Mobilitätsnetz
Mobilitätsnetz für Heidelberg:
es geht um die Straßenbahn in die Altstadt und nicht um eine Straßenbahn in der Altstadt
Seit der Entscheidung, die lukrativste Straßenbahnlinie der HSB in der Hauptstraße zugunsten einer Fußgängerzone abzubauen, fehlt der Altstadt eine benutzerfreundliche, umsteigefreie und umweltverträgliche Anbindung an den ÖPNV des gesamten Stadtgebietes. Diese Anbindung soll im Rahmen des vom Gemeinderat im Mai 2011 beschlossenen Mobilitätsnetzes realisiert werden.
Dabei geht es nicht um eine Straßenbahn in der Altstadt, sondern vielmehr um eine verlässliche, schnelle Verbindung in die Altstadt, z.B. durch die Uni-Linie vom Neuenheimer Feld über Hauptbahnhof- Kurfürsten Anlage- Adenauerplatz zum Uniplatz, oder eine denkbare Linie Eppelheim, Bahnstadt, Hauptbahnhof- Süd-Eingang in die Altstadt. Das macht Sinn, weil die Altstadt das höchste Quell- und Zielaufkommen durch Studierende, Touristen und Gäste in Heidelberg hat.
Schon in den 90er Jahren wurde eine Straßenbahnanbindung der Altstadt diskutiert und drei Trassen geprüft: am Neckarstaden (B37), durch die Hauptstraße und durch die Friedrich Ebert Anlage.
Relativ schnell war klar, dass die Trasse auf der B 37 am Nordrand der Altstadt allerhöchstens den Besuchern der Stadthalle und der Mensa wirkliche Vorteile bringt, die Nachteile jedoch überwiegen. Nachdem feststeht, dass ein Tunnelbau aus finanziellen Gründen nicht realisierbar ist, müsste sich der motorisierte Individualverkehr (MIV) mit der Straßenbahn eine Fahrbahn teilen oder die B 37 müsste in die Friedrich Ebert Anlage verlagert werden. Bei Hochwasser im Bereich Alte Brücke wäre die Passierbarkeit für die Straßenbahn ebenso schwierig wie es jetzt schon für den MIV ist.
Und besonders gravierend: Die Zuschüsse des Bundes würden, da bei der Neubaustrecke keine eigene Trasse zu Verwendung käme, nur in geringem Maße zum Einsatz kommen. Die Nutzen-Kosten-Rechnung kann ebenfalls nicht berauschend ausfallen. Der einzige wirkliche Vorteil läge in der Anbindung der Linie an den Karlstorbahnhof. Da die Zahl der Fahrgäste sich dort als relativ gering darstellt, z. B. im Vergleich zur Nutzerfrequenz am Universitätsplatz (6.000), kann auch dieser Aspekt vernachlässigt werden.
Die Mittelachse, also die heutige Fußgängerzone durch die Hauptstraße wäre ein optimaler Streckenverlauf, wenn da nicht erhebliche Konflikte zu erwarten wären, mit Fußgängern, mit dem Anlieferverkehr aber auch mit der Außenbewirtschaftung. Dazu kommen, vor allem im hinteren Bereich der Hauptstraße Probleme mit dem MIV, den Tiefgarageneinfahrten sowie ungeeigneten Straßenquerschnitten.
Eine kürzlich durch unseren geschätzten Kollegen Wassili Lepanto wieder ins Gespräch gebrachte eingleisige Hauptstraßenvariante mit hübschen historischen Bahnen erfüllt leider nicht unsere Kriterien einer umweltbewussten Mobilität für alle BürgerInnen. Sie entspricht in keiner Weise folgenden Anforderungen: Wirtschaftlichkeit, Anbindung an die vorhandenen Linien, Abbau von Parallelverkehren, Beförderungskapazität, Pünktlichkeit. Sie ist daher auch nicht förderfähig.
In vielen bereits existierenden Gutachten wurde diese Variante immer wieder mit geprüft und aus den genannten Gründen nicht zur Realisierung vorgeschlagen, wie der von der Verwaltung vorgelegten aktuellen Informationsvorlage (DS: 0074/2012/IV) zu entnehmen ist.
Der Zeitpunkt zur Realisierung einer Straba in der Hauptstraße, auch verbunden mit einer Neuordnung des Bismarckplatzes als Drehkreuz des ÖPNV, ist längst überschritten. Vor 15 Jahren, als sich noch sich noch nicht Tisch an Tisch reihte und die Fußgängerfrequenz weit geringer war, hatte diese Idee viele BefürworterInnen, auch die GAL-Mitglieder im Bezirksbeirat Altstadt. Jetzt erscheint uns eine vertiefende Prüfung dieser Variante nicht mehr erforderlich, da sie dem Ziel einer verbesserten Mobilität für alle Heidelberger und Gäste nicht dient, auch bei Beibehaltung der bestehenden Buslinien.
Eine Trasse durch die Ebert-Anlage bringt im Gegensatz zu den beiden anderen Varianten erhebliche Vorteile: Umsteigefreie Wegebeziehungen durch die Uni-Linie ins Neuenheimer Feld, schnelle Verbindung zum Hauptbahnhof, Reduzierung der vorhandenen Buslinien, Aufwertung der Aufenthaltsqualität durch Reduzierung des Durchgangverkehrs. Deshalb wird diese Linienführung von der GAL favorisiert. Die vorliegenden Machbarkeitsstudien könnten Grundlage sein für ein umfassendes Gesamtkonzept, das die überfällige Entlastung des Bismarckplatzes, eine neue Führung des MIV sowie eine Einbeziehung des Adenauerplatzes berücksichtigt. Bereits seit 1998 gibt es Untersuchungen, die die immer wieder vorgebrachten Bedenken, z.B. am Garten der Peterskirche beantworten: Der Abzweig zum Uniplatz könnte durchaus so gebaut werden, dass mit einem engen Kurvenradius eine Minimierung der erforderlichen Eingriffe erzielt werden könnte, auch im Hinblick auf den Erhalt der vorhandenen Bäume.
Die GAL hat in ihrem Programm zu Kommunalwahl 2009 u.a. geschrieben:
„Die Straßenbahnnetze sollen weiter ausgebaut und der Bismarckplatz umgebaut werden. Wir brauchen die Straßenbahn, die als Unilinie das Neuenheimer Feld (durch die Straße im Neuenheimer Feld) mit der Altstadt verbindet …“
Es ist erfreulich, dass nach dem Scheitern der Tunnelpläne auch die Verwaltung auf ein Heidelberger Mobilitätsnetz setzt und eine neue Machbarkeitsstudie zur Straßenbahn durch die Ebert Anlage beauftragt wurde. Die Zeit drängt, da eine Bezuschussung nur erfolgen kann, wenn die Projekte bis 2019 fertig gestellt und abgerechnet sind.
Die bisherigen Planungen entsprechen nicht unseren Vorstellungen, denn wir haben immer Wert darauf gelegt, u.a. das Stadtbild, die Bäume und Lebensqualität zu schützen und zu bewahren .Jetzt wollen wir endlich Varianten vorgelegt bekommen, die auf diese Voraussetzungen eingehen und die vielen von uns und anderen formulierten Fragen und Anregungen berücksichtigen.
Wir, die Grün-Alternative Liste, haben seit unserer Gründung als Bürger- und Wählerliste immer versucht, möglichst viele BürgerInnen anzusprechen, mit zu nehmen und zu beteiligen.
Bürgerbeteiligung wollen wir unbedingt, aber bitte auf der Basis von kreativen und sorgfältigen Planungen und Varianten, die eine transparente Diskussion im Rahmen des beschlossenen Mobilitätsnetzes ermöglichen. Bei diesem gesamtstädtischen Vorhaben ist die Beteiligung und Befragung aller Heidelberger erforderlich und nicht nur die der Altstädter, schon gar nicht nur der Anwohner und Interessenvertreter der Friedrich Ebert Anlage.
Im Juli erwarten wir die Vorlage weiterer Varianten, dann kann den „Leitlinien für Bürgerbeteiligung“ entsprechend das Beteiligungsverfahren formuliert werden.
Gabi Faust-Exarchos, Judith Marggraf, Michael Rosler
- Posted by GAL
- On 30. Mai 2012