Februar 2015: Um sich mit den Klägern gegen die Straßenbahn außergerichtlich zu einigen, verhandelt Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und die Stadtverwaltung mit den Klägern und kommt ihnen weit entgegen:
Zusätzlich zum Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums soll die Trasse zwischen Kopfklinik und Mathematikon statt hochelastischer Lagerung in dem noch besseren Masse-Feder-System gelagert werden, im Bereich der Institute Rechenzentrum, Physikalische Chemie und Geowissenschaften bis zum Mathematikon ein stromloser Abschnitt eingerichtet werden eine geänderte Trassenführung außerhalb des Botanischen Gartens und eine Geschwindigkeitsbegrenzung im Streckenbereich zwischen Kopfklinik und der Haltestelle Geowissenschaften / Technologiepark von 31 km/h für die Straßenbahn angeordnet werden.
Diese Vorgehensweise wird am 5.3.2015 von einer großen Mehrheit des Gemeinderats mit 36 Ja- gegen 6 Nein–Stimmen gebilligt. In einer nicht-öffentlichen Gemeinderatssitzung am Tag zuvor erklärten allerdings die Kläger, vor allem das DKFZ und das MPI für Völkerrecht, dass sie die Klagen gegen die Straßenbahn nicht zurückziehen werden. Gleichzeitig kündigten die Kläger interessanterweise an, dass sie ihre Einrichtungen in Zukunft im Neuenheimer Feld um 40% bis 50% erweitern möchten. Diese Nachverdichtung ginge weit über den bisherigen Bebauungsplan „Neuenheimer Feld“ hinaus und wäre ohne ein modernes Massenverkehrsmittel in Form einer Straßenbahn nicht denkbar. Diese Nachverdichtungspläne waren auch Gegenstand der Gespräche im Rahmen des Masterplans Neuenheimer Feld zwischen Verwaltung und Universität gewesen, ohne dass sie bisher mit der Notwendigkeit einer Straßenbahnerschließung verknüpft worden wären.
Anstatt diese Verknüpfung nun herzustellen, sollte der Gemeinderat am 5.3.2015 einer Beschlussvorlage zustimmen, daß umgehend „gutachterliche Untersuchungen mit dem Ziel der besseren Verkehrserschließung des Neuenheimer Feldes“ durchgeführt werden. Dabei sollten ausdrücklich „alle bislang bekannten Erschließungswege wie zum Beispiel der Ausbau des Klausenpfads für den Kraftfahrzeugverkehr und eine fünfte Neckarquerung für alle Verkehrsträger“ untersucht werden. Darin eingeschlossen wären auch die Varianten eines Nordzubringers durch das Handschuhsheimer Feld. Die Arbeiten sollten „im ersten Halbjahr 2015 beginnen und in enger Abstimmung zwischen der Stadt Heidelberg und dem Universitätsbauamt beziehungsweise der Universität Heidelberg und anderer Anlieger durchgeführt“ werden. Nach längerer Diskussion, in der sich vor allem Wolfgang Lachenauer (HEIDELBERGER) und Werner Pfisterer (CDU) vehement für diese Vorgehensweise einsetzten, stimmten in der Gemeinderatssitzung am 5.3.2015 geschlossen CDU, HEIDELBERGER, FDP, FWV, AfD, Waseem Butt (CDU/gen hd) und Oberbürgermeister Würzner dafür. Nach guten Redebeiträgen von Hans-Martin Mumm (GAL), Dr. Anke Schuster (SPD), Beate Deckwart-Boller (GRÜNE), Peter Holschuh (GRÜNE) und Dr. Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) stimmte eine Mehrheit von SPD, GRÜNEN, GAL, BL, Linke, Piraten, HDp&e und Michael Pfeiffer (gen hd) dagegen. Dadurch wurde der Nordzubringer wie auch der Ausbau des Klausenpfads und die 5. Neckarquerung als Alternative zur bisher von der Unispitze abgelehnten Straßenbahn nicht wieder aus der Schublade geholt und erstmals die Wünsche einer Nachverdichtung im Neuenheimer Feld zum Thema gemacht.
Wenn sich Universität, DKFZ und andere Einrichtungen im Neuenheimer Feld in Zukunft deutlich über die im bisherigen Bebauungsplan vorgesehene Baudichte erweitern wollen, ginge das nur mit einer Straßenbahn. Wenn die Straßenbahn durch diese Institutionen aber verhindert wird, wird eine Nachverdichtung im Neuenheimer Feld nicht möglich sein. Die Universität könnte dann z.B. im Campus Bahnstadt oder auf den Konversionsflächen expandieren. Das Bauplanungsrecht liegt in den Händen des Gemeinderats. Es ist gut, dass sich die Mehrheit des Gemeinderats dieses Recht nicht durch interne Verhandlungen der Stadtverwaltung mit der Unispitze aus der Hand nehmen lässt.
Wer mehr zum Thema lesen möchte, kann dies unter: http://www.tiefburg.de/strab-nhf.htm
