Eine Farce?

Realisierungswettbewerb „Baufelder MK2/MK3 -Kurfürstenanlage Heidelberg“

Am 5. Juli 2010 trat das Preisgericht für die weitere Bebauung der Bahnhofstrasse neben dem neuen, massiven Justizgebäude zusammen, um aus den 12 eingereichten Beiträgen einen 1. Preis und weitere Preise und Anerkennungen zu bestimmen.

Zuvor hatten bereits 7 Planungsbüros auf eine Teilnahme verzichtet, was, wie zu hören war, auf die zu stringenten Vorgaben zurück zu führen sei. Deshalb, so wurde von einigen teilnehmenden Architekten des Preisgerichts bemängelt, hätten sich wenig namhafte Büros an der Ausschreibung beteiligt.

Die TeilnehmerInnen der Preisgerichtssitzung taten sich dann in einer über 8 Stunden dauernden Beratung auch entsprechend schwer, einen 1. Preis, geschweige denn 2. und 3. Preise herauszufiltern.

Schon nach dem 1. Rundgang deutete sich aber doch an, daß der jetzt 1. Preisträger, das Stuttgarter Büro Auer + Weber + Assoziierte Gmbh , als einziger Entwurf eine grosse Mehrheit finden würde.

Als nach endlosen Stunden dann feststand, daß der Stuttgarter Entwurf mit Abstand als Favorit in Frage kommt, wurde von dem Auslober der STRABAG plötzlich mitgeteilt, daß dieser Entwurf auf keinen Fall so realisiert werden wird, da er die Möglichkeiten des Bebauungsplanes nicht voll ausschöpft. Gerade aber auf Grund der geringeren Bauhöhe wurde der Entwurf als am wenigsten massiv empfunden.

Ich dachte ich höre nicht recht. Seit Stunden wird verhandelt und kurz vor der Abstimmung wurde dann diese Mitteilung aus der Tasche gezogen!

Nicht, das dies in Heidelberg nicht üblich wäre (s. Stadthalle, Theater), wollte ich dann einen Entwurf der gar nicht so gebaut wird wie er konzipiert wurde, nicht zustimmen.

Allerdings wurde dann – aus Einsicht am merkwürdigen Verfahren – noch beschlossen:“ Das Preisgericht empfiehlt den Stuttgarter Architekten, die Überarbeitung durch ein Gremium, das durch die Mitglieder des Preisgerichtes gebildet wird, bewerten zu lassen.

Das heißt: 1. Volle Ausschöpfung des Bebauungsplanes

2. Wer ist bei dieser Bewertung dabei?

3. Ist der 1. Preis dann noch gerechtfertigt?

4. Bei einer ungenügenden Überarbeitung oder gar Ablehnung – welcher Entwurf kommt dann in Frage?

Fazit:

nach 8-stündiger Sitzung wurde mit 13 zu 2 Stimmen ein Entwurf preisgekrönt von dem man von vornherein weiß, daß er so nicht gebaut wird.

Farce – oder irre ich mich?

Dorothea Paschen