GAL bei „Friiling uffm Willi“

„Auch wenn das nasskalte Wetter nachmittags viele Besucher vergraulte: Die GAL war wieder vertreten beim diesjährigen „Friiling uffm Willi“, dem alljährlichen Frühlingsfest in der Weststadt. Hündin Mimi enthielt sich zwar politischer Äußerungen, verstand es aber, den ein oder den anderen politisch Interessierten zu unserem Info-Stand zu lotsen. Dass neben Umweltorganisationen, demokratischen Parteien und Listen und diversen anderen Verbänden auch Putin-Trolle der Organisation „Druschba“ vertreten waren, stieß bei manchen Besuchern und Standbetreibern allerdings auf Verwunderung.“

Gerd Guntermann

Zusammenlegung von Fritz- Gabler- Hotelfachschule und Marie-Baum-Schule? Vorsicht vor dem Phyrrussieg…

Am 30.04.1925 feierte die Fritz-Gabler-Hotelfachschule ihre Eröffnung und ging mit 57 Schülerinnen und Schülern an den Start. Heute bildet die Schule im Rahmen eines Weiterbildungsprogramms die Bildungsgänge Gastronomie, Hotelbetriebswirtschaft und Hotelmanagement, als auch Sommelier – und ist laut heidelberg.de die „einzige Fachschule ihrer Art“.

Diese Schule, die sogar eine Bombardierung überlebte und mehrmals umzog, die ihre Geschichte und Traditionen mit bis ins Jahr 2023 nahm und somit fast ihr 100jähriges Bestehen feiern könnte, soll nun ausgerechnet zum Schuljahr 2024 / 25 in dieser Form gar nicht weiter existieren.

In Beschlussvorlage 0174/2023/BV (nachzulesen unter Punkt Ö2) wird vorgeschlagen, die Fritz-Gabler-Schule mit der Marie-Baum Schule zusammenzulegen. Aus ökonomischen Gründen: „An der Fritz-Gabler-Schule Heidelberg kam es in den letzten Jahren zu einem massiven Rückgang der Schülerzahlen. So konnten im aktuellen Schuljahr nur noch zwei Eingangsklassen in der Fachschule gebildet werden. Eine Fusion mit der Marie-Baum-Schule sorgt dafür, dass die Bildungsgänge beider Schulen zukunftsfähig in der Stadt Heidelberg verortet bleiben.“

„In den letzten Jahren“ liest sich wie ein langer Zeitraum. Dennoch erscheint dieser Lösungsvorschlag recht schnell zu kommen. Die Frage tut sich auf, ob alternative Lösungswege erschöpfend gesucht wurden. Wurde bereits ausreichend recherchiert, warum die Schülerzahlen nachlassen? Wie könnte man dem entgegenwirken? Handelt es sich überhaupt um einen langfristigen Trend? Wäre es möglich, der Schule ggf. zu helfen, zunächst alternative Lösungen zu finden; wie z.B. die Mitnutzung des eigenen Gebäudes durch andere Institutionen / Vereine, die Beschäftigung eigener Lehrkräfte auch an anderen Schulen, ggf. zeitlich befristete Depudatsreduzierungen unter Anpassung auf den aktuellen Bedarf,…. Zudem fehlt eine Gegenüberstellung der aktuell laufenden Ausgaben im Vergleich zu konkreten Einsparungen nach einer Fusion – um an dieser Stelle ebenfalls bei der rein ökonomischen Betrachtungsweise zu bleiben.

Eine renommierte, fast 100jährige Schule zur Fusion „anzubieten“, ist das möglich?

Ja, es ist möglich, wenn man diese Schule auf ihre wirtschaftliche Funktion reduziert und ihren Wert als Trägerin von Kultur und Geschichte verkennt. Identitäten lassen sich beim Fusionieren nicht erhalten; mindestens Teilaspekte gehen hierbei verloren. Gerade im Ausschuss für Kultur und Bildung sollten die handelnden Akteure für diese Empfindsamkeiten sensibel sein, und nicht nur emotionale Aussagen in RNZ-Artikeln kritisieren, sondern deren Kern wahrnehmen. Die Fritz-Gabler-Schule ist wohlbemerkt nicht irgendeine „kaufmännische Schule“, sondern die älteste Hotelfachschule deutschlandweit, mit einer langen Geschichte und einem großen Einzugskreis.

Der Fokus auf ökonomische Aspekte oder auf die Belange der Schulen war in der bisherigen Diskussion im Ausschuss erkennbar; viele Fragen zur mit der Schule verbundenen Kultur und Geschichte lassen sich leider noch vermissen. Ebenso im Übrigen die Belange des Stadtteils Boxberg, dem Standort der Hotelfachschule.

Der Boxberg – einer der naturräumlich schönsten Stadtteile Heidelbergs – hat bereits jetzt mit sinkenden Immobilienpreisen und einer Wertabnahme im Vergleich zum Realwert von Grund und Boden zu schaffen. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, und hierbei spielen vorhandene Institutionen, Außenwahrnehmung und Stadtteilimage eine ganz entscheidende Rolle. Je wenige Akteure es gibt, umso mehr kommt es auf jeden Einzelnen an.

Durch stattgefundene allgemeine Zentralisierungsprozesse kam es auch im Boxberg zu einer Abwanderung und somit Entleerung. Einige wenige Akteure halten Besucherströme und Attraktivität des Stadtteils aufrecht, wie z.B. Einrichtungen im „Iduna-Center“, die Waldparkschule, der Stadtteilverein, das Seniorenzentrum, das Jugendzentrum Holzwurm, die Kirchengemeinden und natürlich auch die Hotelfachschule. Aktuell lässt sich noch sagen: „Die älteste Hotelfachschule Deutschlands steht im Boxberg!“  Würde die Fritz-Gabler-Schule durch eine Fusionierung zu viel ihrer eigenen Identität einbüßen, würde eine der Perlen des Stadtteils und somit auch der Stadtteil selbst einen Attraktivitätsverlust hinnehmen müssen.

Und wie viel Identitätsverlust ist „zu viel“? Um das beurteilen zu können, müsste die Fusionsidee in der Vorlage etwas konkreter sein. Bis jetzt ist sie das nicht. In der Beschlussvorlage ist zuerst von einer „Zusammenlegung“ die Rede; aber unter Punkt 2.1 ist zu lesen: „Die Fritz-Gabler-Schule soll formal aufgelöst und alle ihre Bildungsgänge an die Marie-Baum-Schule übertragen werden.“ Dabei sollen jedoch der „Markenkern“ und die „Attraktivität“ der Hotelfachschule erhalten werden, wie es unter Punkt 2.3 steht. Wie realistisch ist das, wenn sogar noch weitere Schulen mit gedacht werden: Julius-Springer-Schule und Willy-Hellpach-Schule, die einzelne Bildungsbereiche mit in die neu zusammengelegte Schule bringen sollen. Alles gepackt, geschüttelt und neu aufgestellt. Wie viel Fritz-Gabler-Schule bleibt denn dabei am Ende übrig?

Von Seiten der Gemeinderät*innen wurde gewünscht, dass der Name „Fritz-Gabler-Schule“ beibehalten werden solle, „da die Hotelfachschule internationales Renommee genieße.“ (nachzulesen in der Diskussion der Vorlage). Ein dankenswerter Wunsch. Aber ist die Beibehaltung des Namens sowie der Schule in ihrer jetzigen Form unter den genannten Rahmenbedingungen überhaupt realistisch? Oder wird im Laufe der Gremienläufe und Diskussionen und dem bisherigen starken Fokus auf Rentabilität und schwarze Zahlen schließlich die älteste Hotelfachschule Deutschlands auf dem Altar der Wirtschaftlichkeit geopfert?

Da auch der Ausschuss mit dem bislang vorgelegten, wenig konkreten Konzept nicht zufrieden war, veranlasste er eine Vertagung mit Arbeitsauftrag an die Verwaltung. U. A. wurde auch gewünscht, dass (alle) Schulleitungen anwesend sind. Bleibt zu hoffen, dass im kommenden Gremienlauf im Juli 2023 (Ausschuss für Kultur und Bildung – Haupt- und Finanzausschuss – Gemeinderat) den Interessen des Stadtteils Boxberg als auch dem Kulturerhalt ein viel größerer Raum einnehmen wird und ggf. auch Sachverständige zu diesen Themen hinzugezogen werden. Es geht dabei auch nicht darum, Unrentables mit aller Gewalt erhalten, sondern alle Teilaspekte gedanklich mit aufzunehmen und ein geistig-kulturelles Erbe mit angemessener Bewusstheit zu behandeln. Diese Aspekte sind ebenso wichtig wie die Interessen der Schulen und die schwarzen Zahlen.

Fritz Gabler wird es uns danken.

Dorothea Malik

Aus der Rhein-Neckar-Zeitung vom 25. Mai 2023, Seite 3

 

Bürgerbegehren zu Wolfsgärten

Rhein-Neckar-Zeitung 21.07.2020

Rhein-Neckar-Zeitung 10.08.2020

 

Meinungsaustausch von GAL Mitgliedern über das Bürgerbegehren Wolfsgärten:

Derzeit hat die GAL eine Umfrage unter ihren Mitgliedern laufen, ob man für oder gegen das beabsichtigte Bürgerbegehren im Hinblick auf den Standort des Ankunftszentrums für Geflüchtete – Wolfsgärten in Wieblingen – ist. Die Umfrage läuft noch bis Ende der Sommerferien (13.09.). Bislang haben sich über 40% unserer Mitglieder rückgemeldet – meist sehr positiv.

Es gibt aber auch skeptische bis ablehnende Rückmeldungen, die wir hier dokumentieren möchten.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir, Fraktion und Vorstand der GAL, das Bürgerbegehren grundsätzlich unterstützen möchten, uns aber von bisherigen Formulierungen der BI wie ‚unmenschlich‘ oder ‚gegen jede Integration‘ deutlich absetzen wollen.

Im Folgenden dokumentieren wir den Meinungsaustausch. Viel Text, aber lohnenswert zu lesen!:

 

Norbert Giovannini schreibt:

„Bitte um Entschuldigung. Ihr habt Recht, es wäre gut, wenn viele oder alle antworten würden.

Warum tun sie das nicht? Weil sie eigentlich keine Position dazu haben? Weil sie die Argumente auf beiden Seiten dünn finden? Weil sie Bedenken gegen ein erneutes Bürgerbegehren mit begrenzter Erfolgsaussicht haben? Weil….
Die GAL ist in einer moralischen Falle, nachdem das Begründungsnarrativ der Initiative Bürgerbegehren sich dahingegen entwickelt hat, dass man mit der Ablehnung des Verbleibs des Ankunftszentrums in PHV für Ausgrenzung von Flüchtenden, für unmenschliche Isolation in widriger Umgebung, für die Wohnbau-Spekulanten und die Einrichtung eines neuen Exklusivstadtteils etc. sei.

Da fügt sich der Antikapitalismus der Linkspartei mit dem moralischen Furor gegen Ausgrenzung zu einem politischen Lager.

Diesem Begründungsnarrativ hat sich die GAL längst eingeordnet, zum teil über einzelne aktive Mitglieder, Beschäftigte des Ankunftszentrums im PHV und die Hinnahme einiger hochemotionalisierter Stellungnahmen, die historisch unbefangen und blind von „Ghetto“ und unmenschlicher Unterbringung sprechen.
Ich bin eher gegen das Bürgerbegehren. Ich finde ein gut gebautes, anständig eingerichtetes und verkehrsmäßig gut angebundenes Ankunftszentrum überhaupt nicht schlimm. Die Flüchtenden, die dort ankommen, müssen ja in der Regel überhaupt nicht isoliert werden.

Mit einem separaten Ankunftszentrum wird auch kein „Zeichen für Ausgrenzung“ gesetzt, bzw. umgekehrt kein Zeichen für Integration, wenn es in PHV bestehen bleibt. Es wird überhaupt kein Zeichen gesetzt, außer man erfindet eines.

Aber ich sehe, dass die GAL da gar keine Chance hat, autonom zu entscheiden. Sie hat keinen Entscheidungsspielraum, weil sie sich dem Begründungsnarrativ untergeordnet hat.

Für die GAL wäre es tödlich, wenn ihr nun plötzlich das Stigma des (landwirtschaftlichen) Flächenverbrauchs, der Isolation von Geflüchteten, der Zustimmung zum Spekulanten-Stadtteil PHV etc. anhängen würde.

Norbert Giovannini

 

Judith Marggraf antwortet:

Lieber Gio,

schön von dir zu hören und Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, differenziert auf die Frage einzugehen!
Du hast recht – aber auch nicht.

Dem „Begründungsnarrativ“ hat sich die GAL nie angeschlossen. Im Gegenteil: Viele HeidelbergerInnen leben an Auto- und Bahn-Strecken, was nicht per se als „menschenunwürdig“ definiert werden kann. Klar auch, dass die Menschen im Ankunftszentrum nicht unseren Ansprüchen an Integration unterliegen – sie sind hier auf der „Durchreise“.

Was uns umtreibt und kritisch sein lässt, sind 3 Fragen:
Wollen wir ein Areal „Irgendwo im Nirgendwo“ für ein weiteres Sonderwohngebiet zur Verfügung stellen?
Wollen wir weitere landwirtschaftlich genutzte Flächen hergeben?
Wollen wir die Entwicklung von PHV „störungsfrei“ ermöglichen, also einen glatt gebügelten Musterstadtteil für die IBA, für Pioniere, Nerds, neue Lebens- und Arbeitsformen ohne den Realitätscheck, Aufgaben, die wir auch haben?

Wir haben für uns diese 3 Fragen mit ’nein‘ beantwortet, fühlen uns deshalb auch nicht in einer ‚moralischen Falle‘.
Unser ursprünglicher Impuls, das Ankunftszentrum ganz abzulehnen, stattdessen wieder Geflüchtete aufzunehmen, ist abgelehnt worden. Schade. Das hätten wir als Stadtgesellschaft gut gekonnt und auch problemlos bewältigt. War aber keine Mehrheitsmeinung.
Lieber Gio, es ist nicht mein Anliegen, dich zu überzeugen. Vielleicht kannst du deinen Blick auf die GAL aber etwas ‚verfreundlichen‘. Wir sind kein chancenloser Bestandteil eines politischen Lagers aus Antikapitalismus und moralischem Furor! Wenn das Ziel stimmt, kann man auch Bestandteil eines vielstimmigen Bürgerbegehrens sein.

Liebe Grüße
Judith

 

Gerhard Kaiser schreibt:

Ankunftszentrum Wolfsgärten oder PHV?
Das Argument der Humanität will ich nicht anführen. Sowohl PHV als auch die Wolfsgärten liegen weit von Heidelberg entfernt und sind isoliert. Ich glaube nicht, dass die Leute während des Aufenthalts im Ankunftszentrum ein besonderes Verhältnis zu Heidelberg bzw. allgemein zu ihrem Aufenthaltsort in dieser Phase ihres Leidensweges entwickeln.
Bis in PHV eine nennenswerte Nachbarschaft mit Integrationsmöglichkeiten entsteht, gehen meines Erachtens noch viele Jahre ins Land.

Die Argumente der Flächenversiegelung, der Schädlichkeit für das Klima und der Vernichtung von Nahrungsproduktionsmitteln bei der Anlage in den Wolfsgärten trifft zwar voll zu. Aber ganz unabhängig von diesem Projekt „Ankunftszentrum“ sind die Wolfsgärten im Flächennutzungsplan und im Regionalplan als Gewerbegebiet ausgewiesen. Eine Änderung dieses Status wird es garantiert nicht geben. Was wäre – ohne dortiges Ankunftszentrum -, wenn einer mit dem Wunsch käme, dort eine Fabrik zu bauen?

Das Argument, dass in PHV kein Platz ist, will ich nicht strikt ablehnen. Man kann zwar behaupten, dass die Stadtplaner und speziell die IBA und ganz speziell Herr Braum Utopien nachjagen und nur eine elitäre, wirklichkeitsfremde Akademikerposition durchdrücken wollen, aber ich glaube auch, dass wir in einer Zeit leben, in der die Umsetzung neuer Gedanken der Stadtentwicklung in Richtung Zukunftsfähigkeit möglich ist. Bestimmte Grundsätze wie eine Mindestgröße dürften aber auch da gelten.

Mit dieser ambivalenten Einstellung kann ich mich nicht öffentlich für die eine oder die andere Seite engagieren. Die Sache muss von den gewählten Vertretern der Heidelberger Bürger politisch diskutiert und entschieden werden. Ich bezweifle, dass ein Bürgerentscheid / Bürgerbegehren in der nächsten Zeit die notwendige Resonanz in der Heidelberger Bevölkerung findet.

Gerhard Kaiser, 2.9.2020

Rainer Zawatzky schreibt:

Der Stellungnahme von Gerhard Kaiser schließe ich mich an.

Die Äußerung der Befürworter des Bürgerbegehrens, in einer Unterkunft in den Wolfsgärten wäre keine Unterbringung von Geflüchteten unter menschenwürdigen Bedingungen möglich finde ich stark überzogen. Sowohl PHV als auch die Wolfsgärten liegen recht weit vom Zentrum Heidelbergs entfernt und sind isoliert. Ich glaube nicht, dass die Geflüchteten während des Aufenthalts im Ankunftszentrum ein besonderes Verhältnis zu Heidelberg bzw. allgemein zu ihrem Aufenthaltsort entwickeln. Bis in PHV eine nennenswerte Nachbarschaft mit Integrationsmöglichkeiten entsteht, gehen meines Erachtens noch viele Jahre ins Land.

Die zurückliegende Entscheidung für ein Ankunftszentrum in PHV angesichts des großen Zustroms von Verfolgten und Flüchtenden vor 5 Jahren war richtig und wegen der leerstehenden Gebäude auch schnell umsetzbar. Aber nach dem Beschluss des GR, PHV als neuen Stadtteil zu entwickeln wäre es aus meiner Sicht besser gewesen, zukünftig auf ein Ankunftszentrum zu verzichten und stattdessen Geflüchtete dauerhaft aufzunehmen, gern auch freiwillig mehr als nach dem geltenden Verteilungsschlüssel erforderlich.

Aber der GR hat mehrheitlich die Verlagerung des Ankunftszentrums in die Wolfsgärten beschlossen. Die Argumente der Flächenversiegelung, der Schädlichkeit für das Klima und der Vernichtung von Nahrungsproduktionsmitteln treffen zwar voll zu. Aber ganz unabhängig von den Plänen für ein Ankunftszentrum für Geflüchtete sind die Wolfsgärten im Flächennutzungsplan und im Regionalplan als Gewerbegebiet ausgewiesen. Eine Änderung dieses Status wird es sicher nicht geben. Demnach könnte das jetzt als Ackerfläche genutzte Areal leider durchaus versiegelt werden, falls das Ankunftszentrum in PHV verbleibt.

Aber zum Glück hat der GR im Juni auch mit großer Mehrheit der „Arrondierung“ des zukünftigen Areals von PHV für die Jahre bis 2030 erstmal einen Riegel vorgeschoben. Der dort von der IBA geplante sehr große Flächenverbrauch ist also vorerst gestoppt. Vielleicht werden in 10 Jahren sowieso „kleinere Brötchen gebacken“ und der Schutz von unversiegelten Flächen bekommt endlich die Priorität, die er im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung verdient.

Diese Stellungnahme bedeutet nicht, dass ich das Bürgerbegehren ablehne, ich kann es aber aus den beschriebenen Gründen auch nicht mit meinem persönlichen Engagement unterstützen.

Rainer Zawatzky, 5. September 2020

 

Unterschriftenliste zum Bürgerbegehren Wolfsgärten ist da!

Die Unterschriftenliste ist ab jetzt verfügbar. Bitte beim Unterschriftensammeln unbedingt die allgemeinen Regeln zur Eindämmung der Corona-Pandemie beachten (“AHA-Formel”: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken). Die Corona-Auflagen der Stadt HD sind hier zu finden.

Die Listen können hier heruntergeladen werden oder auf der Homepage www.ankunftszentrum-hd.de

In Papierform sind die Unterschriftenlisten im Butt Asia Shop, Bahnhofsstraße 17 in der Weststadt verfügbar.

Weitere Adressen der Verteil- und Sammelstellen findet Ihr/finden Sie auch auf der Homepage www.ankunftszentrum-hd.de , sie werden noch ergänzt

Auf der Homepage www.ankunftszentrum-hd.de sind auch Argumente und Gegenargumente zusammengestellt. Bitte teilt dem Bündniss Eure Fragen und Erfahrungen mit, die Ihr beim Unterschriftensammeln macht. Alles ist noch im Aufbau. Das BAFF-PHV freut sich auf Eure Anregungen!

 

Rhein-Neckar-Zeitung 16.09.2020

 

Vorab eine Anmerkung der GAL: Unter https://www.ankunftszentrum-hd.de/aktivitaeten/ sind alle Infostände, die stattfinden, nach Stadtteile sortiert aufgelistet.

Mail der BAFF-PHV vom 25.09.2020, update vom 29.09.:

Liebe Unterstützer*innen,

wir laden ein zu unserem nächsten Treffen am Donnerstag, den 1. Oktober um 18.30 Uhr in das Schmitthennerhaus, Heiliggeiststr. 17. (Bitte Maske nicht vergessen!)

Man kann auch am Treffen virtuell teilnehmen. Für ca. 15 Teilnehmer*innen sollte es gehen. Zugang: https://meet.jit.si/ankunftszentrumPHV

Auf der Tagesordnung steht diesmal der Austausch über die Erfahrungen beim Unterschriftensammeln. Vor allem wird es um die Argumente gehen, unsere und die der angesprochenen Personen.

Außerdem möchten wir natürlich gerne wissen, wo es weiteren Unterstützungsbedarf gibt.

Wenn es das Wetter zulässt, werden wir am Samstag, den 26.9. von 11-14 Uhr auf dem Bismarckplatz sammeln sowie vormittags am Marktplatz Neuenheim. Sonntags wird von 14-17 Uhr auf dem Thaddenplatz in Wieblingen gesammelt.

Ab nächster Woche wird freitags von 14-18 Uhr auf dem Bismarckplatz gesammelt. Für unseren zentralen Stand auf dem Bismarckplatz am Freitag, den 2. 10. brauchen wir noch etwas Unterstützung zwischen 14 und 18 Uhr. Wer sich daran beteiligen möchte – ohne dass dadurch Stadtteilaktivitäten beeinträchtigt werden – , möge bitte entweder am Donnerstag uns Bescheid sagen oder uns eine mail unter info@baff-phv-hd.de schreiben.

Wegen weiterer Termine in den Stadtteilen, schreibt uns bitte eine mail an info@baff-phv-hd.de

Die Flyer können (hoffentlich) ab dem 26.9. im BUTT Asienshop in der Bahnhofstr. 17 abgeholt werden.

Ebenso liegen dort auch Plakate.

Viel Erfolg Euch allen beim Sammeln!

Übrigens: Wir haben schon 1401 Unterschriften!

 

Viele Grüße

BAFF-PHV (Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt – PHV)

Mail: info@baff-phv-hd.de

 

Rhein-Neckar-Zeitung 02.10.2020

 

Rhein-Neckar-Zeitung 05.10.2020

 

Mail der BAFF-PHV vom 05.10.2020

Liebe Unterstützer*innen,

immer mehr melden sich zum Mitmachen, das ist super. Und wir brauchen jede/jeden von Euch!

Hier sind 2 Aufrufe zum Mitmachen in dieser Woche:

 

1. In Weststadt und Bergheim werden am Freitag, 9.10.20 und am Samstag, 10.10.20 noch ein paar Mitsammler*innen gesucht. Wer Zeit hat, kann sich in diesem Doodle eintragen:

https://doodle.com/poll/mnm3uvc7qgak247c

Bitte Telefon Nr. oder Emailadresse eintragen, zwecks Kontaktaufnahme.

 

2. Einen Aufruf an studierende Unterstützer*innen findet Ihr hier:

 

Alle geplanten Sammelorte dieser Woche werden auf unserer Website www.ankunftszentrum-hd.de bekannt gemacht.

Abholorte für Unterschriftenlisten und Flyer findet Ihr im BUTT Asienshop, Bahnhofstr. 17, weitere auf der Website.

 

Vielen Dank für’s Mitmachen!

Viele Grüße von

Dorothee, Katia und Mia

BAFF-PHV (Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt – PHV)

Mail: info@baff-phv-hd.de

 

 

Mail vom 08.10.2020:

Liebe Aktive des Bürgerbegehrens gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge in die Wolfsgärten,

8.000 gültige Unterschriften bis November – das ist nach wie vor unser Ziel. So kann der Gemeinderat im Dezember die Zulässigkeit des Bürgerentscheids feststellen und die Abstimmung mit der Landtagswahl am 14. März zusammenlegen. Bis jetzt haben wir alle zusammen 2300 Unterschriften gesammelt. Gerade intensivieren wir unsere Aktivitäten und Aktionen in allen Stadtteilen. Diese findet Ihr auf unserer Homepage hier. Dort findet Ihr auch unsere Argumente.

Wir brauchen jede Unterschrift, die wir kriegen können, jede kleine und große Unterstützung, jede helfende Hand. Daher bitten wir Euch, selbst unter Freunden und Bekannten, in der Nachbarschaft und im Stadtteil zu sammeln. Dazu gehen wir auch spontan auf die Straße, wenn wir gerade Zeit haben. Das ist erlaubt, es muss nicht angemeldet werden, wenn jemand als Einzelperson sammelt.

Wir bitten Euch um Unterstützung bei unseren Aktionen:

in Wieblingen beim Flyer-Verteilen,
in Kirchheim bei verschiedenen Sammelaktionen am Wochenende vom 16.-18.10.,
im Pfaffengrund bei Sammelaktionen,
in Ziegelhausen und Schlierbach an Infoständen, z.B. am 10.10., 8-13 Uhr auf dem Kuchenblech
in der Weststadt und in Bergheim an Infoständen.
auf dem Bismarckplatz am Samstag, 10.10., zwischen 11 Uhr und 16.30 Uhr

Genauere Zeiten und Sammelorte seht Ihr auf unserer Website

Ihr könnt gern spontan dazu kommen, wenn Ihr gerade Zeit habt. Wenn Ihr uns sagen könnt, zu welcher Zeit und an welchem Ort Ihr an Sammelaktionen teilnehmen wollt, hilft das uns und allen Aktiven sehr. Habt Ihr eigene Ideen für Aktionen, Ortskenntnisse, wo wir sammeln können, setzt Euch bitte mit uns in Verbindung: info@baff-phv-hd.de

 

Wo liegen die Wolfsgärten eigentlich? Welches Gebiet ist das?

Die Flüchtlingsseelsorge und der Asylarbeitskreis führen Ausflüge in die Wolfsgärten im Rahmen der Interkulturellen Woche und der Aktionswoche gegen Armut und Ausgrenzung durch. Am Sonntag, den 11. Oktober treffen wir uns um 12 Uhr und am Samstag, den 24. Oktober um 15 Uhr, jeweils am S-Bahnhof Pfaffengrund-Wieblingen. Sagt es Euren Freunden weiter. Die Presse wird am nächsten Sonntag auch dabei sein.

 

„Ich bin für das Bürgerbegehren, weil …“

„Ich bin gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums, weil …“

Um die Breite unseres Bündnisses und die Vielfalt der Menschen widerzuspiegeln, die das Bürgerbegehren unterstützen, wollen wir auf unserer Homepage und in den sozialen Medien kurze Aussagen, Zitate und Bekundungen, sogenannte Testimonials veröffentlichen („Ich bin für das Bürgerbegehren, weil…“.) Wer kann und will dazu beitragen? Gebt das bitte auch weiter an Leute, die Ihr kennt. Es sollte angegeben werden, wer die Person ist, und warum sie gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge auf die Wolfsgärten ist.

 

Bündnistreffen

Leider steigen die Zahlen der Covid-Neuinfektionen, die Außentemperaturen sinken aber. Daher wollen wir versuchen, unser nächstes Treffen in eine digitale Konferenz zu verlegen. Leute, die keinen Zugang zu einem Computer oder zum Netz haben, können sich in begrenzter Anzahl präsent treffen. Oder tut Euch zusammen, trefft Euch zu zweit oder zu dritt unter Freunden und Bekannten, und nehmt gemeinsam am Treffen teil. Eine Einladung geht nächste Woche raus. Eine kurze Zusammenfassung unseres letzten Bündnisses schicken wir dann auch mit.

Bitte leitet diese Mail an Eure Organisation, an befreundete Initiativen und an Euren Freundeskreis weiter.

Viele Grüße vom BAFF-Orgateam

BAFF-PHV (Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt – PHV)

Mail: info@baff-phv-hd.de

 

Zwei E-Mails vom 15.10.2020:

Liebe Unterstützer*innen,

wir können auch an diesem Wochenende noch zusätzlich Unterstützung brauchen.
Insbesondere brauchen wir personelle Verstärkung in
Kirchheim am Samstag (Odenwaldplatz 10-12 Uhr ist mit 2 Unterstützerinnen besetzt). Kontakt: info@baff-phv-hd.de
Wieblingen: bitte kontaktiert hierfür Elsa Becke elsa.becke@web.de
Bahnstadt (Freitag), bitte kontaktiert hierfür info@baff-phv-hd.de

Vielen Dank für Eure tolle Arbeit!
Viele Grüße
Mia Lindemann

Liebe Mitglieder des Bündnisses, Aktive und Unterstützer:innen,

wir laden Euch zu unserem nächsten Treffen ein, am
Dienstag, den 20.10.20, um 19:00 Uhr (nein, nicht um 20 Uhr).
Den Zugang zur Video-Konferenz mit Zoom schicken wir Euch rechtzeitig zu.

In der letzten Woche hat die Unterschriftensammlung einen richtigen Schub bekommen. Unsere Präsenz auf der Straße und in der Presse zeigt Wirkung. Wir haben alle zusammen, im Zentrum und in den Stadtteilen, in einer Woche über 1.000 Unterschriften gesammelt. Diese Woche werden wir die Marke von 4.000 Unterschriften knacken. Aber Ihr seht, wir können in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, um die Zulässigkeit des Bürgerentscheids zu erreichen. Wir brauchen weiterhin viele Aktive zum Unterschriftensammeln. Bitte schaut immer mal wieder auf unsere Homepage in den Menü-Punkt Aktionen. Wir versuchen regelmäßig Orte und Zeiten unserer Stände zu aktualisieren.

Am letzten Sonntag hat die Ev. und Kath. Flüchtlingsseelsorge einen Ausflug auf die Wolfsgärten angeboten, der sehr gut besucht war. SWR und Mannheimer Morgen haben darüber berichtet. Im zweiten Teil sind wir zusätzlich auf die Verkehrssituation In der Gabel, auf die Aspekte des Klimas, des Bodens und des Grundwassers eingegangen. Diese Ausführungen könnt Ihr demnächst in kleinen Videos auf der Homepage sehen.

Der Ausflug wird am Samstag, den 24.10., 15:00 Uhr wiederholt. Wer noch nicht dabei war, hat noch eine Chance. Bitte macht Eure Freund:innen und auch an den Infoständen darauf aufmerksam.

Unser letztes Treffen fand noch präsent statt. Als wichtigstes Thema haben wir uns über unsere Erfahrungen beim Unterschriftensammeln ausgetauscht. Aus unserer Diskussion haben wir zwei Argumente aufgenommen: Wo liegen die Wolfgärten überhaupt? Ist es undemokratisch, gegen den Beschluss des Gemeinderats Stellung zu beziehen? Zum ersten Punkt haben wir ein Bild der Wolfsgärten auf die Startseite der Homepage gestellt. Das zweite Argument werden wir bald in die Argumente einfügen: „Der Gesetzgeber hat Bürgerbegehren genau zu diesem Zweck eingeführt: damit Bürger*innen Gemeinderatsentscheidungen korrigieren können, denn Gemeinderäte sind nicht unfehlbar, sie können sich irren. Genau deshalb gibt es Bürgerbegehren, das Grundgesetz und die Gemeindeordnung sehen es so vor.“

Am nächsten Dienstag werden wir uns virtuell in Zoom treffen. Durch die Entwicklung der Corona-Pandemie ist das gegenwärtig notwendig. Wer keinen Rechner oder eine schlechte Internet-Verbindung hat, oder wer nicht einzeln an dem Treffen teilnehmen will, sollte sich bitte mit Freund:innen und Bekannten treffen und gemeinsam in die Video-Konferenz einloggen. Hauptthema sollen noch einmal die Erfahrungen und Berichte darüber sein, was sich in den letzten Wochen getan hat, insbesondere welche Erfahrungen wir beim Unterschriftensammeln gemacht haben, um die Sammlung und die nächsten Wochen zu optimieren. Wie können wir noch mehr Leute gewinnen, Unterschriften zu sammeln? Wie immer, sind wir auf Eure Ideen und Anregungen angewiesen.

Herzliche Grüße
Dorothee Hildebrandt

 

E-Mail vom 20.10.2020:

Liebe Aktivisti,

hier schicke ich Euch den Zugang zu unserem Bündnistreffen heute, 19 Uhr.
Zoom-Meeting beitreten:
https://us02web.zoom.us/j/81117395305?pwd=QVhWVmtkR3A0V0t5emd4ZzFocnRHdz09

Telefon:
+49 69 7104 9922
+49 30 5679 5800
+49 69 3807 9883
+49 695 050 2596

Meeting-ID: 811 1739 5305
Kenncode: 342079

Ihr könnt die Konferenz im Browser starten, ohne etwas zu installieren. Gebt bitte Euren Namen an, füllt das Captcha aus, klickt „an Audio per Computer teilnehmen“ an und schon seid Ihr drin. Oder Ihr wählt Euch per Telefon in die Konferenz ein.
Wenn Ihr „Teilnehmer“ in der Leiste am unteren Rand anklickt, könnt Ihr Euch selbst sehen und Euch zu Wort melden sowie die Stummschaltung aufheben.

Bis später, viele Grüße
Dorothee Hildebrandt

 

E-Mail vom 20.10.2020:

Liebe Mitglieder des Bündnisses, Aktive und Unterstützer*innen,

mit 5502 Unterschriften haben wir schon viel erreicht! Ein riesiges Dankeschön an alle, die auch in der letzten Woche wieder fleißig für uns gesammelt haben!!!

Trotzdem dürfen wir uns jetzt nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, denn bis zum 07. November sind es nur noch 3 Wochen. Unten findet sich deshalb eine Tabelle mit den Sammelstandorten und Sammelzeiten dieser Woche. (Ich habe sie auch noch als PDF angehängt, für diejenigen, die sie ausdrucken möchten.) Wir können noch viel Unterstützung gebrauchen!

Herzliche Grüße

Katia

Rhein-Neckar-Zeitung 22.10.2020

 

E-Mail vom 22.10.2020:

Liebe Bündnis-Aktive,

Samstag, 24.10., 15 Uhr: Ausflug in die Wolfsgärten, Treffpunkt S-Bahnhof Pfaffengrund/Wieblingen!

Unser Bündnis setzt sich für ein Ankunftszentrum in Heidelberg ein, in dem Geflüchtete willkommen sind, akzeptiert werden und geschützt sind. Das ist in den Wolfsgärten nicht möglich, wohl aber im Patrick-Henry-Village (PHV). Zudem lehnen wir die Bebauung aus ökologischen Gründen ab. Hat der Bürgerentscheid Erfolg, kommt das Ankunftszentrum nicht in die Wolfsgärten.

Damit ist aber noch kein neuer Standort für das Ankunftszentrum entschieden. Es gibt auch keinen Automatismus, dass das Ankunftszentrum im PHV verbleibt. Das müsste der Gemeinderat erneut beschließen. Ist unser Bürgerbegehren erfolgreich, wird allerdings ein politischer Druck auf die Stadt entstehen, tatsächlich das PHV als zukünftigen Standort zu wählen. Wir betonen ausdrücklich, dass wir eine bauliche und soziale Integration des Ankunftszentrums in den neuen Stadtteil Patrick-Henry-Village wollen. Formalrechtlich wurde die Forderung nach dem PHV nicht in den Wortlaut des Antragstexts aufgenommen, da dies die Ungültigkeit des Bürgerbegehrens zur Folge gehabt hätte.

Der Standort Gäulschlag wurde früher schon und wird jetzt erneut von der Stadt ins Gespräch gebracht (RNZ von heute). Dieser Standort wird nicht kommen. Denn er wird sowohl von unserer Bürgerinitiative als auch von einer deutlichen Mehrheit des Gemeinderats abgelehnt. Für den rein hypothetischen Fall, dass nach einem Erfolg unseres Bürgerbegehrens statt PHV der bereits abgelehnte Gäulschlag erneut vorgeschlagen werden sollte, kann und wird der Gemeinderat das verhindern. Wir wollen den Standort PHV, und wir haben gute Argumente dafür. Die Fraktionen und Stadträte SPD, DIE LINKE, Bunte Linke, GAL, HIB und Die PARTEI haben gemeinsam einen Antrag im Gemeinderat gestellt, die Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge innerhalb des Patrick-Henry-Village zu prüfen (GR v. 18.06.20). Dieser Antrag wurde leider abgelehnt, der Standort wurde folglich noch nicht einmal geprüft.

Die Stadt und ein Teil des Gemeinderats scheinen davon auszugehen, ein Ankunftszentrum in Heidelberg sei nur durch Bebauung und Verbrauch von Ackerflächen zu realisieren, sei es im Gäulschlag, sei es in den Wolfsgärten. Der politische Druck auf den Gemeinderat führt hoffentlich dazu, solchen Unsinn zu verhindern. Wir wenden uns gegen den Verbrauch jeglicher Acker- und Grünflächen sowohl in den Wolfsgärten als auch im Gäulschlag. Beide Gewanne weisen fruchtbare Böden auf, und sie stellen klimaökologisch bedeutsame Ausgleichsflächen dar, die nicht bebaut und versiegelt werden dürfen.

Politisch und sachlich läuft es also auf eine Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge innerhalb des Patrick-Henry-Village hinaus, sofern wir nicht nur die notwendigen Unterschriften für einen Bürgerentscheid sammeln, sondern diesen auch gewinnen. Darauf sollten wir uns nun mit aller Energie konzentrieren.

Mittlerweile haben wir 5.500 Unterschriften gesammelt. Das Ziel, am 9. November 8.000 Unterschriften der Stadt zu überreichen, rückt in greifbare Nähe.

Auf unserem letzten Treffen am Dienstag haben wir einige Argumente, auf die wir beim Unterschriftensammeln stoßen, diskutiert und unsere Aktivitäten geplant. Diese findet Ihr auf unserer Homepage. Sie wird als Information von Unterzeichnenden genutzt. Daher sagt uns bitte, wenn sich Fehler eingeschlichen haben, wir werden sie korrigieren. Der Pfaffengrund wird am Samstagvormittag Schwerpunkt unserer Unterschriftensammlung sein.

Wir haben jetzt auch einen aktiven Instagram Account buergerbegehren_baff2.0, #stadtgehtmiteinander. Nutzt ihn vielfältig, teilt und liked ihn. Auf Instagram und auf der Homepage sind jetzt auch die drei Videoclips zu Boden, Klima und Grundwasser der Wolfsgärten zu sehen.

Viele Grüße, Dorothee Hildebrandt

BAFF – Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt Heidelberg

Kontakt: info@baff-phv-hd.de

 

E-Mail vom 01.11.2020:

Liebe Bündnispartner*innen und Unterstützer*innen,

unten eine E-Mail unserer Unterschriften-Zählerinnen mit sehr guten Neuigkeiten! Wir sind wirklich jeder einzelnen Person für Ihre Unterstützung dankbar und geben Euch allen die Erlaubnis die Korken fliegen zu lassen. Wie unten auch erwähnt, benötigen wir noch ein paar mehr Unterschriften, um die eventuell ungültigen Unterschriften wettzumachen, aber heute darf einfach nur gefeiert werden. Danke, danke, danke für den tollen Einsatz an allen Ecken und Enden Heidelbergs!!!

Wir habens (fast) geschafft & dafür seid Ihr alle verantwortlich!

Mit herzlichstem Dank & lieben Grüßen

das BAFF Orga-Team

 

Hallo, Ihr lieben Alle,  zur späten Stunde nun das Ergebnis unserer heutigen Zählung aller bis jetzt eingetroffenen Unterschriften :

Wir haben die mindest erforderliche Summe von 8000 mit 8 7 7 5 Unterschriften überschritten !!!

Dank all Eures Bienen-fleißigen Sammelns ist das gelungen, DANK an Euch alle in allen Stadtteilen !!!!!!!

Wenn wir nun in der kommenden Woche nochmal mit einem Schub unter Corona-Bedingungen auf die beruhigende Zahl von 9500 kämen, hätten wir unser Ziel sicher erreicht.

Eine ganz gute Nacht in die Runde

wünschen sehr

Karin und Gabriele

BAFF – Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt Heidelberg

Kontakt info@baff-phv-hd.de

 

Rhein-Neckar-Zeitung 03.11.2020

 

E-Mail vom 03.11.:

Liebe Bündnispartner*innen,

nach unserem guten Zählergebnis von diesem Sonntag müssen wir nun noch einmal Anstrengungen unternehmen, um mit ca. 9.500-10.000 Unterschriften ganz auf der sicheren Seite zu sein.

Bitte werbt in Euren Organisationen, bzw. in Euren Bekannten-, Familien- und Freundeskreisen noch einmal für Unterschriften und dafür, alle im Umlauf befindlichen Listen bis Ende dieser Woche entweder an den Laden für Kultur und Politik, Kaiserstr. 62, 69115 Heidelberg, zu schicken, oder sie dort in einen kleinen Briefkasten an der Ladentür einzuwerfen bzw. an den Stellen abzugeben, die auf der Homepage unter Mitmachen/Unterschriftenlisten abgeben genannt sind.

Wir werden auch erneut an den bekannten Stellen sammeln, genauere Auskünfte auf unserer Homepage bzw. über Instagram.

Am kommenden Sonntagabend wird wieder das Ergebnis allen bekannt gegeben. Montag um 16 Uhr werden die Unterschriften der Stadt übergeben.

Wir danken Euch für Eure Unterstützung!

Viele Grüße

BAFF

BAFF – Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt Heidelberg

Kontakt info@baff-phv-hd.de

 

E-Mail vom 04.11.:

Liebe Bündnistreue und Aktive,

wir nähern uns 10.000 Unterschriften, ist das nicht großartig? Unser gesamtes Bündnis hat dieses Ziel erreicht. Wir sind unterschiedlich und vielseitig, gehen respektvoll miteinander um und unterstützen uns gegenseitig in der Aktion. Wir stehen für Veränderung in dieser Stadt. Und nebenbei macht es Spaß, zusammen aktiv zu sein. Für jede einzelne Unterschrift, ob im Freundeskreis oder auf der Straße, ob sie uns zugeflogen ist oder schwierig zu bekommen war, sagen wir Euch allen und uns gegenseitig ganz, ganz herzlichen Dank.

Am 9. November um 16 Uhr übergeben wir der Stadt unsere gesammelten Unterschriften vor dem Rathaus. Wegen der Kontakt-Beschränkungen zur Unterbrechung der Covid19-Infektionen machen wir die Übergabe im kleinen Kreis und rufen nicht öffentlich dazu auf, dorthin zu kommen. Die Presse wird aber da sein.

Es bleibt spannend. Die Grünen scheinen sich zu bewegen, wodurch die Chance steigt, dass der Gemeinderat das Bürgerbegehren mehrheitlich übernimmt. Wenn nicht, wird der Bürgerentscheid voraussichtlich mit den Landtagswahlen im März nächsten Jahres zusammenfallen.

Aus formalrechtlichen Gründen konnten wir die Errichtung des Ankunftszentrums im PHV nicht direkt in die Fragestellung des Bürgerbegehrens einbinden, weil das unzulässig ist. Auf dem Unterschriftenblatt, im Flyer, auf unserer Homepage und in Instagram und erst recht in unserer Argumentation beim Unterschriftensammeln haben wir immer betont, dass das Ankunftszentrum im PHV errichtet werden kann und muss. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich jetzt darauf. Durch unser starkes Bündnis und die erfolgreiche Unterschriftensammlung sind und haben wir die politische Kraft, die Standortdiskussion bestimmend zu führen. Die Grünen werden unsererseits keinen diskussionsfreien Landtagswahlkampf führen können, wenn sie nicht den Standort PHV unterstützen. Wenn der Gemeinderat das Bürgerbegehren übernimmt, muss er gleichzeitig den Standort PHV beschließen. Darauf wollen wir hinwirken. In besonderem Maß wenden wir uns an unsere Partner im Gemeinderat, diesen Antrag vorzubereiten. Und wir müssen auch die Auseinandersetzung mit den Grünen und mit den anderen Gemeinderatsfraktionen vor der Gemeinderatssitzung im Dezember suchen.

In diese Diskussion fließen unsere Erfahrungen der Unterschriftensammlung ein. Gründe für das Unterschreiben, Aussagen, Diskussionen über den Standort des Ankunftszentrums, über die Entwicklung des Patrick-Henry-Village und ökologische Aspekte – wir wollen das Gewicht von über hundert Sammler:innen und tausenden Unterschriften nutzen. Bringt bitte eure Erfahrungen und Meinungen ein.

Wir sollten auch in der Öffentlichkeit präsent bleiben, mit Argumenten, kleineren Aktionen und Diskussionen. Wie können wir das machen, habt Ihr Ideen dazu?

Es folgen jetzt vier sonnige Tage, da kommen noch ein paar Unterschriften zusammen. Beachtet bitte zu Eurem eigenen Schutz und zum Schutz der Unterzeichnenden die Regel, dass nur zwei Haushalte zusammenkommen dürfen, tragt bitte einen Mund-Nasen-Schutz und nehmt eine Händedesinfektion mit.

Wir veröffentlichen den Stand der Unterschriften gegenwärtig täglich auf unserer Homepage. Bitte bringt so bald wie möglich die Unterschriften zu den Sammelstellen und zum Laden für Kultur und Politik in der Kaiserstraße 62. Danke.

Viele Grüße, viel Spaß und Erfolg beim letzten Sammeln,

Euer Orga-Team

 

Rhein-Neckar-Zeitung 10.11.2020

 

Am Montag 9. November 2020 wurden insgesamt 9.645 gültige Unterschriften vom BAFF (Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt) für einen Bürgerentscheid, der sich gegen den Neubau der Landeseinrichtung auf dem Areal Wolfsgärten richtet, abgegeben. Die Mindestzahl für ein Bürgerbegehren ist somit erfüllt.

Der Gemeinderat wird nun in seiner Sitzung am 17. Dezember 2020 über die Durchführung eines Bürgerbegehrens entscheiden. Erstmals befassen sich die Räte mit dem Thema in öffentlicher Sitzung im Haupt- und Finanzausschuss am 24. November 2020, in der auch über den Termin für einen Bürgerentscheid gesprochen wird. Angedacht ist der 11. April 2021, dieser Termin liegt allerdings in den Osterferien.

 

Presseinformation der Stadt Heidelberg vom 11.11.2020

Neubau des Landes-Ankunftszentrums: Ausreichende Stimmenzahl für Durchführung eines Bürgerentscheids

Der Heidelberger Gemeinderat hat am 18. Juni 2020 der Verlagerung des Ankunftszentrums des Landes für Flüchtlinge vom provisorischen Standort Patrick-Henry-Village (PHV) auf das Areal Wolfsgärten zugestimmt. Auf der frei werdenden Fläche soll das Zentrum eines neuen Heidelberger Stadtteils mit Wohnraum für 10.000 Menschen entstehen. Gleichzeitig erhielte das Ankunftszentrum mit dem Neubau eine sichere Perspektive.

Das Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt hat einen Bürgerentscheid gegen den Neubau der Landeseinrichtung auf dem Areal Wolfsgärten beantragt. Sie hat hierzu am 9. November 2020 insgesamt 9.645 gültige Unterschriften von wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern in Form eines sogenannten Bürgerbegehrens abgegeben. Damit ist die Mindestzahl von notwendigen sieben Prozent der Wahlberechtigten in Heidelberg für ein Bürgerbegehren erfüllt.

Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck nahm die Unterschriften entgegen. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner erklärte er hierzu: „Wir halten den Gemeinderatsbeschluss vom Juni dieses Jahres zur Verlagerung des Ankunftszentrums auf das Areal Wolfsgärten bei dem begrenzten Flächenangebot, welches wir noch in Heidelberg für Wohnnutzung beziehungsweise für ein Ankunftszentrum haben, für die beste Lösung. Der Gemeinderat hat damit zwei Dinge sichergestellt: Er ermöglicht die Entwicklung eines nachhaltigen Stadtteils mit Wohnraum für 10.000 Menschen. Und gleichzeitig bietet der Gemeinderat eine sichere Zukunft für das Ankunftszentrum des Landes. Heidelberg ist die einzige Stadt in Baden-Württemberg, die dem Land eine Fläche für seine Flüchtlings-Aufnahme anbietet. Wer dies ablehnt, entzieht dem Zentrum seine Perspektive.“

Der Gemeinderat wird nun in seiner Sitzung am 17. Dezember 2020 über die Durchführung eines Bürgerbegehrens entscheiden. Erstmals befassen sich die Räte mit dem Thema in öffentlicher Sitzung im Haupt- und Finanzausschuss am 24. November 2020, bei dem auch über den Termin für einen Bürgerentscheid entschieden wird. Angedacht ist der 11. April 2021.

 

Bürgerbegehren gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge
in Heidelberg an den Standort „Wolfsgärten“

Vertrauenspersonen:
Sigrid Zweygart-Pérez, Fehrentzstraße 10, 69115 Heidelberg
Dr. Dorothee Hildebrandt, Bahnhofstraße 47; 69115 Heidelberg
Dr. Edgar Wunder, Felix-Wankel-Straße 7, 68535 Edingen-Neckarhausen

11.11.2020

PRESSEMITTEILUNG

Den Bürgerentscheid in die Osterferien zu legen wäre ein gezieltes Foulspiel

In Ihrer heutigen Pressemitteilung teilt die Stadt Heidelberg nicht nur mit, dass das Bürgerbegehren gegen eine Verlegung des Ankunftszentrum in die „Wolfsgärten“ mit 9645 geprüften gültigen Unterschriften sicher zustande gekommen ist. Der eigentliche „Knaller“ findet sich beiläufig im letzten Satz: Entgegen allen bisherigen Diskussionen, den Bürgerentscheid mit dem Termin der Landtagswahl am 14.3.2021 zusammenzulegen, sei durch die Stadt nun „angedacht“, den Bürgerentscheid in die Osterferien zu legen (11.4.2021)! Das wäre nicht nun unvernünftig, sondern ein bewusstes Foulspiel.

Zurecht werden Wahlen und Abstimmungen niemals in die Ferienzeit gelegt, um die Wahlbeteiligung nicht zu beeinträchtigen. Wer ernsthaft mit der Absicht spielt, den Bürgerentscheid in die Osterferien zu legen, muss an einer möglichst geringen Abstimmungsbeteiligung interessiert sein, um ein Scheitern am Quorum und damit einen ungültigen Bürgerentscheid zu provozieren. Offenbar glaubt die Stadt schon selbst gar nicht mehr daran, den Bürgerentscheid noch gewinnen zu können. Deshalb strebt sie dessen Ungültigkeit durch eine gegen jede Konvention verstoßende Terminierung in den Osterferien an. Dadurch könnte die gleiche Situation eintreten wie schon beim Ochsenkopf-Bürgerentscheid: Keine Befriedung, keine Entscheidung, nochmals monatelange Debatten und Verzögerungen, und schließlich eine äußerst knappe Zufallsentscheidung im Gemeinderat, von der heute noch niemand mit Sicherheit wissen kann, wie sie nach einem für die Bürgerinitiative klar gewonnenen und lediglich am Quorum gescheiterten Bürgerentscheid ausginge. An einer solchen Entwicklung kann niemand mit Verantwortungsbewusstsein ernsthaft interessiert sein. Alle Demokraten – egal ob für oder gegen den Standort Wolfsgärten – sollten an einer gültigen Abstimmung und somit einem verbindlichen Ergebnis interessiert sein, egal wie es ausgeht. Das ist mit einem Termin in den Osterferien unvereinbar.

Es spricht alles für eine Zusammenlegung des Bürgerentscheids mit dem Termin der nur vier Wochen vorher stattfindenden Landtagswahl (14.3.2021), wie dies auch andere Gemeinden – z.B. aktuell Hirschberg – ganz selbstverständlich bei Bürgerentscheiden tun. Durch eine Kombination mit dem Landtagswahltermin entstünde für die Stadt ein weit geringerer Organisationsaufwand. Sie könnte dadurch Kosten von größenordnungsmäßig 100.000 Euro einsparen. Die Wählerinnen und Wähler müssten dann nicht kurz hintereinander zweimal in die Wahllokale, sondern könnten alles in einem Aufwasch erledigen. Und nicht zuletzt: Weil durch die vielen Sozialkontakte bei der Durchführung der Wahl und der Abgabe der Stimmen zweifelsohne auch ein gewisses Corona-Infektionsrisiko besteht, wäre es gegenwärtig geradezu unverantwortlich, dies in kurzem Abstand zweimal hintereinander durchzuführen, statt einen einzigen Termin für Bürgerentscheid und Landtagswahl zusammen anzusetzen.

Auch das Argument, das Thema des Bürgerentscheids solle aus dem Landtagswahlkampf herausgehalten werden, ist schlicht absurd und offenkundig vorgeschoben. Denn die Positionierung zum Ankunftszentrum wird in Heidelberg auf jeden Fall ein Top-Wahlkampfthema zur Landtagswahl sein – ganz egal, ob der Bürgerentscheid nun am Tag der Landtagswahl oder kurz darauf stattfindet. Oder wird das politische Gedächtnis der Bürgerschaft wirklich so kurz eingeschätzt, dass sie nicht vier Wochen im Voraus denken könnten? Alle Parteien in Heidelberg werden sich unvermeidlich bereits zur Landtagswahl klar und eindeutig zum Thema des Bürgerentscheids positionieren müssen. Parteien, die ein derart leicht durchschaubares Foulspiel mitmachen würden, einen Bürgerentscheid in die Ferienzeit zu legen, werden bereits am Tag der Landtagswahl die Quittung für solche Spielchen bekommen. Selbstverständlich sind Wählerinnen und Wähler auch geistig in der Lage, zwischen ihrer Meinung zum Thema des Bürgerentscheids und ihrer Meinung zur Landespolitik zu unterscheiden, weshalb absolut nichts dagegenspricht, warum sie diese beiden Stimmen nicht am gleichen Tag abgeben sollten.

Die Vertrauenspersonen des Bürgerbegehrens rufen dazu auf, den demokratischen Anstand zu achten, Wahlen und Abstimmungen grundsätzlich nicht in die Ferienzeit zu legen, und einen offenen Dialog mit allen Beteiligten zu führen, statt durch Machtpolitik dubiose Wahltermine durchsetzen zu wollen.

gez.
Edgar Wunder

 

Rhein-Neckar-Zeitung 12.11.2020

 

 

E-Mail vom 23.11.2020:

Guten Abend beieinander, liebe Mitwirkende,

wir laden Euch herzlich zu einem Bündnistreffen ein. Damit möglichst viele daran teilnehmen können – wer an einem Tag verhindert ist, kann vielleicht an dem anderen dabei sein – , führen wir das Treffen zum gleichen Thema an zwei Tagen durch:

am Donnerstag, den 26.11., 18:30 Uhr und
am Mittwoch, den 2.12., 18:30 Uhr,

jeweils virtuell in einer Videokonferenz in Jitsi:
https://meet.jit.si/baff

oder über
Telefon +49.89.380.38719
PIN 722 070 056#

In der letzten Woche haben wir einige Nachrichten zum Ankunftszentrum für Flüchtlinge und zur Bebauung im Patrick-Henry-Village aus dem Gemeinderat und aus der Presse erhalten. Wir haben auch mit einigen Gemeinderäten sprechen können.

Morgen wird der Bürgerentscheid gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums im Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats als TOP 12 beraten. Herr Ministerialdirigent Schütze, Amtsleiter im Innenministerium Baden-Württemberg und zuständig für das Ankunftszentrum, wird hinzugezogen. Auf der Gemeinderatssitzung am 17.12. wird über die Zulässigkeit und über die Übernahme des Bürgerbegehrens entschieden.

Zeit für uns, dass wir unsere Informationen und Erfahrungen austauschen. Wir wollen uns auch überlegen, wie wir weiterhin in der Stadtöffentlichkeit präsent bleiben.

Leitet die Einladung gern an Interessierte weiter.

Viele Grüße
Dorothee Hildebrandt
für das Orga-Team

BAFF – Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt Heidelberg, Kontakt info@baff-phv-hd.de

 

Rhein-Neckar-Zeitung 24.11.2020

Statt einem gleich zwei Bürgerentscheide?

Volksabstimmung zum Ankunftszentrum: OB Würzner will Heidelbergern gleich zwei Fragen vorlegen

Von Denis Schnur

Eigentlich hat Oberbürgermeister Eckart Würzner langsam genug von Bürgerentscheiden. An diesem Dienstag befassen sich die Stadträte im Hauptausschuss (17.30 Uhr, Rathaus) bereits mit dem vierten Bürgerbegehren in seiner Amtszeit – dieses Mal geht es um die Verlagerung des Ankunftszentrums für Geflüchtete auf die Wolfsgärten bei Wieblingen. Bei den drei Initiativen davor kam es jeweils zum Bürgerentscheid, jedes Mal wurde der ursprüngliche Beschluss am Ende zurückgenommen.
Doch Würzner will auch diesmal wieder die Bürger entscheiden lassen – und zwar am besten gleich doppelt. Den Vorstoß der Wolfsgärten-Gegner, dem Bürgerbegehren einfach stattzugeben, lehnt er ab: „Das wäre doch der absolut undemokratische Weg“, sagt Würzner im Gespräch mit der RNZ. Dann hätten knapp 10 000 Bürger die Entscheidung für alle getroffen. „Jetzt sollte die gesamte Bevölkerung entscheiden.“
Dabei seien ihm jedoch zwei Dinge wichtig: Zum einen sollte die Beteiligung möglichst hoch sein, damit am Ende eine klare Aussage stehe. Deswegen will die Verwaltung allen Einwohnern proaktiv Briefwahlunterlagen zuschicken – um die Hemmschwelle nochmal zu senken. „Das können wir im Rahmen dieses Entscheids machen – wenn er nicht parallel zur Landtagswahl stattfindet.“ Zum anderen würde der OB es begrüßen, wenn der Gemeinderat selbst einen zusätzlichen Bürgerentscheid anstößt – das könnte er mit einer Zweidrittelmehrheit. Darin könnte die Bevölkerung gefragt werden, ob sie möchte, dass Patrick-Henry-Village (PHV) so entwickelt wird wie bislang geplant und beschlossen.
Hintergrund ist, dass die Wolfsgärten-Gegner das Areal als alternativen Standort vorschlagen. „Aber das wäre mit den Plänen für den Zukunftsstadtteil nicht vereinbar“, so Würzner. Dafür sei die Einrichtung schlicht zu groß und zu abgeschottet: „Dann hätten wir dort ein Ankunftszentrum mit ein wenig Wohnen und Gewerbe.“ Würzner könne sich nicht vorstellen, dass das der Wille der Bevölkerung sei. Wenn darüber jedoch parallel abgestimmt werde, ginge es bei dem Entscheid nicht nur darum, gegen ein Projekt zu sein. Die Bürger würden sich auch mit den Folgen auseinandersetzen. „Das fände ich nicht schlecht“, so Würzner.
Denn auch wenn der OB Bürgerbegehren als sinnvolles demokratisches Instrument sieht, mit dem Bürger Entscheidungen der Kommunalpolitik korrigieren können, hat er sich in den vergangenen Jahren auch über deren destruktiven Charakter geärgert: „Immer, wenn Projekte konkret werden, wendet sich ein Teil der Bürgerschaft dagegen“, beklagt er. Und häufig seien es vor allem diejenigen, die von den Plänen betroffen seien – wie beim Ankunftszentrum in Wieblingen.
Beim Bürgerbegehren gegen die Verlagerung der Einrichtung an den Rand Wieblingens haben tatsächlich überdurchschnittlich viele Wieblinger teilgenommen. Das ergab eine Auswertung der Stadt: „Dort haben 24 Prozent der Wahlberechtigten unterschrieben, in fast allen anderen Stadtteilen lag die Quote bei maximal neun Prozent“, so Würzner. Da spiele leider auch eine „Not in my backyard“-Einstellung (Deutsch: „Nicht in meinem Hinterhof“) eine Rolle – also der Wille, unbeliebte Einrichtungen möglichst weit weg von der eigenen Haustür anzusiedeln.
Deshalb diskutiere er mit seinen Kollegen im Städtetag darüber, ob das Quorum für Bürgerbegehren zu niedrig ist. „Ich bin großer Verfechter der parlamentarischen Demokratie“, betont das Stadtoberhaupt. Sie sorge dafür, dass gewählte Vertreter abwägen, was „der Stadt Bestes“ sei – und nicht nur Partikularinteressen vertreten. „Wenn die sich aber immer wieder in Bürgerentscheiden durchsetzen lassen, macht es das für uns politisch sehr schwierig.“

 

Gemeinsamer Stadtblattbeitrag am 16.12.2020 von SPD, Linke, BunteLinke, GAL, HiB und Die PARTEI

Dem Bürgerbegehren stattzugeben wäre die einfachste Variante und wird auch explizit durch die Gemeindeordnung ermöglicht. Die Grünen haben jedoch ihr NEIN bereits signalisiert. Dennoch werden wir den Antrag im Gemeinderat erneut stellen und hoffen auf ein Umdenken der Grünen. Es gilt zudem, sich detailliert mit dem Verfahren des Bürger*innenentscheids auseinanderzusetzen und entsprechende Beschlüsse im Gemeinderat am 17.12. hilfsweise vorzubereiten.

Gerne greifen wir die Idee des Oberbürgermeisters auf:

Die Bürger*innen sollen beim Bürger*innenentscheid Ankunftszentrum über den möglichen Standort Wolfsgärten UND per Ratsreferendum über PHV als Alternativstandort abstimmen.

Wir sehen die Kombination des Bürger*innenentscheides mit einem Ratsreferendum über den Alternativstandort PHV als eine gute Möglichkeit für die Heidelberger*innen, transparent und konstruktiv abzustimmen. Dies ist im Interesse aller Beteiligten und schafft Planungssicherheit.

D. h. im Klartext: Die Bürger*innen beantworten zwei Fragen:

Die erste, mit dem Bürgerbegehren festgelegt, lautet: „Sind Sie gegen eine Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge an das Autobahnkreuz auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche Wolfsgärten?“

Als weitere Frage des Ratsreferendums werden wir im Gemeinderat folgende, auf Vorschlag der Vertrauenspersonen, beantragen: „Für den Fall, dass die Frage [des Bürgerbegehrens; Anm. der Red.] mehrheitlich mit „JA“ beantwortet wird: Sind Sie für eine Integration des Ankunftszentrums für Flüchtlinge in dem neu zu entwickelndem Stadtteil PHV?“

Der Vorteil hierbei ist, dass beide ernsthaft im Gemeinderat vertretenen Positionen zur Abstimmung stünden und gleichrangig behandelt werden. Die Bürger*innen könnten somit dem Gemeinderat einen eindeutigen Auftrag erteilen.

Wie würde nun ein Ratsreferendum in der Praxis ablaufen? Hier liegt der Ball zuerst beim Gemeinderat – dieser müsste mit 2/3-Mehrheit, also 32 Rät*innen oder mehr, über das Ratsreferendum und die damit verbundene zweite Frage beschließen. Die Gleichrangigkeit der beiden Fragen sowie die Perspektive, damit eine endgültige Standortentscheidung mit größtmöglicher Bürger*innenakzeptanz zu treffen, könnte zu einem breiten Konsens im Gemeinderat für ein Ratsreferendum führen.

Wir brauchen eine breit akzeptierte Entscheidung zum künftigen Standort des Ankunftszentrums.

Um eine faire und transparente Entscheidung herbeizuführen, muss den Bürger*innen sofort klar sein, über was sie abstimmen – das ist mit der von uns und den Vertrauenspersonen vorgeschlagenen zweiten Frage gegeben. Gern hätten wir den Alternativstandort PHV bereits im Bürger*innenbegehren mit formuliert, doch hier waren uns rechtlich die Hände gebunden. Das Ratsreferendum ermöglicht dies nun.

Wir appellieren daher an die anderen Fraktionen und den Oberbürgermeister:

„Gehen Sie diesen Weg gemeinsam mit uns!“

“Stimmen Sie mit uns im Gemeinderat für ein Ratsreferendum mit eindeutiger Fragestellung für den Standort PHV!“

„Springen Sie über Ihren Schatten und stimmen Sie für den gemeinsamen Termin mit der Landtagswahl!“

Der gemeinsame Termin ist unter praktischen Gesichtspunkten die beste Lösung, liegt nicht in den Ferien und Ihr Argument, dass die Bürger*innen durch die einerseits versandte Wahlbenachrichtigung für die Landtagswahl und gleichzeitig versendeten Briefwahlunterlagen verwirrt sein könnten, ist doch nur ein vorgeschobenes.

Mit unseren Anträgen auf ein Ratsreferendum sowie einen gemeinsamen Termin mit der Landtagswahl schaffen wir für die Heidelberger*innen die Voraussetzungen für eine faire und transparente Abstimmung – jetzt liegt es v.a. an der Fraktion der Grünen, die mit ihren 16 Stimmen dem Bürger*innenbegehren stattgeben könnten oder zusammen mit uns eine 2/3-Mehrheit für ein Ratsreferendum ermöglichen könnten.

 

Rhein-Neckar-Zeitung 16.12.2020

 

Rhein-Neckar-Zeitung 17.12.2020

 

Rhein-Neckar-Zeitung 18.12.2020

 

21.12.2020

Gemeinsame Presseerklärung der Fraktionen SPD, DIE LINKE, sowie der Stadträt*innen von GAL, Bunte Linke, Heidelberg in Bewegung und Die PARTEI

Teilerfolg für das Bündnis Ankunftszentrum für Flüchtlinge und Flächenerhalt – Enttäuschung über das Abstimmungsverhalten der Grünen

Das Bürger*innenbegehren gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums für Geflüchtete auf das Areal „Wolfsgärten“ ist formal für zulässig erklärt – Hier wurde sowohl für die Initiator*innen des Bürger*innenbegehrens als auch für die unterstützenden Fraktionen im Heidelberger Gemeinderat ein wichtiger Teilerfolg erzielt. Nun können alle Heidelberger*innen direkt darüber entscheiden. Das freut uns!

Wir, die „Bündnisfraktionen“ SPD, DIE LINKE, GAL, Bunte Linke, Heidelberg in Bewegung und Die PARTEI bedauern aber, dass die anderen Fraktionen unserem Antrag, „dem Bürger*innenbegehren stattzugeben“ nicht gefolgt sind. Die Fraktion der Grünen hätte es in der Hand gehabt – mit ihren 16 Stadträt*innen! Hätten die Grünen mit uns gestimmt, wäre der Standort Wolfsgärten für die nächsten drei Jahre vom Tisch gewesen. „Der Gemeinderat hätte damit seine Entscheidung aus dem Juni revidiert. Dass ausgerechnet die Fraktion der Grünen dies mit Ihrem Nein verhindert hat, ist enttäuschend. Wir danken jedoch den wenigen grünen Stadträt*innen, die für unseren Antrag gestimmt haben.“ konstatierte SPD-Fraktionsvorsitzende Anke Schuster „Mitnichten sind die Grünen gegen die Wolfsgärten – genau das Gegenteil ist der Fall. Ihr Abstimmungsverhalten hat damit auch ihren eigenen Antrag entlarvt. Es ging ihnen nicht darum, den Beschluss der Wolfsgärten aufzuheben, um die Wolfsgärten zu verhindern, sondern nur darum die Wolfsgärten auf alle Fälle als möglichen Standort warm zu halten.“ Die Auffassung Schusters teilt auch die Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, Sahra Mirow.

Auch die großmundigen Worte des Fraktionschefs der Grünen im Vorfeld der Gemeinderatssitzung in der RNZ, „man setze auf Kooperation“, sind nur Augenwischerei. Zu keinem Zeitpunkt ist die Fraktion der Grünen auf uns zugekommen, um einen Kompromiss zu erarbeiten. Stattdessen haben sie ihren Vorschlag lediglich zeitgleich mit der Pressemitteilung an uns übermittelt. Einfach ein ganz schlechter Stil!

Dass die Grünen dann auch noch unseren Vorschlag auf ein Ratsreferendum abgelehnt haben, ist bezeichnend – so viel zur Stärkung direktdemokratischer Instrumente durch die Grünen. Mit der Zusatzfrage des Ratsreferendums „Sind Sie für eine Integration des Ankunftszentrums für Flüchtlinge in dem neu zu entwickelndem Stadtteil PHV?“ hätten die Bürger*innen die Gelegenheit gehabt, nicht nur einen Standort abzulehnen, sondern sich auch positiv für den Alternativstandort PHV auszusprechen.

Dass die Grünen schlussendlich auch noch gegen alle Termine gestimmt haben, die ein hohes Teilnahmequorum wahrscheinlich gemacht hätten, war für uns nur noch ein trauriger Höhepunkt des politischen Taktierens dieser neuen grünen Fraktion! Stadtrat Waseem Butt von Heidelberg in Bewegung: „Ich bin fassungslos, dass Grüne gemeinsam mit Konservativen für den Verfahrenstrick stimmen, den Bürger*innenentscheid in den Osterferien durchzuführen, damit eine möglichst geringe Wahlbeteiligung zustande kommt. Der schnellste, beste und finanziell günstigste Termin für einen Bürger*innenentscheid wäre der Termin der Landtagswahl gewesen.“

„Der beste Termin für einen Bürger*innenentscheid wäre der Termin der Landtagswahl gewesen. Dieser wurde jedoch wiederum von Grünen & Konservativen abgelehnt.“, sagte Björn Leuzinger von Die PARTEI, „das lässt an der Einstellung zu direktdemokratischen Instrumenten der Grünen doch sehr zweifeln.“

Gemeinsam mit der Bürgerinitiative werden wir die kommenden Monate nutzen, die Bürger*innen von unserer Position zu überzeugen, dass ein Ankunftszentrum in den DYNAMISCHEN Masterplan von PHV sehr wohl integriert werden kann und dies auch die beste Lösung für Menschen, Ökologie und Integration ist. Für uns ist klar: Es ist möglich, in einem agil ausgelegten Stadtteilskonzept wie das für PHV, eine Lösung zu finden, in der einerseits ein Ankunftszentrum und gleichzeitig ausreichend Wohn- und Gewerbefläche realisiert werden können – wenn man dies wirklich will.

 

Heftike Kritik an den Grünen – Wolfsgärten-Gegner „enttäuscht“ – Bürgerentscheid als „Teilerfolg“

Rhein-Neckar-Zeitung 21.12.2020

 

Im RNZ-Jahresinterview (RNZ 29.12.2020) geht OB Würzner auf den anstehenden Bürgerentscheid gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums in die Wolfsgärten ein. Die Vertrauenspersonen des Bürgerbegehrens nehmen zu seinen Äußerungen wie folgt Stellung:

• Würzner schlägt vor, die Abstimmungsfrage für den Bürgerentscheid um einen längeren Passus zu ergänzen, in dem begründet wird, warum keine andere Fläche als die Wolfsgärten in Frage käme. – Eine solche Ergänzung ist jedoch rechtwidrig.

Hätte das Bürgerbegehren einen solchen Passus enthalten, hätte es rechtlich zwingend für unzulässig erklärt werden müssen. Denn die Abstimmungsfragen dürfen bei Bürgerentscheiden keine Begründung enthalten, weil dies leicht einen manipulativen Charakter annehmen kann. Alle Erläuterungen und Begründungen stehen bei Bürgerbegehren in der Begründung, bei Bürgerentscheiden in der Informationsbroschüre zur Abstimmung. „Ich finde es erstaunlich, dass der Oberbürgermeister rechtswidrige Vorschläge unterbreitet. Er kennt sich offenbar mit den rechtlichen Vorgaben zu Bürgerentscheiden wenig aus“, erklärte Edgar Wunder, Vertrauenspersonen des Bürgerbegehrens und bei Mehr Demokratie e.V. zuständig für die landesweite Beratung von Gemeinden und Bürgerinitiativen zu Bürgerentscheiden.

• Würzner erklärte, die Wolfsgärten seien sogar als reguläres Wohngebiet möglich. – Fakt ist: Die Wolfsgärten sind im geltenden Flächennutzungs- und Regionalplan als Wohngebiet nicht zulässig. Sie sind planungsrechtlich lediglich als Gewerbegebiet erlaubt – und selbst für eine gewerbliche Nutzung nicht günstig. Das städtische Klimagutachten 2015 empfiehlt ausdrücklich, das Gebiet am Heidelberger Autobahnkreuz als Kaltluftschneise zu erhalten und nicht zu bebauen. Im städtischen Lärmgutachten weist dieses Areal höchste Lärm-Werte auf. Diese Pläne und Gutachten hat die Stadt Heidelberg selbst beauftragt, oder sie hat daran mitgewirkt. „Warum der Oberbürgermeister all das ignoriert und stattdessen nun ein Wohngebiet in die Diskussion bringt, obwohl er genau weiß, dass das planungsrechtlich dort gar nicht zulässig wäre, ist schwer nachvollziehbar“, erklärte Dorothee Hildebrandt als Vertrauensperson des Bürgerbegehrens.

• Würzner erklärte weiter, er werde nach einer Niederlage beim Bürgerentscheid dem Land mitteilen, dass Heidelberg keine andere Fläche habe. Gleichzeitig kritisierte er die Landtagsabgeordnete Theresia Bauer, dass sie sich in die Diskussion eingemischt und sich gegen die Wolfsgärten ausgesprochen habe. – Dazu ist festzuhalten: Welches Areal in Heidelberg für ein Ankunftszentrum bereitgestellt wird, entscheidet immer noch der Gemeinderat, nicht der Oberbürgermeister. Es ist das legitime Recht einer Landtagsabgeordneten, sich zum Standort von Landeseinrichtungen in ihrem eigenen Wahlkreis zu äußern. Wir erachten es – um den gleichen Begriff zu wählen wie der Oberbürgermeister – als „unerträglich“, dass Eckart Würzner hier die demokratischen Spielregeln nicht akzeptiert und die Rechte von Gemeinderat und Landtagsabgeordneten missachtet oder übergeht.

• Die Grünen werden von Würzner kritisiert, weil sie das Bürgerbegehren beachten und sich für eine Aufhebung der Beschlüsse zu den Wolfsgärten einsetzen. Sie sollten „Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen“. – Als ob das Reagieren auf den durch 10.000 Unterschriften zum Ausdruck gebrachten Bürgerwillen nicht verantwortungsbewusst sei und es nicht eine Entscheidung sei, den Bürgerwillen zu respektieren. „Die Worte Bürgerbeteiligung, Bürgerwillen, Bürgerschaft, Zivilgesellschaft usw. kommen im gesamten Interview gar nicht vor. Das ist alarmierend. Mit einer solchen Haltung kann man Heidelberg nicht dauerhaft repräsentieren“, erklären die Vertrauenspersonen. Stattdessen stellt Würzner im Interview die Heidelberger Bürgerinnen und Bürger als uninformierte, leicht manipulierbare und vorurteilsbehaftete Personen dar. Er unterstellt, die Unterstützer:innen des Bürgerbegehrens hätten die Wolfsgärten noch nie besucht und wüssten nicht, wovon sie reden. Dabei sollte ihm bekannt sein, dass z.B. die evangelische und katholische Flüchtlingsseelsorge im Herbst mehrere sehr gut besuchte Exkursionen in die Wolfsgärten durchgeführt hat. „Schon die Lautstärke zwischen Autobahnen und Bahntrasse ließ die Teilnehmenden hören, dass die Wolfsgärten kein Ort sind, an dem Geflüchtete zur Ruhe kommen können“, erklärt Sigrid Zweygart-Pérez, Flüchtlingspfarrerin in Patrick-Henry-Village und Vertrauensperson des Bürgerbegehrens.

• „Wenn 10.000 Unterzeichnende in der Stadt sich für einen Bürgerentscheid einsetzen, sollte ein Oberbürgermeister die Aufmerksamkeit und den Respekt gegenüber der Zivilgesellschaft aufbringen, sich auf Vorschläge, Argumente und Sorgen der Menschen einzulassen. Davon ist bei Eckart Würzner nichts zu spüren. Augen zu und durch ist aber heute kein gangbarer Weg mehr“, fügt Dorothee Hildebrandt hinzu.

„Wir bedanken uns bei jenen Fraktionen und Mitgliedern des Gemeinderats, die zu einem Dialog bereit sind, und die entweder für die Übernahme unseres Bürgerbegehrens gestimmt haben (SPD, Die Linke, GAL, Bunte Linke, Heidelberg in Bewegung, PARTEI), oder die sich für die Aufhebung des Standortbeschlusses Wolfsgärten ausgesprochen haben (Bündnis 90/Die Grünen).“, ergänzen die drei Vertrauenspersonen.

 

Rhein-Neckar-Zeitung 23.01.2021

 

Presseinformation der Stadt Heidelberg 25.01.2021

Ankunftszentrum: OB Prof. Würzner erbittet klare Aussage von Ministerpräsident Kretschmann

Will das Land Baden-Württemberg einen Neubau für sein Ankunftszentrum für Geflüchtete auf den Wolfsgärten oder nicht? Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner bittet Ministerpräsident Winfried Kretschmann in einem Brief, jetzt eine klare Aussage zu den Plänen des Landes zu geben. Zuletzt hatte die Heidelberger Landtagsabgeordnete und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer in einem Zeitungsinterview zum wiederholten Mal Zweifel an der Eignung der Fläche geäußert. „Es irritiert uns sehr, dass wir aus der Landesregierung so widersprüchliche Signale erhalten. Frau Ministerin Bauer hat mit ihrer Kritik ja die eigenen Kabinettskollegen getroffen. Ich wundere mich darüber, aber ich kann Differenzen am Stuttgarter Kabinettstisch nicht lösen. Das kann nur der Ministerpräsident. Ich habe ihn daher gebeten, eine klare Aussage zu machen, ob das Land den Neubau auf den Wolfsgärten realisiert. Angesichts des anstehenden Bürgerentscheids brauchen wir hier Verlässlichkeit“, so Prof. Würzner

 

Landtag hegt Zweifel an den Plänen des Innenministeriums

Rhein-Neckar-Zeitung 02.02.2021

 

Rhein-Neckar-Zeitung 06.02.2021

 

BAFF kritisiert OB Würzner

Rhein-Neckar-Zeitung 09.02.2021

 

Kein klares Signal von Kretschmann, so sieht es Stadtrat Michael Pfeiffer

Rhein-Neckar-Zeitung 12.02.2021:

 

01.03.2021:

Das „Bündnis für Ankunftszentrum , Flüchtlinge und Flächenerhalt (BAFF)“ hat die Landtagskandidaten zum anstehenden Bürgerentscheid befragt. Die Antworten sind per Viedeomitschnitt festgehalten.

Über diesen Link kommen Sie zu dem BAFF YouTube Kanal bzw. der Playlist:
https://www.youtube.com/watch?v=mTYZC9m7ijg&list=PLl11pkQnMx44iy7qUJJF9oEChFIWRHliT
Das heißt alle 5 Videos zu den 5 Fragen sind nach einander zu sehen.

Alternativ können Sie hier die einzelnen Videos anschauen:
Video Frage 1:
https://youtu.be/mTYZC9m7ijg

Video Frage 2:
https://youtu.be/xAukNYCSqR8

Video Frage 3:
https://youtu.be/jGWLjz3NZeU

Video Frage 4:
https://youtu.be/aUhIG-_HhXU

Video Frage 5:
https://youtu.be/S4bkHb791u8

 

Am 04.03. diskutierten Dr. Peta Becker von Rose, Ärztin im PHV, Jochen Winter, katholischer Flüchtlingsseelsorger, und Markus Rothfuß, Reg.präs. Karlsruhe, Leiter des Ankunftszentrums. Die Moderation hatte: Sigrid Zweygart-Pérez, ev. Flüchtlingsseelsorgerin.

Rhein-Neckar-Zeitung 08.03.2021:

 

Termine:

Den jeweilige link zu der Veranstaltung findet Ihr bald auf der Homepage www.ankunftszentrum-hd.de

4. März, 19 Uhr:
Anforderungen an ein Ankunftszentrum aus der Sicht regionaler Expert:innen, Teil I Es diskutieren Dr. Peta Becker von Rose, Ärztin im PHV, Jochen Winter, katholischer Flüchtlingsseelsorger, und Markus Rothfuß, Reg.präs. Karlsruhe, Leiter des Ankunftszentrums. Moderation: Sigrid Zweygart-Pérez, ev. Flüchtlingsseelsorgerin.

11. März, 19 Uhr: Geoökologische und biologische Aspekte der Bebauung der Wolfsgärten (Dr. Dorothee Hildebrandt und Cornelia Wiethaler)

Dienstag 16.03., 19 Uhr: Urban Innovation: Ankunftszentrum.
Zugang zum Zoom-Meeting; Meeting-ID: 836 0968 4058, Kenncode: 034044

Donnerstag 18.03., 16 Uhr: unsere Kundgebung auf dem Universitätsplatz

Donnerstag 18.03., 19 Uhr: Veranstaltung mit Kreichauf: „Nächste Ausfahrt Flüchtlingslager

18. März, 19 Uhr: Nächste Ausfahrt Flüchtlingslager—Heidelbergs geplantes Ankunftszentrum und die Folgen für Geflüchtete und Stadtgesellschaft, mit Dr. René Kreichauf, FU Berlin und Vrije Universiteit Brussel. Zugang zum Zoom-Meeting; Meeting-ID: 988 7143 9955, Kenncode: baff21
YouTube Link für den Livestream

Freitag 19.03., 18 Uhr: städtische Infoveranstaltung. Interessierte können sich über den Link auf www.heidelberg.de einwählen.

25. März, 19 Uhr: Anforderungen an ein Ankunftszentrum aus der Sicht regionaler Expert:innen, Teil II.

 

Rhein-Neckar-Zeitung 16.03.2021:

 

Rhein-Neckar-Zeitung 18.03.2021

 

Rhein-Neckar-Zeitung 22.03.2021

 

Rhein-Neckar-Zeitung 27.03.2021:

 

Rhein-Neckar-Zeitung 01. April 2021:

 

5. April 2021 www.die-stadtredaktion.de

/via bunte linke hd /

OB Würzner und Erster Bürgermeister Odszuck behaupten, das neue Ankunftszentrum könne nicht im neuen Stadtteil Patrick-Henry-Village (PHV) errichtet werden. Der Oberbürgermeister kündigt sogar an, solle der Bürgerentscheid gegen die Verlagerung in die Wolfsgärten erfolgreich sein, werde er dem Land mitteilen, in Heidelberg stehe keine Fläche für ein Ankunftszentrum zur Verfügung. Ein absichtliches Verwirrspiel. Über eine solche Frage entscheidet selbstverständlich der Gemeinderat, nicht der Oberbürgermeister, auch nicht der Baubürgermeister. Nur der Gemeinderat kann eine solche Entscheidung fällen. Nur er kann auf diesem Gebiet neues Baurecht schaffen. Und er kann selbstverständlich dort auch Gelände für ein neues Ankunftszentrum vorsehen.

Und Markus Rothfuß wird als Kronzeuge für die Wolfsgärten bemüht. Dabei hatte sich der Leiter des Landesankunftszentrums noch Anfang letzten Jahres in einem Interview mit der RNZ für PHV ausgesprochen. Eine Lösung hier sei möglich, so Rothfuß: „… würden wir eine Verlegung an einen Randbereich von PHV als mögliche Variante erachten“. Er sprach hierbei von 8 ha, die Fläche, die auf den Wolfsgärten vorgesehen ist. Mit geringfügig mehr Fläche sei dies sogar die Ideallösung.

 

Rhein-Neckar-Zeitung 05. April 2021:

 

Von Dorothee Hildebrandt 05.04.2021 via E-Mail:

In der Woche vor Ostern wurde mit allen Mitteln gegen uns ausgeholt, auch mit falschen Behauptungen. Wir hätten nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, als gebe es keine Alternativen. Es gibt immer Alternativen.

JA im Bürgerentscheid bedeute, das Ankunftszentrum habe keinen Platz in Heidelberg.

Von verschiedenen Aktiven wurde Ideen und Vorschläge vorgestellt, dass das Ankunftszentrum in Heidelberg bleiben kann, ohne an den Stadtrand abgedrängt zu werden. Es kann auch im Patrick-Henry-Village errichtet werden. Darüber muss der Gemeinderat nach einem erfolgreichen Bürgerentscheid neu entscheiden.

JA im Bürgerentscheid bedeute, dass nachher Wohnraum im PHV fehle.

Wir haben nachgewiesen, dass mit einem sparsamen Umgang mit Wohn- und Gewerbefläche und mit einem Schwerpunkt auf preisgünstigen Wohnungen mehr als 10.000 Einwohner:innen auf PHV leben können und das Ankunftszentrum dort stehen kann.

JA im Bürgerentscheid bedeute, dass Ackerflächen am westlichen Rand von Patrick-Henry-Village bebaut werden.

Fruchtbare Böden in den Wolfsgärten, im Gäulschlag und westlich des PHV werden abwechselnd zur Bebauung angeboten. Wenn wir uns konsequent für den Erhalt landwirtschaftlicher Flächen einsetzen, verhindern wir die Vernichtung von Ackerboden. Wer hindert die Planer daran, immer mehr Flächen zu verbrauchen, wenn wir jetzt fruchtbaren Acker preisgeben?

 

Faktencheck

• Die Stadt wird keine andere Fläche anbieten. Wenn die Wolfsgärten abgelehnt werden, wird es kein Ankunftszentrum in Heidelberg geben. (OB Würzner)

Fakt: Die Stadt ist nicht Herr Würzner. Die Stadt, das sind wir alle. Über den Standort Wolfsgärten und einen möglichen Verbleib im PHV wird in einem demokratischen Prozess entschieden, dazu gehört der Bürger:innenentscheid und alles, was danach stattfindet. Es obliegt nicht dem Oberbürgermeister, sondern der Stadtgesellschaft, dem Land eine Fläche für einen Standort des Ankunftszentrums anzubieten. Konkret: das Thema landet nach dem Bürgerentscheid auf jeden Fall wieder im Gemeinderat, und der hat alle Möglichkeiten, mit dem Thema neu umzugehen.

• Ein Ankunftszentrum in PHV beansprucht fast 30 ha, eine gute städtebauliche Entwicklung wird verhindert. (Veröffentlichungen der Stadt)

Fakt: Auf Patrick-Henry-Village wurde gar nicht nach einem geeigneten Standort für ein neues Ankunftszentrum gesucht: „Es gab dazu noch keinen Prüfauftrag.“ (Herr Müller vom Amt für Vermögen und Bau) Warum werden für ein Ankunftszentrum auf den Wolfsgärten 1,4 ha versiegelt, im PHV sollen 30 ha notwendig sein?

• Es gibt eine Machbarkeitsstudie (Odszuck).

Fakt: Es gibt keine. Diese wird vom Finanzministerium erst nach der Entscheidung über den Standort aufgrund des Bürgerentscheids bzw. eines Gemeinderatsbeschlusses erstellt (Rothfuss in den Digitalen Gesprächen der Stadt). Es gibt eine Baumassenstudie und einen Testentwurf eines Ankunftszentrum von Vermögen und Bau, unter dem steht: „… so wird es nicht aussehen.“ (RNZ 31.03.2021)

• Die Gebäude im Testentwurf für das Ankunftszentrum in den Wolfsgärten sind Ost-West ausgerichtet, so dass die Durchlüftung nicht behindert wird (Heidelberger in Stadtredaktion, 3.4.2021).

Fakt: Die Gebäude sind Nord-Süd ausgerichtet und blockieren die Kaltluftschneise. Zudem sieht der Testentwurf keine Lärmschutzwand vor, die ebenfalls eine Belüftung behindert. Ein Blick auf die Karte genügt.

• Die Wolfsgärten sind Siedlungsgebiet (Baubürgermeister Odszuck).

Fakt: Die Wolfsgärten sind Acker. Vor rund zwanzig Jahren wurde die Fläche als Gewerbegebiet ausgewiesen. Inzwischen ist die Sensibilität für die Klimakrise gewachsen. Das Klimagutachten Heidelberg von 2015 lehnt die Bebauung innerhalb des Autobahnkreuzes ab.

• Mit dem Bau von Holzmodulen wird der Boden nicht verdichtet (Odszuck).

Fakt: Die Bauten benötigen ein vom Statiker berechnetes Fundament, der Boden wird versiegelt (Auskunft des Herstellers Kaufmann Zimmerei).

• Heidelberg hat über Jahre nur 5-7 ha/Jahr Fläche im Durchschnitt versiegelt, daher darf es jetzt mehr Fläche beanspruchen (Klimabürgermeister Schmidt-Lamontain).

Fakt: Heidelberg hat von 1981 bis 2019 387 ha landwirtschaftlich Fläche zerstört, das sind über 10 ha/Jahr. 2019 sollen es 41 ha gewesen sein (Stat. Jahrbuch Heidelberg 2018/2019).

• Die Wolfsgärten liegen an einem Autobahnzubringer (Odszuck).

Fakt: Sie liegen am Autobahnkreuz Heidelberg (ein Blick auf die Karte genügt: Stadtplan Heidelberg) und an der viel befahrenen Bahnstrecke Mannheim/Heidelberg sowie am vielbefahrenen Grenzhöfer Weg.

• Nur bei extremen Wetterlagen macht sich der Westwind negativ in Wieblingen bemerkbar (Schmidt-Lamontain).

Fakt: Für die Durchlüftung der Stadt ist der Neckartalabwind, ein Ostwind, von Bedeutung. Das Abfließen des Ostwinds wird durch die Bebauung der Wolfsgärten behindert (Klimagutachten Heidelberg 2015).

• Ein hoher, blickdichter Zaun ist notwendig (Odszuck).

Fakt: Es gibt Landeserstaufnahmen in Nordbaden, die ohne oder mit einem niedrigen, durchlässigen Zaun auskommen. (Eggenstein-Leopoldshafen bzw. Christian-Griesbach-Haus in Karlsruhe)

• Die Aufenthaltsdauer der Bewohner/innen im Ankunftszentrum beträgt 6-8 Wochen (Verlautbarungen der Stadt, zuletzt Schmidt-Lamontain)

Fakt: Im Durchschnitt heißt, manche bleiben kürzer dort, andere länger, bis zu einem Jahr oder auch länger. Meistens sind in solchen Fällen medizinische Behandlungen notwendig, z.B. von Tuberkulose oder Traumata.

• Die Wolfsgärten sind gut an das öffentliche Verkehrsnetz angeschlossen. Der S-Bahnhof Wieblingen ist nur 1000 Meter entfernt.

Fakt: Stimmt. Im Durchschnitt befindet sich in Heidelberg alle 300 bis 400 Meter eine Haltestelle. Die Wolfsgärten sind also keineswegs gut angeschlossen.

• Rund 500 Mitarbeiter:innen fahren derzeit vor allem mit dem Auto zur Arbeit ins PHV. Steigen Sie auf die S-Bahn um?

Fakt: Für diejenigen, die mit dem Auto kommen, werden Parkplätze angeboten, für die Fahrradfahrer:innen Stellplätze, das engt den freien Platz in den Wolfsgärten weiter ein.

• Die Geflüchteten können mit dem Fahrrad fahren. ( Odszuck)

Fakt: Geflüchtete können sich weder ein Fahrrad kaufen noch im vrn-System ausleihen, denn sie haben weder einen Ausweis noch ein Bankkonto. Für von Stadt oder Land zur Verfügung gestellte Fahrräder müssten Geflüchtete eine Garantie gegen Schäden übernehmen, was die Finanzen der Geflüchteten übersteigt.

• Die Unterführung unter der Autobahn hindurch ist breit genug für zwei Fahrzeuge. Der Autobahnpfeiler soll verrückt, die Autobahnbrücke verlängert werden. (Odzuck in der Infoveranstaltung)

Fakt: Entgegenkommende Fahrzeuge müssen sich ausweichen, es gibt weder einen Gehweg noch einen Fahrradweg.  Für eine Erweiterung der Straße müsste der Bund die Brücke verändern. Der Brandschutz erfordert zwei sichere Zufahrten zum Gelände. Fahrradfahrer oder Fußgängerinnen dürfen hier nicht im Weg sein.

• Wenn das Ankunftszentrum nicht auf die Wolfsgärten verlagert wird, wird der Wohnungsbau gestoppt (Plakat der Stadt).

Fakt: Auf PHV wird immer noch nicht gebaut. Seit 7 Jahren stehen bezugsfertige Wohnungen leer. Jetzt beginnt die BImA, die ersten Wohnungen zu planen und bereitzustellen. Eine Verlagerung des ‚Ankunftszentrums in die Wolfsgärten dauert 7 Jahre (Innenministerium des Landes). Ein Umzug innerhalb des PHVs ist in kürzerer Zeit machbar. Wenn die Fläche des Ankunftszentrums zügig verringert werden soll, muss es im PHV umziehen. (Siehe auch Müller von Vermögen und Bau in der RNZ vom 1./2. April)

 

Rhein-Neckar-Zeitung 07.04.2021:

 

Leserbrief an die RNZ am 07.04.2021 von GAL Bezirksbeirätin Regine Buyer:

Klimaziele: Anspruch und Wirklichkeit

mit Interesse las ich die IBA-Nr.4 -Beilage in der Rhein-Neckar-Zeitung vom Osterwochenende. Da ist viel von moderner, zukunftsorientierter Architektur die Rede. Besonders gefallen hat mir dabei der Artikel von Prof. Rettich „Auf sicherem Boden?“, in dem er einen nachhaltigeren Umgang mit der nicht vermehrbaren Ressource Boden fordert und eine geringere Bodenversiegelung in der Klimakrise anmahnt. Leider kann ich dies in Heidelberg – speziell auch bei den Plänen der Stadtverwaltung für ein Ankunftszentrum für Geflüchtete – nicht erkennen. Dabei soll einmal mehr fruchtbares Land, die sog. Wolfsgärten versiegelt werden.

Liest man den IBA-Prospekt, wird genau davon abgeraten. Auch den Anforderung des lautstark verkündeten Klimanotstandes und den Heidelberger Nachhaltigkeitszielen werden diese Planungen in keiner Weise gerecht. Anspruch und Wirklichkeit klaffen hier weit auseinander. Auch das Ziel Heidelbergs, bis 2030 klimaneutral zu werden, wird so nicht erreicht.

 

Rhein-Neckar-Zeitung 08.04.2021:

 

Bitte nehmen Sie an der Abstimmung zum Bürgerentscheid teil und stimmen Sie mit JA!

Bitte gehen Sie am 11. April zur Wahl oder wählen Sie per Briefwahl.

Bis zum 21.03. werden an alle Bürger:innen die Briefwahlunterlagen für den Bürgerentscheid verschickt. Sie können per Post kostenfrei an die Stadt zurück geschickt werden. Sie müssen drei Tage vor der Wahl abgeschickt sein!

Hier geht es zum Flyer

Link zu einer RNF-Reportag vom 25. März

 

Rhein-Neckar-Zeitung 09.04.2021:

Beim Streitgespräch zwischen BI-Vertreterin und Bürgermeister wurde es hitzig

Ist ein Ankunftszentrum auf den Wolfsgärten alternativlos? Ein Streitgespräch zwischen Jürgen Odszuck und Dorothee Hildebrandt über Integration, Stadtplanung und heiße Luft.

„Sind Sie gegen eine Verlagerung des Ankunftszentrum für Flüchtlinge an das Autobahnkreuz auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche Wolfsgärten?“ Diese Frage sollen die Heidelbergerinnen und Heidelberger beim Bürgerentscheid am 11. April beantworten. Foto: Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Schon bei der städtischen Informationsveranstaltung zum Bürgerentscheid über das Ankunftszentrum waren sie heftig aneinandergeraten. Wenige Tage vor dem Showdown am Sonntag trafen Dorothee Hildebrandt, Vertrauensperson des Bündnisses gegen die Verlagerung auf die Wolfsgärten, und Jürgen Odszuck, Erster Bürgermeister der Stadt, wieder aufeinander. Im digitalen RNZ-Streitgespräch wurde es ebenfalls schnell hitzig. Zwischen Spitzen und Vorwürfen wurden jedoch auch Argumente ausgetauscht. Einig waren sich die beiden Protagonisten dabei so gut wie nie.

> Dorothee Hildebrandt (62) ist eine der drei Vertrauenspersonen beim Bürgerbegehren gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums auf die Wolfsgärten. Die Geographin, Geologin und Software-Trainerin hatte 2019 für die Grün-Alternative Liste bei der Gemeinderatswahl kandidiert. Ihr 2015 verstorbener Ehemann Dietrich Hildebrandt saß von 1996 bis 2001 für die Heidelberger Grünen im Landtag. Foto: privat

> Jürgen Odszuck (50) ist seit 2016 Erster Bürgermeister der Stadt Heidelberg und als Dezernent für die Bereiche Stadtentwicklung und Bauen zuständig. Der studierte Diplom-Ingenieur wurde damals auf Vorschlag der CDU-Fraktion gewählt. Vor seinem Amtsantritt war er sechs Jahre lang Erster Stadtrat der Stadt Kronberg im Taunus und auch dort für Stadtplanung und Bau zuständig. Foto: Rothe

Angenommen, die Mehrheit der Heidelberger stimmt am Sonntag mit „Nein“, also für die Verlagerung des Ankunftszentrums. Wie sähen die Wolfsgärten in zehn Jahren aus, Herr Odszuck?

Odszuck: Es wäre ein Areal, das klar abgegrenzt ist und keine großen Zäune braucht. Es wäre stark nach innen orientiert und grün mit Wohn- oder Aufenthaltsgebäuden, die sich um kleine Innenhöfe gruppieren. Dort können sich kleine Gemeinschaften bilden – wenn auch nur für kurze Zeit. Man hat die Chance, seine „Nachbarn“ kennenzulernen. Man kann dort eine überschaubare Community schaffen, die ein gutes erstes Erlebnis in unserem Land ermöglicht.

Hildebrandt: Das Wesentliche, das da für mich rauskommt, ist: Die geflüchteten Menschen bleiben dort unter sich. Die Stadtverwaltung wird nicht müde zu betonen, dass es nicht um Integration gehe. Wir können uns über Böden, Holzbau oder „Autobahnzubringer“ unterhalten, aber der Knackpunkt bleibt: Geht es um Integration? Wenn man die Frage wissenschaftlich betrachtet oder sich mit Mitarbeitenden, Engagierten und Geflüchteten im Ankunftszentrum unterhält, wird klar: Integration ist nicht aufschiebbar, sie ist vom ersten Tag an sinnvoll.

Odszuck: Und schon nach der ersten Frage kritisieren Sie Prozesse, die die Stadt gar nicht verantwortet. Den Betrieb des Zentrums organisiert das Land. Aber ja, die Integration in eine Gesellschaft ist in wenigen Wochen schwer vorstellbar. Nehmen wir an, man würde das auf PHV versuchen und es wäre voll aufgesiedelt – dann wohl nur mit 7500 Menschen. Die sollen dann die Integrationsleistung von etwa 35.000 Flüchtlingen pro Jahr erbringen. Kann das echte Integration sein?

Hildebrandt: Sie werfen mit Zahlen um sich, die man nicht nachvollziehen kann. Erstens sind Geflüchtete auch Bewohner von PHV. Zweitens gibt es bisher kein Wohnraumkonzept für PHV. Da wären viel mehr Einwohner möglich. Viel wichtiger ist aber, was im Ankunftszentrum passiert. Es wird eingeteilt: Wer wahrscheinlich bleiben darf, kommt schnell in die Anschlussunterbringung; wer vermutlich abgeschoben wird, in eine andere Landeserstaufnahme. Das dauert Wochen. Und dafür baut man jetzt Gebäude auf die grüne Wiese vor der Stadt!

Odszuck: Die Zahlen sind korrekt, ich weiß nicht, was Sie da anzweifeln. Die Stadt hat keinen Einfluss darauf, wie das Land seine Erstaufnahme konzipiert. Ich kann nur Einfluss darauf nehmen, eine gute Qualität zu gewährleisten, wenn hier eine Einrichtung gebaut wird. Das mache ich gerne.

Frau Hildebrandt, wäre nicht jeder Neubau eine Verbesserung? Und die Wolfsgärten dann die schnellste Lösung?

Hildebrandt: Der Neubau auf den Wolfsgärten würde mindestens sieben Jahre dauern. Die Einrichtung auf PHV zu verbessern, kann viel schneller gehen. Das Land hat signalisiert, dass es sich nach den Vorgaben aus Heidelberg richtet, und wir wollen als Stadtgesellschaft Geflüchtete in ein städtisches Umfeld aufnehmen – in ein Ankunftszentrum, das dieser Bezeichnung gerecht wird. Mehr als 10.000 Unterschriften für das Bürgerbegehren haben das deutlich gemacht. Aber die Stadtverwaltung legt einer Integration nicht nur Steine in Weg, sie macht sie so unmöglich.

Odszuck: Sie erheben hier den Anspruch, den gesellschaftlichen Willen der Stadt zu vertreten. Aber Sie können nur Ihren eigenen Willen vertreten, während mein Auftrag ist, den gemeinderätlichen Willen zu vollziehen. Der ist das Abbild der Stadtgesellschaft. Und da gab es eine klare Mehrheit für die Wolfsgärten. Auch Ihre Behauptung, das Land möchte eine integrationsfeindliche Einrichtung machen, ist einfach falsch. Es möchte eine günstig liegende, Schutz bietende, auf realistischen Einschätzungen basierende Erstaufnahme verwirklichen. Das ist doch nicht integrationsfeindlich.

Herr Odszuck, fänden Sie es nicht auch reizvoll, wenn in PHV in einigen Jahren ein integrativer Stadtteil entstünde und das Ankunftszentrum wäre Teil davon?

Odszuck: Auf den ersten Blick vielleicht. Schaut man aber genau hin, wird es schwierig. Das ist auch die Lernkurve, die wir durchlaufen mussten. Natürlich haben wir uns mit dieser Frage beschäftigt. Wenn wir aber die Konzeption des Landes, die ja ein abgeschlossenes Areal vorsieht, ernst nehmen, kann man versuchen, das auf acht Hektar unterzukriegen – wie wir es auf den Wolfsgärten machen. Auf PHV ist das sehr schwierig. Man müsste, wenn es nicht größer werden soll, ein Areal komplett frei räumen. Man sieht das gut an dem, was die SPD vorgelegt hat. Nach der Landeskonzeption reicht das vielleicht für 700 Plätze, aber auf keinen Fall für 2000.

Frau Hildebrandt, wie könnte man das Zentrum in PHV umsetzen?

Hildebrandt: Mit der Klärung dieser Frage hätte man die IBA beauftragen können. Dies hat die Stadt unterlassen, obwohl es bis Anfang 2020 im Gemeinderat eine große Mehrheit gegen die Wolfsgärten gab. Auch im Umfeld der IBA wurde die Integration des Ankunftszentrums in PHV diskutiert. So hat auch der IBA-Chef Prof. Braum im Juni letzten Jahres in der RNZ gesagt, städtebaulich sei das kein Problem. Wir haben schon früh gefragt, wie eine Verlagerung innerhalb von PHV möglich wäre. Aber die Stadtspitze sagt nur „Nein, nein, nein! Es gibt einen Beschluss. Es gibt keine Alternative.“ Sie verzögert damit die Entwicklung von PHV. Nichts ist alternativlos.

Herr Odszuck, warum hat man nicht mal die IBA beauftragt, zu schauen, wo man das Zentrum auf PHV unterbringen könnte – und was die Folgen wären?

Odszuck: Wir haben für PHV ein bundesweit beachtetes Konzept hervorgebracht in Zusammenarbeit mit der IBA und vielen Experten. Eine zentrale Aussage ist, dass man einen solchen Stadtteil nur gut entwickeln kann, wenn man in all seinen Gliedern ein gutes Miteinander findet. Ich könnte mir sofort vorstellen, dass man eine Landeserstaufnahme als wirklich auf Integration ausgerichtetes Konzept macht, indem man in jedes Baufeld Gebäude einstreut. Das Problem ist: Das ist nicht das Konzept des Landes. Wenn ich mich danach richte, kann ich das Zentrum nur als Satellit irgendwohin setzen. Es würde auf PHV immer wie ein gelandetes Ufo wirken.

Hildebrandt: Wieder nur „Nein, nein, nein!“. Markus Rothfuß, der Leiter des Ankunftszentrums, sagte, dass Kontakte zur ansässigen Bevölkerung wichtig sind. Aber es sei nun mal in dieser Konstellation nicht möglich – und diese Konstellation hat die Stadtspitze vorgegeben. Das Land hat bis vor einem Jahr sehr wohl die Möglichkeit gesehen, dass das Zentrum in PHV bleibt, und dies auch öffentlich geäußert.

Odszuck: Herr Rothfuß hat vor allem gesagt, dass er am Standort Wolfsgärten nur Vorteile sieht. Und wer soll eigentlich diese Stadtspitze sein? Ist es nicht viel mehr der Gemeinderat? Er hat diese Entscheidung getroffen – und zwar nach sorgfältiger Abwägung.

Herr Odszuck, Ihnen wird vorgeworfen, es gehe eher darum, dass das Ankunftszentrum Investoren abschrecken könnte. Könnten Sie es sich im Stadtteil PHV vorstellen, wenn dieser größer wäre?

Odszuck: Wenn PHV entsprechend erweitert werden könnte, wäre es denkbar, das Zentrum so zu setzen, dass der Masterplan umsetzbar wäre. Aber fänden Sie es gut, wenn wir diesen tollen Plan umsetzen – und dahinten ist dann ein Zaun und dahinter die Landeserstaufnahmeeinrichtung? Ich weiß nicht, ob das eine gute Lösung wäre. Uns geht es um gesellschaftliches Miteinander – das ist darauf angewiesen, dass man seine Nachbarn kennt. Wenn das 35.000 neue Gesichter pro Jahr sind, tue ich mich schwer.

Frau Hildebrandt, 35.000 verschiedene Nachbarn im Jahr. Kann so Integration funktionieren?

Hildebrandt: Natürlich sind auch kürzere Bekanntschaften in unserem Leben wichtig. Es geht um die Frage, wie wir die Geflüchteten aufnehmen wollen oder ob sie unsichtbar sind. Das ist die Trennung, die die Stadt vorantreibt, um in PHV einen angeblich homogenen Stadtteil zu entwickeln. Aber der Masterplan kann auch das Gegenteil. Das „dynamisch“ wird ja gern unterschlagen. Den Plan kann man anpassen.

Sie werfen der Stadt vor, sie wolle Geflüchtete an den Rand der Gesellschaft drängen. Gleichzeitig hält der OB den Wieblingern vor, nur gegen die Wolfsgärten zu sein, weil sie das Ankunftszentrum nicht in ihrer Nähe wollten.

Hildebrandt: Dieser Vorwurf hat manche Wieblinger sehr getroffen. Bei der Unterschriftensammlung sagte eine Frau zu mir: Ich würde gerne unterschreiben, aber dann kommt Würzner und erhebt den Vorwurf: Not in my Backyard – nicht in meinem Hinterhof. Das macht er auch schon für die zukünftigen Bewohner des PHV, weil sie das angeblich auch nicht wollen. Ich glaube, dass die Stadtgesellschaft viel weiter ist. Es gibt Beispiele, die zeigen, dass auch in kurzer Zeit ein gutes Miteinander möglich ist, dass beiderseits Vorbehalte abgebaut werden. Ich habe die Wieblinger nicht als ablehnend erfahren. Zudem gehören die Wolfsgärten gar nicht zu Wieblingen. Das ist ein Acker am Autobahnkreuz. Schon deshalb ist der Vorwurf unsinnig.

Odszuck: Es wird immer gesagt, die Wolfsgärten seien abgelegen. Aber zum nächsten Siedlungsbereich ist es viel näher als von PHV. Und ich glaube nicht, dass die Heidelberger ein Ankunftszentrum auf den Wolfsgärten aus den Augen verlieren würden. Da unterschätzen Sie die Bürgerschaft. Die Ehrenamtlichen und natürlich auch die Verwaltung würden sich weiter genauso um die Geflüchteten kümmern.

Hildebrandt: Im PHV entsteht eine neue eigenständige Siedlung. Wo bitte könnte man ein Ankunftszentrum besser integrieren? Gleichzeitig sagen Sie Dinge wie: Die Leute können mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren. Das ist so weit weg von der Wirklichkeit der Geflüchteten. Um Leihräder zu nutzen, braucht man ein Bankkonto, das haben die Geflüchteten nicht. Wenn das Ankunftszentrum zu weit außerhalb ist, sollen die Geflüchteten Fahrrad fahren. Mir sagte jemand, das sei wie das Argument von Marie Antoinette: Das Volk hat kein Brot? Dann soll es Kuchen essen.

Herr Odszuck, wie soll das klappen mit den Fahrrädern?

Odszuck: Indem sie einfach ein Fahrrad vor die Tür gestellt bekommen. Wie viele Heidelberger haben bereits ihre alten, aber gut nutzbaren Fahrräder gespendet?

Kürzlich wurde das Airfield als Alternative ins Gespräch gebracht. Das Areal ist versiegelt und liegt nicht so weit weg vom Pfaffengrund. Warum bauen wir es denn nicht dorthin, Herr Odszuck?

Odszuck: Der Vorschlag begründet sich genauso auf dem Prinzip Hoffnung wie PHV. Es ist der verzweifelte Versuch, Alternativen auf den Tisch zu bringen. Ich sag’ Ihnen, was passieren würde, wenn die Wolfsgärten nicht kämen: Wir würden die nächsten 15 Jahre diskutieren – wie beim Betriebshof. Ist ein Standort nicht konsensfähig, wird der nächste vorgeschlagen. Selbstverständlich kann man darüber diskutieren – oder wieder über den Gäulschlag oder den Recyclinghof. Aber das bringt uns nicht weiter. Weiter brächte uns, wenn wir die gute Lösung, die wir vor der Nase haben, nutzen würden. Das Land hat gezeigt, es geht. Und die Stadt hat gezeigt, es geht in guter Qualität. Jeder andere Vorschlag wird die gleichen Widerstände erzeugen.

Hildebrandt: Der Vorschlag zeigt – wie der der SPD –, dass es Bemühungen in der Zivilgesellschaft gibt, es anders zu machen, Geflüchtete nicht an den Stadtrand zu drängen. Ob das Airfield die Lösung ist, weiß ich nicht. Im letzten Sommer war dort eine Stimmung wie auf dem Tempelhofer Feld. Da haben Leute gepicknickt, sind Inliner gefahren, haben sich getroffen. Man kann auch Dinge einfach mal lassen, wie sie sind. Aber diese Offenheit – und nicht nur „Nein, nein, nein“ – die weiß ich sehr zu schätzen.

Sie kritisieren ja nicht nur, dass der Standort Wolfsgärten Geflüchtete ausgrenze, sondern auch, dass er aus geoökologischen Gründen schlecht sei.

Hildebrandt: Genau, deshalb ist er auch alles andere als eine gute Lösung. Der Ackerboden dort ist sehr gut und die Fläche wichtig, damit an heißen Tagen kalte Luft entsteht.

Odszuck: Sie tragen das immer so als Glaubensbekenntnis vor sich her. Beleuchtet man diese Punkte aber, zeigt sich, dass sie nicht greifen. Etwa die Kaltluft: Der Wind kommt aus dem Neckartal und fließt nach Westen. Westlich der Wolfsgärten ist aber nichts, was er kühlen müsste. Außerdem: Glauben Sie wirklich, dass Gebäude mit vier Geschossen eine größere Barriere darstellen als der Grenzhöfer Weg mit seinem Damm?

Hildebrandt: Der Neckartalabwind trägt die wärme- und teilweise schadstoffbelastete Luft aus der Kernaltstadt. Wir wissen, dass schon eine zwei- bis vierstöckige Bebauung eine Rauigkeit auslöst, die den Wind aufhält. Das passiert bereits in Bergheim und der Weststadt. Der Luftstrom fließt dann über den Neckar und über das Autobahnkreuz hinweg. Im Klimagutachten der Stadt heißt es: „Deswegen sollte das Umfeld des Autobahnkreuzes“, das selbst schon eine Hitzeinsel darstellt, „nicht bebaut werden.“

Odszuck: Das steht da nicht drin.

Hildebrandt: Doch, schauen Sie nach. Wir haben Ihnen das alles zukommen lassen. Aber Sie recherchieren ja nicht.

Odszuck: Das stimmt nicht. Die Karte in Ihrem Vortrag widerspricht Ihrer Argumentation. Ist Ihnen das gar nicht aufgefallen?

HINTERGRUND: Das steht im Klimagutachten: Im Anhang B zum städtischen Klimagutachten von 2015 heißt es über den Bereich westlich der A5 und südlich der A656, der sich bis Mannheim zieht und zu dem die Wolfsgärten gehören: „Die Flächen haben eine vorwiegend geringe bioklimatische Bedeutung, da sie lediglich im Osten einen direkten räumlichen Bezug zu den bioklimatisch belasteten Siedlungsflächen von Wieblingen, Pfaffengrund und Eppelheim aufweisen.“ Das Gutachten bezeichnet aber gleichzeitig die Verlängerung des Neckars von Wieblingen über das Autobahnkreuz und die Wolfsgärten bis Mannheim als „klimaökologisch bedeutsame Landschaftsachse“, deren Vernetzung gewährleistet bleiben sollte. Da das Umfeld des Autobahnkreuzes eine „Engstelle“ darstelle, empfehlen die Autoren: „Auf eine Bebauung in diesem Bereich sollte daher verzichtet werden.“ Eine Aussage dazu, ob Gebäude erst ab einer bestimmten Höhe relevant sind, trifft das Gutachten nicht. (dns)

Wollen Sie das einfach kurz erläutern?

Odszuck: Die klimaökologische Karte im Vortrag von Frau Hildebrandt berücksichtigt das Grundstück so überhaupt nicht. Wenn Sie zudem schauen, wie hoch die Autobahn und der Grenzhöfer Weg liegen, merken Sie, dass die höchsten Gebäude, die dort geplant sind, nicht drüber ragen. Die Wolfsgärten liegen in einer Senke, über die die kalte Luft einfach drüber streicht.

Hildebrandt: Im Anhang B des Klimagutachtens steht als Empfehlung genau diese Feststellung. Bei Wieblingen macht der Neckar einen Schwenk nach Norden, aber Wind weht nicht um die Kurve. Deswegen bläst dieser relativ kräftige Wind durch die Kaltluftschneise über das Autobahnkreuz hinweg. Wenn wir in den Wolfsgärten dicht machen, staut sich die Luft und das hat Auswirkungen auf Wieblingen, Eppelheim, den Pfaffengrund und – wie im Klimagutachten steht – in extremen Wetterlagen auch auf die Kernstadt.

Odszuck: Wie Sie sagen, liegen die Wolfsgärten in einer Senke und sind ein gutes Stück vom Neckarknick entfernt, dazwischen ist etwa das SRH-Gelände. Das sind ganz andere Strömungshindernisse. Das führt dazu, dass die Luft in andere Höhenschichten eintritt. Schon ein Blick auf den Stadtplan zeigt, wie merkwürdig die Diskussion ist.

Hildebrandt: Kühle Luft ist dichter, daher sinkt sie in die Mulde der Wolfsgärten ab. Sie tritt nicht in irgendwelche Höhenschichten ein.

Zum Abschluss hätte ich gerne von Ihnen beiden eine Prognose, wie der Entscheid ausgeht.

Odszuck: Ich traue unserer Bürgerschaft durchaus zu, sich ein differenziertes Bild zu illusorischen Integrationsvorstellungen zu machen. Und dann denke ich, bestehen gute Chancen, dass der Bürgerentscheid ein „Nein“ zum Ergebnis haben wird.

Hildebrandt: Die Stadtverwaltung setzt enorme Mittel ein, um uns zu bekämpfen. Wir haben nur unser eigenes Geld und unsere Freizeit. Von daher könnte die Kampagne der Stadt Wirkung entfalten. Aber ich setze auf die Klugheit, das Engagement und die Empathie der Bevölkerung und halte deshalb eine Mehrheit für möglich, die gegen die Bebauung der Wolfsgärten mit „Ja“ abstimmt.

Info: Die wichtigsten Fakten zum Bürgerentscheid lesen Sie hier.

 

 

Sensationelles Ergebnis! Ganz klares Votum gegen die Wolfsgärten!

Unsere Stadträtin Judith Marggraf kommentierte den Wahlsieg gestern mit den Worten: „Das Ergebnis ist sensationell. Ein großer Dank an eine weltoffene und kluge Heidelberger Stadtgesellschaft!“

Wir ergänzen: ein ganz großes Dankeschön an Dorothee Hildebrandt und Ihre Mitstreiter*innen für Ihren sachlichen, engagierten und unermüdlichen Einsatz!

Rhein-Neckar-Zeitung 12.04.2021:

 

 

Presseinformation der Stadt Heidelberg vom 11.04.2021:

Bürgerentscheid gegen Verlagerung des Ankunftszentrums erfolgreich

Der Bürgerentscheid am 11. April gegen die Verlagerung des Landes-Ankunftszentrums für Geflüchtete auf die Wolfsgärten war erfolgreich. 70,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten mit „Ja“ gegen einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss aus dem vergangenen Jahr. Mit 30.496 Stimmen für diese Position wurde auch das sogenannte Quorum von mindestens 21.841 Stimmen erreicht. Damit ist der Gemeinderatsbeschluss vom Juni 2020 aufgehoben. Das Gremium hatte damals einer Verlagerung des Ankunftszentrums des Landes auf die Wolfsgärten zugestimmt.

Für die Verlagerung des Zentrums hatten 12.868 Wahlberechtigte bzw. 29,7 Prozent gestimmt. Die Wahlbeteiligung betrug 39,86 Prozent.

Der Bürgerentscheid richtete sich gegen eine Verlagerung des Ankunftszentrums für Geflüchtete, welches das Land Baden-Württemberg derzeit im Patrick-Henry-Village (PHV) betreibt, auf die Fläche Wolfsgärten in Wieblingen. Der Heidelberger Gemeinderat hatte im Juni 2020 einen Masterplan für die Entwicklung von PHV zu einem modernen Stadtteil für 10.000 Einwohner beschlossen. Um dem provisorisch auf PHV eingerichteten Ankunftszentrum eine sichere Zukunft in Heidelberg zu geben, hatte der Gemeinderat einer Verlagerung der Einrichtung auf die Wolfsgärten zugestimmt.

Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner verkündete das vorläufige amtliche Endergebnis um 19.33 Uhr pandemiebedingt per Livestream aus dem Neuen Sitzungssaal des Heidelberger Rathauses. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei 39,86 Prozent. 43.364 Bürgerinnen und Bürger gaben eine gültige Stimme ab. Davon votierten 12.868 (29,7 Prozent) mit „Nein“ auf die Frage „Sind Sie gegen eine Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge an das Autobahnkreuz auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche Wolfsgärten?“. 30.496 (70,3 Prozent) kreuzten das „Ja“ auf dem amtlichen Stimmzettel an.

 

Dorothee Hildebrandt, Sprecherin des BAFF, schreibt per E-Mail (12.04.2021): „Die politische Kraft des bürgerschaftlichen Engagements, das in dem Ergebnis zum Ausdruck kommt, ist großartig und ermutigend. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank an alle für Gemeinsamkeiten, Auseinandersetzungen und Vorschläge, für Euren Einsatz und für Eure Unterstützung. Der Erfolg des Bürgerentscheids liegt in unserem breiten Bündnis. Vielen Dank auch für die Glückwunsche, die uns erreicht haben. Wir können sie nur zurückgeben.“

 

 

Rhein-Neckar-Zeitung 19.04.2021:

Nach Bürgerentscheid
Bündnis will weiter aktiv bleiben

„Klares Bekenntnis zu PHV“

Heidelberg. (dns) Auch nach dem Erfolg beim Bürgerentscheid will das Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt (BAFF) aktiv bleiben: „Das großartige Ergebnis im Bürgerentscheid gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums in die Wolfsgärten ermutigt uns, als Bündnis zusammenzubleiben“, schreibt Sprecherin Dorothee Hildebrandt in einer Pressemitteilung. „Unsere Argumentation auf der Basis von Wissen und Fakten hat Menschen überzeugt, hat uns Respekt und Sympathie eingebracht. Unsere Expertise und unsere Erfahrungen werden wir in die gesellschaftliche Diskussion um ein gutes Ankunftszentrum in Heidelberg, um Flächenerhalt und um preisgünstigen Wohnraum einbringen.“

Das Bündnis begrüße, dass alle Beteiligten sich dafür aussprechen, dass das Ankunftszentrum in Heidelberg bleibt. Aus rechtlichen Gründen habe man beim Bürgerentscheid nur fragen können, ob die Bevölkerung gegen die Verlagerung in die Wolfsgärten sei – man habe jedoch bei jeder Gelegenheit deutlich gemacht, dass man das Ankunftszentrum in Patrick-Henry-Village baulich und sozial integrieren möchte. Das Bündnis ist deshalb überzeugt: „Der Bürgerentscheid ist ein Votum für ein Ankunftszentrum in PHV, für den Erhalt der Ackerflächen und für die Errichtung von günstigem Wohnraum.“

Verlagerung des Ankunftszentrums PHV

Argumentationen und Gegenargumentationen zur Verlagerung des Ankunftszentrums PHV

(Anmerkung: diese Zusammenstellung wurde vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg gelobt, was uns natürlich sehr freut, und ist auf deren Seite verlinkt: Flüchtlingsrat Baden-Württemberg unter Aktuelles vom 05.06.2020 – Argumente und Petition gegen Ankunftszentrum in den „Wolfsgärten“)

Argumentation der Grünen wie sie an die Seebrücke und an ASYL Ak gingen von Dr. Dorothea Kaufmann im März 2020 :

Die Grüne-Fraktion hat sich über Wochen intensiv mit einem möglichen Standort für das Ankunftszentrum beschäftigt. Bei Vor-Ort-Terminen und in zahlreichen Gesprächen u.a. mit Verantwortlichen des Ankunftszentrums und Vertreter*innen der IBA haben sich die grünen Stadträt*innen ein Bild von der aktuellen Lage gemacht. Außerdem hat die Fraktion zahlreiche Gespräche mit Bürgern*innen, Landwirt*innen, Vertreter*innen der Stadtteilvereine und Fachleuten geführt.

Für eine sachliche und konstruktive Debatte ist eine fundierte Faktenbasis unentbehrlich. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, was die Aufgabe eines Ankunftszentrums ist. Ein Ankunftszentrum ist nicht das gleiche wie die dezentrale Unterbringung von Geflüchteten. Es ist die erste Anlaufstelle für Geflüchtete, wo sie registriert werden, medizinisch behandelt werden und ihren Asylantrag stellen. Die meisten Geflüchteten bleiben nur wenige Wochen dort. Danach werden sie weiter in dezentrale Anschlussunterbringungen verteilt. Es geht bei einem Ankunftszentrum deshalb nicht um Integration. Das ist allein schon deshalb nicht möglich, weil ein Ankunftszentrum zur Sicherheit für die Geflüchteten (hier sind auch besonders vulnerable Geflüchtete untergebracht) ein baulich geschützter Bereich ist, wo Externe nicht einfach ein- und ausgehen dürfen.

Das Ankunftszentrum soll in Heidelberg bleiben, das ist im Heidelberger Gemeinderat Konsens. Es gilt als deutschlandweit vorbildlich, vor allem aufgrund der sehr guten internen Organisation und der ehrenamtlich stark engagierten Heidelberger Stadtgesellschaft. Hauptamtliche und Freiwillige haben eine stabile Struktur geschaffen, die unabhängig vom Standort innerhalb Heidelbergs funktioniert. Unsere Willkommenskultur hat sich trotz der Unterbringung in maroden Gebäuden auf einem verlassenen Kasernengelände weitab von der Kernstadt auf ein einzigartig hohes Qualitätsniveau entwickelt, weil Menschen sich mit Herz und Sachverstand engagieren – losgelöst von baulichen Gegebenheiten. Deshalb ist auch die Landesregierung Baden-Württemberg extrem zufrieden mit diesem Ankunftszentrum und hat ein starkes Interesse daran, dass es in Heidelberg verbleibt. Hierzu herrscht Konsens zwischen Heidelberg und dem Land.

Warum kann das Ankunftszentrum nicht auf Patrick Henry Village (PHV) bleiben? Der erste Grund liegt in den baulichen Vorgaben für ein Ankunftszentrum. Damit die Sicherheit der Geflüchteten gewährleistet ist, muss das Gelände komplett mit einem blickdichten Zaun bzw. einer Mauer umgeben werden. Einen solchen baulichen Solitär kann man nicht in einen lebendigen Stadtteil integrieren. Und ein solcher soll PHV werden, womit wir beim zweiten Grund sind.

Diese Konversionsfläche soll komplett als neuer Heidelberger Stadtteil entwickeln werden, vor allem um für dringend notwendigen zusätzlichen Wohnraum zu sorgen. Darüber herrscht überparteilich Einigkeit im Gemeinderat. PHV ist mit Wohnraum für 10.000 Personen auch ohne Ankunftszentrum schon extrem knapp geplant. Die IBA gibt zu bedenken, dass ein Stadtteil mindestens 10.000 Einwohner*innen benötigt, um autark funktionieren zu können. Autarkie ist aufgrund der weiten Entfernung von PHV zu den nächstgelegenen Stadtteilen dringend geboten, damit das Quartier belebt und attraktiv bleibt und gleichzeitig die landwirtschaftliche Nutzung der Umgebung beibehalten werden kann. Es wäre bitter, wenn man nach ein paar Jahren feststellen müsste, dass der Stadtteil doch nicht autark ist und dann nachverdichtet oder im Nachhinein Randfläche versiegelt werden müsste. Konkret heißt das, dass PHV wie eine eigene kleine Stadt funktionieren muss, es braucht eine Grundschule, idealerweise auch eine weiterführende Schule, ausreichend Nahversorger, Arztpraxen, Apotheke und auch innerörtlichen öffentlichen Raum mit Cafés, Kneipen und kleinen Geschäften und dafür müssen eben genügend Einwohner*innen, die das alles nutzen und mit Leben erfüllen, dort wohnen.

Einen solchen Stadtteil mit ausreichend Wohnraum benötigt Heidelberg mehr denn je. Und damit wären wir beim dritten Grund, warum das Ankunftszentrum nicht auf PHV bleiben kann. Sollte das Ankunftszentrum innerhalb von PHV verlegt werden, würde das auch bedeuten, dass über etliche Jahre hinweg keinerlei Entwicklung für PHV stattfinden kann. Das derzeitige Ankunftszentrum und das neue würden die Flächen und Hauptzugänge gleichzeitig belegen, das komplette Gelände von PHV könnte nicht wie geplant Schritt für Schritt entwickelt werden. Es ist liegt daher sowohl im Interesse als auch in der Verantwortung der Stadt, eine neue Fläche für das Ankunftszentrum zu finden. Die Finanzierung der Entwicklung hat das Land Baden-Württemberg zugesagt.

Das Innenministerium hat das Gewann Wolfsgärten als möglichen Standort eines neuen Ankunftszentrums geprüft und für geeignet befunden, die Stadtverwaltung hat noch das Gewann Gäulschlag ins Spiel gebracht. Die Grünen haben sehr intensiv die beiden Standorte verglichen und bewertet. Auch wenn Wolfsgärten sicherlich nicht dem Ideal eines Standortes für ein Ankunftszentrum entspricht, hat sich nach verantwortungsvoller und umsichtiger Abwägung dieser Standort als deutlich geeigneter herausgestellt. Für Wolfsgärten spricht, dass das Areal im Bebauungsplan der Stadt Heidelberg als Gewerbefläche und nicht als landwirtschaftliche Fläche ausgewiesen ist und dass dort derzeit ein Nebenerwerbs-Landwirt aus einer Nachbarkommune Mais für Biogasanlagen anbaut. Die Wolfsgärten werden also aktuell nicht dafür verwendet, Heidelberger*innen mit regionalen Produkten zu versorgen – im Gegensatz zum Gäulschlag.

Für die Versiegelung fordert die Grüne Fraktion einen 1:1-Ausgleich, ein entsprechender Antrag fand im Stadtentwicklungsausschuss bereits eine Mehrheit. Das bedeutet, dass eine Fläche, die aktuell nicht landwirtschaftlich genutzt ist, zum Ausgleich landwirtschaftlich genutzt werden muss. Oberbürgermeister Würzner hat zugesichert, dass ein solcher 1:1-Ausgleich (sowohl inter- als auch intrakommunal) möglich ist und auch, dass bereits Flächen für einen solchen Austausch identifiziert wurden. In den Hecken- und Randbereichen der Wolfsgärten siedeln geschützte Tier- und Vogelarten. Diese Bereiche werden in der Planung berücksichtigt und können laut Stadt durch die neu entstehende Umzäunung des Areals sogar noch besser geschützt werden.

Voraussetzung für die Grünen ist, dass das Ankunftszentrum in qualitätsvoller, nachhaltiger und zeitgemäßer Bauweise erstellt wird und das ist auch möglich. Architekt*innen wissen, wie man Gebäude so erstellt, dass sie nach außen als Lärmschutz dienen und nach innen einen geschützten, angenehmen Wohn- und Hofraum bilden. Die Grünen haben beantragt, dass über einen Wettbewerb die beste architektonische Lösung gefunden wird. In allen Städten gibt es Wohngebäude entlang lauter Straßen und an Bahngleisen. Neuere Architektur kann sehr sorgsam auf solche Lagen reagieren. Auf den Wolfsgärten soll so gebaut werden, dass die Menschen sich dort aufgehoben fühlen, auch wenn sie nur kurze Zeit dort verweilen. Die Anbindung an die Innenstadt und zum nächsten Nahversorger kann über eine Shuttlebus-Linie erfolgen, wie es bereits im PHV der Fall ist. Der S-Bahnhof “Pfaffengrund – Wieblingen” liegt in nur 800 Meter Entfernung.

Weiterhin setzt sich die Grüne Fraktion dafür ein, dass Heidelberg freiwillig Geflüchtete in der Anschlussunterbringung aufnimmt. Kommunen, die ein Ankunftszentrum auf ihrer Gemarkung haben, sind zwar von dezentraler Anschlussunterbringung von Geflüchteten nach dem „Königsteiner Schlüssel “befreit. Doch wir meinen, dass Heidelberg so gut aufgestellt ist, dass wir darüber hinaus anerkannte Flüchtlinge aufnehmen und dezentral in die Stadtteile integrieren können. Die Stadtgesellschaft und die Infrastruktur stehen bereit.

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Dr. Dorothea Kaufmann
Grüne Stadträtin in Heidelberg
Mitglied im Vorstand von Bündnis 90 / Die Grünen Heidelberg

 

Antwort zu der Argumentation der Grünen zur Verlagerung des Ankunftszentrum von Jörg Schmidt-Rohr vom 24.03.2020:

Ankunftzentrum Heidelberg

1. In der ausführlichen Begründung wird lange erläutert, warum das Ankunftzentrum nicht ins PHV soll. Dass die Wolfsgärten einfach ein lautes und völlig ausgrenzendes Ghetto sein werden und wie schlecht der Standort wird, wird nicht einmal versucht zu rechtfertigen. Dass ein Standort mit einem leicht kontrollierbarem Zugang, der schon „natürliche“ Begrenzungen hat den Ordnungspolitikern natürlich gut gefällt,ist klar. Bisher war es auch ein breites Konsens, dass dieser Standort absolut unzumutbar ist. Und wenn Heidelberg freundlich zu Flüchtlingen sein will, dann ist es unwürdig einen solchen Standort mit zu tragen.

2. Der von der Stadt ins Gespräch gebrachte Gäulschlag, gegen den alle, insbesondere die Landwirte mit guter Begründung protestieren, war doch von Anfang an ein guter „Pokertrick“ um die Wolfgärten als die bessere/schlechtere Alternative durchzusetzen. Ich wundere mich, wenn das eigentlich allen klar war, dass da mitgespielt wurde.

3. Das „deutschlandweit prämierte Supermodell Heidelberger Ankunftzentrum“ ist eine vom Land gut gepflegte Legende um a. die Verlängerungen im PHV zu bekommen und b. an die Einmaligkeit der Heidelberger zu appellieren (da sind wir ja superempfänglich, weil wir ja in allem von Klima bis Armut und Stadtentwicklung eh deutschlandweit, meist aber weltweit die Besten sind). Das gleiche Modell wie in Heidelberg wurde die ganzen Jahre vor der größeren Zuwanderung 2014/15 in Karlsruhe in der Durlacher Allee in der Landeserstaufnahme ohne großes TamTam praktisch durchgeführt. Alles an einem Ort und alle Geflüchteten, die nach BW kamen liefen dort durch. Nur dann waren die Kapazitäten zu klein. Und jetzt hat man die Landeserstaufnahme in KA als gemeinsame Struktur aufgegeben. Aber die besonderen Einrichtungen – Erstaufnahme für vulnerable, Verteilungszentrum und Anlaufstelle Felssstraße, die BAMF zentrale sind weiterhin in KA.

4. Womit ich zu der Frage komme – warum muss das Ankunftzentrum in Heidelberg sein, wenn es hier eben kein geeignetes Gelände gibt. Es kann genauso gut in Schwetzingen, Bruchsal, Mannheim oder eben wieder in Karlsruhe sein. Wenn man eh neu baut und nicht in irgendeinen Bestand geht, kann man doch einen besseren Platz suchen. Natürlich ist es für die ganzen Mitarbeiter schick, wenn sie, die inzwischen Dauerarbeitsplätze in HD haben, nicht wieder umziehen zu müssen. Aber das kann nicht das Argument sein. Und das nie laut kommunizierte Argument, dass man wenn man das Ankunftzentrum hat eben keine Flüchtlinge in der vorläufigen Unterbringung oder dann in der Anschlussunterbringung hat – das ist ziemlich komfortabel für die Stadt und den eh angespannten Wohnungsmarkt. Natürlich kann man einige- das sind aber immer sehr wenige – Flüchtlinge im Resettelment aufnehmen wollen. Das ist aber was ganz anders als die Quoten, die anstehen, wenn es wieder mal mehr Flüchtlinge gäbe. (Man schaue nur in den Landkreis und die Probleme dort vor 4 Jahren).
Das ist dann eine andere Qualität. Die Anmerkung mit dem Königsteiner Schlüssel ist einfach fachlich nur falsch, weil der nur die Verteilung zwischen den Bundesländern regelt. Die Verteilung im Land macht das IM auf der Grundlage des FLÜAG. Und das die Heidelberger Stadtgesellschaft so super engagiert ist – klar- aber das sind andere auch. Und auch in Heidelberg bröckelts. Und fragt mal die Berater aus den Verbänden, die die soziale Begleitung im PHV, auch mit den Ehrenamtlichen organisieren, wie schwierig das ist. Alleine das mit dem „Betreten“…. Und welcher zähen Kämpfe es bedurfte, da was aufzubauen. Und ich glaube nicht, dass ein Ehrenamtlicher die Wolfgärten gut findet.

Es ist natürlich richtig, dass wir in HD eine liberale, gebildete Bürgerschaft haben, einen Studenten- und Wissenschaftsstadt sind. Deswegen gab es ja auch nie echten Widerstand gegen das Ankunftzentrum. (Außer ganz am Anfang eine ungeschickte Ministerin in Kirchheim, aber das wurde schnell eingefangen). Das ist gut so, aber kann nicht einen sehr schlechten Standort, den die Stuttgarter Ordnungspolitiker gut finden, begründen.

Wenn PHV so absolut nicht geht, dann gibt es eben keinen Platz auf der Heidelberger Gemarkung. Nicht weil ich das Zentrum per se nicht in HD wollen würde, sondern weil es eben dann keinen geeigneten Platz gibt.

5. Ein Argument gegen den Standort PHV ist, dass die Menschen hinter hohen Zäunen geschützt werden müssten und angeblich nur kurz bleiben. Das mit dem kurz ist sehr relativ, da die Verweildauer eben sehr sehr unterschiedlich ist. Manche sind tatsächlich nur ein paar Tage da, manche aber Monate. Und nachdem die letzten Gesetzesverschärfungen für bestimmte Gruppen einen Daueraufenthalt in Erstaufnahmeeinrichtungen bis zur Ausreise zwingend vorschreibt, halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass dies- die Kapazitäten sind ja da und werden neu geschaffen,- auch in Heidelberg praktiziert werden wird. Formal ist das Ankunftszentrum nichts anderes als eine Landeserstaufnahme mit ein paar Besonderheiten. Die Geschichte mit dem „Schutz der Bewohner“ sind echte fake news. Zugangskontrollen und Riesenzäune sind ordnungspolitische Kontrollmaßnahmen. Warum hat die Felsstrasse in Karlsruhe oder das Christian Griesbach Haus (eine Einrichtung nur für besonders zu schützende wie Schwangere, Traumatisierte, Behinderte..) nur normale Zugangskontrollen aber keine Zäune? Und viel mehr Anbindung an die Umgebung ? Weil die eben nicht von den Ordnungspolitikern im IM neu konzipiert wurden sondern einfach angemietet. Deswegen Probleme- keine. Also nicht auf die Argumente der ordnungspolitischen Hardliner reinfallen.

6. Warum nicht im PHV ? Die Argumente sind richtig und auch wieder nicht. Das PHV ist noch nicht mal im Planungsstadium. Man kann also noch vieles damit machen. Dass es in Heidelberg nicht einfach nur ein neues regionales Dorf mit viel günstigem Wohnraum auch für das „Bodenpersonal“, das eh aus der Stadt abwandert mit viel Grün und guter Infrastruktur geben kann sondern eben wieder das modernste, digitalisierte, mit zu viel Arbeitsplätzen ( wieder Pendler) und Supermodell, das sind halt wir mit unserem leichten Dorfgrößenwahn. Ab und zu erleidet man damit auch zumindest einen halben Schiffbruch – Bahnstadt – . Aber egal- ich schweife ab. Es gäbe auf jeden Fall die Möglichkeit ein kleines Ankunftzentrum – kleiner ist eh besser, dann kann man die Leute eben nicht dauerhaft dort halten – mit ins PHV zu integrieren. Eben ohne die vollständig abgeschlossene Struktur, ein paar Security und Eingangskontrollen reichen völlig.

Und wenn man PHV nicht will, der Gäulschlag wegen den Landwirten und der Versiegelung ausscheidet, die Wolfsgärten unzumutbar sind – dann bleibt eben kein Standort auf Heidelberger Gemarkung. Und man sollte sich davon frei machen, dass es hier bleiben muss, weil wir so toll sind.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Schmidt-Rohr

Mail: j.schmidtrohr@gmail.com

 

Außerdem äußerten sich auch Charly Völker, Arzt im Ankunftszentrum Patrick-Henry-Village Heidelberg; Cornelia Wiethaler, Sprecherin NABU AK-Umweltpolitik; Dr. Dorothee Hildebrandt und Wolfgang Gallfuß, FOKUSS -Neue Mitte HD; Mia Lindemann, Asylarbeitskreis Heidelberg e.V.; Karin Weber zur Verlegung des Ankunftszentrums für Geflüchtete innerhalb des Patrick-Henry- Village (PHV) oder in das Gewann Wolfsgärten (14.05.2020):

Mit den folgenden Ausführungen gehen wir auf die Argumente der Stadt Heidelberg und der Gemeinderatsfraktion Die Grünen zur Verlegung des Ankunftszentrums für Geflüchtete in das Gewann Wolfsgärten ein:

Überblick
In einem FAQ-Papier auf der Homepage der Gemeinderatsfraktion Die Grünen, im Sachantrag an den Gemeinderat (20-03-04 Sachantrag Verlagerung Ankunftszentrum.pdf) und einem Stadtblatt-Beitrag von Luitgard Nipp-Stolzenburg vom 25.03.2020 wurde die Grüne Position zum Ankunftszentrum dargelegt. Zu unseren Fragen nahmen die GemeinderätInnen Luitgard Nipp-Stolzenburg (12.3.2020), Derek Coofie-Nunoo (19.03.2020) und Dorothea Kaufmann (24.03.2020) ausführlich Stellung. Folgende Punkte wurden dabei angesprochen.

1. Das Gewann Wolfsgärten sei kein ideales, aber ein geeignetes Terrain für den Standort des Ankunftszentrums.

Unsere Erwiderung: Die Lage des Ankunftszentrums, zwischen 2 Autobahntrassen und Bahngleisen fast vollständig eingeschlossen, bedeutet eine unzumutbare gesundheitliche Belastung der Geflüchteten (Lärmbelastung mehr als 65 Dezibel). Die Versiegelung hochwertiger landwirtschaftlicher Flächen kann nicht hingenommen werden. (Seite 3)

2. Es müsse ein neuer Standort für das Ankunftszentrum gefunden werden, da „wir … PHV als neuen Stadtteil entwickeln wollen.“ Das Ankunftszentrum stehe dieser Entwicklung im Wege. Dabei gilt als hinderlich die Umzäunung: Die Sicherheit eines Ankunftszentrums sei durch bauliche Maßnahmen, insbesondere durch einen blickdichten Zaun zu gewährleisten.

Unsere Erwiderung: Die optimale Sicherheitslage ergibt sich im PHV, da dort die soziale Integration in ein Stadtviertel am besten zu gewährleisten ist. Moderate bauliche Sicherungsmaßnahmen und Security-Dienste ergänzen diesen Schutzfaktor. (Seite 5)

3. Notwendige Einwohnerzahl im PHV: Als Voraussetzung für einen funktionierenden Stadtteil bedürfe es mindestens 10.000 Einwohner*innen.

Unsere Erwiderung: Dies ist kein Argument gegen die Verlegung des Ankunftszentrums im PHV, weil die Geflüchteten als NachfragerInnen für die Infrastruktur mitgezählt werden müssen. Die Zahl von 10.000 Einwohner*innen ist keine wissenschaftlich belegte Mindestgröße für einen neuen Stadtteil. Die Größe eines Stadtteils muss im Zusammenhang mit der sozialen Mischung, mit funktionaler Diversität sowie mit Infrastruktur und Angeboten gesehen werden. (Seite 7)

4. Zeitverzögerung: Eine Verlagerung des Ankunftszentrums innerhalb des PHV verzögere die Entwicklung des Stadtteils sowie den Bau neuer Wohnungen um mehrere Jahre.

Unsere Erwiderung: Die jetzige Fläche des Ankunftszentrums im PHV würde bei jeglichem neuen Standort für mehrere Jahre blockiert sein. Ein Ankunftszentrum in den Wolfsgärten benötigt mindestens die gleiche Planungs- und Bauzeit, bei realistischer Betrachtung sogar einen längeren Realisierungszeitraum als im PHV. (Seite 9)

5. Haushaltsmittel verfallen: 100 Mio. € für den Neubau des Ankunftszentrums vom Land stünden nur noch ein halbes Jahr zur Verfügung.

Unsere Erwiderung: Da noch keine konkrete Planung des Ankunftszentrums vorliegt, sind für den Neubau noch gar keine Mittel im Haushalt eingestellt. (Seite 11)

6. Bisherige Planungen werden bei einer Verlegung des Ankunftszentrums innerhalb des PHV obsolet: In den Dynamischen Masterplan PHV wurde viel Zeit und Geld investiert, die dann verloren wären.

Unsere Erwiderung: Der Verbleib des Ankunftszentrums im PHV ist im dynamischen Masterplan, z.B. im Baufeld A5, gut zu integrieren. Es werden maximal 10 % der Fläche des PHV benötigt. Die gesamte Entwicklung des PHV wird dadurch nicht obsolet. (Seite 12)

7. Flächenausgleich und Fruchtbarkeit der Böden: Es gebe einen 1:1-Ausgleich für die neu versiegelten Flächen in den Wolfsgärten, sollte dort das neue Ankunftszentrum gebaut werden. Bei den Wolfsgärten handele es sich um relativ unfruchtbaren Boden, auf dem nur Mais für Biogasanlagen angebaut wird.

Unsere Erwiderung: Bei zwei der drei durch den Oberbürgermeister angebotenen Flächen handelt es sich erneut um landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die dritte Fläche, Airfield, ist nur durch sehr aufwendige und langfristig wirkende Entsiegelungsmaßnahmen in landwirtschaftliche Flächen zurück zu verwandeln. Tatsächlich handelt es sich in den Wolfsgärten um eine Vorrangfläche mit Böden nachhaltig höchster Fruchtbarkeit. Es wird Getreide angebaut.

Das gesamte ausführliche Argumentepapier können Sie hier lesen

Resümee und Vorschlag an DIE GRÜNEN, an alle Gemeinderatsfraktionen und an die Verantwortlichen der Stadt Heidelberg

Wir schlagen vor, dass der Gemeinderat eine Machbarkeitsstudie durch Vermögen und Bau BadenWürttemberg, Amt Mannheim-Heidelberg, für ein Ankunftszentrum im PHV in Auftrag gibt. Geeignet erscheint das Baufeld A 5.

Ein städtebauliches Gutachten als Vorarbeit eines vorhabenbezogenen Bebauungsplanes sollte folgende Eckpunkte berücksichtigen:
1. Das Ankunftszentrum soll im PHV an neuer Stelle baulich und sozial integriert sein.

2. Es muss sowohl die Sicherheit der ankommenden Flüchtlinge gewährleisten als auch die Offenheit zum neuen Stadtquartier PHV. Das wird durch ein Maßnahmenbündel, nicht allein durch bauliche Maßnahmen gewährleistet: – moderate bauliche Sicherheitsmaßnahmen, – Sicherheitsdienst, – soziale Integration ins PHV

3. Alle Funktionsbereiche, die üblicherweise in einem Ankunftszentrum vorgehalten werden müssen, aber aus sozialintegrativen Gründen offengehalten werden können oder sollen, müssen nicht im eigentlichen Sicherheitsbereich eines Ankunftszentrums liegen, bspw. Sport- und Freizeitanlagen. Dadurch wird die Fläche für das eigentliche Ankunftszentrum reduziert und eine Mehrfachnutzung der nicht sicherheitsrelevanten Flächen ermöglicht.

4. Die bauliche Struktur des Ankunftszentrums soll so angelegt werden, dass jederzeit eine Umnutzung der Gebäude und Flächen in preisgünstiges Wohnen möglich ist.

5. Keine zusätzliche Flächeninanspruchnahme außerhalb des Siedlungsbereiches.

Wir bitten darum, dass eine Entscheidung über den Standort des Ankunftszentrums erst nach der erwähnten Machbarkeitsstudie getroffen wird.

Wir erwarten, dass unsere Argumente zur Verlegung des Ankunftszentrums im Patrick-Henry-Village berücksichtigt werden.

Charly Völker, Arzt im Ankunftszentrum Patrick-Henry-Village Heidelberg
Cornelia Wiethaler, Sprecherin NABU AK-Umweltpolitik
Dr. Dorothee Hildebrandt und Wolfgang Gallfuß, FOKUSS -Neue Mitte HD
Mia Lindemann, Asylarbeitskreis Heidelberg e.V.
Karin Weber

Kontakt: Mia Lindemann, refugeeswelcomeinphv@gmx.net

Link zur Online-Petition: „Refugees welcome – auch im PHV Heidelberg! Keine Verlegung in die Wolfsgärten!“:

 

Am 16.05.2020 erschien in der Rhein-Neckar-Zeitung ein Interview mit der Fraktionsvorsitzenden der Grünen zum Thema Verlagerung des Ankunftszentrum PHV, das in GAL Kreisen auf Unverständnis stieß:

 

Reaktionen der GAL zur Argumentation der Grünen:

Auszug aus dem Kichemer Wind von Michael Pfeiffer, 18.05.2020

Ankunftszentrum PHV

In den nächsten Wochen wird wohl die Entscheidung darüber fallen, wo nun das Ankunftszentrum gebaut werden soll. Die GAL hat sich im Gegensatz zu Bündnis 90/Die Grünen sowohl gegen den Gäulschlag als auch gegen die Wolfsgärten entschieden. Wir sind weiterhin der Meinung, dass Patrick-Henry-Village der beste Standort ist. Die Vorteile liegen hierbei klar auf der Hand. Wenn das PHV erst erschlossen ist und die Infrastruktur (Verkehrsanschluss und Geschäfte) ausgebaut sind, müssen die Menschen auf der Flucht nicht mehr weite Wege gehen um am Leben in der Stadt teilzuhaben. Das Argument der Grünen, sich auf den Wolfsgärten um eine gute Architektur zu kümmern ist nicht nachvollziehbar, denn das kann man auch auf PHV. Ebenso ist es nicht zielführend, wenn als Argument gegen den Standort PHV über einen hohen Zaun als Integrationsverhinderer gesprochen wird. Beim Verlassen des geschützten Bereichs wären die Flüchtlinge sofort in einem Stadtteil und müssten nicht zwingend in die Innenstadt fahren. In Heilbronn gibt es seit vielen Jahren eine Strafanstalt mitten in einem guten Wohngebiet, ohne dass es hierbei zu erkennbarem Unmut gekommen wäre und auch wir hatten mitten in der Altstadt ein Gefängnis und konnten damit umgehen. Im Ankunftszentrum kommen keine Straftäter an sondern Menschen/Familien, die ihre Heimat verlassen hatten, weil sie aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt wurden. In PHV wären sie daher wesentlich besser aufgehoben, als in den Wolfsgärten, wo sie auf Dauer ausgeschlossen wären. Zwischenzeitlich hat sich eine Initiative gegründet, die wir unterstützen und die sich für ein Ankunftszentrum auf PHV einsetzt. Wir würden uns freuen, wenn Sie mit Ihrer Unterschrift diese Initiative unterstützen würden. Kopieren Sie den nachfolgenden Link und setzen ihn in die obere Browserleiste ein.

https://www.openpetition.de/petition/online/refugees-welcome-auch-im-phv-heidelberg-keine-verlegung-in-die-wolfsgaerten-2

 

Stadtblattartikel von Judith Marggraf vom 20.05.2020

Ich bin sauer.

Auf unsere grünen FreundInnen, weil sie treudoof glauben, der OB hätte Ausgleichsflächen für die Wolfsgärten in der Hosentasche. Und auf unsere IBA, weil sie sich als Teil des Problems und nicht mit ihrem „dynamischen“ Masterplan als Teil der Lösung geriert.
PHV wird neu entwickelt. Warum ein See zum chillen und ‚grüne Finger‘ für urban gardening in die umgebende, landwirtschaftlich genutzte Fläche? Warum 16 ha neue, bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche (für die die Grünen übrigens keine Ausgleichsflächen fordern)? Aber kein Platz für das Ankunftszentrum?
Es scheint, als ginge es „mit Gewalt“ um einen neuen, hippen Stadtteil und nicht um die Lösung städtebaulicher Aufgaben und Probleme.
Wenn wir das Ankunftszentrum schon hier haben wollen, dann nur auf PHV!

 

Offener Brief an alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte der Stadt Heidelberg, Cc: Herrn Prof. Dr. Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg von: Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt – PHV (BAFF), 30.05.2020:

Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge – Standortentscheidung / Patrick-Henry-Village – Dynamischer Masterplan

Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

in der Gemeinderatssitzung am 18.06.2020 sollen Sie u.a. über die Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge in die Wolfsgärten und den Dynamischen Masterplan für PHV eine endgültige Endscheidung treffen.

Die bisherigen Gremienabstimmungen lassen in beiden Fällen eine mehrheitliche Zustimmung zu den Beschlussempfehlungen der Verwaltung erwarten, obwohl in beiden Beschlussvorlagen eine Variante „PHV mit Ankunftszentrum“ fehlt.

Wir bitten Sie deshalb, eine Machbarkeitsstudie zu beschließen (vgl. Entwurf für einen Antrag in Anlage1), bei der das Ankunftszentrum im PHV verbleibt und auch keine weiteren landwirtschaftlich genutzten Flächen für PHV versiegelt werden, bevor Sie über den künftigen Standort des Ankunftszentrums und den dynamischen Masterplan entscheiden.

Gründe:

Es wurde von der Verwaltung offensichtlich gar nicht untersucht, ob auch eine Verlagerung des Ankunftszentrums für Flüchtlinge innerhalb der heutigen Grenzen von PHV möglich ist, ggf. unter Mitnutzung von Bestandsgebäuden, und welche Auswirkungen das auf die Gesamtentwicklung von PHV hinsichtlich der Einwohnerzahl und der Arbeitsplätze sowie der Kosten haben könnte. Der dynamische Masterplan lässt ebenfalls eine klare Aussage vermissen, welche städtebaulichen Perspektiven für PHV auch ohne eine Erweiterung um 18 ha möglich wären.

Die von der Verwaltung und in der öffentlichen Diskussion von den Befürwortern dieser beiden Beschlussempfehlungen genannten Argumente haben wir in einer umfangreichen Recherche überprüft. Diese stellen wir Ihnen im Anhang (vgl. Anlagen 2 u. 3) zur Verfügung. Die Argumente gegen einen Verbleib des Ankunftszentrums sind leider nicht haltbar.

Bisher sind wegen der Corona-Einschränkungen des öffentlichen Lebens noch keine Aktivitäten der Zivilgesellschaft möglich, um verschiedene Varianten zu erörtern und Lösungen zu finden. Auch aus diesem Grund bitten wir Sie, die Entscheidung über die Verlegung des Ankunftszentrums und über den Dynamischen Masterplan PHV im Gemeinderat auszusetzen bis eine öffentliche Auseinandersetzung darüber stattfinden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt – PHV (BAFF)

Karl Völker, Werkstatt Gesundheit, Arzt im Ankunftszentrum* Mia Lindemann, Asylarbeitskreis Heidelberg e.V.* Dorothee Hildebrandt + Wolfgang Gallfuß, Forum Klima und soziale –Stadtentwicklung Neue Mitte Heidelberg (FOKUSS)* Cornelia Wiethaler, Sprecherin, NABU-AK-Umweltpolitik* Reiner Treiber, Landwirt Wieblingen* Karin Weber

Rückfragen an: Karl Völker, mobil +49 179 6743 559, eMail: info@baff-phv-hd.de

Anlagen: 1_Vorschlag für einen Antrag im GR; 2_Argumente für AZ in PHV_Kurzfassung; 3_Argumentationspapier-Ankunftszentrum_Langfassung

BAFF-PHV (Bündnis für Ankunftszentrum, Flüchtlinge und Flächenerhalt – PHV)

Mail: info@baff-phv-hd.de

 

Stellungnahme der Seebrücke Heidelberg vom 10.06.2020:

Kein Neubau des Ankunftszentrums in den Wolfsgärten

Das Kernanliegen der Seebrücke ist, das Menschenrecht auf Flucht zu verteidigen und sichere Fluchtrouten zu fordern, auf denen kein Mensch sterben muss. Der gezielte Boykott der Seenotrettung, der Ausbau der Festung Europa und die Gleichgültigkeit gegenüber der unmenschlichen Situation in den Lagern an den Außengrenzen der EU sind unser Kernanliegen.

Zum Menschenrecht auf Flucht gehört aber auch ein sicheres Ankommen. Dazu gehört im Aufnahmeland auch eine Willkommenskultur, die offen und empathisch mit dem Leid der geflüchteten Menschen umgeht.

Diese wollen wir auch in unserer Stadt.

Unabhängig davon, dass wir das Lagersystem in der derzeitigen Form ablehnen, grenzt ein Ankunftszentrum in den Wolfsgärten die Geflüchteten dauerhafte aus der Mitte unserer Gesellschaft aus.

Die abgeschlossene, unwirtliche und beengte Fläche ist von ihrer Gesamtanlage besonders zu einem abgeschotteten und isolierten Lager geeignet. Und wir haben wenig Vertrauen in den Bauherrn, das Innenministerium, dass an dieser Stelle, welche schon von der Lage her das Gegenteil signalisiert, ein in die Stadt integriertes und offenes Lager entstehen kann. Allein schon der Lärm neben den Autobahnen und der Bahnlinie machen das Lager zu keinem guten Wohnort. Selbst die Ersteller des ersten Vorentwurfes von der Bauabteilung des Landes haben das als besonders problematisch angesehen. Die Bebauung ist eng und massiv, und zudem dem Land eigentlich viel zu eng, da sie auf der Fläche keine 3.500 Personen unterbringen kann. Es wird eben sehr „lagermäßig“.

Ebenfalls glauben wir nicht, da durch die Praxis und die Gesetzeslage in den langfristigen Konzepten schon lange widerlegt, an die Legende vom Kurzaufenthalt. Das Land hat auch in Schreiben des Ministers sehr klar gemacht, dass in diesen Fragen die Stadt nicht mitzureden hat.

Der Ort ist als Wohnort, oft als erster Wohnort für Menschen die auf der Flucht eine lebensgefährliche und traumatisierende Odyssee erlebten, ungeeignet und das Gegenteil einer wohlwollenden Aufnahme.

Von Anderen wurden die Probleme des Naturschutzes und der Versiegelung von Flächen im Außenbereich, sonst sogar für den dringenden Neubau von Wohnungen ein Tabu, richtig und ausführlich dargestellt. In der Region gibt es derzeit noch genug Konversionsflächen, so dass man kein Ackerland anfassen muss. Diese Argumente schließen auch den Gäulschlag aus, den eigentlich nie irgendjemand ernsthaft in Erwägung gezogen hat und der eine reine Scheinalternative war.

Auch von vielen Befürwortern werden die Wolfsgärten nicht als idealer Standort angesehen. Eine sinnvolle Alternative auf Heidelberger Gemarkung wäre eine Integration in den neuen Stadtteil, das heutige PHV. Gerade weil es eine Neuentwicklung ist, in der noch vieles offen ist, ließe sich ein offenes und nicht baulich abgeriegeltes Ankunftzentrum nach unserer Meinung dort durchaus integrieren. Dann eben nicht als hermetisch abgeschlossenes Lager, sondern als Teil eines neuen Dorfes. In dem echte Vielfalt gelebt werden könnte, in dem eben alle Versorgungseinrichtungen vom Supermarkt bis zum Bolzplatz für alle da sind.

Das wäre ein echtes Modell und ein Mehrwert gegenüber dem jetzigen Ankunftzentrum. Auch wir finden das Engagement vieler Heidelberger Menschen und Institutionen im PHV gut und richtig. Wenn es kein Ankunftzentrum in Heidelberg gäbe und die Stadt damit von dem Privileg befreit wäre, keine Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, würde dieses Engagement sicher gegenüber der dann viel größeren Zahl von geflüchteten Menschen in der Stadt bestehen. Auch das wäre gut.

Heidelberg hat sich ja auch zum sicheren Hafen erklärt und wäre bereit, geflüchtete, aus Seenot oder griechischen Lagern gerettete Menschen aufzunehmen. Dies scheitert bisher am Unwillen von EU, Bund und Land. Wir wünschen uns, dass dies sich ändert und dass auch in der Stadt direkt geflüchtete Menschen die Vielfalt der Stadt weiter bereichern würden.

Wir glauben, dass auf einem Teil des Geländes des PHV ein Ankunftzentrum möglich wäre, ohne dass die Entwicklung des neuen Stadtteils völlig gestört oder behindert würde. Warum soll es nicht bis zu 2000 Bewohner geben, die sich eben anders in den Stadtteil einbringen, vielleicht auch tatsächlich nur einige Wochen da sind. Zudem trifft das für Viele nicht zu, und Touristen in Hotels und Boardinghäusern sind noch kürzer in der Stadt.

Wenn aber die IBA und die Städteplaner im Rahmen ihrer ganzen modellhaften und schicken stadtplanerischen Ideen eine solche Einrichtung nicht unterbringen können oder das überhaupt nicht gewollt ist, dann sollte man noch einmal prüfen, ob das neue Landesankunftzentrum nicht an einer anderen Stelle errichtet werden kann.

Die Stadt Mannheim z.B. hätte das Ankunftzentrum gerne gehabt und es waren z.B. die Coleman Baracks, nachdem die Amerikaner endgültig abgezogen wären, im Gespräch, bis sich das Land anders entschied. Auch im Raum Karlsruhe, in dem jahrzehntelang das Ankunftszentrum war und immer noch viele Verwaltungsstrukturen sind, gäbe es sicher bessere Möglichkeiten als das Gelände der Wolfsgärten.

Entscheidend wird immer sein, wie das Ankunftzentrum gestaltet wird- als abgeschlossenes Lager zur Ausgrenzung und Kontrolle oder als offene Struktur, die man als Teil einer Willkommenskultur erkennen kann.

Wir sagen ein sehr grundsätzliches Nein zu den Wolfsgärten, halten Flächen und Teile des PHV für denkbar, meinen aber nicht, dass das neu zu bauende Ankunftzentrum auf jeden Fall und unbedingt in Heidelberg bleiben muss, wenn es nur einen völlig ungeeigneten Standort gibt.

Nicht um den Preis, dass in den Wolfsgärten ein Lager entsteht, dass für die Unterbringung von Geflüchteten nicht geeignet ist.

 

Stellungnahme der Katholischen Stadtkirche und Evangelischen Kirche Heidelberg vom 10.06.2020:

 

Dipl.-Ing. agr. H.-W. Becker Heidelberg-Kirchheim

16.06.2020

Dynamischer Flächenplan zu Lasten der Landwirte, der Natur und der Nachhaltigkeit

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Gemeinderat steht eine Entscheidung bezüglich der Flächen-Erweiterung des PHV an, insbesondere die großzügige Ausdehnung Richtung Westen, d.h. auf die von Kirchheimer Landwirten genutzten Flächen. Als mein gewählter Gemeinderats-Vertreter, bitte ich Sie, über den erneuten landwirtschaftlichen Flächen-Raub nachzudenken.

Mein Bruder ist betroffener Landwirt und ich bin bei einer Genossenschaft als landwirtschaftlicher Berater im Außendienst tätig. Ich höre die Nöte, den Ärger und die Zukunftssorgen der Landwirte und möchte Ihnen dazu einige Punkte nennen. Wenn die Kirchheimer Bauern vielleicht nicht so laut schreien, wie es die Gegner der Ochsenkopfwiese kürzlich taten – geschieht dies aus reinem Zeitmangel. Die Wegnahme der landwirtschaftlich genutzten Flächen wäre für die Landwirte eine Katastrophe. Die Bauern sind bereits jetzt am Limit, personell und finanziell. Wie Sie als gut informierte Stadträte wissen, ist das Ackerland um Patrick-Henry bestes und fruchtbarstes Land. Man kann von Spargel bis hin zu Melonen jegliches Gemüse und Getreide anbauen. Durch die geplante Vergrößerung des PHV im Westen, wird Bauern bis zu einem Viertel ihrer Lebensgrundlage genommen, die Natur weiter zersiedelt und zerstört.

Zu Ihrer Planung:

Bei jedem Bauvorhaben ist die Planung das A und O, im Privaten sowie im Städtischen. Nur so können Fehler und Folgefehler minimiert werden. Es sind schon viele Pläne entwickelt und die Bürger befragt worden, aber werden die Einwände und Verbesserungsvorschläge auch berücksichtig, insbesondere beim Flächenverbrauch? Bei PHV gibt es bisher weder einen Bebauungsplan, noch eine Entscheidung, wie die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr sein soll. Durchdachte Planung ist das nicht.

Beispiele für eine ungenügend durchdachte Bebauungsplanung kann man leicht in der Bahnstadt finden: Eine Grundschule, die sich der Durchgangsstraße „plötzlich und unerwartet in den Weg geworfen hat, so dass man die Straße sperren muss“; ein Kanal, der jeden Monat tausende Euro an Wasserfilterkosten verschlingt, Sie wissen um den vierstelligen Euro-Betrag; ein Wasserspiel, das nicht spritzen darf, weil das Pflaster zu rutschig wird …

– Bitte planen Sie die entscheidenden Dinge im PHV. In anderen Städten wird zuerst die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr geplant, danach der Stadtteil. Bei der Bürgermitbestimmung wurde immer wieder gebeten: Kein unnötiger Flächenverbrauch, jedoch wollen Sie schon jetzt, dass die Landwirte Nutzfläche abgeben müssen und es ist noch nicht einmal klar, wie viel noch zukünftig durch den ÖPNV dazukommen wird. Bitte: Planen Sie zuerst die Anbindung, haben Sie dann im Blick, wieviel landwirtschaftliche Fläche dadurch genommen wird und danach planen Sie PHV weiter.

– Völlig ignoriert wird auch die Tatsache, dass die Erdgas-Trasse quer durch die geplante WestErweiterungsfläche verläuft und die Bereiche entlang der Trasse nicht bebaut werden dürfen. Wieso ist das kein Thema und war bis vor kurzem vielen Stadträten und auch Planern nicht bekannt?

„Flächenausdehnung muss sein, sonst sei dies kein tragfähiger Stadtteil“:

Wie kann man behaupten, Patrick Henry reiche von der Fläche her nicht. Überall wird verdichtet gebaut, nur Heidelberg hat das nicht nötig. Zukunftsorientierte Planer mit Vision müssen fähig sein, einen Stadtteil in die örtlichen Begebenheiten einzuplanen, sonst sind sie in ihrem Beruf falsch. Entscheidungen, besonders politische, leben davon, dass darüber gesprochen und diskutiert wird und möglicherweise Kompromisse geschlossen werden. Wenn eine Seite von Anfang an nicht von ihrer Vorstellung abweichen will, dann ist dies keine gesunde Grundlage für weitreichende gemeinsame Entscheidungen. Hat jemand mit den Landwirten geredet?

– Es ist widersinnig, einen “grünen Stadtteil“ inmitten landwirtschaftlichem Gebiet zu planen und dazu, die landwirtschaftlichen Flächen zu zerstören. Grün ist die Natur drum herum bereits. Ich habe gehört, innerhalb PHV soll eine Brachwiese für Insekten angelegt werden. Warum nicht außerhalb PHV mit den Landwirten absprechen, welcher Acker in welchem Jahr Brachwiese für Bienen und andere Insekten sein soll, dann wäre innerhalb PHV z.B. Platz für einen Spielplatz mit Bäumen.

– Ein See? Prestige-Idee zu Lasten der Landwirtschaft! Meiner Meinung nach ist die Planung eines Sees an dieser Stelle weltfremd: Die Sommer werden immer heißer und trockener, ein See generiert laufende Kosten für Reinigung und Wasser-Umwälzung. Schnaken und asiatische Tigermücke müssen permanent im Blick sein und schon jetzt haben die Landwirte Einbußen durch Nilgänse, die auf den Äckern umherlaufen und das Gemüse abfressen. Der See hat ausschließlich optischen Nutzen. Sinnvoller wären kleine Fuß- und Spazierwege mit Sträuchern und Bäumen daneben, gerade für die heißen Sommer. Dann müssten auch nicht alle Hunde bevorzugt in den Feldern spazieren geführt werden. Bisher veranschlagt man für See und die grüne Mitte ein Erschließungsfeld von 16-18 ha, das sind mehr als 20 Fußballplätze, ist Ihnen das klar?!

– Gerade in Corona-Zeiten ist die Bedeutung heimischer Landwirtschaft in den Fokus gerückt. Viele Bürger besannen sich auf den Einkauf in den kleinen Hofläden vor Ort. Muss man nicht alles daran setzen, den Landwirten die Existenz zu sichern statt sie ihnen wegzunehmen? Wenn die heimische Landwirtschaft nicht mehr funktioniert, wird zukünftig das Gemüse aus China kommen, im günstigsten Fall aus Südeuropa. Wollen wir das? Klimaschutz heißt auch, das Gemüse vor Ort zu produzieren und zu vermarkten.

– In Heidelberg wurde der Klimanotstand ausgerufen, Heidelberg will „sich verpflichten sofort und langfristig orientiert zu handeln, damit die Klimaschutzziele erreicht werden“. Ist Klimaschutz ein „grüner Stadtteil zu Lasten der Landwirtschaft?“ In den Äckern leben Feldhasen, vielerlei Singvögel und Insekten. Die kleinparzelligen Äcker sind Lebensraum von vielen Tieren – sie bieten einen größeren Lebensraum als irgendeine Wiese innerhalb städtischer Bebauung bieten kann. Das Areal um die Kurpfalzhöfe- und Hegenichhof ist Wasserschutzgebiet, die Landwirte arbeiten hier schon jahrelang unter größter Rücksichtnahme für die Natur.

Mir drängt sich leider der Gedanke auf, dass die Stadt, der OB, bei der Bebauung der Ochsenkopfwiese eine Schlappe erleiden mussten. Jetzt „muss“ Patrick-Henry-Village mit der großen West-Erweiterung „durchgedrückt“ werden, die naturfremde Planer sich überlegt haben. Das Ganze nennt man auch noch „nachhaltig“, meiner Ansicht nach ökologischer Irrsinn! Von einem mehrheitlich grünen Stadtrat erwarte ich mir Erhalt und Schutz der Natur, auch und besonders für unsere zukünftigen Generationen.

Bei der Bürgerbefragung wurde sich immer wieder gegen zusätzlichen Landverbrauch ausgesprochen. Seit der Mitbestimmung hat sich allerdings nichts an der Areal-Größe verändert. Wofür eine Bürgerbefragung, wenn diese ohne Folgen bleibt?

Die Natur steht nicht endlos zur Verfügung. Patrick Henry gehört seit Generationen zu Kirchheim. Die Kirchheimer Landwirte mussten in den letzten Jahren immer wieder gegen Landnahme kämpfen und immer mehr Flächen abgeben. Neuestes Kirchheimer Baugebiet ist am Messplatz, auch hier wird landwirtschaftliche Nutzfläche bebaut.

Bitte überdenken Sie, wieviel Fläche tatsächlich benötigt wird, um Patrick-Henry-Village als attraktiven Stadtteil auszuweisen. Gewerbeflächen im Bieth konnten jahrelang nicht verkauft und bebaut werden, woher die Gewissheit, dass Patrick Henry unbedingt um 18 ha vergrößert bebaut werden muss?

Um den Wahnsinn abzuschließen, muss zu jedem ha neu bebauter und versiegelter Fläche noch ökologische Ausgleichsfläche ausgewiesen werden, das ist auch wieder „Bauernland“!!

Bitte überdenken Sie Ihre Entscheidung! Hinterfragen Sie Planungen, die behaupten, nachhaltig zu sein. Nachhaltig ist Landwirtschaft und Erhalt der Natur.

Mit freundlichen Grüßen Hans-Werner Becker

 

Seebrücke Heidelberg
c/o Heidelberg@seebruecke.org
Mara Kunz, Jörg Schmidt-Rohr

17.06.2020

Kein Neubau des Ankunftszentrums in den Wolfsgärten

Das Kernanliegen der Seebrücke ist, das Menschenrecht auf Flucht zu verteidigen und sichere Fluchtrouten zu fordern, auf denen kein Mensch sterben muss. Der gezielte Boykott der Seenotrettung, der Ausbau der Festung Europa und die Gleichgültigkeit gegenüber der unmenschlichen Situation in den Lagern an den Außengrenzen der EU sind an sich unsere Themen.

Zum Menschenrecht auf Flucht gehört aber auch ein sicheres Ankommen. Dazu gehört im Aufnahmeland auch eine Willkommenskultur, die offen und empathisch mit dem Leid der geflüchteten Menschen umgeht.

Diese wollen wir auch in unserer Stadt.

Unabhängig davon, dass wir das Lagersystem in der derzeitigen Form ablehnen, grenzt ein Ankunftszentrum in den Wolfsgärten die Geflüchteten dauerhaft aus der Mitte unserer Gesellschaft aus.

Die abgeschlossene, unwirtliche und beengte Fläche ist von ihrer Gesamtanlage besonders zu einem abgeschotteten und isolierten Lager geeignet. Und wir haben wenig Vertrauen in den Bauherrn, das Innenministerium, dass an dieser Stelle, welche schon von der Lage her das Gegenteil signalisiert, ein in die Stadt integriertes und offenes Lager entstehen kann. Allein schon der Lärm neben den Autobahnen und der Bahnlinie machen das Lager zu keinem guten Wohnort. Selbst die Ersteller des ersten Vorentwurfes von der Bauabteilung des Landes haben das als besonders problematisch angesehen. Die Bebauung ist eng und massiv, und zudem dem Land eigentlich viel zu eng, da sie auf der Fläche keine 3.500 Personen unterbringen kann. Es wird eben sehr „lagermäßig“.

Ebenfalls glauben wir nicht, da durch die Praxis und die Gesetzeslage in den langfristigen Konzepten schon lange widerlegt, an die Legende vom Kurzaufenthalt. Das Land hat auch in Schreiben des Ministers sehr klar gemacht, dass in diesen Fragen die Stadt nicht mitzureden hat.

Der Ort ist als Wohnort, oft als erster Wohnort für Menschen die auf der Flucht eine lebensgefährliche und traumatisierende Odyssee erlebten, ungeeignet und das Gegenteil einer wohlwollenden Aufnahme.

Von Anderen wurden die Probleme des Naturschutzes und der Versiegelung von Flächen im Außenbereich, sonst sogar für den dringenden Neubau von Wohnungen ein Tabu, richtig und ausführlich dargestellt. In der Region gibt es derzeit noch genug Konversionsflächen, so dass man kein Ackerland anfassen muss. Diese Argumente schließen auch den Gäulschlag aus, den eigentlich nie irgendjemand ernsthaft in Erwägung gezogen hat und der eine reine Scheinalternative war.

Auch von vielen Befürwortern werden die Wolfsgärten nicht als idealer Standort angesehen. Eine sinnvolle Alternative auf Heidelberger Gemarkung wäre eine Integration in den neuen Stadtteil, das heutige PHV. Gerade weil es eine Neuentwicklung ist, in der noch vieles offen ist, ließe sich ein offenes und nicht baulich abgeriegeltes Ankunftszentrum nach unserer Meinung dort durchaus integrieren. Dann eben nicht als hermetisch abgeschlossenes Lager, sondern als Teil eines neuen Dorfes. In dem echte Vielfalt gelebt werden könnte, in dem eben alle Versorgungseinrichtungen vom Supermarkt bis zum Bolzplatz für alle da sind.

Das wäre ein echtes Modell und ein Mehrwert gegenüber dem jetzigen Ankunftszentrum. Auch wir finden das Engagement vieler Heidelberger Menschen und Institutionen im PHV gut und richtig. Wenn es kein Ankunftzentrum in Heidelberg gäbe und die Stadt damit von dem Privileg befreit wäre, keine Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, würde dieses Engagement sicher gegenüber der dann viel größeren Zahl von geflüchteten Menschen in der Stadt bestehen. Auch das wäre gut.

Heidelberg hat sich ja auch zum sicheren Hafen erklärt und wäre bereit, geflüchtete, aus Seenot oder griechischen Lagern gerettete Menschen aufzunehmen. Dies scheitert bisher am Unwillen von EU, Bund und Land. Wir wünschen uns, dass dies sich ändert und dass auch in der Stadt direkt geflüchtete Menschen die Vielfalt der Stadt weiter bereichern würden.

Wir glauben, dass auf einem Teil des Geländes des PHV ein Ankunftszentrum möglich wäre, ohne dass die Entwicklung des neuen Stadtteils völlig gestört oder behindert würde. Warum soll es nicht bis zu 2000 Bewohner geben, die sich eben anders in den Stadtteil einbringen, vielleicht auch tatsächlich nur einige Wochen da sind. Zudem trifft das für Viele nicht zu, und Touristen in Hotels und Boardinghäusern sind noch kürzer in der Stadt.

Wenn aber die IBA und die Städteplaner im Rahmen ihrer ganzen modellhaften und schicken stadtplanerischen Ideen eine solche Einrichtung nicht unterbringen können oder das überhaupt nicht gewollt ist, dann sollte man noch einmal prüfen, ob das neue Landesankunftszentrum nicht an einer anderen Stelle errichtet werden kann.

Die Stadt Mannheim z.B. hätte das Ankunftszentrum gerne gehabt und es waren z.B. die Coleman Baracks, nachdem die Amerikaner endgültig abgezogen wären, (vielleicht machts Trump ja möglich) im Gespräch, bis sich das Land anders entschied. Auch im Raum Karlsruhe, in dem jahrzehntelang das Ankunftszentrum war und immer noch viele Verwaltungsstrukturen sind, gäbe es sicher bessere Möglichkeiten als das Gelände der Wolfsgärten.

Entscheidend wird immer sein, wie das Ankunftszentrum gestaltet wird- als abgeschlossenes Lager zur Ausgrenzung und Kontrolle oder als offene Struktur, die man als Teil einer Willkommenskultur erkennen kann.

Wir sagen ein sehr grundsätzliches Nein zu den Wolfsgärten, halten Flächen und Teile des PHV für denkbar, meinen aber nicht, dass das neu zu bauende Ankunftszentrum auf jeden Fall und unbedingt in Heidelberg bleiben muss, wenn es nur einen völlig ungeeigneten Standort gibt.

Nicht um den Preis, dass in den Wolfsgärten ein Lager entsteht, dass für die Unterbringung von Geflüchteten nicht geeignet ist.

 

Redebeitrag unseres Vorstandmitglieds Gerd Guntermann auf der Kundgebung vor der Gemeinderatssitzung am 18.06. vor dem Rathaus, zum Thema „Verbleib des Ankunftzentrums für Flüchtlinge in PHV“:

„Ich appelliere an die Grünen, denn von den Schwarzen ist eh‘ nichts zu erwarten: Macht den neuen Stadtteil PHV inklusiv, lasst uns hier beispielhaft Inklusion praktizieren – mit und für Menschen jeden Alters, jeder sozialen Kategorie, mit und für Behinderte, und eben mit und für Menschen auf der Flucht.
Kommt von euren Ansprüchen runter, lasst uns keine neuen Flächen mehr versiegeln, sondern die bestehenden bescheiden und damit nachhaltig nutzen.
Entfernt Euch nicht von den Sustainable Development Goals der Stadt und dem Ausrufen des Klimanotstands 2019 durch den Gemeinderat.
Wenn Ihr das nicht hinkriegt, liebe Grüne, dann ist Grün das neue Schwarz, dann betreibt Ihr nur noch Greenwashing!“

 

SWR Aktuell BW berichtete am 19.06.2020, um 19.30 Uhr, von der Demo vor den Rathaus. Aus diesem Bericht stammt das Foto von Regine Buyer (GAL Mitglied und Bezirksbeirat in Wieblingen sowie aktiv beim BUND) und von Inge Winkler-Hansen (v.r.): 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rhein-Neckar-Zeitung 19.06.2020:

 

Judith Marggraf, GAL Stadträtin, 23.06.2020:

Demokratie frustriert manchmal.

Die Entscheidungen zum Ankunftszentrum und zum „dynamischen“ Masterplan für PHV sind so durchgegangen, wie Verwaltung und IBA das wollten.
Das Ankunftszentrum irgendwo im Nirgendwo, aber mit zukunftsweisenden grünen Vorgaben, deren Realisierbarkeit ungeprüft ist. Und die Erweiterung von PHV kommt erst in rund 10 Jahren – wäre sowieso nicht früher dran gewesen…. Prof. Braum ist ‚amused‘.
Man kann nun trefflich spekulieren, ob die kleinen moralischen Keulen beim Ankunftszentrum auf der „Gegenseite“ eher Trotz statt Einsicht gefördert haben und auch darüber, ob „Die Heidelberger“ ihren guten Antrag aufgegeben haben, weil sie jetzt auch mal mit den „Großen“ mitspielen wollten. Seis drum – das Ergebnis wird uns auf die Füße fallen.

 

Rhein-Neckar-Zeitung 25.06.2020:

 

Rhein-Neckar-Zeitung 21.07.2020:

Thesen zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) von Hans-Martin Mumm

Thesen zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)

1. Die Befürworter des BGE heben auf die Entkoppelung von Arbeit und Lebensunter­halt ab: Arbeit wäre nicht mehr Zwang, sondern werde freiwillig geleistet. Die Folgen für Arbeitsmarkt, Entgeltstrukturen und betriebliche Hierarchien wären weitreichend.

2. Die Diskussion um das Für und Wider dreht sich hauptsächlich um die sozialpsycho­logische Frage, ob mit dem BGE noch hinreichende Anreize bestünden, eine Arbeit aufzunehmen. Volkswirtschaftlich hat der Steuersatz auf das Arbeitseinkommen dabei eine Schlüsselrolle. Zur Gegenfinanzierung des BGE müsste der Steuersatz deutlich angehoben werden.

3. Zur Einführung des BGE soll der Sozialetat herangezogen werden: Die Summe aus den Leistungen der gesetzlichen Versicherungen, Sozialhilfe, Kindergeld und dgl. Er­gänzend müsste auch die Besteuerung erhöht werden. Als Nebeneffekt ergäbe sich bei den Versicherungen und den Sozialämtern ein enormer Bürokratieabbau.

4. Eine Überschlagsrechnung ergibt (Basis 2015): Wenn 80 Mio. Anspruchsberechtigte monatlich 1000 € bekämen, ergäbe das ein Volumen von 960 Mrd. € im Jahr. Dem steht ein Sozialbudget von 888 Mrd. € gegenüber. Für die Differenz von 72 Mrd. € müsste die Steuerlast lediglich um 2,5 % erhöht werden. 1000 € reichen aber zur Existenzsicherung nicht aus; realistisch wäre ein Betrag von 1.500 € im Monat. Dafür müsste der Steuersatz angehoben werden; diskutiert werden verschiedene Modelle: Anhebung der der Progression auf 70 % oder ein einheitlicher Hebesatz von 50 %.

5. Wo umverteilt wird, gibt es Gewinne und Verluste. Vom BGE profitieren würden kinderreiche Familien, Rentnerinnen, Menschen außerhalb der Sozialsysteme, z.B. Obdachlose, sowie Beamte und vermögende Selbstständige. Umgekehrt könnten alle mit volatilem Einkommen – Arbeitslose, Beschäftigte in Kurzarbeit, Kranke, Behinderte etc. – die Leistungen des BGE nicht konsumieren, sondern müssten Rücklagen bilden zum Ausgleich der entfallenen Lohnersatzzahlungen. Bisherige Hartz-IV-Abhängige müssten sich bei Zuverdiensten nichts mehr abziehen lassen, würden also an Freiheit gewinnen; allerdings käme es in Ballungsgebieten zu Verlusten, weil die Wohnungs­kosten nicht mehr übernommen würden. Am schärfsten würde sich die Entkoppelung der Transferleistungen von den individuellen Einkommen auf die Altersrenten auswir­ken. Abgesehen von Betriebsrenten wären alle, die aus dem Erwerbsleben ausschei­den, auf die Leistungen des BGE angewiesen. Viele Frauen beziehen nur Minirenten, die aufgebessert würden; bezogen auf die Haushaltseinkommen dürften die Verluste die Gewinne aber übersteigen. Gar nicht zu denken ist an die Beamtenpensionen. Grundsätzlich zu beachten ist, dass die Sozialversicherungen entfallen würden und al­lermindest die Krankenversicherung aus dem BGE zu bezahlen wäre.

6. Die Hauptidee de BGE ist, Sozialleistungen nicht von Bedürftigkeit abhängig zu ma­chen. Abgesehen davon, dass damit das Leben grundsätzlich zum Lotteriespiel würde, sind Tausende von Fällen absehbar, in denen das BGE nicht reichen wird: Heimun­terbringung von Kindern und Behinderten, Pflegefälle, aufwändige Operationen und Therapien etc. Erforderlich wären Härtefallregelungen, die neue Etats und wieder eine Bürokratie von Beamten, Ärztinnen und Entscheidern erfordern würden.

7. Es liegt in der Logik des BGE, dass der Wegfall der gesetzlichen private Versiche­rungen hervorbringt. Wer verantwortlich mit seinem Leben umgeht, würde sich weiter­hin gegen Krankheit, Pflegefall, Arbeitslosigkeit und zur Altersversorgung versichern wollen. Die Prämien dafür würden die Leistungen des BGE weitgehend verbrauchen, zumal die bisherigen Arbeitgeberanteile wegfielen. Da die neuen Versicherungen frei­willig wären, blieben zahllose Einzelschicksale, für die die Leistungen des BGE nicht ausreichen würden. Vom Versprechen des Bürokratieabbaus bliebe nicht viel übrig.

8. Der Einführung eines BGE stehen unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen:
> Eine Einführung in Etappen ist ausgeschlossen.
> Der Widerstand in Teilen der Gesellschaft wäre unkalkulierbar groß.
> Die Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung sind völlig unklar.
> Der individuelle Rechtsanspruch auf die bestehende Altersversorgung würde eine Übergangsfrist von fünf Jahrzehnten erfordern; eine Zwischenfinanzierung hätte eine dramatische Staatsverschuldung zur Folge.

9. In einer Zeit, in der Individualisierung und Entsolidarisierung starke Trends gewor­den sind, enthält die Forderung nach einem BGE ein großes Heilsversprechen: Die Entkoppelung von Lebensunterhalt und Arbeit böte mehr Freiheit und die Entkoppe­lung von Transferleistungen und Bedürftigkeit mehr Gerechtigkeit. Mein Anliegen war es zu zeigen, dass diese Rechnung nicht aufgeht.

10. Zum Schluss ein Zitat von Georg Cremer, VWL-Professor in Freiburg und langjäh­riger Generalsekretär der Caritas:
„Der vielleicht problematischste Aspekt der Debatte um das bedingungslose Grundein­kommen ist die Diskreditierung des heutigen Sozialstaats. Wer meint, alle Probleme lösten sich mit dem Grundeinkommen, verabschiedet sich aus dem Dialog zur prakti­schen Sozialpolitik. … Die Wünsche nach mehr Freiraum für Kreativität, nach sinnstif­tender Arbeit und wertschätzenden Arbeitsbedingungen, nach Raum für Versuch und Irrtum sollten wir ernst nehmen. … All dies sind wichtige Anliegen für eine lebensdienli­che Wirtschafts- und Sozialordnung. Aber auch hier kommen wir einer Lösung nur näher durch gangbare Schritte der zähen reformerischen Alltagsarbeit.“

Zum Weiterlesen: Das bedingungslose Grundeinkommen. Zum Für und Wider eines gesellschaftspoliti­schen Reformkonzepts. Mit Beiträgen von Thomas Straubhaar und Georg Cremer, mit Interviews mit Korbinian von Blanckenburg und Dominik H. Enste, hg. vom Roman-Herzog-Institut, München 2019. Das Zitat dort S. 25.

Hans-Martin Mumm, Knösel, November 2019

Debatte – Wo ist Bergheims Mitte?

Jahresauftaktveranstaltung des Stadtteilvereins Bergheim
4. April 2019, Dezernat 16
Festrede von Stadtrat Hans-Martin Mumm zum Thema „1250 Jahre Bergheim“, Schlusskapitel

IV. Bergheim fehlt eine Mitte
Wenn wir uns Heidelberg als eine Wohnung vorstellen, dann wäre die Altstadt die Studierstube; Weststadt und Neuenheim Wohn- und Schlafzimmer, Handschuhsheim der Blumengarten und der Pfaffengrund die Werkstatt. Und Bergheim? Bergheim wäre die Diele, der Flur mit vielen Türen in andere Zimmer, gedacht lediglich zur Passage.
Das neuzeitliche Bergheim begann 1840 mit der Eisenbahn, ergänzt 1885 um die Pferdebahn mit ihren Stallungen, 1902 dann um die elektrische Straßenbahn mit dem Depot. Zwei Brücken und ein Steg führen über den Neckar, eine dritte Brücke ist wieder verschwunden. Im Westen mündet die Autobahn, die Bergheimer Straße verlor ihre Vorgärten, um den vermehrten Verkehr aufzunehmen. In den 1960er Jahren wurden die Uferstraßen autogerecht ausgebaut. Und auch für die angedachte Fahrradbrücke ins Neuenheimer Feld ist Bergheim nur ein Verkehrshindernis.
Wenn Sie den Eindruck haben, ich übertreibe hier etwas, dann täuschen Sie sich nicht ganz. Gerne zähle ich dagegen auf, welche lohnenden Ziele hier angesiedelt sind. Das fing einmal an mit drei Bädern, von denen es das Thermalbad heute noch gibt. Dazu gehört inzwischen eine große Zahl von Bildungs- und Kultureinrichtungen: Stadtbücherei, Volkshochschule, Kulturfenster, Akademie für Ältere, Täter-Theater, Sammlung Prinzhorn sowie die Musik- und Singschule. Das jüngste Glied in dieser Reihe ist das Multifunktionshaus des Dezernats 16, dessen Gastfreundschaft wir heute genießen.
Dem Stadtteil Bergheim fehlt es nicht an lohnenden Zielen, sondern an einer städtebaulichen Mitte. Seit dem Bau der Bahnstadt ist Bergheim stärker in die Mitte der Stadt gerückt, sodass der Mangel einer eigenen Mitte noch deutlicher zu spüren ist. Der Alfons-Beil-Platz, vor über 100 Jahren als Messplatz angelegt, kann heute keine Mittelpunktfunktion erfüllen, trotz seiner Lage an der Bergheimer Hauptkirche. Dem Römerplatz vor der ehemaligen Krehl-Klinik fehlt es an verkehrsfreiem Raum, den eine Mitte haben müsste. Ob der vom Gemeinderat angedachte Park auf dem Gelände des heutigen Betriebshofs diese Aufgabe erfüllen könnte, ist genau abzuwägen. Bergheim ist langgestreckt, und eine Mitte sollte möglichst mittig liegen. Außerdem ist für die Zukunft des Betriebshofs zunächst der Ausgang des Bürgerentscheids abzuwarten. Am ehesten geeignet wäre der Park bei der Stadtbücherei; dort fehlt es allerdings heute an ausreichenden Angeboten des Einzelhandels und der Gastronomie.

V. Perspektiven
Bergheim ist der Stadtteil, der sich in den vergangenen 30 Jahren am stärksten verändert hat. Dieser Prozess geht in hohem Tempo weiter. Lassen sie mich zum Abschluss vier Bereiche dieser Veränderung nennen, auf die Sie als Bergheimerinnen und Bergheimer nicht nur besonders achten, sondern in deren Gestaltung Sie sich aktiv einmischen müssen.
A Der Umzug des Klinikums ist nahezu abgeschlossen. Anfänglich war die Universität entschlossen, einen Gutteil ihrer Immobilien zu veräußern. Stadtverwaltung und Gemeinderat standen diesen Privatisierungen skeptisch gegenüber. Es ist ja nicht so, wie oft polemisch behauptet wird, dass die Stadt die Universität in ihrem Wachstum behindern wolle; die Frage ist stets, wo und unter welchen Bedingungen. Mittlerweile hat die Universität den Campus Bergheim ausgerufen mit den Wirtschafts- und Asienwissenschaften als neuem Schwerpunkt. Seither bevölkern junge Menschen das Stadtbild, die Kneipenszene hat sich bereits angepasst, und die Gentrifizierung schreitet voran. Belastbare Zahlen liegen mir nicht vor; es ist aber davon auszugehen, dass in Bergheim-Ost der Druck auf den Wohnungsmarkt rapide steigt. Dagegen ist die Stadt, die dort keinen nennenswerten Grundbesitz hat, ziemlich machtlos; ein Ausgleich kann deshalb nur in Bergheim-West erfolgen. Jede städtebauliche Aufwertung hat einen hohen sozialen Preis.
B Zur aktuellen Frage des Standorts des Straßenbahnbetriebshofs und der Bebauung des Großen Ochsenkopfs will ich mich heute Abend ganz zurückhalten. Nachdem die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind, wird der Gemeinderat den Bürgerentscheid beschließen. Ich will Sie nur bitten, bei Ihrer Entscheidung die Belange des Umwelt- und Naturschutzes gleichrangig mit denen des Öffentlichen Nahverkehrs zu betrachten. Auch der Umstieg auf Bahnen und Busse nützt der Natur und dem Klima. Und dazu braucht es eine Betriebsstätte, die möglichst zentral gelegen ist.
C Vorgestern wurde im Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats die Studie des Stadtplanungsamts „Neckarorte“ vorgestellt. Das Konzept zur Erschließung des südlichen Neckarufers geht auf eine Anregung der Heidelberger Architektenkammer zurück. Gerade für Bergheim werden dort sehr präzise Anregungen für Fuß- und Radwege am Ufer formuliert. Im Detail ist allerdings noch manches offen. Gerade darum ist die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger von besonderer Bedeutung.
D Eher im Stillen verläuft momentan der Planungsprozess für das Gebiet zwischen Kurfürstenanlage und Alter Eppelheimer Straße. Mit dem Wegzug der Druckmaschinen und der Rochade der Stadtwerke in das bisherige Forschungszentrum der Druckmaschinen wird ein Kernareal bisheriger gewerblicher Nutzung für neue Zwecke frei. Was immer dort an Mischung aus Gewerbe und Wohnen realisiert werden könnte, muss sich messen lassen an den Erfordernissen der Durchlässigkeit und der Öffnung Bergheims nach Süden. Zu prüfen wird auch sein, ob nicht genau dort die neue Mitte Bergheims entstehen könnte.
Meine Damen und Herren, sie waren ein aufmerksames Publikum. Wenn sie mögen, dürfen sie zum Abschluss jetzt applaudieren.