht ohnehin erforderlich, der Lärmbeauftragte darf abends durch die Untere Straße laufen und „Pssst“ rufen. Eine Befreiung der Bewohner und Bewohnerinnen der Altstadt von den gesundheitsgefährdenden Lärmbelästigungen ist davon nicht zu erwarten.“
„Wir setzen jetzt auf die Klage auf Normenfeststellung und rechnen damit, dass per Gerichtsurteil Sperrzeiten festgelegt werden, die dem gesetzlich verbrieften Recht auf Nachtruhe entsprechen.“ blickt Michael Pfeiffer nach vorne. „Das werden nicht die Sperrzeiten der Altstadtwirte und ihrer Lobby sein. Hier hat man sich möglicherweise selbst ins Knie geschossen“ sind sich die drei GALier einig.