Rundgang durch die Altstadt mit GAL Bezirksbeirat Gerd Guntermann

Los geht es am Friedrich-Ebert-Platz. Gerd Guntermann begrüßt am Freitag, 21. September, um 18.00 Uhr die Teilnehmer, unter ihnen Vertreter von LINDA, der Schlossberg-Initiative, der IG Verkehr, Stadtrat Weiler-Lorenz sowie Kinderbeauftragte und Bezirksbeiräte.

Guntermann wohnt seit 38 Jahren in der Altstadt und kennt sie wie seine Westentasche. Er engagiert sich als GAL Bezirksbeirat, ist im Vorstand der GAL und in diversen anderen Heidelberger Gruppen aktiv. Beim Rundgang fällt auf, die Menschen kennen ihn hier, ständig wird er herzlich gegrüßt.

Wie der Friedrich-Ebert-Platz vor der Umgestaltung ausgesehen hat, dran erinnert Guntermann: ein Platz mit vielen großen Bäumen. Jetzt, so sagt er, treibt es einem Tränen in die Augen, wenn man die Bäume anschaut. Zwei Reihen kleiner Bäume säumen links und rechts den Platz. Viel größer werden die wohl auch nicht werden, da der Untergrund nicht mehr hergibt, da sich unter dem Friedrich-Ebert-Platz eine Tiefgarage befindet.
Bezirksbeirat Gerd Guntermann spricht die geplante Bepollerung der Altstadt an. Er ist vehementer Verfechter der versenkbaren Poller, die künftig den Verkehr in der Altstadt beruhigen und sicherer machen sollen. Vorbild hierfür ist Salzburg, da diese Stadt viele Parallelen mit Heidelberg aufweist, u.a. ist sie auch geprägt vom Tourismus und hat eine ähnliche Topographie. Sowohl der Arbeitskreis für ein Verkehrsberuhigungskonzept Altstadt als auch der Bezirksbeirat Altstadt ist mit großer Mehrheit für diese Maßnahme. Nicht zuletzt aufgrund des tragischen Unfalls des 10-jährigen Ben Bews liegt es jetzt an der Stadt schnell zu handeln.
Guntermann erklärt noch, dass hier im vorderen Bereich der Plöck keine Poller angebracht werden können, da sich hier die Zu- und Abfahrten der Parkhäuser befinden.

Nächster Halt ist der Spielplatz an der Ecke Plöck / Märzgasse. Hier wünscht sich der Bezirksbeirat, dass die Märzgasse entlang des Spielplatzes verkehrsberuhigt und umgestaltet wird, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen. Zufrieden ist Guntermann mit der Landfriedstraße hinter dem Spielplatz, die erst vor kurzem verkehrsberuhigt wurde. Jetzt dürfen nur noch auf der einen Seite Autos halb auf dem Gehweg parken, die gegenüberliegende Seite ist ganz tabu. Kinder können nun sicher zur Schule und den Spielplätzen gelangen.

Weiter geht es die Märzgasse entlang, über die Hauptstraße zur Karpfengasse. Der Anlieferverkehr der Hauptstraße muss über Poller reguliert werden, fordert Guntermann, da die Zeiten einfach nicht eingehalten werden. In der Karpfengasse wohnt er in einem der GGH Gebäude hinter dem C&A. Er berichtet über ein positives Projekt: Hinter dem C&A liegt eine kleine Grünfläche, die dem C&A gehört, nicht genutzt wird und völlig verwahrlost und verdreckt war. Guntermann nahm Kontakt mit der Heidelberger C&A Leitung auf und erreichte, dass diese die Fläche säubern und zurück schneiden ließ. Nun sieht das Ganze schon prima aus und alle Anwohner ringsum freuen sich. Demnächst ist sogar ein gemeinsames Frühstück auf dem Platz geplant. Hier hat sich gezeigt: kleiner Einsatz – große Wirkung, man muss nur mit den Leuten reden. Toll, dass Gerd Guntermann sich hier eingesetzt hat!

Der Rundgang geht weiter zur Stadthalle. Die Teilnehmer sind sich einig, dass es kaum vorstellbar ist, wie es aussehen würde, wenn die damals geplante Stadthallenerweiterung gekommen wäre. Die Grünfläche daneben wäre überbaut und die Frischluftzufuhr zur Altstadt unterbunden. Gerd Guntermann erzählt hier vom Anlieferlärm bei der Stadthalle bis spät in die Nacht sowie über die Parksituation entlang der Neckarstraße. Auch hier fordert er Poller und kritisiert, dass sich die Umsetzung zeitlich verzögern wird. Geplant sind die Poller wohl für frühestens 2021.

Von der Stadthalle führt uns der Rundgang weiter durch den Marstall zur Krahnengasse. Hinter dem Archäologischen Institut, das derzeit wegen Bauarbeiten eingepackt ist und dadurch relativ gut aussieht, befindet sich laut Guntermann „der hässlichste Platz in der Altstadt, ein geschotterter Parkplatz“. Zwar ist er gut versteckt, aber es stimmt, dieser Platz würde eine Aufwertung vertragen.

Zum Abschluss geht es hoch zum Universitätsplatz. Unterwegs wird diskutiert: Wie viel Tourismus verträgt die Altstadt noch? Wie viele mehr Busse? Die Situation oben auf dem Schloss und auf dem Neckarmünzplatz ist für die Anwohner unerträglich. Ein ständiges An- und Abfahren.
Auch am Universitätsplatz ist die Verkehrssituation für die Anwohner schrecklich. Bis zu drei Busse gleichzeitig stehen hier hintereinander mit laufendem Motor und verdecken zudem die ganze Ladenfront. Auch nachts, wenn Jugendliche auf den Moonliner warten, ist oft nicht an Schlaf zu denken. Eine Verlegung der Haltestelle etwas Richtung Norden, hin zur Triplex Mensa, wäre vielleicht eine Lösung.

Bezirksbeirat Gerd Guntermann beendet die Führung mit einem Wunsch an die Stadt, der eigentlich ganz einfach ist: „Es wäre schön, wenn die Stadt für uns Bürger in der Altstadt endlich mal etwas tun würde!“

GAL Besuch in Wieblingen – 113 Jahre Naturkosmetik aus Heidelberg

Ende Juni besuchte die GAL mit den Stadträt*innen Judith Marggraf und Michael Pfeiffer das Familienunternehmen M.E.G. Gottlieb Diaderma-Haus GmbH + Co. KG, das seit 1905 hochwertige Kosmetikprodukte der Marken Diaderma und Arya Laya hinter einer unscheinbaren Fassade im Industriegebiet von Wieblingen herstellt.

Die beiden Geschäftsführer, Dr. Wolf-Dieter Schmalz (Nachfahre von M.E.G. Gottlieb) und Henner Tatge, führten durch die Produktions-, Abfüll- und Verpackungshallen und nahmen sich viel Zeit, der GAL die Unternehmensgeschichte und -philosophie zu erzählen sowie alle Fragen zu beantworten.

Das Heidelberger Familienunternehmen hat eine lange traditionsreiche Firmengeschichte. Gegründet 1905 von M.E.G. Gottlieb in Handschuhsheim, wurden unter dem Namen Diaderma (lateinisch = „unter die Haut“) zunächst Hautfunktionsöle hergestellt. 1961 zog das Unternehmen nach Wieblingen. 1970 übernahm das Unternehmen die Firma Arya Laya (Sanskrit = „Trägerin der Schönheit“). Über 90 verschiedene Produkte dieser Marke stellt das Unternehmen heute her und vertreibt diese exklusiv in 1100 Reformhäuser in ganz Deutschland, aber auch in Österreich, Südkorea, den USA und bald auch in der Schweiz. Inzwischen ist die Marke auf Platz 3 der meist verkauften Naturkosmetikprodukte, hinter Dr. Hauschka und Börlind aber weit vor Weleda.

Das Unternehmen bietet 34 Mitarbeiter*innen Arbeitsplätze zu flexiblen Arbeitszeiten. Die handwerkliche Herstellung der Produkte bedarf besonderer Sorgfalt. Viele Mitarbeiter*innen sind schon Jahrzehnte dabei und tragen die Unternehmensphilosophie mit: langfristig denken und handeln, aber auch innovativ und etwas Besonderes sein, vor allem aber die Qualität der Naturprodukte muss stimmen. Bemerkenswert: das Unternehmen bezieht sein Verpackungsmaterial aus Schwetzingen, dem Odenwald und Nordbayern, wenn möglich werden auch die Rohstoffe ortsnah eingekauft. Das zeichnet die Besonderheit dieses Unternehmens aus. Und das alles „Made in Heidelberg!“

Wer sich nun selbst von den Naturkosmetikprodukten überzeugen möchte: am Mittwoch, 11. Juli 2018, gibt es einen Werksverkauf -wie jeden Monat einmal- in Wieblingen, im Taubenfeld 25!

Rundgang durch die Bahnstadt mit Bezirksbeirat Wolfram Fleschhut

Trotz dunkler Wolken hat sich eine kleine Gruppe am Dienstag, 12. Juni um 18.00 Uhr, in der Bahnstadt eingefunden, um an einem Rundgang mit Wolfram Fleschhut teilzunehmen. Mit dabei unsere GAL-Stadträtin und Fraktionsvorsitzende Judith Marggraf, Stadtrat Hans-Martin Mumm und Stadtrat Michael Pfeiffer, die diese Begehung angeregt hatten, um sich ein Bild über den aktuellen Stand der Bahnstadt zu machen.

Wolfram Fleschhut kennt die Bahnstadt wie kein anderer. Seit 2013 wohnt er nicht nur hier sondern er engagiert sich auch im Vorstand des Stadtteilvereins und ist Bezirksbeirat (zur Zeit noch für gen.hd, aber ab der nächsten Kommunalwahl 2019 für die GAL). Beim Rundgang merkt man, den Mann kennen hier viele, ständig wird er gegrüßt.

Der Rundgang führt uns als erstes am neu eröffneten Alnatura-Markt vorbei, zum preisgekrönten Feuerwehrspielplatz, entlang der Promenade mit den vielen Hochbeeten und Sitzgelegenheiten. Wer hier wohnt, hat einen tollen Blick in die Felder. Wolfram Fleschhut hat das Glück und ist auch so nett und lässt uns seine Wohnung im Erdgeschoss besichtigen. Uns begrüßt ein großes, helles Wohnzimmer mit offener Küche, die Decken sind sehr hoch. Von hier geht es direkt in den Garten mit Blick auf die Promenade und die Felder. Hier lässt es sich leben! Er verrät uns noch, dass auch Oliver Baumann, Torwart bei der TSG Hoffenheim, gleich in der Nachbarschaft wohnt. Also auch Prominente wissen die Wohnqualität und Lage der Bahnstadt zu schätzen.

Von hier laufen wir ins Innere der Bahnstadt. Man sieht, dass die Gebäude Richtung Norden immer höher werden. Der Eindruck von Gleichförmigkeit, den man auf den ersten Blick von außen hat, täuscht also. Etagenwohnungen und Reihenhäuser wechseln sich hier ab, fast jedes Haus hat eine andere Fassade und immer wieder gibt es verschieden gestaltete Innenhöfe mit vielen Möglichkeiten zum Verweilen, aber vor allem für Kinder zum Spielen. Und das Schöne ist, kein Auto fährt zwischen den Häusern und Plätzen entlang! Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass die Bahnstadt inzwischen der kinderreichste Stadtteil Heidelbergs, ist. Dort leben die meisten Kinder im Alter bis 6 Jahre mit ihren Eltern. Leider gibt es für Familien mit mehr als drei Kindern zu wenig große Wohnungen, bemängelt Wolfram Fleschhut.

Unterwegs erklärt er uns die Passivhausbauweise und spricht auch die Probleme an. Im Sommer müssen die Jalousien herunter gelassen und die Fenster geschlossen gehalten werden, ansonsten wird es zu warm in den Wohnungen, d.h. die Bewohner sitzen in abgedunkelten Räumen. Das Gute aber überwiegt, die Heizungen im Winter müssen kaum oder gar nicht eingeschaltet werden.

Die Balkone und Gärten sind in der ganzen Bahnstadt sehr individuell gestaltet. Da ist alles dabei, vom coolen Balkon mit Designermöbeln bis zum naturbelassenen Ökogarten-Idyll mit Himbeer- und Johannisbeersträuchern sowie Apfelbäumchen. Toll, was man auf kleinstem Raum alles schaffen kann!

Zurück auf der Promenade geht es zum neu eröffneten Spielplatz „Bauernhof“. Auch dieser ist preisverdächtig. Was Wolfram Fleschhut entlang der Promenade schade findet, ist, dass der Fahrradweg zwischen Fußgängerweg bzw. Bebauung und Spielplatz angelegt wurde, denn die Kinder springen oft zwischen den zwei Bereichen hin und her und müssen den viel frequentierten Fahrradweg queren. Da sind häufig kritische Situation zu beobachten.

Vom Spielplatz aus führt uns der Rundgang weiter durch den neusten Abschnitt der Bahnstadt, in dem sich auch wieder verschiedene Wohnformen abwechseln (Reihenhäuser, Etagenwohnungen Mehrgenerationenhaus), hin zum Gadamerplatz auf dem das B3 steht. Das Zentrum in dem Bildung, Betreuung und Begegnung nebeneinander stehen aber als Einheit wirken.
Wir gehen weiter den Zollhofgarten entlang, der mit seiner großen Grünfläche mit Sport- und Spielmöglichkeiten, ein beliebter Treffpunkt der Bahnstädter geworden ist. Hier sowie entlang des Langen Angers, auf der Schwetzinger und der Pfaffengrunder Terrasse sieht man, dass es inzwischen viele Geschäfte in der Bahnstadt gibt. „Die Ladenstruktur hat sich wesentlich verbessert“, erzählt Wolfram Fleschhut. „Wir haben inzwischen gute Bäckereien und Cafes, Bistros und Restaurants, eine Vinothek, eine super Eisdiele, ein tolles Bekleidungsgeschäft, einen Geschenkeladen, einen Fahrradladen und nicht zu vergessen, den Wochenmarkt auf dem Gadamerplatz“. Ein großes Nahversorgungszentrum, mit Supermarkt, Drogerie und Gastronomie, ist zwischen dem B3 und dem Luxor Filmpalast geplant und wird die 5000 Menschen, die hier nach Fertigstellung wohnen werden, versorgen.

Entlang des Zollhofgartens wurden Studentenwohnheime gebaut, dazwischen steht ein kleiner Hühnerstall mit ca. 10 Hühner. Für alle Bahnstädter reichen die gelegten Eier leider nicht, aber die, die sie essen dürfen, können sich glücklich schätzen. So geht städtisches Wohnen mit Bauernhof-Idyll. Gegenüber liegt die Halle 02. Praktisch für die Studenten, die haben es zum Feiern nicht weit. Wolfram Fleschhut meint, das sei wirklich gut gelöst. Kein Lärm dringt nach außen und der Eingang zur Halle ist auf der anderen Seite, so dass durch den Betrieb keiner auf dieser Seite gestört wird.

Die Führung endet bei den Skylabs, die mit ihrer Baukonstruktion futuristisch wirken. Hier haben sich High-Tech-Firmen und die Schiller International University niedergelassen. Zum Abschluss gehen wir alle noch ins neue Metropolis Restaurant neben dem Luxor Filmpalast und bedanken uns bei Wolfram Fleschhut für die schöne und informative Führung. Alle sind sich einig, dass es erstaunlich und sehr erfreulich ist, wie schnell sich dieses Areal verändert hat, wie vielfältig doch die Bebauung geworden ist und wie engagiert und individuell die Bewohner der Bahnstadt den Stadtteil mitprägen.

RNZ Leserbrief zum Großen Ochsenkopf

Von Dr. Rainer Zawatzky:

Bei der Abstimmung im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss fand der CDU-Antrag für die Verlegung des RNV-Betriebshofes auf die Grünfläche am Großen Ochsenkopf eine Mehrheit. Beim genauen Lesen der einzelnen Punkte dieses Antrags wird klar, dass seine Umsetzung große Mehrkosten verursachen wird. Die Stadtspitze hatte jedoch bislang immer mit dem Argument geworben, dass der neue Standort die Stadt 6,8 Mio Euro billiger käme. Wenn Wirtschaftlichkeitsberechnungen wirklich eine Rolle spielen, dann ist der Antrag der CDU doch mehr als kritisch zu sehen.
Zu den Forderungen des CDU-Antrags: Auf der Grünfläche sollen jetzt sowohl Straßenbahnen als auch Busse untergebracht werden. Durch eine quadratische Anlage soll im Osten entlang der Gneisenaustraße eine „neue“ (die gibt es bereits) Grünfläche angelegt werden. Dort befinden sich aber auch die 2 Ein-und Ausfahrten, wie soll das gehen? Den Strömungswiderstand für den Neckartäler Wind will die CDU möglichst gering halten, deshalb eine Tieferlegung auf der gesamten Fläche. Aber wohin mit den anfallenden Riesenmengen an Erdaushub? Das wird immens teuer und der Abtransport stellt eine starke Belastung der Anwohner dar. Über der Wiese bildet sich im Sommer Kaltluft, nach einer Bebauung auch bei Dachbegrünung nicht mehr. Das beeinträchtigt den Kaltluftstrom des Neckartälers, auch bei niedriger Höhe der Bebauung.
Weiterhin gibt es wachsweiche Absichtserklärungen zu den auf dem jetzigen Betriebshofareal geplanten Wohnungen und Freiflächen, deren Einhaltung zum Zeitpunkt einer Abstimmung im Gemeinderat niemand sicherstellen kann.
Zur positiven Entwicklung von Bergheim-West hätte das 2014 von der RNV ausgearbeitete Konzept eines Neubaus am jetzigen Standort mit Dachbegrünung sehr gut beitragen können. Die entstehende Fläche hätte barrierefrei gestaltet werden können und besäße eine hohe Aufenthaltsqualität, z.B. auch als Treffpunkt mit Event-Charakter für die Initiativen im Dezernat 16 nebenan.

P.S. An dieser Stelle noch ein Lob an Redakteur Timo Teufert für seine objektive und umfassende Darstellung des komplexen Sachverhaltes. Er dürfte mittlerweile auch Experte in Sachen RNV-Betriebshof in Heidelberg sein!

RNZ Leserbrief veröffentlicht am 15. 2. 2018

Ein etwas anderes BBR-Protokoll aus Handschuhsheim von Martina Weihrauch

13. Juli 2017

Bei lauschigen 30 Grad, dies aber nur Schatten, betrete ich den Saal, in dem sich heute vier Bezirksbeiräte treffen, um über ein Thema zu diskutieren, das ich trotz mehrfacher Leseversuche, nicht ganz verstanden habe. Also das Thema habe ich schon verstanden, aber ich verstehe nicht so ganz, wo das Problem ist. Der Saal ist runtergekühlt auf unter 20 Grad. Ich erschaudere in meinem Sommerkleidchen.
Die Sitzordnung ist heute eine andere. Das macht es schwierig. Ich bin immer noch unsicher, neben welcher Partei ich gerne sitzen möchte. Ich möchte weit weg von dem AFD-Mann sitzen, ungern neben den Grünen, da gibt es die Gärtnerin und die Frau Doktor. Von den SPD-Menschen mag ich oft nur die Frau und die CDU kommt für mich eigentlich auch nicht in Frage. Die CDU-Männer sind die grauen Herren.
Heute bleibt mir nur der Platz neben der CDU.
Der Oberbürgermeister kommt heute auch. Ich weiß nicht warum, aber er begrüßt mich mit Handschlag. Auch seine Hand ist kalt. Ich scheine bekannt zu sein in dieser Stadt.
Wir bekommen eine Powerpointpräsentation zu sehen. Ich wickle mir mein Chiffontuch um die Schultern, es ist so kalt, dass das Wasser in den Flaschen gefriert. Ich mag diese bunten Präsentationen, es wirkt so freundlich. Ich verwickle den neben mir sitzenden CDU-Mann in ein Gespräch in der Hoffnung, dass er sein Wissen mit mir teilt. Solange ich immer noch so wenig verstehe, nicke ich zustimmend und schreibe sinnloses Zeug in meine Unterlagen und vervollständige meinen Einkaufszettel.
Ich habe nun verstanden, dass wir heute nicht über Entscheidungen reden, sondern darüber, wenn man eine Entscheidung jemals treffen würde, wie man dann diese Entscheidung treffen könnte. Einfach ausgedrückt, wenn wir beabsichtigen, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, wen würden wir dann fragen, ob er oder sie auch einen Weihnachtsbaum will? Und sind diese Menschen ernstzunehmende Bürger_innen? Kennen sie die Bedeutung von einem Weihnachtsbaum? Und wann würden wir ihn aufstellen? Und wo? Wollen wir das überhaupt? Wie komme ich eigentlich auf den Vergleich mit dem Weihnachtsbaum? Ach ja, es ist so kalt hier drinnen.
Ob es eine Hölle gibt, darüber könnte man mit Theolog_innen lange philosophieren. Meine persönlichen Vorstellungen davon werden gerade sehr deutlich. Im Übrigen sitzt auch ein Mann namens Teufel im Publikum, ich glaube ja nicht an Zufälle.
Frau Müller-R., ich kann mir nie merken, ob sie nun zur Bunten Linken oder zu unbunten Linken gehört, meldet sich zu Wort. Durch das Publikum geht ein eisiges Raunen. Und nicht nur, weil es so kalt ist.
Frau Müller-R. geht ans Mikrophon. Zu meinem Entsetzen sehe ich, dass sie 10 Seiten beschriebenes Papier in der Hand hält. Frau Müller-R. beginnt ihre Volksreden immer und grundsätzlich mit einem Dank: „Ich möchte mich bei Ihnen, Herr Oberbürgermeister und allen Ihren Mitarbeiterinnen für die von Ihnen geleistete, gutgemeinte Arbeit bedanken. Für uns ist ersichtlich, wie viel Arbeit und Sachkompetenz in diesem Versuch und bla bla bla….“ Ich habe schon vor einiger Zeit die Erkenntnis gehabt, dass man, wenn man jemanden diskreditieren und herabsetzen will, dies auch mit einer Lobeshymne anfangen kann. Es ist ein Lob, das in den Ohren brennt und die Seele zum Gefrieren bringt. Frau Müller-R. ist erst bei der zweiten Seite. Seit einiger Zeit spricht sie von sich immer im Plural, nannte man das nicht pluralis majestatis? Ihre Worte klirren in diesem eisigen Raum. Es gibt kein Entkommen. Ich war der Frage der Theodizee noch nie so nah.
Auch bei dem CDU-Mann neben mir ist die Verzweiflung greifbar. Wir sind Verbündete! Geschwister im Geiste!
„Unterstützen Sie unseren Antrag auf eine Redezeitbeschränkung?“, wispert der CDU-Mann mir zu. Es gibt Hoffnung! Und dieser wunderbare Mann neben mir ist der Hoffnungsträger (Frau Müller-R. redet nun schon seit 10 Minuten). „Oh mein Gott, ich will“, hauche ich dem Heilsbringer entgegen. Wir sind die Robin Hoods dieser Gesellschaft, also ich und die CDU. Wir befreien uns vom Diktat des Kommunismus.
Der Oberbürgermeister greift unseren Antrag dankbar auf. Frau Müller-Marx wird unterbrochen und darf nur noch „unsere“ vier Ergänzungen verlesen. Ich fühle mich der CDU ganz nahe, ich erzähle dem CDU-Mann, dass ich mal Ministrantin war und meine Mutter katholische (!) Religion unterrichtet hat. Wenn wir uns mal besser kennen, werde ich ihm erzählen, dass mein Vater Vergnügungswart der Ortsgruppe der CDU in Lützelsachsen war (Dass mein Vater Vergnügungen für Teufelszeug hielt und ich die ihm verehrte in Anbetracht seiner Dienste für die CDU geschenkte Thuja habe fällen lassen, werde ich verschweigen). Ich verspüre aufkommende Trauer um den verstorbenen Bundeskanzler. Er war einer von uns.
Ich habe die Sitzungsunterlagen wie eine Decke auf meinen Beinen ausgebreitet. Papier wärmt. Der Oberbürgermeister hat seine Jacke wieder angezogen
Es werden nur noch Anträge verlesen. Lustigerweise stellt ein anderer Bezirksbeirat genau den gleichen Antrag wie wir. Der Unterschied wird nur später sein, dass man unsere Anträge einzeln abstimmen wird, es gibt einfach zu viele Menschen, die nicht nach Hause und die Anträge des anderen als Paket abstimmen wollen. Ein anderer Bezirksbeirat stellt den Antrag, dass die Beschlüsse des Gemeinderates umzusetzen sind. Das finde ich irgendwie witzig. Das ist irgendwie wie „Ihr habt es aber versprochen…“.
Es kommt nur noch eine kritische Situation, als es um das Abstimmen geht. Ich habe ja nun verstanden, warum wir alle hier sind. Aber die Anträge von Frau Müller-Marx sind sehr verworren. So mit Schachtelsätzen. Ich muss ein wenig an Mark Twain denken und seine Beschreibung der deutschen Sprache.
Ich sehe von ferne zwei Menschen stehen mit Papier und Bleistift bewaffnet, die offensichtlich das Abstimmungsverhalten protokollieren. Ein heikler Moment. Ich möchte ja meine neuen Freunde von der CDU nicht gleich enttäuschen. Die CDU ist aber immer dagegen. Ich möchte aber auch nicht wie die Grünen abstimmen. Die sind immer dafür. Die SPD ist flexibel. Also schiele ich, bevor ich den Arm hebe, nach der SPD und schließe mich an. Ich muss leider meine neuen Freunde enttäuschen.
Dies erweist sich später als eine weise Entscheidung. Nach der Sitzung werde ich von der mitschreibenden Frau zu meinem Abstimmungsverhalten befragt. Ich versuche in paar große Worte von mir zu geben, im Sinne meines Stadtteils…. und all der Bürgerinnen und Bürger, deren Vertrauen ich genieße…

Führung durch das Neuenheimer Feld mit Rolf Stroux

Der ehemalige Bauamtsleiter der Universität Rolf Stroux führte die GAL-Stadträte Judith Marggraf, Hans-Martin Mumm und Michael Pfeiffer, einige Bezirksbeiräte und GAL-Interessierte am Dienstag, 27. Juni, über das Gelände Im Neuenheimer Feld.

Die Führung war von uns angeregt worden, um sich über die Entwicklung und den Ist-Zustand des Campus zu informieren, damit wir bei den Verhandlungen zur Rahmenvereinbarung für den Masterplanprozess zur Schaffung neuen Baurechts für die Universität und der Forschungsinstitute einen Überblick über die örtlichen Gegebenheiten haben.

Die Führung begann am Mathematikon, führte quer durch den Campus bis zu den Kliniken und endete auf dem NCT-Hügel, von dem man einen guten Überblick über das ganze Gelände hat. Unterwegs erzählte Herr Stroux die Geschichte des Universitätsgebiets Im Neuenheimer Feld, erklärte die Funktionen der verschiedenen Gebäude und verwies – nicht ohne Stolz – auf die herausragende Architektur. Auf unsere Nachfrage nach der Lebensdauer dieser Bauwerke führte er aus, dass die jeweilige technische Ausstattung alle 30 Jahre grundlegend erneuert werden müsse, dass aber die Gebäudehüllen länger als ein Jahrhundert haltbar blieben.

Am Ende bedankten wir uns mit einer Flasche Wein und kamen überein, weiter im Gespräch zu bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NachtiGALlen Führung am Wieblinger Altneckar

Bei zwar recht kühlem aber sonnigem, trockenem Wetter trafen wir Regine Buyer am Samstag Abend, 22. April, am Wieblinger Landschaft- und Naturschutzgebiet, um die Nachtigallen singen zu hören. Ausgerüstet mit einem Fernrohr ging unsere kleine Gruppe los.

Schnell merkt man, die Frau kennt sich hier aus. Regine erzählt allerhand Interessantes über das Natur- und Landschaftsschutzgebiet „Unterer Neckar“:

Es erstreckt sich zwischen dem Neckarwehr Heidelberg-Wieblingen und der Mündung des Neckars in den Rhein in Mannheim. Seit 1986 ist es Schutzgebiet und hat eine Größe von rund 753 ha, wovon rund 195 ha auf das Naturschutzgebiet und rund 558 ha auf das Landschaftsschutzgebiet entfallen. Das Gebiet Altneckar Heidelberg-Wieblingen ist eins von sechs Naturschutzgebieten, das in der Mitte des Flusses liegt.

Die Fluß- und Auenlandschaft mit ihren Sand- und Kiesbänken, Flachwasserzonen, Prallhängen, Gleitufer und ihren typischen Pflanzengesellschaften dient vielen Tieren insbesondere vielen Vögeln als Brut-, Nahrungs-, Ruhe- und Überwinterungsbiotop oder auch als Rückzugsgebiet. Vergleichbares findet man in Deutschland nicht mehr, vielleicht noch an der Elbe.

Auf den Sandbänken vor uns haben sich Kanadische Wildgänse und Kormorane niedergelassen. Lauthals machen sie auf sich aufmerksam. Weitere Entenvögel und Blässhühner schwimmen auf dem Neckar. Am anderen Ufer watet ein Graureiher ganz vorsichtig durch das Wasser, auf der Jagd nach etwas Essbaren.

Halsbandsittiche fliegen über das Gebiet hinweg, man hört sie schon an ihrem lauten, durchdringenden Ruf, bevor man sie sieht.

Das Gebiet, so erzählt Regine, wird auch von Fischadlern als Zwischenstation auf ihrer Reise gen Süden genutzt, um sich zu stärken. Da diese eine lange Bahn zum Landen brauchen, sei eine Zerschneidung des Naturschutzgebietes durch eine Brücke für Fischadler schlecht. Auch Maßnahmen zum Hochwasserschutz greifen immer wieder stark in das sensible Biotop ein, Brutplätze des Eisvogels und Lebensbereiche des Bibers werden dadurch zerstört.

In den Büschen und Bäumen links und rechts von uns hören wir Zilpzaps, Sumpfrohrsänger, Amseln, Meisen, Sperlinge u.v.m. singen, aber leider keine Nachtigallen. Regine spielt uns den Gesang der Nachtigallen vor. Er besteht aus Strophen dicht gereihter Einzel- oder Doppeltöne und klingt sehr schön. Es singen nur die Männchen, meistens abends, vor allem zur Anlockung einer Brutpartnerin.

Auch wenn wir keine Nachtigallen hörten, die Gesänge und das muntere Treiben der anderen Vögel und die schöne Abendstimmung an diesem einzigartigen Naturschutzgebiet waren trotzdem ein Kommen wert.