Kommentar von Judith Marggraf und Michael Pfeiffer zu den Themen „Sperrzeiten“ und „Betriebshof/Bürgerentscheid“ (Gemeinderatssitzung vom 17.10.2019)

Die Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag war aufregend, aufwühlend, schrecklich und entsetzlich lang.
Mit den Themen „Sperrzeiten“ und „Betriebshof/Bürgerentscheid“ verhandelten wir Themen, die uns seit Jahren auf den Nägeln brennen. Am Donnerstag gings um Entscheidungen!

„Sperrzeiten“: Soviel Arroganz, Ignoranz und Dummheit war nie!

Schon zum zweiten Mal hat ein Gericht dem Gemeinderat auferlegt, die Interessen der Altstadtbewohner besser zu berücksichtigen. Die Verwaltung hatte einen Kompromiss vorgelegt: Berufung einlegen, Sperrzeiten auf 1 Uhr unter der Woche und 3 Uhr am Wochenende festlegen – damit die Situation befriedet und ‚Schlimmeres‘ verhindert wird. Aber schon wieder hat eine Mehrheit des Gemeinderates das ignoriert! Allen voran die FDP. Was schert uns ein Gerichtbeschluss – wir wissen das besser. Die CDU setzt auf „awareness“, alle zusammen auf einen ‚Nachtbürgermeister‘ (DIEZEITArtikelvom08.08.2019). Die „Partei“ macht sich über AltstadtbewohnerInnen lustig und diffamiert sie (Sachantrag16.10.2019DiePartei), die „Linke“ hält Sperrzeiten für ein Relikt des vergangenen Jahrhunderts – da hat niemand irgendwas verstanden!

Wir sind stolz darauf, dass unsere Altstadt einen Mix aus Alteingessesenen, Familien, Studierenden und auch Touristen hat und nicht nur eine Feiermeile ist. Natürlich ist das immer auch ein Interessenkonflikt und braucht einen Ausgleich. 6 Stunden ungestörten Schlaf für BewohnerInnen fordert das Gericht. Das ist ja wohl nicht übertrieben!

Der Gemeinderat hat mit seiner Entscheidung, die Sperrzeit auf (unter der Woche) 1 Uhr und am Wochenende auf 4 Uhr festzulegen, den Bogen überspannt.
Das Gerichtsurteil wurde ignoriert, Anwohnerinteressen spielten keine Rolle. Jetzt geht das Ganze in die nächste gerichtliche Runde und es ist zu erwarten, dass die Sperrzeiten qua Gericht noch enger gefasst werden. In wessen Interesse war das denn?

 

Der Betriebshof

Nachdem bereits 2009 der Gemeinderat von der RNV darüber informiert wurde, dass der Betriebshof saniert werden muss, wurde 2010 die Aussage von der RNV getroffen, dass die Priorität auf einer wirtschaftlichen Sanierung des Betriebshofes am bestehenden Standort liege. Diese Entscheidung basiere auf einer Prüfung für den Ausbau des bestehenden Betriebshofes, in der auch qualitätsbezogene Aspekte eine sinnvolle Alternative zu einem Neubau in weniger zentraler Lage darstelle.

2011 führte die RNV aus, dass lediglich noch eine Sanierung und kein Neubau geplant sei.

2014
Herr Buter (RNV) und Herr Thewalt (Verkehrsmanagement) erklären dem BBR Bergheim, dass mehrere Alternativstandorte untersucht wurden, aber nur der alte Standort durch den Ausbau den zukünftig reibungslosen Betrieb inklusive der im Mobilitätsnetz geplanten Neubaustrecken gewährleisten würden. In weiteren Sitzungen kämpft Herr in der Beek (RNV) für den alten Standort und auch OB Würzner drängt auf eine Entscheidung, da die Fördergelder reduziert würden.

Der einzige Mehrheitsbeschluss wurde von der GAL gestellt und hatte zum Inhalt, die Bürgerschaft in die Diskussion mit einzubeziehen.

2016
Nachdem mehrere Standorte (Rohrbach – Süd, Ehrmalige Paketpost, Bahnstadt- Areal südlich der DB Gleise wo das Bauhaus gebaut wurde, Pfaffengrund, Wieblingen Gewann Eselsbuckel, Neuer Messplatz) von der RNV und der Stadtverwaltung geprüft wurden, bleibt nur der Große Ochsenkopf als machbar übrig. Weitere Planungen für den Ochsenkopf werden intensiviert. Die Grünen bringen das Airfield als weiteren Standort ins Spiel.

2017
Der GR fasst u.a. den Beschluss, das Entwicklungskonzept Bergheim mit integrierter Entscheidung Betriebshof mit Bürgerbeteiligung auf den Weg zu bringen. Der GR entscheidet bis spätestens Februar 2018 darüber, ob am alten Standort neu gebaut wird oder auf dem Ochsenkopf.

2018
Am 20.12.2018 wurde im GR mehrheitlich der Beschluss gefasst, den Betriebshof auf den Ochsenkopf zu verlegen. Ursächlich hierfür war erstens, dass die Grünen, die früher den alten Standort favorisierten, außer dem Airfield nun auch noch den Recyclinghof prüfen lassen wollten und somit das Procedere weiterhin in die Länge ziehen würden und zweitens, dass die SPD mit ihrem Antrag, den alten Standort zu 50 % als Grünfläche und den Rest zu 100 % mit bezahlbarem Wohnraum ausbauen wollten.

2019
Im Mai wurde im GR mehrheitlich beschlossen, das Bürgerbegehren, den Betriebshof auf dem Großen Ochsenkopf zu bauen, zuzulassen.

Der Bürgerentscheid vom 21.07.2019 hatte auf die Frage: „Sind Sie dafür, dass auf den gegenwärtig als Grünflächen genutzten Bereichen des Großen Ochsenkopfes kein RNV-Betriebshof gebaut wird?“ folgendes Ergebnis gebracht:

Von den insgesamt 110 282 Stimmberechtigten hat die Abstimmungsmehrheit der 33 338 abgegebenen gültigen Stimmen die zur Abstimmung gestellte Frage mit JA beantwortet (19 020 JA-Stimmen gegenüber 14 318 NEIN-Stimmen). Dies bedeutete, dass zwar die erforderliche Stimmenzahl nicht erreicht wurde, sich aber eine Mehrheit für den Erhalt der Ochsenkopfwiese ausgesprochen hatte.

Am 17. Oktober stimmte der GR über diese Frage ab. Das Ergebnis war mit 25:24 Stimmen denkbar knapp. Die GAL stimmte geschlossen mit „Ja“. Peinlich war der Auftritt von dem Vertreter „Die Partei“, der ein Kronkorkenorakel befragte. Unserer Meinung nach hat sich der Kollege schon vorher davon überzeugt, dass ein „Ja“ als Ergebnis erscheint. Mit Satire hat das wenig zu tun, eher mit Respektlosigkeit gegenüber den Menschen, die Monate lang Klinken putzen, bei Wind und Wetter auf Plätzen stehen und einen nicht unerheblichen finanziellen Aufwand betreiben, um sich für die Ochsenkopfwiese einzusetzen.

Hier ein Kommentar von Christian Scharff, SWR4
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/Heidelberg-Gemeinderat-stimmt-gegen-Verlagerung-des-Betriebshofs,meldungbetriebshofheidelberg-100.html

Nach einer Sitzungsunterbrechung wurde von SPD, CDU, FW, FDP, HDer und uns (es war noch eine 2-Mann Truppe ganz rechts auch bei den Antragstellern, aber da tu ich mich schwer, die Partei zu nennen) der Antrag gestellt, die Verwaltung möge sofort die vorliegenden Planungen für den Ausbau des Betriebshofes am Altstandort in der Bergheimer Straße wieder aufnehmen und zwar auf Grundlage des bestehenden „Zukunftskonzepts Bergheim“. Dieses sieht in dem Stadtteil unter anderem neuen preiswerten Wohnraum vor. Dem Antrag zufolge soll eine Erweiterung bis zur Emil-Maier-Straße und womöglich auch bis zum Czernyring geprüft werden. Gleichzeitig soll das Dezernat16 „integriert“ werden.

Dieser Antrag wurde mit 27:1:16 Stimmen beschlossen. Die Grünen haben sich enthalten.

Ein Folgeantrag der Grünen, weitere Standorte zu prüfen, fand keine Mehrheit. Auch wir haben diesem Antrag nicht zugestimmt, da wir schon immer für den alten Standort waren und auch der Meinung sind, dass die Prüferei irgendwann auch mal zu Ende sein muss. Immerhin geht es hier in erster Linie darum, den Mitarbeitern der RNV einen sicheren Arbeitsplatz zu ermöglichen. Außerdem ist der alte Standort zentral und somit am umweltverträglichsten, da somit die wenigsten Leerfahrten entstehen und keine Grünflächen angegriffen werden.

 

Sperrzeiten in der Altstadt wieder unwirksam – Eine „never ending story“? Mit Antworten zur RNZ Umfrage von Stadträtin Judith Marggraf

Seit über 10 Jahren beschäftigt sich der Gemeinderat mit den Sperrzeiten in der Altstadt. Hier eine kurze Chronik:

Der Interessenskonflikt zwischen Anwohnern und Wirten und ihren Gästen in der Altstadt besteht schon seit langen. Die einen möchte ihre Nachtruhe, die anderen gern lange feiern. Lärm, Dreck, und Randale wurden in der Altstadt immer schlimmer, so dass es in den Jahren 2009 und 2010 diverse Runde Tische „Pro Altstadt“ gab, bei denen ein 58-Punkte-Plan entwickelt wurde. Dieser sah u.a. einen Erlass einer Sperrzeitverordnung zur Verbesserung der Gesamtsituation für die Anwohner vor.

Die Landesregierung ließ ab dem 1.1.2010 längere Öffnungszeiten für Gaststätten zu: bis 3 Uhr bzw. in den Nächten auf Samstag/Sonntag bis 5 Uhr. Der Gemeinderat Heidelberg hat jedoch am 17.12.2009 beschlossen dieser Verkürzung der Sperrzeiten nicht zu folgen und die bisherigen beizubehalten: bis 2 Uhr bzw. in den Nächten auf Samstag/Sonntag bis 3 Uhr. Der Karlstorbahnhof ist von dieser Regelung ausgenommen. Bestehende Ausnahmeregelungen behielten Gültigkeit. (4 Nein Stimmen, 3 Enthaltungen und 1 Befangene Stimme).

2010 wurde eine Klage von Anwohnern beim Verwaltungsgericht Karlsruhe erhoben, um anwohnerfreundlichere Sperrzeiten zu erreichen. 2013 hat der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg eine Berufung zugelassen und dargestellt, dass die Sperrzeitverordnung korrigiert werden muss. Die Stadt Heidelberg hat einem Vergleich zugestimmt und sich verpflichtet ein Lärmgutachten erstellen zu lassen und auf dessen Grundlage die Sperrzeiten neu festzulegen.

Das Lärmgutachten vom 14.10.2014 ergab, dass im Kerngebiet (Untere Straße, Mittelteil der Hauptstraße, sowie die Seitengassen Heugasse, Kettengasse, Krämergasse, Steingasse und Leyergasse) mit hoher Kneipendichte über den gesamten Betrachtungsraum Überschreitungen prognostiziert werden.

Am 18.12.2014 entschied der Gemeinderat mit 12 Gegenstimmen die Landesregelung einzuführen. D.h. ab dem 1.1.2015 durften Kneipen und Gaststätten wochentags bis 3 Uhr und am Wochenende bis 5 Uhr öffnen. Die Liberalisierung sollte die Besucherströme entzerren. Zusätzlich wurde der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) auf 12 MitarbeiterInnen aufgestockt.
Dem Vorschlag der Verwaltung wochentags bis 1 Uhr und in den Nächten auf Samstag und Sonntag bis 3 Uhr in demjenigen Teil der Altstadt, der nach den Ergebnissen des Lärmgutachtens besonders belastet ist, öffnen zu dürfen, folgte der Gemeinderat nicht.

Aus einem Erfahrungsbericht, der am 23.03.2016 im Gemeinderat beraten wurde, wurde klar, dass zwischen 3 und 5 Uhr durch alkoholisierte Ruhestörer und laut unterhaltende Gäste die Nachtruhe der Anwohner empfindlich gestört ist. Eine Zuordnung dieser Personen zu bestimmten Gaststätten war jedoch in den meisten Fällen nicht möglich. Weitere Maßnahmen wurden festgelegt: Verlängerung der Probezeit, Vorbereiten eines Konzepts für ein Förderprogramm für Lärmschutz mit Lärmschutzfenstern, Erarbeiten einer Selbstverpflichtungserklärung mit allen interessierten Gastronomiebetrieben in der Heidelberger Altstadt.

Nach einer zweijährigen Probephase hat der Gemeinderat am 20.12.2016 wieder für neue Sperrzeiten gestimmt. Das neuste Lärmgutachten hatte nämlich ergeben, dass es im östlichen Bereich der Altstadt, in dem die Kneipendichte sehr hoch ist, nachts zu laut ist. Die neuen Sperrzeiten ab dem 1.1.2017 waren: 2 Uhr unter der Woche, 4 Uhr am Wochenende. Neu war ein „langer Donnerstag“, d.h. von Donnerstag auf Freitag durften die Kneipen nun bis 4 Uhr öffnen. Mit 25 Ja, 16 Nein und 2 Enthaltungen ging die neue Regelung durch. Zu prüfen blieb, ob es wieder für die drei Diskotheken im betroffenen Gebiet (Tangente, Cave54, Club 1900) Ausnahmeregelungen gibt, so wie es bis Ende 2014 der Fall war. Die Stadtverwaltung hatte angesichts der Ergebnisse des Lärmgutachtens einen anderen Vorschlag gemacht: Gaststätten sollten wochentags bis 1 Uhr und in den Nächten auf Samstag und Sonntag bis 3 Uhr öffnen dürfen. Dem ist der Gemeinderat aber nicht gefolgt.

Anwohner wandten sich mit einem Normenkontrollantrag gegen diese Sperrzeiten und der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg erklärte die Verordnung vom 20.12.2016 der Stadt Heidelberg Ende März 2018 für unwirksam.

Mit knapper Mehrheit beschloss der Gemeinderat am 24.7.2018 daher wieder neue Sperrzeiten für den östlichen Teil der Altstadt. Mit 22 Ja und 19 Nein Stimmen sowie 4 Enthaltungen wurden folgende Sperrzeiten ab dem 2.08.2018 festgelegt: auf Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag um 1 Uhr, auf Freitag um 3 Uhr, auf Samstag und Sonntag um 4 Uhr. Zusätzlich wurden mehrere Maßnahmen beschlossen: Aufstockung des KOD, Moolinerabfahrten am Uniplatz und dort mehr Sicherheitspersonal, Verantwortungszone in jeder Kneipe sowie ein Lärmbeauftragter.

Anwohner stellten daraufhin eine Normerlassklage, sie wollten dass das Gericht Sperrzeiten für die Kernaltstadt festlegt: Mitternacht unter der Woche und 1 Uhr am Wochenende. Da alle außergerichtlichen Einigungen gescheiterten, befasste sich das Verwaltungsgericht Karlsruhe mit dem nächtlichen Lärm in Heidelberg. Bei der Gerichtsverhandlung am 31. Juli 2019 befand das Gericht nun unter der Woche ist um Mitternacht Schluss und am Wochenende um 2.30 Uhr. Die Vorgaben sind bindend für den Gemeinderat, nur den exakten Geltungsbereich der neuen Sperrzeiten könne er festlegen.

Als Grundlage für die Argumentation des Gerichts gilt das Lärmgutachten des Büros Genest und Partner, die den Schallpegel von Mai bis Juli 2016 an fünf zentralen Punkten in der Altstadt gemessen hat: in der Unteren Straße auf Höhe des Fischmarkts, an der Ecke Hauptstraße / Floringasse, in der Kettengasse (wo etwa die „Tangente“ liegt), in der Dreikönigstraße und in der Hauptstraße auf Höhe des Kurpfälzischen Museums. Höchstwerte wurden vor allem in der Unteren Straße und im zentralen Teil der Hauptstraße festgestellt – vergleichbar sind diese mit vorbeifahrenden Lkw oder Motorsägen. Diese Werte, so das Gericht, entsprächen der Lärmkulisse eines Gewerbe- und Industriegebiets – und nicht denen eines Wohn- und Mischgebiets. Für die Anwohner bedeutet dies lärmbedingte Gesundheitsgefahren. Das Gericht machte deutlich, dass mindestens 6 Stunden Nachtruhe für einen Gesundheitsschutz notwendig seien. Außerdem mahnte das Gericht an, dass fast keine der beschlossenen Maßnahmen zur Lärmreduzierung ausgeführt wurden.

Zum Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe in Sachen Sperrzeiten machte die Rhein-Neckar-Zeitung eine Umfrage bei den Gemeinderäten. Hier die Antworten unserer Fraktionsvorsitzenden Judith Marggraf:

1. Wie sehen Sie die Entscheidung des Gerichts, dass die Kneipen künftig werktags um Mitternacht und am Wochenende um 2.30 Uhr schließen müssen?
Wir begrüßen die Entscheidung, bedauern aber durchaus, dass das auch viele Gastronomiebetriebe trifft, die sehr verantwortungsvoll mit der Lärmproblematik umgegangen sind. Darüber hinaus ist die Entscheidung des Gerichtes eine berechtigte Ohrfeige für einen Gemeinderat, der sich mehrheitlich über die Interessen der Altstadtbewohner hinwegsetzte und alle Warnungen, u.a. der Verwaltung, in den Wind schlug.

2. Werden Sie dafür stimmen, Berufung einzulegen?
Nein. Das Gericht hat uns einen Rahmen vorgegeben, der jetzt mit politischen Entscheidungen ausgestaltet werden muss. Die Situation war und ist schwierig, jetzt noch eine Runde vor Gericht zu drehen, wird das nicht ändern.

3. Wie kann der Konflikt in der Altstadt zwischen Anwohnern und Kneipiers noch befriedet werden? Und wie wollen Sie dies als Fraktion angehen?
Wir warten jetzt auf einen Vorschlag, für welche Gebiete die neuen Sperrzeiten tatsächlich angewendet werden sollen, welche der (beschlossenen) flankierenden Maßnahmen nun umgesetzt werden und was sich daraus dann ergibt. Vielleicht muss man auch einmal über ein Bonus-/Malus-System nachdenken, um die Altstadt-Gastronomie nicht über „einen Kamm zu scheren“.

Den dazugehörigen RNZ Artikel vom 7.8.2019 können Sie hier nachlesen:

Fragen der RNZ zu den Forderungen für die Stadt Heidelberg von der „Fridays for Future“ Bewegung

Die „Fridays for Future“-Bewegung hat Forderungen für die Stadt Heidelberg formuliert und an alle Fraktionen des Gemeinderates geschickt.

https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-fridays-for-future-demo-in-heidelberg-das-fordern-die-streikenden-schueler-in-heidelberg-plus-videofo-_arid,436325.html

Die Rhein-Neckar-Zeitung hat dazu folgende Fragen formuliert, die die GAL wie folgt beantwortet hat:

Wie bewertet Ihre Gemeinderatsfraktion die Forderungen?
Zuerst einmal finden wir es prima, dass FfF in Heidelberg nicht ’nur‘ demonstriert, sondern sich aktiv, inhaltlich und politisch einmischt! Wir können uns den Forderungen grundsätzlich komplett anschließen, da sie inhaltlich weitestgehend dem entsprechen, was der Gemeinderat mit dem „Masterplan 100% Klimaschutz“ ja bereits beschlossen hat. Wir sehen aber die Erinnerung und die Mahnung, dass es mit einem GR-Beschluss nicht getan ist! Wir sollten Leitplanken einziehen, z.B. eine Gesamtbilanz der (hoffentlich) Fortschritte zu ziehen, immer vor den 2-jährigen Haushaltsberatungen, damit dann personell und finanziell nachgesteuert werden kann.

Welchen Forderungen schließen Sie sich an?

Ganz besonders denen zum Thema Mobilität. Das ist ein Bereich, an den wir uns alle nicht wirklich ran trauen, weil wir wissen, dass es hier große Ablehnung und Widerstände gibt. Und das ist verständlich, weil wir das Desiderat „Weniger MIV (Motorisierter Individualverkehr), mehr ÖPNV (Öffentlichen Personennahverkehr)“ kaum umsetzen können ohne Unterstützung von Land und Bund. Dennoch sehen wir eine Chance z.B. bei der Parkraumbewirtschaftung. AutofahrerInnen sollen einen fairen Preis dafür zahlen, dass sie öffentlichen Raum für ihr privates Fahrzeug nutzen. Die entsprechenden Einnahmen sollen der Förderung von Fuß- und Radverkehr zukommen.

Welche lehnen Sie ab – und warum?

Es gibt ein paar Ideen, die so nicht gehen. Z.B. ein Ombudsmensch mit einem Vetorecht dem Gemeinderat gegenüber. Sowas erlaubt die Gemeindeordnung nicht. Alle 2 Jahre ein komplettes Monitoring – können wir nicht bezahlen. Aber wichtiger, als hier jetzt im Deail Kritik zu üben, ist ja die Mahnung, dass wir mehr und konsequenter etwas tun müssen! Und das wollen wir sehr ernst nehmen! Viel wird ja durchaus gemacht, ob das die energetische Sanierung bei der GGH ist oder die Ergänzung der Mannheimer Fernwärme durch ökologische Komponenten – aber es ist nach wie vor zu wenig und da müssen wir ran! Manchmal ist’s aber nicht so einfach, wie wir’s gerne hätten.

CDU hat Angst vor der eigenen Courage

Die GAL bedauert, dass die CDU den Ersten Bürgermeister zum „zurückrudern“ brachte. Die Aussage von Bürgermeister Odszuck, „Autofahren muss unattraktiver werden“ bezog sich doch eigentlich nur auf eine längst überfällige Binsenweisheit: AutofahrerInnen sollen die von Ihnen verursachten Kosten auch begleichen! Dazu gehört das Abstellen privater Fahrzeuge auf öffentlichen Flächen genauso wie der Aufwand, den die Stadt betreiben muss, um Fuß- und Radwege von ‚eben mal‘ geparkten Fahrzeugen frei zu halten. Zu viele Autos nehmen der Stadt und ihren BürgerInnen zu viel Platz weg!
Es geht hier nicht um einen „Feldzug“ gegen das Autofahren, es geht um ein Stück Gerechtigkeit und Gleichberechtigung! Nach einer Ära der autogerechten Stadt steht jetzt die Rückbesinnung auf die Bedürfnisse der Menschen statt auf die des Autos an. Wir wollen mehr Platz für Fuß- und Radverkehr, mehr Platz für Kontakt und Begegnung, für spielende Kinder in der Stadt. Dafür brauchen wir mehr Verkehrsicherheit und dafür wären weniger Autos im öffentlichen Raum nützlich!

GAL initiiert „Bündnis für Schulen“.

Die GAL ist enttäuscht, dass auch nach der Prioritätensetzung „5 plus 2“ im Frühjahr 2018 selbst bei diesen Schulen alles so langsam und schwerfällig passiert: Wieder werden Maßnahmen verschoben, sind noch nicht fertig geplant oder kommen nicht in die Gänge.

„Während die GGH in diesem Zeitraum bereits eine halbe Großsporthalle neu gebaut hat, sind wir bei den Schulen kaum einen Schritt weiter gekommen“ ärgert sich Judith Marggraf. Ein Beispiel könne man sich am ‚Bündnis für Sport‘ nehmen: Eine kleine Gruppe quer durch den Gemeinderat, die für bestimmte Interessen und Bedarfe eintritt, und, wenn nötig, freundlichen Druck ausübt.
„Es ist mir ein großes Anliegen, dass wir mehr Aufmerksamkeit und Engagement für unsere Schulen erübrigen und ich freue mich sehr, dass CDU, SPD, ‚Heidelberger‘, Bunte Linke und die Linke bereits Zustimmung signalisiert und Personen benannt haben! Das ist ein ein gutes Signal an unsere Schulen!“ freut sich Marggraf.

Unsere Kandidantinnen und Kandidaten für die Gemeinderatswahl 2019!

Listenplatz 1: Judith Marggraf, Kirchheim, Erziehungswissenschaftlerin und Politologin

Listenplatz 2: Michael Pfeiffer, Kirchheim, Polizeibeamter

Listenplatz 3: Hans-Martin Mumm, Weststadt, Kulturamtsleiter i.R.

Listenplatz 4: Gerd Guntermann, Altstadt, Pädagoge

Listenplatz 5: Martina Weihrauch, Hendesse, Beauftragte für Chancengleichheit am Uniklinikum

Listenplatz 6: Klaus Flock, Rohrbach, Rechtsanwalt

Listenplatz 7: Dr. Regine Buyer, Wieblingen, Biologin und Lehrerin i.R.

Listenplatz 8: Anna Delong, Altstadt, Kulturwissenschaftlerin

Listenplatz 9: Parvin Niroomand, Weststadt, Dekanatssekretärin

Listenplatz 10: Dr. Frieder Rubik, Neuenheim, wiss. Angestellter

Listenplatz 11 : Anna-Kristina Heimer, Kirchheim, leitende Angestellte

Listenplatz 12: Wolfram Fleschhut, Bahnstadt, Ingenieur

Listenplatz 13: Claudia Rink, Rohrbach, Verlegerin

Listenplatz 14: Max Marggraf, Kirchheim, Abiturient

Listenplatz 15: Charlotte Weihrauch, Hendesse, Studentin

Listenplatz 16: Philipp Reifenscheidt, Altstadt, Jugendreferent und Unternehmer

Listenplatz 17: Ulrike Gscheidle-Lehn, Ziegelhausen, Biologin und Lehrerin

Listenplatz 18: Jörg Schmidt-Rohr, Altstadt, Jurist, Sozialpädagoge

Listenplatz 19: Susanne Bock, Pfaffengrund, Dozentin

Listenplatz 20: Norbert Schön, Weststadt, Privatier

Listenplatz 21: Claudia Kaufmann, Neuenheim, Pädagogin

Listenplatz 22: Juha Hedström, Altstadt, Student

Listenplatz 23: Ernest Kellner, Pfaffengrund, Straßenbahnfahrer

Listenplatz 24: Gabi Faust-Exarchos, Altstadt, Soziologin und Mediatorin

Listenplatz 25: Hans-Jürgen Florenz, Hendesse, Betriebsratsvorsitzender DRK/Rhein-Neckar/Heidelberg e.V.

Listenplatz 26: Ellen Möller, Altstadt, Erzieherin

Listenplatz 27: Wolfgang Kiesinger, Ziegelhausen, Theologe

Listenplatz 28: Regina Erbel-Zappe, Altstadt, Dipl.- Übersetzerin

Listenplatz 29: Drk Welz, Weststadt, Unternehmer

Listenplatz 30: Marion Koch, Kirchheim, Innenarchitektin

Listenplatz 31: Gunter Kraus, Neuenheim, Jazzmusiker

Listenplatz 32: Evi Hofmann, Wieblingen, Sozialpädagogin und Therapeutin

Listenplatz 33: Peter Schneider, Neuenheim, Datenschutzbeauftragter

Listenplatz 34: Dr. Dorothee Hildebrandt, Weststadt, Software-Trainerin

Listenplatz 35: Joao Manuel Carvahlo, Kirchheim, Weinhändler

Listenplatz 36: Peter Muckenfuß, Altstadt, Physiotherapeut

Listenplatz 37: Michael Rosler, Hendesse, Geschäftsführer i.R.

Listenplatz 38: Jo-Hannes Bauer, Bergheim, Medienpädagoge

Listenplatz 39: Prof. Dr. Thomas Städtler, Neuenheim, Romanist

Listenplatz 40: Hildegard Rosler-Sellhorn, Hendesse, Sonderschullehrerin i.R.

Listenplatz 41: Volker Herrmann, Hendesse, med. Dokumentar

Listenplatz 42: Wolfgang Mohl, Neuenheim, Rentner

Listenplatz 43: Dirk Sellhorn, Hendesse, Kaufmann

Listenplatz 44: Adrien Mechler, Wieblingen, Opernchorsänger

Listenplatz 45: Hans-Peter Gruber, Altstadt, Historiker

Listenplatz 46: Ulrike Müller, Altstad, Fachkrankenschwester

Listenplatz 47: Michael Martinec, Kirchheim, Künstler

Listenplatz 48: Ilse Rieker, Neuenheim, Lehrerin i.R.

 

Hier noch etwas Statistik:

Männer: 28
Frauen: 20
‚alt‘: 33
’neu‘: 15
das Durchschnittsalter liegt bei etwa 52 Jahren (mir fehlen noch einige wenige Altersangaben)

Stadtteilranking:
Altstadt: 11
K’heim, Hendesse, Neiene: jeweils 7
Weststadt: 5
Wieblingen: 3
Rohrbach, Z’hausen,Pfaffengrund: jeweils 2
Bahnstadt, Bergheim: jeweils 1
(leider fehlen: Schlierbach, Boxberg, Emmertsgrund und Südstadt)

Was die Vielfalt angeht, können wir es locker mit allen anderen aufnehmen:
vom Schüler über Student*innen bis zum Professor
vom Straßenbahnfahrer über den Ingenieur bis zum Weinhändler
vom Physiotherapeuten über die Krankenschwester bis zur Sonderschullehrerin
vom Künstler bis zum Rechtsanwalt
und viele ganz normale Angestellte…

Unsere Highlights 2018

Ein kultureller Höhepunkt war der 150. Geburtstag Stefan Georges. Tom Hatry und Hans-Martin Mumm kuratierten im Haus Cajeth eine Ausstellung. George, als Zeitgenosse hellsichtig, als Dichter genial, als Charakter schwierig, wird nur zusammen mit seinem Kreis verständlich. Die Ausstellung fand auch überregional Beachtung.

Beim Thema Verkehr haben wir uns besonders darüber gefreut, dass das auf unsere Anregung im Bezirksbeirat Altstadt entwickelte Verkehrsberuhigungskonzept Altstadt fast einstimmig beschlossen wurde. Außerdem sind wir gespannt, wie das Sicherheitsaudit, bei dem alle Stadtteile auf Gefahrenstellen im Straßenverkehr untersucht wurden, umgesetzt wird.

Zukünftig keine Diskussionen mehr darüber, ob 8 oder 12 € pro Quadratmeter „bezahlbar“ sind! 30% des Einkommens für’s Wohnen wird der neue Maßstab. Ein großer Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit im Wohnungsmarkt – Danke GGH.

Wir wünschen schöne Feiertage und einen guten Start ins Neue Jahr
Judith Marggraf, Hans-Martin Mumm, Michael Pfeiffer