“SAGE NEIN zu Krieg – Solidarität mit der Ukraine – Frieden jetzt!“
Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung am 03.03.2022 von der Kundgebung:
Gerd Guntermanns Redebeitrag am Mittwoch 02.03.20022 auf der Kundgebung “SAGE NEIN zu Krieg – Solidarität mit der Ukraine – Frieden jetzt!“
1968 explodierte in der Ukraine bei Tschernobyl ein Kernkraftwerk, mit der Folge tausender Toter und Verstrahlter. Wenige Wochen später standen exakt auf diesem Platz 8000 Menschen – nicht nur gegen Atomkraft demonstrierend, deren Folgen sich auch in Mitteleuropa bemerkbar machten. sondern auch Solidarität zeigend mit den Menschen in der Ukraine und im benachbarten Belarus, vor deren Augen sich das fürchterliche Unglück abspielte. Das sowjetische Regime in Moskau propagierte diese Art der Energiegewinnung damals.
Jetzt überzieht ein Kriegstreiber, auch wieder mit Kommandozentrale in Moskau, die Ukraine mit Krieg, unterstützt von dem Despoten aus Minsk, der bei seinem Volk keinen Stich mehr macht und sich wie der Moskauer Kollege nur mit Gewalt halten kann.
Wieder haben wir es mit einer Katastrophe zu tun – mit Krieg, und wieder droht eine atomare Katastrophe – sei es durch Putins Androhung, Atomwaffen einzusetzen, sei es durch die Einnahme der Atom-Ruine von Tschernobyl oder durch 3 AKWs, die ungeschützt in der Ukraine stehen.
Jahre vor der Atomkatastrophe gab es Ansagen, ernstzunehmende Hinweise darauf. Ansagen gab es auch vor dem aktuellen Krieg: 2014 wurde die ukrainische Krim vom Moskauer Regime annektiert, das Völkerrecht gebrochen. Allein: das wurde schulterzuckend zur Kenntnis genommen nach dem Motto: Es wird ja nicht mehr dazukommen. Damals verschwanden auf der Krim Menschen spurlos, wurden zu Tode gefoltert oder in russische Arbeitslager gesteckt. Der bekannteste Fall war Oleg Senzow, Filmregisseur aus unserer Partnerstadt Simferopol, Hauptstadt der Krim. Gefoltert, zu 20 Jahren Lagerhaft in Sibirien verurteilt, kam er nach 5 Jahren durch einen russisch-ukrainischen Gefangenenaustausch frei. Jetzt hat er sich dem bewaffneten Kampf gegen die russischen Invasoren angeschlossen.
Wie sich an Senzows Beispiel zeigt: dieser Krieg hat eine kommunale Komponente. 2022 jährt sich die Städtepartnerschaft mit Simferopol zum 30. Mal – ohne einen Grund zum Feiern. In den 8 Jahren seit der Annexion wurden die Medien gleich-, Oppositionelle ausgeschaltet, vor allem aus den Reihen politisch aktiver Krimtataren.
Von 1992 bis zur Annexion 2014 war ich im hiesigen Freundeskreis Heidelberg-Simferopol aktiv, auch als 2. Vorsitzender. Nach 2014 trat ich aus, weil der Vorstand und etliche Mitglieder zu einer moskau-affinen Truppe ohne Interesse für Völkerrecht und Menschenrechte mutierten.
Die hämischen Worte einer Vorstandsfrau klingen mir noch in den Ohren: “Es ist doch bekannt, das Amnesty International von den Amerikanern und der Soros-Stiftung finanziert wird!” – Verschwörungstheorien also auch hier.
Ein Jahr nach der Annexion trat die 1. Vorsitzende dieses Vereins im Simferopoler Heidelberg-Haus auf, stolz ein T-Shirt mit Putins Konterfei und dem Schriftzug “Nash Krim!”, “die Krim gehört uns” schwenkend. Gleichzeitig meinte eine meiner kritischen Bekannten dort: “Moskau wird sich auch die restliche Ukraine schnappen!” Wie recht sie doch hatte…
Putins Vorgehensweise verläuft chronologisch wie bei Hitler und Stalin: Beseitigen der Opposition und missliebiger Medien, Gleichschaltung, Unterdrückung der Pressefreiheit, dann Krieg – heute gegen ein Land, das 1994 seine Atomwaffen an Russland übergab und dem dafür Souveränität und Respektierung der Grenzen garantiert wurde. Der aktuelle Kriegsverbrecher verstößt nicht nur gegen diese Abmachungen, er leugnet sogar die nationale Integrität der Ukraine, ja sogar das Recht der Ukrainer auf eigene Kultur.
So wie es Stalin in den 30er Jahren nicht gelungen ist, die Ukrainer durch den Holodomor, den massenhaften, bewusst herbeigeführten Tod durch Hunger mit Millionen von Opfern als Nation zu beseitigen, so wird es auch seinem Verehrer Putin nicht gelingen, die Ukraine in die Knie zu zwingen und zu russifizieren.
Die Ukraine braucht unsere Hilfe, auch privat. Geht auf die Web-Seite der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft Rhein-Neckar, dort seht Ihr, was wir als Bürger konkret machen können.
In den letzten Tagen erreichten mich zahlreiche Angebote von Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge. Vielen Dank dafür!
Stolz bin ich auf meine Nachbarn aus Moskau, Familie mit einer 3-Zimmer-Wohnung, die bereit sind, einer befreundeten ukrainischen Familie aus Lwiv demnächst ein Zimmer abzutreten: “Wir sind nicht so verwöhnt wie die Deutschen, wir haben in Kommunalkas gewohnt, das hat auch funktioniert!”
1840 schrieb der ukrainische Nationaldichter Taras Schewtschenko:
“Unsere Seele, unser Lied
wird nicht sterben, wird nicht verschwinden.
Darin, Leute, liegt unser Ruhm.”
Slawa Ukraini!
- Posted by GAL (ck)
- On 3. März 2022
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