Klimaschutz-Demo am 12. Dezember auf der Alten Brücke
Gerd Guntermann, Mitglied des BUND, hielt auf der Klimaschutz-Demo folgende Rede:
Kürzlich las ich im Zentralorgan der deutschen Autofahrer, der „ADAC-Motorwelt“, ein Interview mit einer Heidelberger Bürgerin, die in ihren jüngeren Jahren im Schwimmsport Weltklasseleistungen erbracht hatte – selbstredend mit dopingaffinen Trainern: Franziska van Almsick. „Verzichten können wir nicht auf das Auto oder das Flugzeug. Ohne sie wäre unser Bewegungshorizont sehr eingeschränkt. Ich fahre gern meinen SUV, da haben die Kinder Platz – und all das, was so in den Kofferraum gehört. In den Urlaub reise ich am liebsten mit dem Flugzeug. Das Auto gibt einem ein Stück Freiheit.“
Was bei solchen leider mehrheitsfähigen Äußerungen klar ist: Der geistige Horizont ist extrem eingeschränkt. Er reicht nicht mal bis zu den Zukunftsaussichten der eigenen Kinder, geschweige denn zur Erkenntnis, dass unser Wohlstand ein gewaltiger Klimakiller ist, der auf dem Unwohlstand von Milliarden anderer Menschen basiert. Wichtige Kulturtechniken wie Vorausschau, Vorausplanung, Verzicht, Bescheidenheit sind unseren reichen Gesellschaften fremd geworden – unter Überlebensgesichtspunkten ein gigantisches Defizit. Die einzige Logik, die derzeit zählt, ist die ökonomische, in der alles einem grenzenlosen wirtschaftlichen Wachstum auf einer begrenzten Welt untergeordnet wird. Diese Logik wird logischerweise in die Hosen gehen.
Bei der menschengemachten globalen Erwärmung haben wir es fatalerweise nicht mit einem Problem an sich zu tun, sondern mit einem Symptom unter vielen: Artensterben, Verlust von Lebensräumen, Überfischung und Übersäuerung der Ozeane und – last but not least – die Ausbeutung von Menschen in ärmeren Ländern. Diese Einzelphänomene haben eine Ursache: Der Verbrauch von zu viel Material für zu viel Konsum, der zu viel Müll und Emissionen produziert.
In der Bibel heißt es treffend: „Nicht an ihren Worten, an ihren Taten werdet ihr sie erkennen.“ Wir – auch in dieser Universitätsstadt – reden von Wissensgesellschaft und praktizieren eine Dummheit, die Menschen ihrer Lebensgrundlagen beraubt, Tiere im Minutentakt aussterben läßt und die Erde verschundet. Die Dopingmittel unserer Wirtschaftsweise funktionieren nicht mehr.
Was jetzt in Paris beschlossen werden müßte, ist das Auslaufen des kapitalistischen Geschäftsmodells wegen Unbrauchbarkeit auf einem begrenzten Planeten!
- Posted by GAL
- On 12. Dezember 2015